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Die besten Wege führen ans Meer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am29.03.20231. Auflage
»Ich kenne Sues Arbeit schon seit vielen Jahren. Sie ist eine witzige, warmherzige und scharfsinnige Autorin.« David Nicholls »Witzig, klug und mit wunderbaren Figuren. Ich habe dieses Buch absolut geliebt!«Katie Fforde Sue Tedderns humorvoller Roman erzählt davon, dass ein Ende manchmal nur der Anfang von etwas Neuem ist. Die Lehrerin Annie Stanley hat ihre Stelle und ihre Beziehung aufgegeben und sich gerade an ihre Krise gewöhnt, als ihr Vater stirbt. Spontan unternimmt sie eine Reise um die britischen Inseln. Genauer gesagt rund um die Gebiete, die im BBC-Seewetterbericht vorkommen, den er täglich im Radio gehört hatte. Annie, die oft tragikomisch alles schlimmer macht, als es ohnehin schon ist, tritt unterwegs mit Schwung in alle Fettnäpfchen. Doch ihr Weg hält tatsächlich gleich mehrere zweite Chancen für sie bereit.  

Sue Teddern war Schaufensterdekorateurin, Sekretärin, Journalistin und Universitätsdozentin. Seit mehr als zwanzig Jahren schreibt sie Drehbücher für Fernseh- und Rundfunkserien. »Die besten Wege führen ans Meer« ist ihr erster Roman. Sie ist verheiratet und lebt in Hove.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»Ich kenne Sues Arbeit schon seit vielen Jahren. Sie ist eine witzige, warmherzige und scharfsinnige Autorin.« David Nicholls »Witzig, klug und mit wunderbaren Figuren. Ich habe dieses Buch absolut geliebt!«Katie Fforde Sue Tedderns humorvoller Roman erzählt davon, dass ein Ende manchmal nur der Anfang von etwas Neuem ist. Die Lehrerin Annie Stanley hat ihre Stelle und ihre Beziehung aufgegeben und sich gerade an ihre Krise gewöhnt, als ihr Vater stirbt. Spontan unternimmt sie eine Reise um die britischen Inseln. Genauer gesagt rund um die Gebiete, die im BBC-Seewetterbericht vorkommen, den er täglich im Radio gehört hatte. Annie, die oft tragikomisch alles schlimmer macht, als es ohnehin schon ist, tritt unterwegs mit Schwung in alle Fettnäpfchen. Doch ihr Weg hält tatsächlich gleich mehrere zweite Chancen für sie bereit.  

Sue Teddern war Schaufensterdekorateurin, Sekretärin, Journalistin und Universitätsdozentin. Seit mehr als zwanzig Jahren schreibt sie Drehbücher für Fernseh- und Rundfunkserien. »Die besten Wege führen ans Meer« ist ihr erster Roman. Sie ist verheiratet und lebt in Hove.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104913797
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum29.03.2023
Auflage1. Auflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2058 Kbytes
Artikel-Nr.9165722
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Teil 1
1

»Aufkommende Sturmböen«

Ich schrecke aus dem Schlaf hoch. Da hat jemand geschnarcht. Und ich fürchte, das war ich.

Obwohl vor mir auf der Leinwand muskelbepackte Superhelden in ohrenbetäubender Lautstärke über das Böse triumphieren, habe ich es geschafft, mit der Hand im Popcorneimer einzunicken.

Ich setze mich auf. Das gute Dutzend weiterer im Kinosaal verteilter Zuschauer wird die dösende Frau auf ihrem Stammplatz am äußeren Ende von Reihe G kaum beachten. Die meisten sind allein wie ich. Ziemlich sicher gibt es noch ein, zwei andere, die wie ich »Augenpflege« betreiben.

Matineen sind die besten Vorstellungen, auch wenn man noch nicht sechzig plus ist. Wenn man zehn Minuten vor Filmbeginn da ist, bekommt man eine Tasse Tee und einen Bourbon aufs Haus, dazu noch ein paar Kekse. Wer erst zum Start eintrudelt, für den gibt es nur noch einen Teller mit Krümeln und ein entschuldigendes Schulterzucken des Mitarbeiters an der Theke. Manchmal gehe ich vorher noch mal kurz zur Bäckerei rüber und hole mir ein Sandwich oder ein Stück Brotpudding, Dads Leibspeise.

Letzten Freitag habe ich mich für einen japanischen Zeichentrickfilm am späten Vormittag aus dem Bett gequält und meine gemütlichste Kombi aus Jogginghose und Strickjacke angezogen. Damit ich durchhalte, hab ich mir vorher einen ganzen Topf kalter Spaghetti Bolognese reingeschaufelt.

Tagsüber ins Kino zu gehen hat was leicht Asoziales. Aber abends könnte es passieren, dass ich im Foyer Bekannte treffe (oder schlimmer: ehemalige Arbeitskollegen) und mich mit ihnen unterhalten muss. Filme am frühen Nachmittag garantieren Anonymität. Wobei, als ich letzte Woche anschließend nach Hause fuhr, musste ich an einer Ampel halten, und neben mir stand der Berlingo von Nia Tanners Mutter, vollgepackt mit Kindern, die von der Schule abgeholt wurden. Ich konnte mir gut vorstellen, was Nia rief: »Guck mal, da ist Miss Stanley! O Gott, wie sieht die denn aus!«

Ich schaffe es, den Rest des Films wach zu bleiben, und blinzele ins Licht, als ich aus dem Odeon komme. Mein Auto steht da, wo es immer steht, ich habe noch nie ein Knöllchen bekommen. Den Kinobesuch habe ich bis zur Perfektion verfeinert. Es soll ja gut sein, alle paar Tage die Wohnung zu verlassen und an die frische Luft zu gehen. Auf der Couch abzuhängen und die Kandidaten von Quizshows zu verhöhnen ist irgendwie nicht mehr richtig lustig, und es macht mir auch keinen Spaß mehr zuzusehen, wie ein Rentnerpaar aus Lincoln auf der Suche nach einem Altersruhesitz die passende Villa für sich auf dem Land findet.

Ein trüber Dienstagnachmittag. Ich könnte schnell nach Hause fahren, den verlorenen Turnschuh, der irgendwie aus meiner Sporttasche verschwunden ist, auftreiben und im Fitnessstudio fünfundvierzig Minuten Zirkeltraining machen. Oder mal was völlig Verrücktes tun und an irgendeinem Kurs teilnehmen, der gerade anfängt. Nur nicht bei Zumba. Zumba ist was für Angeberinnen in teuren Outfits, die die Augen verdrehen, wenn sie einen unkoordinierten Trampel wie mich sehen. Ich hab nun mal keinen Pfeffer in der Hose und werde ihn auch nie haben. Aber können diese Tussis das finnische Alphabet rückwärts aufsagen oder einer tobenden Klasse Dreizehnjähriger beibringen, welche Vorgänge zur Erosion von Küsten führen? Das möchte ich doch sehr bezweifeln.

Wenn ich den Sportschuh nicht finde, könnte ich meine Badesachen holen und ein paar Bahnen im Schwimmbad ziehen. Anschließend hole ich mir eine Pizza, genehmige mir den Rest Merlot und mache es mir vor dem neusten von der Kritik gefeierten Film, den Netflix eigens für mich ausgesucht hat, gemütlich.

Andererseits könnte ich auch morgen ins Fitnessstudio und/oder Schwimmbad gehen. Vielleicht früh aufstehen - spätestens um halb zehn -, wobei ich heute schon die Sportsachen waschen und einpacken würde, damit ich keine Ausrede habe. Juhu. Ich habe einen Plan. Ab morgen. Sobald ich diesen Schuh gefunden habe. Oder wenn ich ein neues Paar gekauft habe, in dem die kleinen Zehen nicht so gequetscht werden.

Oder auch nicht. Was soll´s, ich hasse das Fitnessstudio sowieso.

Auf den Straßen ist nicht viel los. Nach einer Viertelstunde bin ich zu Hause. Das nächste Mal könnte ich auch zum Kino joggen. Ich parke auf meinem Stammplatz, verschließe den Wagen mit einem Klick und klopfe auf dem Weg zur Haustür die Taschen meiner Daunenjacke nach dem Schlüssel ab. Da fällt mir ein, dass im untersten Fach des Tiefkühlers noch eine Pizza liegt, die ich mit Ananas aus der Dose pimpen könnte. Tschakka!

Ich bin überrascht, als ich sehe, dass Kate auf der Haustreppe sitzt und hektisch etwas in ihr Handy tippt. Sie blickt mir wie immer finster entgegen. »Das wurde auch mal Zeit! Wo bist du gewesen?«

»Im Fitnessstudio, okay? Müssen wir heute Abend zu Dad?«

Sie steht auf und streicht den Bleistiftrock ihres Zara-Kostüms glatt. »Ich hab den ganzen Nachmittag versucht, dich zu erreichen, aber dein Handy ist aus. Dad ist im Krankenhaus.«

»Wegen der Knie-OP? Das ist doch noch lange hin, oder?«

Kate atmet tief durch. Ich schätze, sie hat keine Lust mehr, mir ständig vorzubeten, dass a) ich mein Handy anlassen soll, b) ich absolut unzuverlässig bin und c) sie immer die erste Anlaufstelle im Fall einer Krise ist.

»Hör einfach zu, Annie, ja? Er ist zusammengebrochen. Sie haben ihn mit dem Krankenwagen eingeliefert. Bev hat mich angerufen, und ich hab gesagt, ich gebe dir Bescheid. Sie stand völlig neben sich.«

Dad. Zusammengebrochen. Krankenwagen. Ich muss schlucken und zwinge mich, Kates Worte zu verarbeiten. Auf meinem Ärmelaufschlag ist Popcorn. Ich stecke es mir in den Mund.

»Wir nehmen meinen Wagen«, ruft mir Kate über die Schulter hinweg zu, während sie mir wie ein Reiseführer Zeichen macht, ihr zu folgen. »Am Sonntag war er noch so gut drauf. Richtig lustig und albern. Hat die ganze Zeit von diesen Kopfhörern geschwärmt, die er bei Lidl gekauft hat. Als ob er neue Kopfhörer bräuchte! Aber die waren ja so ein Schnäppchen. Du hast ihn nicht gesehen, aber er war echt gut in Form.«

Ich taste noch nach dem Gurt, als Kate ihren Mazda schon quietschend in den Nachmittagsverkehr steuert. »Er hat immer wieder gefragt, warum du nicht gekommen bist. Bev auch.«

»Das habe ich ihnen doch erklärt. Ich hatte zu tun.«

Ich schaue aus dem Fenster. Ist das ein neuer Friseursalon in der Ladenzeile bei der Bushaltestelle? Oder war er schon immer da, ist mir aber nie aufgefallen? Ich denke angestrengt nach, versuche mich zu erinnern.

»Du hattest zu tun. Na, klar. Schwer zu tun.« Mit der ihr eigenen Zuversicht überholt Kate einen Bus. »Und dann hast du den ganzen Nachmittag das Handy aus, weil du ja im Fitnessstudio so schwer zu tun hast.«

»Da war ich! Frag doch meine Zumba-Trainerin, wenn du mir nicht glaubst!«

»Und ich kann ganz St  Albans nach dir absuchen, bis ich dich endlich finde.«

Ich sage nichts dazu. Warum auch?

»Ich fände es einfach nett, wenn du mir auch mal was abnehmen würdest. Wenn du auch mal was machen würdest. Du bist schließlich meine große Schwester. Aber einen Scheiß tust du. Du setzt deinen Arsch erst in Bewegung, wenn ich dich anschreie. Das ist mies, Annie. Total mies.«

Plötzlich fällt mir ein: Wo der neue Friseursalon ist, war früher ein Spirituosengeschäft. Da gab es doch diesen ständig schäkernden Filialleiter. Ric hieß er, oder? Nein, Vic. Der wollte mal mit mir ausgehen. Als ob! Und jetzt ist er weg. Wann ist das denn passiert?

Ich lasse Kate reden. Soll sie doch, dann ist sie es los. Der Weg des geringsten Widerstands. Gut, kann schon sein, dass ich mich manchmal vor meiner Verantwortung drücke. Kate ist einfach besser organisiert, warum soll ich da mit ihr wetteifern? Ich würde ja doch den Kürzeren ziehen.

»Los, komm! Los!« Kate schlägt aufs Lenkrad, frustriert über eine nicht umspringende Notampel. Ich versuche, ihr mit einem beruhigenden Lächeln zu verstehen zu geben, dass wir ja gleich da sind, doch sie blickt starr geradeaus. Die Ampel zeigt Grün, und ein Typ mit gelber Weste und Signalkelle winkt uns weiter. Ich erkenne meinen ehemaligen Schüler, Mason McIsaac. Ich dachte, er wäre an der Uni. Tja, Pech.

Kate gibt Gas, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Ihre Fingerknöchel am Lenkrad treten weiß hervor. Im nächsten Kreisverkehr steht ein Hinweisschild zum Krankenhaus.

»Das hörte sich ernst an, Annie. Gehen wir erst mal davon aus, dass es ernst ist, dann werden wir hinterher vielleicht positiv überrascht. Wir müssen da zusammen durch. Okay?«

»Hör auf, ich bin ja hier! Sei einfach still!«

 

Im Besucherbereich der Intensivstation hängt ein Fernseher in der Ecke, der zwar läuft, aber auf stumm gestellt ist. Ist das eine Sendung über Antiquitäten? Oder geht es ums Wiederaufarbeiten von Möbeln? Ich muss aufhören, im Kopf ständig meinen Tagesplan für heute durchzugehen. Ist jetzt schließlich nicht mehr wichtig!

Bev sitzt in einem Sessel in der Ecke, möglichst weit von einer lärmigen Familie entfernt, die gerade feiert, dass die Mutter über den Berg ist: »Typisch Mum, uns so einen Schrecken einzujagen! Aber sie steht nun mal gerne im Mittelpunkt!«

Bev blickt Kate und mir entgegen. Ihre Wimperntusche ist verschmiert, und...
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Autor

Sue Teddern war Schaufensterdekorateurin, Sekretärin, Journalistin und Universitätsdozentin. Seit mehr als zwanzig Jahren schreibt sie Drehbücher für Fernseh- und Rundfunkserien. »Die besten Wege führen ans Meer« ist ihr erster Roman. Sie ist verheiratet und lebt in Hove.Andrea Fischer hat Literaturübersetzen studiert und überträgt seit über zwanzig Jahren Bücher aus dem britischen und amerikanischen Englisch ins Deutsche, unter anderem die von Lori Nelson Spielman, Michael Chabon und Mary Kay Andrews. Sie lebt und arbeitet im nördlichen Münsterland.