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Der Zorn der Flut

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
592 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am15.11.20221. Auflage
Die Katastrophe, die das Gesicht der Nordseeküste für immer veränderte ... Im Winter des Jahres 1361 ist die Natur besonders unbarmherzig, Wind und Wellen peitschen gegen das Land. Deichbauer Folkert sieht mit Sorge, wie verwundbar der vernachlässigte Flutschutz seine Heimat macht. Doch seine Warnungen verhallen ungehört. Auch sein Bruder Auke sorgt sich mehr um die Herrschaftsansprüche der dänischen Krone. Er kämpft mit allen Mitteln für die friesische Freiheit - und für seine große Liebe Griet. Von der wird als Tochter des dänischen Statthalters erwartet, zum Vorteil der Familie zu heiraten. Soll sie sich fügen? Oder rebellieren? Dann kommt der 16. Januar 1362. Die Deiche brechen. Und nach der Flut ist nichts mehr, wie es vorher war ... Ein Roman über eine der größten Naturkatastrophen, die Deutschland je erschüttert hat: die Marcellusflut von 1362.  Politische und soziale Spannungen, Familienkonflikte, verbotene Liebe - Hendrik Lambertus spinnt ein episches Panorama des mittelalterlichen Frieslands.

Dr. Hendrik Lambertus wurde 1979 geboren und studierte in Tübingen Skandinavistik, ältere Germanistik und Indologie, anschließend promovierte er mit einer Arbeit über die spätmittelalterliche Literatur Islands. Noch heute beschäftigt er sich im Zuge seiner wissenschaftlichen Lehrtätigkeit mit alten Texten aus verschiedenen Kulturräumen, was ihm ebenso als Inspiration für sein eigenes Schreiben dient. Seit 2011 betreibt er als freiberuflicher Schreibcoach die Schreibwerkstatt 'Satzweberei' und veröffentlicht Bücher in unterschiedlichen Genres. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Bremen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie Katastrophe, die das Gesicht der Nordseeküste für immer veränderte ... Im Winter des Jahres 1361 ist die Natur besonders unbarmherzig, Wind und Wellen peitschen gegen das Land. Deichbauer Folkert sieht mit Sorge, wie verwundbar der vernachlässigte Flutschutz seine Heimat macht. Doch seine Warnungen verhallen ungehört. Auch sein Bruder Auke sorgt sich mehr um die Herrschaftsansprüche der dänischen Krone. Er kämpft mit allen Mitteln für die friesische Freiheit - und für seine große Liebe Griet. Von der wird als Tochter des dänischen Statthalters erwartet, zum Vorteil der Familie zu heiraten. Soll sie sich fügen? Oder rebellieren? Dann kommt der 16. Januar 1362. Die Deiche brechen. Und nach der Flut ist nichts mehr, wie es vorher war ... Ein Roman über eine der größten Naturkatastrophen, die Deutschland je erschüttert hat: die Marcellusflut von 1362.  Politische und soziale Spannungen, Familienkonflikte, verbotene Liebe - Hendrik Lambertus spinnt ein episches Panorama des mittelalterlichen Frieslands.

Dr. Hendrik Lambertus wurde 1979 geboren und studierte in Tübingen Skandinavistik, ältere Germanistik und Indologie, anschließend promovierte er mit einer Arbeit über die spätmittelalterliche Literatur Islands. Noch heute beschäftigt er sich im Zuge seiner wissenschaftlichen Lehrtätigkeit mit alten Texten aus verschiedenen Kulturräumen, was ihm ebenso als Inspiration für sein eigenes Schreiben dient. Seit 2011 betreibt er als freiberuflicher Schreibcoach die Schreibwerkstatt 'Satzweberei' und veröffentlicht Bücher in unterschiedlichen Genres. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Bremen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644012349
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum15.11.2022
Auflage1. Auflage
Seiten592 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4602 Kbytes
Artikel-Nr.9141016
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Teil 1 Winterstürme

1361
Erstes Kapitel

Grau und schwer hing der Himmel über den Uthlanden, ein wolkenzerfurchter Spiegel der nahen See. Der Wind trieb Graupelregen vor sich her und einen Hauch von jener Winterkälte, die schon bald auf den Herbst folgen würde. Ein Herdfeuer in einer warmen, rauchigen Halle war an solch einem Abend verlockender als die Freuden des Paradieses.

Dennoch verharrte Auke ungerührt in der Kälte und zog seinen Wollmantel fester um die Schultern, wie er es schon unzählige Male zuvor getan hatte. Es brauchte mehr als Wind und Regenschauer, um einen Bewohner der nordfriesischen Marschen kleinzukriegen.

Auke war sogar dankbar für die Wolkenbänke, die das Land in trübes Zwielicht tauchten. Für das, was er vorhatte, konnte er kein helles Licht gebrauchen - und auch der Herrgott schaute am besten nicht auf seine Tat herab.

Neben ihm schnaubte der lange Eyk missmutig, als ihm eine Bö den Regen ins Gesicht peitschte. Er war ein hagerer Kerl mit rotblondem Bart und Hakennase, der Auke um einen guten Kopf überragte. Eine wuchtige Axt ruhte in seiner Pranke. «Wo bleiben diese Torfköpfe denn?»

«Sie werden uns schon nicht versetzen», erwiderte Auke und zwang sich zu einem spöttischen Grinsen. «Das wäre schließlich kein höfisches Benehmen, oder was meint ihr?»

Nervöses Gelächter ertönte ringsum. Ein gutes Dutzend Gestalten duckte sich zusammen mit Auke in den Schatten: allesamt Söhne und Knechte der Freibauern des Umlands. Sie waren in dunkle Wöbbe-Kleidung gehüllt, dem festen Wollzeug der Friesen. Manche von ihnen trugen Speere, andere Knüppel, Äxte oder Dolche.

«Gebe Gott, dass du recht hast, Auke Feddersen», brummte Eyk. Dass er Aukes Vatersnamen aussprach, war kein Zufall, sondern eine unverhohlene Forderung. Er wies damit darauf hin, dass Auke der Sohn und Erbe des Großbauern Fedder vom Woge-Hof war, eines der mächtigsten Landbesitzer in diesem Teil der Marschen. Aus diesem Grund folgten die anderen ihm - und sie erwarteten, dass alles verdammt noch mal so lief, wie er es ihnen gesagt hatte. Auke trug die Verantwortung.

«Sie werden gleich hier sein», bekräftigte er und verbarg seine Anspannung weiter hinter einem zuversichtlichen Lächeln. Es war seine Aufgabe, Stärke zu zeigen, damit keiner von den anderen einknickte.

Die Männer kauerten sich an die Flanke der alten Klosterwarft. Auf dem Hügel, der zum Schutz vor Überflutungen aufgeschüttet worden war, hatten früher mehr oder weniger fromme Mönche gelebt. Doch das Kloster war schon lange verlassen, und die Witterung hatte die Flechtwerk-Wände der Wohnhäuser abgetragen. Lediglich die Backsteinmauern der kleinen Kapelle ragten noch in den Abendhimmel. Ihre leeren Fenster starrten Auke vorwurfsvoll an.

Weiter vorne führte ein schlammiger Dammweg direkt an der Klosterwarft vorbei, flankiert von Entwässerungsgräben und Weidezäunen aus Haselruten, die um Pflöcke in der Erde geflochten waren. Für jemanden, der sich von landeinwärts aus näherte, waren Auke und die anderen hinter der Warft verborgen.

«Vielleicht haben die Feiglinge etwas gewittert und nehmen jetzt einen anderen Weg», flüsterte der kurze Harro vom Westerhof, während er nervös seinen Speer von einer Hand in die andere wandern ließ.

Auke straffte sich. Es war an der Zeit für ein paar deutliche Worte. Sobald einer zu murren anfing, würde sich Unsicherheit breitmachen.

Er öffnete den Mund zu einer strengen Erwiderung - da tönte ein Pfiff durch das Abenddunkel. Er kam von oben, vom Backstein-Skelett der Kapelle. Lüder, ihr Ausguck, gab das vereinbarte Zeichen!

«Haltet euch bereit», zischte Auke.

Er griff an seinen Gürtel und zog seine Waffe: ein Malchus, ein kurzes Schwert mit breiter, an der Spitze abgerundeter Klinge. Malchus war einer jener Söldlinge gewesen, die einst den Heiland im Garten Getsemani festgesetzt hatten. Der Jünger Petrus hatte seinen Meister verteidigt und Malchus im Kampf ein Ohr abgeschlagen. Nun, Auke hatte vor, seinen Malchus heute ähnlich geschickt einzusetzen ...

Jetzt konnte er bereits flackernde Lichter erkennen, die sich näherten. Der Wind trug Fetzen von Stimmen und Pferdeschnauben heran. Metall klirrte, Wagenräder knarrten. Eine größere Gruppe zog die Straße entlang. An der Spitze waren drei Berittene zu erkennen, dahinter rumpelten zwei schwere Ochsenwagen, beschirmt von Bewaffneten zu Fuß. Laternen mit Scheiben aus dünn geschliffenem Horn waren an den Kutschböcken befestigt, ihr Schein wanderte durch die Abenddämmerung wie die Lichter ruheloser Seelen.

Der vorderste Reiter trug einen schweren, tiefrot gefärbten Mantel, und sein Pferd war eine knappe Elle größer als die anderen Reittiere. Unter dem Mantel schimmerten die Ringe einer Rüstung hervor: ein Kettenpanzer, an den Gelenken verstärkt durch bewegliche Plattenteile. An der Seite des Reiters hing ein langes, gutes Schwert, in der rechten Hand trug er eine Lanze mit einem Banner.

Auke kannte das Wappen darauf nur zu gut: drei blaue Löwen übereinander auf gelbem Grund. Sie waren von einem Teppich aus roten, oben leicht eingedellten Tupfen umgeben. Er schnaubte mit grimmiger Belustigung. Die Dänen behaupteten zwar, dass das Seerosenblätter waren. Für ihn aber war das Banner des Dänenkönigs Valdemar übersät mit Herzchen.

Auch den Mann, der das Königsbanner führte, kannte Auke, zumindest vom Hörensagen. Es sprach sich herum, wenn sich ein leibhaftiger Ritter in die Uthlande verirrte. Herr Oluf von Dyre war gekommen, um für seinen König den Plogpennig von den friesischen Freibauern im Edomsharde-Bezirk einzutreiben - der Pflugpfennig war eine Landsteuer, mit der König Valdemar seine zahlreichen Kriegszüge zu finanzieren pflegte. Das taten die Dänen regelmäßig, so auch in diesem Herbst im Jahre des Herrn 1361.

«Was für ein Gockel», brummte Auke, während Herr Oluf den Zug in vollem Ornat anführte, als wäre es eine unheimlich wichtige Sache, eine Fahne zwischen Schafen und Deichen spazieren zu tragen. Immerhin verzichtete der Ritter aus Bequemlichkeit auf seinen Helm und trug nur eine wattierte Haube, sodass sein Gesicht zu erkennen war: Herr Oluf war ein älterer Mann mit einem dunklen Vollbart. Die Hundsgugel mit dem schnabelartig-spitzen Visier musste ein schlaksiger Hänfling für ihn tragen, der hinter ihm ritt, vermutlich sein Knappe.

Inzwischen hatte der Zug die Klosterwarft fast erreicht. Die Männer rings um Auke verlagerten unruhig ihr Gewicht. Lange durfte er den Angriff nicht mehr hinauszögern, sonst würde irgendjemand vor Anspannung etwas Dummes tun. Aber noch war der Zeitpunkt nicht ideal. Die Fuhrwerke mussten ein bisschen näher herankommen und die Klosterwarft passieren, damit Auke dem Zug mit seinen Leuten in die Flanke fallen konnte ...

Auke presste die Lippen zusammen, als sein Blick auf den rückgratlosen Kerl fiel, der dicht bei Herrn Oluf ritt, kaum eine halbe Pferdelänge hinter ihm. Er war ziemlich jung, nicht älter als er selbst, und trug einen dunkelblonden Kinnbart. Der Kragen seines Mantels war mit Pelz besetzt, und auch er führte ein Schwert. Das war Owe, der Sohn des Großbauern Ingmar, der das Umland als Staller für den dänischen König verwaltete.

Ingmars Sippe war die einzige in der Gegend, die noch mächtiger als Aukes Familie war. Das machte Owe zu Aukes natürlichem Konkurrenten - das und der Umstand, dass Owe ein Angeber war, der sich nur zu gerne bei den dänischen Oberherren anbiederte. Früher hatte Auke Ingmars Leute dafür gehasst. Doch nun gab es da etwas, das alles änderte ...

Er wischte den Gedanken beiseite und konzentrierte sich ganz auf die Aufgabe, die vor ihnen lag. Der Ritter hatte vier Waffenknechte dabei, die sich dicht bei den Karren hielten. Die Männer auf den Kutschböcken waren Knechte aus dem Gefolge des Stallers. Sie trugen keine Rüstungen, waren jedoch ebenfalls bewaffnet.

Grimmig lächelte Auke. Es würde dem dänischen Edelmann bestimmt nicht schmecken, dass hier einfache Bauern mit Waffen einherzogen. Aber er hatte es mit freien Königsfriesen zu tun. Und Auke würde ihm gleich zeigen, dass die sich nichts gefallen ließen - auch nicht vom dänischen König!

Der Zug passierte den Schatten der Warft. Auke vergewisserte sich, dass sein Wollschal fest vor dem Gesicht saß und seine Züge verhüllte. Dann hob er seinen Malchus. Das war das Angriffssignal!

Grölend und heulend, wie eine Horde nächtlicher Dämonen, stürmten Aukes Leute hinter der Klosterwarft hervor und schwärmten in Richtung Straße aus.

Sofort brach Hektik in dem Wagenzug aus, als hätte man in einen Ameisenbau getreten. Männer riefen Befehle, Waffen wurden gezogen, Pferde wieherten. Auke aber brüllte aus voller Kehle, ließ sich von der Kraft des Ansturms vorantreiben, ein starker Arm unter vielen. Wie eine Flutwelle würden sie über die Eindringlinge hinwegspülen!

Zu seiner Linken lief der lange Eyk direkt auf einen der Ochsenkarren zu, die Axt in der schwieligen Hand. Da näherten sich schwere Hufschläge von der Seite. Der Rittersmann hatte sich als Erster von dem Schreck erholt. Er wendete sein Ross in einer scharfen Kehre und galoppierte nun auf Eyk los. Dieser wirbelte herum. Drohend reckte er dem Ritter seine Axt entgegen, schrie eine Herausforderung, die im allgemeinen Lärm unterging. Herr Oluf verlangsamte nicht einmal sein...
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Autor

Dr. Hendrik Lambertus wurde 1979 geboren und studierte in Tübingen Skandinavistik, ältere Germanistik und Indologie, anschließend promovierte er mit einer Arbeit über die spätmittelalterliche Literatur Islands. Noch heute beschäftigt er sich im Zuge seiner wissenschaftlichen Lehrtätigkeit mit alten Texten aus verschiedenen Kulturräumen, was ihm ebenso als Inspiration für sein eigenes Schreiben dient. Seit 2011 betreibt er als freiberuflicher Schreibcoach die Schreibwerkstatt "Satzweberei" und veröffentlicht Bücher in unterschiedlichen Genres. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Bremen.