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Die Konferenz

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am07.09.20221. Auflage
Spannend, blutig, unvergesslich: Der neue Horror-Thriller von Spiegel-Bestseller-Autor Mats Strandberg.  Es sind große Zeiten für die kleine Gemeinde: In Kolarängen soll ein prestigeträchtiges Einkaufszentrum gebaut werden. Am Tag vor der Grundsteinlegung treffen sich die Planer in einem idyllischen Hotel am See, um die letzten Dinge zu besprechen. Eine kleine Konferenz unter Kollegen, in entspannter Atmosphäre, nichts weiter. Doch nach und nach kommen Konflikte und Intrigen zum Vorschein - und als die Nacht hereinbricht, gibt es den ersten Toten. Bis zum Morgengrauen wird die Erde von Blut gesättigt sein, denn ein Mörder macht Jagd auf die Tagungsgäste. »Mats Strandberg ist der schwedische Stephen King.« Dagens Nyheter

Mats Strandbergs Horror-Debüt »Die Überfahrt« wurde in Schweden wie in Deutschland zum Überraschungsbestseller und machte ihn auf einen Schlag berühmt. Mit »Das Heim« und »Die Konferenz« hat sich Strandberg erneut auf alle skandinavischen Bestsellerlisten geschrieben.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextSpannend, blutig, unvergesslich: Der neue Horror-Thriller von Spiegel-Bestseller-Autor Mats Strandberg.  Es sind große Zeiten für die kleine Gemeinde: In Kolarängen soll ein prestigeträchtiges Einkaufszentrum gebaut werden. Am Tag vor der Grundsteinlegung treffen sich die Planer in einem idyllischen Hotel am See, um die letzten Dinge zu besprechen. Eine kleine Konferenz unter Kollegen, in entspannter Atmosphäre, nichts weiter. Doch nach und nach kommen Konflikte und Intrigen zum Vorschein - und als die Nacht hereinbricht, gibt es den ersten Toten. Bis zum Morgengrauen wird die Erde von Blut gesättigt sein, denn ein Mörder macht Jagd auf die Tagungsgäste. »Mats Strandberg ist der schwedische Stephen King.« Dagens Nyheter

Mats Strandbergs Horror-Debüt »Die Überfahrt« wurde in Schweden wie in Deutschland zum Überraschungsbestseller und machte ihn auf einen Schlag berühmt. Mit »Das Heim« und »Die Konferenz« hat sich Strandberg erneut auf alle skandinavischen Bestsellerlisten geschrieben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104915081
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum07.09.2022
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse3773 Kbytes
Artikel-Nr.9165643
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Es heißt, am Fuß des Berges, wo heute der Vorplatz des Tagungshotels liegt, hätten einst Birger Jarls Männer gegen ein Heer der Folkunger gekämpft. Metall schlug gegen Metall. Pferde wieherten panisch. Blut tränkte den Boden. Jetzt ist es gleich halb neun, an einem Septembermorgen 2019, und frisches Blut ist in die Erde gesickert, hat sich mit dem Regen der Nacht vermischt.

Das rot gestrichene dreigeschossige Haus steht hier seit zweihundert Jahren und ruht auf den Überresten eines noch älteren Gebäudes. In der Eingangshalle hängt die Kopie eines Dokuments aus dem 17. Jahrhundert an der Wand, das einen Gasthof namens Kålarsjöns krogh erwähnt. Die geblümte Tapete ist neu, aber auf Retro getrimmt.

Daneben hängen Schwarz-Weiß-Fotografien von Köhlern, aufgereiht vor ihren Meilern am Ufer des langgestreckten Sees, des Kolarsjön, stehend. Die Augen in ihren verrußten, faltigen Gesichtern scheinen zu glühen. Auf einigen Bildern sind die Männer nur als Silhouetten zu erahnen, eingehüllt in dicken Rauch.

Es schließen sich die ersten Aufnahmen aus den Glanzzeiten des Gasthofs an, als das alte Jahrhundert noch jung ist. Ein überbordendes Weihnachtsbuffet, rundherum ernst dreinblickende Kellnerinnen. Krocketpartien am See. Eine Gruppe Männer posiert in gestreiften Badeanzügen im Wasser. Ein Felsen im Hintergrund, der sanft zum See hin abfällt. Dicht stehendes Schilfrohr. Dampfschiffe auf dem Strömsholm-Kanal, auf ihrem Weg von den Bergwerken in Mittelschweden bis zum Mälaren westlich von Stockholm.

Die bebilderte Zeitreise geht weiter. Eine Rosskastanie wächst mitten auf der Wiese heran, ein Feuerwerk aus hellen Blüten im Frühjahr. Im Spätsommer spielen Kinder mit den Früchten des Baums, giftige Schätze in stacheliger Hülle. Noch später im Jahr verwandeln sich die steilen Berghänge vor dem Gasthof in Skipisten, bedeckt von blendend weißem Schnee. Es ist Nachkriegszeit. Die Menschen vor den Kameras stehen nicht länger still, sie werden in der Bewegung eingefangen. Fahren nebeneinander auf Holzskiern, halten sich lachend an den Händen. Gleiten auf Schlittschuhen über den See. Kinder braten Würstchen über der Feuerstelle am Wasser, bauen einen Schneemann neben dem Spielhaus. Im Sommer tanzt man um die Mittsommerstange und trinkt Kaffee auf dem neu erbauten Balkon auf der Rückseite des Hauses. Er bietet einen herrlichen Ausblick über den großen Garten und den See, wo immer seltener Schiffe vorüberziehen. Züge und Autos haben inzwischen die Gütertransporte übernommen, und es ist die Rede davon, den Strömsholm-Kanal nicht mehr zu nutzen.

Doch die Gemeinden schließen sich zusammen und setzen ihn wieder ordentlich instand. Zu Beginn der Siebzigerjahre schippern Touristenboote statt Lastschiffen auf dem Kolarsjön vorbei. Und an einem Winterwochenende strömen über fünftausend Besucher auf die Skipisten. Die Besitzer des Gasthofs entschließen sich, aufs Ganze zu gehen. Sie fällen Bäume und entfernen das Haseldickicht entlang des Seeufers, auch das Schilf muss weichen. Am Wasser errichten sie dann neun stugor, kleine Schlafhütten, ebenfalls rot gestrichen mit weißen Hausecken und Fensterrahmen. Davor ein gemeinsames Holzdeck, das auf Pfeilern im Uferwasser steht. Ein Stück davon entfernt legt man einen einfachen Badesteg an. Zum ersten Mal erhält der Ort den Namen Kolarsjöns Stugby.

Dann kommen die Achtziger und mit ihnen solariumgebräunte Wintertouristen mit aufgebauschten Frisuren. Die Gäste werden immer weniger, was man auf den Bildern allerdings nicht sieht. Die Winter werden mit jedem Jahr unzuverlässiger, und die Besucher werden an andere Orte gelockt, mit größeren Pisten und Schneekanonen. Und hiermit enden die Fotografien.

Die Liftanlage schloss damals. Auf den Pisten breitete sich ungehemmt das Heidekraut aus. Auch die Sommertouristen kehrten dem Ort den Rücken, als an einem weniger abgelegenen See Wasserrutschen gebaut wurden. Ende der Neunzigerjahre wurde das Haus zu einem Jugendheim für schwererziehbare Mädchen. Böse Leserbriefe über »Rotzgören« und wie man Steuergelder für deren »Luxusleben« verschleudere, wurden verfasst. Kurz vor der Jahrtausendwende machte auch das Heim dicht. Gerüchte über sexuelle Übergriffe und andere Skandale machten die Runde, alles wurde heruntergespielt, aber nicht wirklich entkräftet. Bis die Leute irgendwann gar nicht mehr über den alten Gasthof am Kolarsjön sprachen.

Die Gebäude hatten fünf Jahre leer gestanden, als Stockholmer Investoren das Anwesen für sich entdeckten. Sie steckten Millionen in die Renovierung des Hauptgebäudes. Warfen alles hinaus, was an die ehemalige Erziehungsanstalt erinnerte. Legten alte Holzböden frei. Brachten die geblümte Tapete in der Eingangshalle an. Bestückten das Haus und die Hütten mit teuren Möbeln. Verlegten Teppichboden im Speiseraum und errichteten davor eine große Terrasse. Unterhalb des Gartens wurde ein kleiner Strandstreifen mit einem neuen, stabileren Steg geschaffen, und auch der Felsen erhielt ein kleines Holzdeck mit Sauna und Outdoor-Whirlpool. Ein Sternekoch wurde für das Restaurant eingestellt, das man auf den etwas altmodischen Namen Kolarsjöns Gästgifveri taufte. Die Besitzer hofften auf mindestens einen Michelin-Stern. Sie eröffneten mitten in der Finanzkrise und schlossen nach nicht einmal einem Jahr wieder. Die Möbel wurden als Teil der Konkursmasse verkauft.

Das Schilfrohr am Holzdeck vor den Hütten und an dem alten Badesteg schoss wieder in die Höhe. Die Rosskastanie auf der Wiese bekam die Bluterkrankheit, und aus den offenen Wunden in der Rinde troff eine rötlich braune Flüssigkeit. Zum Schluss wurde der Baum von dem Ehepaar gefällt, das den Gasthof im letzten Jahr kaufte und ihm wieder den Namen Kolarsjöns Stugby gab.

An diesem verregneten Morgen steht die Luft in der Eingangshalle vollkommen still. Es ist, als würde das Haus den Atem anhalten. Staubkörner schweben im Raum. Die Kristallkronleuchter im Speiseraum sind erloschen, aber das fahle Licht, das durch die Fenster hereinfällt, wird von den Spiegelscherben auf dem moosgrünen Teppichboden reflektiert. Die Scheiben der Terrassentür sind blutbespritzt. Draußen wird der Himmel von einem Drahtseil geteilt, das zwischen den Bäumen auf der gegenüberliegenden Seite des Sees verschwindet. Es ist die erste Etappe der neugebauten Zipline, einer V-förmigen Seilrutsche, die zweimal über das Wasser führt.

Im ersten Stock sind die Balkontüren einen Spaltbreit geöffnet. Ein leichter Windhauch dringt in den dahinter liegenden Konferenzraum. Einige Stühle liegen umgestoßen auf dem Boden. Auf dem Parkett eine eingetrocknete Blutlache. Nur das Prasseln des Regens ist zu hören. Ein Auto ist auf dem Weg hierher, doch der Motor ist leise, noch ist es weit entfernt.

Es ist ein Toyota, weiß und rein wie frisch gefallener Schnee, auf den Seiten prangt das Logo des Baukonzerns SBFF. Die Frau hinter dem Steuer heißt Wilma. Zur Mittagszeit soll sie etwa zehn Kilometer von hier entfernt an einer Zeremonie zum Baubeginn eines Einkaufszentrums in Kolarängen teilnehmen. Davor ist es ihre Aufgabe, auf einer Konferenz des kommunalen Erschließungsamts Enthusiasmus unter den Mitarbeitern zu verbreiten und ihnen ein Pressecoaching zu geben.

Wilma ist vor zweieinhalb Stunden in Stockholm losgefahren. Jetzt trinkt sie lauwarmen Kaffee aus einem Pappbecher und telefoniert über die Freisprechanlage des Wagens mit ihrem Chef. Hin und wieder wirft sie einen Blick auf die Zeitung, die aufgeschlagen auf dem Beifahrersitz liegt. Das Bild eines Mannes an einem Cafétisch nimmt eine ganze Seite ein. Er schaut nachdenklich aus einem Fenster, offensichtlich ein arrangiertes Foto. Das grau melierte Haar ist füllig und kurz geschnitten, seine Augen sind eisblau. »Sie haben mir meine gesamte Zukunft geraubt« lautet die Überschrift, ein Zitat des Mannes, der glaubt, den moralischen Anspruch auf das Grundstück zu besitzen, das jetzt SBFF gehört.

Es ist eindeutig zu erkennen, dass der Journalist auf seiner Seite steht, dass der Artikel für Leute geschrieben ist, die es ebenfalls tun. Wilma verabscheut die lächerlichen Ambitionen dieses talentfreien Schreiberlings, weiß aber, dass sie und der Konzern den Text nicht einfach ignorieren können.

Sie trinkt noch einen Schluck von dem Kaffee, den sie vor einer Viertelstunde an einer Tankstelle gekauft hat. Als sie den Wagen getankt hatte und gerade bezahlen wollte, war ihr das Foto des Bauern auf der Titelseite der Bergslagens Tidning ins Auge gestochen. Wilma legte die Zeitung auf den Tresen und nannte der Verkäuferin die Nummer der Zapfsäule. Die Dame war um die fünfzig, kaute mit offenem Mund ein Kaugummi und guckte aus dem Fenster; sie hielt abrupt mit dem Kauen inne, als sie die eckigen Großbuchstaben des SBFF-Logos auf Wilmas Autotür entdeckte. Sie verzog den Mund. Ein paar Kerle, allem Anschein nach Lkw-Fahrer, warfen Wilma böse Blicke zu, als sie wieder zur Tür hinausging. Das hatte ihr ein mulmiges Gefühl bereitet, doch sie hat nicht vor, ihren Chef etwas davon merken zu lassen. Stattdessen fragt sie, welche Strategie sie anwenden soll, falls Demonstranten die Zeremonie stören.

Keine Antwort aus den Lautsprechern. Nur der Regen, der auf das Autodach trommelt. Das leichte Quietschen der Scheibenwischer. Das Knirschen der geschotterten Straße unter den Reifen.

»Hallo?« Wilma schaut auf das Display im Armaturenbrett. Kein Empfang. Sie schlägt mit der Faust aufs Lenkrad. Richtet einen anklagenden Blick auf den Berghang, der sich rechts der Straße steil nach oben erstreckt....
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Autor

Mats Strandbergs Horror-Debüt »Die Überfahrt« wurde in Schweden wie in Deutschland zum Überraschungsbestseller und machte ihn auf einen Schlag berühmt. Mit »Das Heim« und »Die Konferenz« hat sich Strandberg erneut auf alle skandinavischen Bestsellerlisten geschrieben.Nina Hoyer, geboren 1974 auf Sylt, studierte in Kiel Skandinavistik. Seit 2008 arbeitet sie als Übersetzerin aus dem Schwedischen, Dänischen und Norwegischen.Justus Carl studierte Skandinavistik, Romanistik und Politikwissenschaften in Frankfurt a. M. Heute arbeitet er als freiberuflicher Übersetzer aus dem Schwedischen, Norwegischen und Dänischen.