Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Café Leben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am01.10.20221. Auflage
Zwei Frauen, zwei Schicksale - eine bewegende Botschaft. »Café Leben« ist ein außergewöhnlicher Roman über zwei Frauen aus zwei Generationen, die einander ihre Lebensgeschichte erzählen: kraftvoll, eindringlich und voller Hoffnung. Die 32-jährige Henrietta Lockwood führt in Birmingham ein zurückgezogenes Leben mit ihrem Hund Dave. Schon früh hat sie eine Mauer zwischen sich und der Welt errichtet. Das verhilft ihr schließlich zu einem besonderen Job im Hospiz, bei dem man besser nicht ständig in Tränen ausbricht: Henrietta soll todkranken Menschen dabei helfen, die Geschichte ihres Lebens für die Nachwelt aufzuschreiben. Schon bei den ersten Gesprächen mit ihrer Klientin Annie merkt Henrietta, dass die 65-jährige Krebspatientin schlimmen Erinnerungen ausweicht. Ohne die wird ihre Geschichte jedoch nie vollständig sein, und das kann Henrietta nicht hinnehmen. Sie versucht auf eigene Faust herauszufinden, was Annies Schwester vor 46 Jahren zugestoßen ist. Doch um Annie dazu zu bringen, alle Puzzleteile offenzulegen, muss Henrietta etwas tun, was sie noch nie zuvor getan hat: ihre eigene Geschichte erzählen. Ergreifend, ohne rührselig zu werden, schreibt die britische Autorin Jo Leevers über Leben und Tod, über das Erinnern und das Erzählen, das die Macht hat, alte Wunden zu heilen. Ein besonderer Roman, der noch lange nachhallt. Entdecke auch Jo Leevers neuen berührenden Familienroman »In den Augen meiner Mutter« über Mutterschaft, Familiengeheimnisse und trügerische Erinnerungen.

Jo Leevers, geboren und aufgewachsen in London, schreibt für zahlreiche Magazine, u.a. für The Guardian, The Observer, The Telegraph, World Of Interiors und Living. Ihr Spezialgebiet ist Interior Design. Sie hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann und der Hündin Lottie in Kent.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextZwei Frauen, zwei Schicksale - eine bewegende Botschaft. »Café Leben« ist ein außergewöhnlicher Roman über zwei Frauen aus zwei Generationen, die einander ihre Lebensgeschichte erzählen: kraftvoll, eindringlich und voller Hoffnung. Die 32-jährige Henrietta Lockwood führt in Birmingham ein zurückgezogenes Leben mit ihrem Hund Dave. Schon früh hat sie eine Mauer zwischen sich und der Welt errichtet. Das verhilft ihr schließlich zu einem besonderen Job im Hospiz, bei dem man besser nicht ständig in Tränen ausbricht: Henrietta soll todkranken Menschen dabei helfen, die Geschichte ihres Lebens für die Nachwelt aufzuschreiben. Schon bei den ersten Gesprächen mit ihrer Klientin Annie merkt Henrietta, dass die 65-jährige Krebspatientin schlimmen Erinnerungen ausweicht. Ohne die wird ihre Geschichte jedoch nie vollständig sein, und das kann Henrietta nicht hinnehmen. Sie versucht auf eigene Faust herauszufinden, was Annies Schwester vor 46 Jahren zugestoßen ist. Doch um Annie dazu zu bringen, alle Puzzleteile offenzulegen, muss Henrietta etwas tun, was sie noch nie zuvor getan hat: ihre eigene Geschichte erzählen. Ergreifend, ohne rührselig zu werden, schreibt die britische Autorin Jo Leevers über Leben und Tod, über das Erinnern und das Erzählen, das die Macht hat, alte Wunden zu heilen. Ein besonderer Roman, der noch lange nachhallt. Entdecke auch Jo Leevers neuen berührenden Familienroman »In den Augen meiner Mutter« über Mutterschaft, Familiengeheimnisse und trügerische Erinnerungen.

Jo Leevers, geboren und aufgewachsen in London, schreibt für zahlreiche Magazine, u.a. für The Guardian, The Observer, The Telegraph, World Of Interiors und Living. Ihr Spezialgebiet ist Interior Design. Sie hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann und der Hündin Lottie in Kent.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426465509
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.10.2022
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse3475 Kbytes
Artikel-Nr.9138306
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Henrietta

Henrietta Lockwood entscheidet sich für eine Bank, die an der Kreuzung dreier Hauptstraßen steht. Man kann nicht gerade behaupten, dass es ein friedlicher Ort ist, aber er liegt günstig. Von hier aus dürfte es etwa eine Minute zu Fuß zur Rosendale-Beratungsambulanz sein, wo sie in zweiundzwanzig Minuten ein Bewerbungsgespräch hat. Um ganz sicherzugehen, wird sie in zwölf Minuten von der Bank aufstehen.

Es ist Ende Oktober und dementsprechend kühl, doch sie hat nicht die Absicht, für das Privileg, in einem Café zu sitzen, Geld auszugeben. Von ihrer Position aus hat sie ein Café im Blick. Es trägt den Namen Plant Life, was Henrietta für eine unkluge Wahl hält, und hätte sie nicht um zwei Uhr einen Termin, würde sie dem Inhaber auseinandersetzen, worin der Fehler liegt.

Trotz der Temperaturen spürt Henrietta, wie sich an einer Stelle am Rücken der Schweiß sammelt, also beugt sie sich nach vorne, damit er nicht in die Bluse sickert. Das kommt daher, dass sie den Rucksack konsequent auf dem Rücken behalten hat. Zugegeben, der einzige Mensch, der sie auch nur zur Kenntnis genommen hat, war eine schwermütig wirkende Frau, die zwei Chihuahuas ausführte - trotzdem, es gibt immer mehr Raubüberfälle. Henrietta weiß das, weil sie mehrmals in der Woche darüber in den kostenlosen Anzeigenblättern liest.

Die Beratungsambulanz (warum nennt man es nicht einfach das Ich-habe-Krebs-Zentrum, denkt Henrietta) befindet sich im westlichen Flügel eines Krankenhauses in einem exklusiven Teil Londons voller viktorianischer Plätze, Privatgärten und hoher Platanen. Von der Bank aus kann Henrietta das stattliche Gebäude mit der symmetrischen Fassade und den geriffelten Säulen rechts und links von der Glastür sehen. An einer Seite wurde eine Rollstuhlrampe angebracht, was sie wirklich schade findet, da es die Symmetrie stört.

Das Haus mag einen eleganten Eindruck machen, bei den Leuten aber, die ein und aus gehen, ist von allem etwas dabei. Eine spindeldürre Frau in Daunenjacke und sich bauschendem Rock müht sich die Rampe hinauf. Sie klammert sich an den Handlauf, ihr Körper ist merkwürdig gekrümmt. Als sie die Eingangstür erreicht, tritt ein älterer Mann im Kamelhaarmantel zur Seite, um ihr Platz zu machen; mit aschfahlem Gesicht nestelt er an seinen Knöpfen. Die Rosendale-Ambulanz scheint, so muss Henrietta erkennen, nicht der vergnüglichste Arbeitsplatz zu sein.

Die Stellenanzeige war auf den letzten Seiten der Zeitschrift London Review of Books versteckt gewesen. Seit Henrietta unfreiwillig Müßiggang pflegte, hatte sie die vierzehntägliche Lektüre der Kleinanzeigen schätzen gelernt, nicht ohne die mangelnde Ernsthaftigkeit, die dort zur Schau gestellt wurde, zu missbilligen. Yoga oder Schreibworkshops in Griechenland. Leute, die eine Bekanntschaft suchten, um gemeinsam ihrem Interesse an Dichtung, Bergwanderungen »und möglicherweise mehr« nachzugehen. Doch dann hatte sie folgende Annonce entdeckt.


Das Projekt Lebensbuch

Mitarbeiter für Interviews und deren Verschriftung an drei Tagen pro Woche, einschließlich Samstag, gesucht. Kenntnisse in Textverarbeitung und redaktionelle Fertigkeiten sowie Einfühlungsvermögen werden vorausgesetzt. Sechsmonatiger Vertrag mit möglicher Verlängerung, vorbehaltlich der Finanzierung.


Natürlich ist ein befristeter Job alles andere als ideal, aber angesichts eines mit Lücken und abrupt endenden Arbeitsverhältnissen gespickten Lebenslaufs darf Henrietta nicht allzu wählerisch sein. Auch die Sache mit dem Einfühlungsvermögen ist etwas besorgniserregend, weshalb Henrietta in der vergangenen Woche vor dem Spiegel an ihrer Mimik gefeilt hat. Unbeobachtet probte sie im Badezimmer ein breites Lächeln. Es sollte ihr Begrüßungsgesicht sein. Dann legte sie den Kopf schief, um Empathie zu signalisieren. Selbst in ihren eigenen Augen wirkten die Ergebnisse ein wenig beängstigend. Ihr wurde bewusst, wie es dazu kommt, dass Affen als Akt der Aggression die Zähne blecken.

Glücklicherweise sind Henriettas Zähne angenehm ebenmäßig. Sie hat ein rundes Gesicht und kinnlanges Haar, eine Frisur, die ihr im Alter von elf Jahren zuteilwurde und die zu ändern sie nie Veranlassung hatte. Da sie weiß, dass Kleider dabei helfen, einen guten Eindruck zu machen, verbrachte sie einen ganzen Abend damit, die Fusseln von einem schwarzen Rock aus dem Kaufhaus British Home Stores zu entfernen, der ihr im alten Job gute Dienste geleistet hatte. Eine blaue Bluse, die sie vor ein paar Jahren auf eine Anzeige in der Fernsehzeitschrift hin bestellt hatte, ist ihrer Meinung nach angemessen förmlich und doch leger.

Die Zeiger ihrer Timex-Armbanduhr (ein Geschenk zum sechzehnten Geburtstag und immer noch voll funktionstüchtig) besagen, dass es Zeit ist, von der Bank aufzustehen. Henrietta schluckt den vertrauten Kloß im Hals hinunter, setzt ihr Begrüßungsgesicht auf und macht sich in großen Schritten auf den Weg zur Rosendale-Beratungsambulanz.

»Also ...« Etwas willkürlich schiebt die Frau im rosa Pullover Papiere auf dem Schreibtisch hin und her und lässt erkennen, dass sie schlecht vorbereitet ist. Endlich hebt der Rosa Pullover den Blick. »Aha. Henrietta Lockwood. Weshalb halten Sie sich für diese Arbeit geeignet?«

Henrietta räuspert sich. »Ich bin aus verschiedenen Gründen für die Stelle geeignet. Erstens neige ich nicht zu Gefühlsausbrüchen oder Sentimentalität. Zweitens besitze ich ausgezeichnete Qualifikationen im Büromanagement und bin somit gut gerüstet, um die Lebensgeschichten rechtzeitig zu verschriften, bevor die Betroffenen sterben. Drittens mag ich es, eine Deadline zu haben.«

Es entspricht fast Wort für Wort dem, was Henrietta in ihrem Bewerbungsschreiben aufgelistet hat. Doch der Rosa Pullover - »Bitte sagen Sie Audrey« - scheint es nicht zu bemerken. Audrey betrachtet sie durch dicke Brillengläser, die ihr riesige, an einen Fisch erinnernde Glupschaugen verleihen.

»Es ist nicht immer so einfach«, seufzt sie und legt die Hände aneinander. »Aber, nun ja, hier im Projekt Lebensbuch kann emotionale Distanz von Vorteil sein.«

Sie dreht den Computerbildschirm zu Henrietta herum. »Der letzte Teil der Bewerbung ist ein Test zum Korrekturlesen. Es ist die Lebensgeschichte von Kenton, ich habe sie selbst aufgeschrieben. Er ist letzte Woche von uns gegangen, aber den größten Teil konnte ich noch zu Papier bringen. Seine Familie wünscht sich die gedruckten und gebundenen Exemplare seiner Autobiografie rechtzeitig zur Beerdigung. Das ist oft so. Außer wir werden unversehens überrascht ...« Sie verstummt. »Wie auch immer, Sie haben fünfundvierzig Minuten. Kennen Sie die Funktion Änderungen nachverfolgen ?«

Darum hätte sie sich keine Gedanken machen müssen, denn »Änderungen nachverfolgen« gehört zu Henriettas absoluten Lieblingstätigkeiten. Nichts macht sie glücklicher, als Zeichensetzung, Rechtschreibung und Fakten zu korrigieren und dabei ihr überragendes Wissen in Rot herauszustellen. Als Audrey das Zimmer verlässt, ist Henrietta bereits am Tippen, streicht Wörter durch und zieht die Stirn in Falten angesichts des schockierend dürftigen grammatischen Verständnisses.

Als Audrey sie zur Tür begleitet, zeigt sie Henrietta, wo sie die Interviews für die Lebensgeschichten führen wird, sollte sie die Stelle bekommen. Im ersten Augenblick ist Henrietta irritiert, weil sie sich ausgemalt hatte, in einem eigenen Büro zu sitzen, so ähnlich wie das von Audrey, nur mit Fenster. Und einer Zimmerpflanze. Möglicherweise auch mit einem dieser Duftzerstäuber. Doch Audrey deutet auf einen Ecktisch in dem kleinen Café der Ambulanz, gleich neben dem Foyer am Haupteingang.

»Die zwanglose Atmosphäre ist den Leuten lieber. Sie trinken gern ein Tässchen, während sie erzählen«, erklärt Audrey, als Henrietta an den automatischen Schiebetüren steht. Die Glasscheiben ruckeln, versuchen auf- und zuzugehen, und Henrietta ist sich unsicher, ob sie hinaus- und zurück ins Warme treten soll, weil Audrey noch weiterredet.

»Alle nennen es Café Leben, auch wenn es hier oft ums Sterben geht.« Bei Audrey klingt es wie die Pointe eines Witzes, aber Henrietta hält es für besser, den unangemessenen Ton zu ignorieren.

»Ich kann mir vorstellen, dass das Ambiente im Café ein Gespräch erleichtert«, antwortet sie unbewegt und tritt hinaus auf die Steintreppe. »Ich freue mich darauf, in Kürze von Ihnen zu hören«, sagt sie zur geschlossenen Schiebetür.

Es ist eine Erleichterung, den Mief von Handdesinfektionsmittel, alten, ungewaschenen Kleidern und alten, ungewaschenen Menschen hinter sich zu lassen. Henrietta muss sich eingestehen, dass sie der heruntergekommene Eindruck der Rosendale-Ambulanz etwas enttäuscht. Nachdem sie gründlich recherchiert hat, weiß Henrietta, dass das Projekt Lebensbuch von Ryan Brooks finanziert wird, der in den Achtzigerjahren ein Popstar war und dessen Frau an Eierstockkrebs gestorben ist. Mehrfach hat sie sich das Video angesehen, in dem Ryan durch die Rosendale-Ambulanz führt, eine Runde High fives durch das Fernsehzimmer macht und dann mit ernsterem Gesicht von seiner Frau Skye erzählt, die in kürzester Zeit und viel zu jung gestorben war. »Wenn jemand Skye dabei geholfen hätte, ihr Leben aufzuschreiben, dann könnte unser kleines Mädchen es später einmal lesen«, sagt Ryan und schaukelt ein kahlköpfiges Baby mit zerknautschtem Gesicht in den Armen. »Jeder Mensch hat eine Geschichte - und diese Lebensgeschichte sollte erzählt werden.«

Da Henrietta momentan viel Gelegenheit hat, um Radio zu hören und tagsüber fernzusehen, weiß sie, dass Ryan mit...
mehr

Autor

Jo Leevers, geboren und aufgewachsen in London, schreibt für zahlreiche Magazine, u.a. für The Guardian, The Observer, The Telegraph, World Of Interiors und Living. Ihr Spezialgebiet ist Interior Design. Sie hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann und der Hündin Lottie in Kent.