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Der alte Mann und der Tod - Regionale Morde: 2 Küsten-Krimis: Krimi-Reihe

Bärenklau Exklusiverschienen am01.07.2022
Dort leben, wo andere Urlaub machen, wer wünscht sich das nicht ...
Für viele ein Traum, der niemals in Erfüllung gehen wird, für einige ein Traum, der in Erfüllung geht, die Erwartungen und Hoffnungen jedoch enttäuscht werden und für sehr wenige ein Traum, der zum Albtraum wird und manchmal sogar mit dem Tod endet. Niemand möchte wie in TOD IN DER NEBELBANK mit dem Boot aufs Meer hinausfahren und von dort nicht zurückkehren, weil man im Nebel dem Tod begegnet ist oder wie in DER STORCH BRINGT NICHT NUR KINDER in der Nähe der wunderschönen Küstenstadt Kolberg spazieren gehen und schneller tot sein, als man um Hilfe rufen kann. Aber Mörder nehmen keine Rücksicht und schon gar nicht auf die Wünsche ihrer Opfer, die ihnen bei der Umsetzung ihrer Pläne in die Quere kommen ...



Hans-Jürgen Raben ist ein deutscher Autor auf den Gebieten Krimi, Horror und Science-Fiction.
Rainer Keip ist ein deutscher Autor.
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Produkt

KlappentextDort leben, wo andere Urlaub machen, wer wünscht sich das nicht ...
Für viele ein Traum, der niemals in Erfüllung gehen wird, für einige ein Traum, der in Erfüllung geht, die Erwartungen und Hoffnungen jedoch enttäuscht werden und für sehr wenige ein Traum, der zum Albtraum wird und manchmal sogar mit dem Tod endet. Niemand möchte wie in TOD IN DER NEBELBANK mit dem Boot aufs Meer hinausfahren und von dort nicht zurückkehren, weil man im Nebel dem Tod begegnet ist oder wie in DER STORCH BRINGT NICHT NUR KINDER in der Nähe der wunderschönen Küstenstadt Kolberg spazieren gehen und schneller tot sein, als man um Hilfe rufen kann. Aber Mörder nehmen keine Rücksicht und schon gar nicht auf die Wünsche ihrer Opfer, die ihnen bei der Umsetzung ihrer Pläne in die Quere kommen ...



Hans-Jürgen Raben ist ein deutscher Autor auf den Gebieten Krimi, Horror und Science-Fiction.
Rainer Keip ist ein deutscher Autor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754650523
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
SpracheDeutsch
Dateigrösse353
Artikel-Nr.9146032
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

 

 

Berlin-Lichtenberg, Normannenstraße, 15. Januar 1990

 

Die Menschenmenge wuchs rasch an. Ganze Pulks strömten von allen Seiten heran, in ein Areal, das bis vor kurzer Zeit noch ein Sperrgebiet gewesen war. An dem Gebäudekomplex waren die Menschen möglichst rasch vorbeigegangen, argwöhnisch beobachtet von den Wachen, die dort standen. Hier befand sich das Ministerium für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik, kurz Stasi genannt. Die vor wenigen Wochen erfolgte Umbenennung in Amt für Nationale Sicherheit hatte bei den Bürgern wenig bewirkt. Der Hass auf die riesige Behörde mit ihren hunderttausenden von Spitzeln war ungebrochen.

Der Mann auf der anderen Seite der Ruschestraße hatte sich in den Schatten eines Baumes zurückgezogen, um der vorbeihastenden Menge nicht im Weg zu stehen. Seine Hände hatte er tief in den Taschen seines langen Wintermantels vergraben. Auf dem Kopf trug er eine Pelzmütze, die er bis zu den Ohren heruntergezogen hatte. Der Mann war nicht älter als Mitte bis Ende dreißig, breitschultrig und schlank, soweit man das unter dem dicken Mantel erkennen konnte. Der Blick aus seinen grauen Augen glitt über die Menge, als würde er etwas Bestimmtes suchen.

Der Lärm der vielen Menschen schwoll an, und einige rüttelten bereits an den Gitterstäben der breiten Tordurchfahrt, durch die man in den Innenhof gelangte. Die dahinter stehenden Uniformierten wirkten verängstigt. Für die meist jungen Männer war eine Welt zusammengebrochen, und sie wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten.

Die wenigen Soldaten werden diese Menschen nicht aufhalten, dachte der Mann. Auf diesen Augenblick haben sie schon viel zu lange gewartet. Sie haben ihre Angst verloren. 

Und ich darf jetzt auch nicht länger warten!

Mit einem Ruck löste er sich aus seiner Starre und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Er sah in die Gesichter der Menschen, deren früherer Ausdruck von Resignation durch Entschlossenheit und Mut ersetzt worden war. Noch hielten sie Abstand von dem Gitter, doch ihre Rufe wurden immer lauter.

Der Mann beschleunigte seine Schritte. Hatte er zu lange gewartet? Die letzten Meter musste er sich gewaltsam durch die Menschenmasse drängen, bis er den seitlichen Personeneingang erreichte. Er drückte seinen Ausweis gegen die Stahlstäbe, der Posten dahinter nickte kurz, öffnete rasch das kleinere Gitter, sodass er hindurchschlüpfen konnte, und schlug es wieder zu, ehe die Menge überhaupt mitbekam, was vor sich ging.

Der Mann stand auf einem weiten Innenhof und sah sich um. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Erste aus der immer größer gewordenen Menschenmasse das Tor überwand. Dann würde es keinen Halt mehr geben. Niemand in diesem riesigen Gebäudekomplex hatte einst damit gerechnet, dass es eines Tages so weit kommen würde. Sie hatten doch alles im Griff! Schild und Schwert der Partei nannten sie sich.

Vielleicht wäre es besser gewesen, dachte der Mann, wenn sich die Organisation als Schild und Schwert der Bürger des Staates verstanden hätte. 

Ihr Wappen zeigte ein hoch gerecktes Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett und die daran befestigte Staatsflagge. Ein hohles Symbol, denn niemand traute sich, einen Befehl zum Einsatz der Waffen zu geben. Eigentlich gab es überhaupt keine Befehle mehr und die einst gefürchteten Offiziere der Staatssicherheit waren damit beschäftigt, Akten zu vernichten.

Er zögerte nicht länger. Mitarbeiter in Uniform oder in Zivil hasteten über den Platz und verschwanden in einem der Eingänge. Die allgemeine Nervosität war deutlich zu spüren. Der Mann beschleunigte seine Schritte. Niemand achtete auf ihn. In dieser Situation war jeder mit seinen eigenen Problemen beschäftigt.

Der Mann war überzeugt, dass dies der Anfang vom Ende war. Nein, angefangen hatte es schon früher! Die einst mächtige und gefürchtete Organisation war in Auflösung begriffen, und es würde nicht mehr lange dauern, bis auch die letzten Linientreuen ahnten, dass es Zeit wurde, belastende Unterlagen zu vernichten und sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Der Mann hatte sein Ziel erreicht, einen wenig benutzten Seiteneingang. Der Wachtposten, der normalerweise hier saß und die Ausweise kontrollierte, war verschwunden. Hier gab es keinen Fahrstuhl, und er eilte die schmale Treppe empor, die üblicherweise wenig genutzt wurde. Er war nicht außer Atem, als er das Stockwerk erreichte, in dem sich sein eigenes Büro befand, mitten im Herzen des Spionageapparats der DDR, der Hauptverwaltung Aufklärung. Er selbst war in der Abteilung A II beschäftigt, zuständig für die Einsätze der Kundschafter in Parteien und anderen Organisationen der Bundesrepublik.

In einigen Zimmern brannte Licht, und er sah Kollegen, die Aktenstapel in kleine fahrbare Boxen luden. Er lächelte, weil er wusste, dass all diese Maßnahmen keinen Sinn mehr hatten. Die riesigen Aktenberge, die in diesem Ministerium gesammelt waren, ließen sich nicht so ohne Weiteres vernichten. Die Menschenmenge vor den Toren würde das zu verhindern wissen, wenn sie bald den letzten Respekt verloren und das Gebäude stürmten.

Eine Tür flog weit auf, und ein anderer Mann erschien, mit dem er fast zusammengeprallt wäre.

»Michael«, begrüßte ihn der andere. »Was machst du denn hier? Ich dachte, du hast heute frei.«

Der Mann hatte seine Uniformjacke geöffnet, seine Haare wirkten zerzaust, und er schwankte leicht. Eine Alkoholfahne umwehte ihn. Er war, wie auch der späte Besucher, ebenfalls im Rang eines Majors, wenn auch dienstälter. Aus dem Raum drangen Gelächter und Stimmengewirr.

»Ich habe nur etwas vergessen, das ich rasch hole«, sagte der Mann und wollte sich an dem anderen vorbeidrängen.

Sein Kollege hielt ihn fest. »Wie sieht es draußen aus? Es heißt, die Volksarmee sei schon im Anmarsch, eine ganze Panzerdivision. Stimmt das?«

Der Neuankömmling schüttelte nur den Kopf. »Das weiß ich nicht.«

»Es gibt keine Befehle.« Die Stimme klang jetzt weinerlich. »Die Vorgesetzten sind nicht zu erreichen ⦫

»Bewahren Sie Haltung, Genosse«, sagte der Mann und befreite seinen Arm aus der Hand des anderen. Er eilte weiter und drehte sich nicht um.

Ein neugieriger Kollege fehlte ihm jetzt gerade noch!

Der Mann öffnete die Tür zu seinem eigenen Büro und drückte sie rasch hinter sich wieder zu. Der Schein der Schreibtischlampe reichte für seine Zwecke. Sein Blick streifte die Uniform, die auf einem Bügel an einem Garderobenständer hing. Er hatte sie nur zu offiziellen Anlässen getragen. Ein schmerzlicher Ausdruck glitt über sein Gesicht, als er daran dachte, wie er die Schulterstücke eines Majors zum ersten Mal tragen durfte. Die silberfarbenen Schnüre auf der bordeauxroten Unterlage mit dem goldfarbenen Stern - er war so stolz gewesen!

Er riss sich von dem Anblick los und schloss die unterste Schublade seines Schreibtisches auf. Er atmete erleichtert aus, alles noch da. Er hob die fünf dünnen Aktenmappen heraus und legte sie auf den Schreibtisch. Er erstarrte für einen Moment, als er aufgeregte Stimmen auf dem Gang hörte. Doch sie galten nicht ihm. Keine Gefahr, sie verloren sich schon in der Ferne. Und der Genosse, dem er begegnet war, wollte sicher nur zur Toilette.

Er betrachtete die Aktendeckel und fächerte sie auf. Die fette Aufschrift »Streng Geheim« war nicht zu übersehen. Diese Akten durften überhaupt nicht in seinem Büro sein! Außerhalb der Dienststunden mussten sie in das gesicherte Archiv zurückgegeben werden. Als sich inmitten des allgemeinen Chaos die Möglichkeit geboten hatte, die Mappen zu behalten, hatte er die Chance genutzt.

Soweit er sich erinnerte, war dies sein erster ernsthafter Verstoß gegen die Dienstvorschriften. Noch vor kurzer Zeit hätte er so etwas nicht gewagt. Zu tief war die Angst vor den Konsequenzen gewesen. Doch heute hatte er eine Grenze überschritten.

Er lachte auf. Die jahrelang gesicherten und nahezu unüberwindbaren Grenzen der DDR waren ohnehin weit geöffnet, da kam es auf diese auch nicht mehr an.

Er schlug die Mappen kurz auf, um sich zu vergewissern, dass alles vorhanden war. Das erste Blatt enthielt jeweils ausführliche Angaben zu einer Person sowie ein angeklammertes Farbfoto. Dahinter gab es Kopien der ausgetauschten Nachrichten, technische Einzelheiten zu Übergabeorten und Kennworten, Anlaufadressen und vieles weitere.

Fünf Mappen, fünf Lebensläufe, fünf Fotos.

Fünf Schicksale.

Der Mann schob die Akten unter seinen weiten Mantel, löschte das Licht, horchte kurz und verschwand auf dem Gang, der zur Hintertreppe führte. Er hatte es jetzt sehr eilig.

Es gab kein Zurück mehr. Wenn man ihn jetzt mit diesen Unterlagen erwischte, war es aus mit ihm, trotz der Menschen vor den Toren, trotz der Endzeitstimmung, die sich breitgemacht hatte, trotz der betrunkenen Genossen in den Nachbarbüros und trotz seiner Verdienste.

Nein, diese Tat würde man ihm nicht verzeihen!

Diese Unterlagen durften auf keinen Fall das Gebäude verlassen. Das war ein ehernes Gesetz der Organisation, für die er ein Leben lang gearbeitet hatte.

Der Major verdrängte seine letzten Zweifel und konzentrierte sich auf sein Ziel.

Er nahm den gleichen Weg, den er gekommen war, und er verließ unbemerkt den Gebäudekomplex, als die ersten Menschen auf den Hof strömten. Es war der unvergessliche Tag, an dem die Stasizentrale vom Volk gestürmt wurde, am fünfzehnten Januar 1990.

Mit fünf Schicksalen unter seinem Mantel nahm der Mann den...
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