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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am06.10.20221. Auflage
Vier Jugendliche, die im Wald verschwinden. Ein altes Verbrechen. Ein mystischer Runenstein auf einer Eichenlichtung und ein politisch umkämpftes Naturreservat. Indian Summerim Småland. Kurz bevor ein lang erwartetes Gerichtsurteil über die Zukunft eines riesigen Naturschutzgebiets entscheidet, erreichen die Proteste gegen eine Rodung des Walds ihren Höhepunkt. In der politisch hochaufgeladenen Situation meldet eine verzweifelte Lehrerin die jugendlichen Teilnehmer einer Schulexkursion in ebenjenem unzugänglichen Waldgebiet als vermisst. Eine großangelegte Suchaktion beginnt und als schließlich ein schwer traumatisiertes Mädchen aufgefunden wird, nehmen auch die Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss die Untersuchungen auf. Während das Wetter umschlägt, beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit und die beiden Ermittlerinnen geraten in einen Strudel aus brutalen Verbrechen, heftigen politischen Auseinandersetzungen und alten Geheimnissen. Vor dem Hintergrund aktuellster gesellschaftlicher Konflikte erzählen die Autoren einen atemlosen, skandinavisch-düsteren Thriller der Extraklasse.

Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextVier Jugendliche, die im Wald verschwinden. Ein altes Verbrechen. Ein mystischer Runenstein auf einer Eichenlichtung und ein politisch umkämpftes Naturreservat. Indian Summerim Småland. Kurz bevor ein lang erwartetes Gerichtsurteil über die Zukunft eines riesigen Naturschutzgebiets entscheidet, erreichen die Proteste gegen eine Rodung des Walds ihren Höhepunkt. In der politisch hochaufgeladenen Situation meldet eine verzweifelte Lehrerin die jugendlichen Teilnehmer einer Schulexkursion in ebenjenem unzugänglichen Waldgebiet als vermisst. Eine großangelegte Suchaktion beginnt und als schließlich ein schwer traumatisiertes Mädchen aufgefunden wird, nehmen auch die Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss die Untersuchungen auf. Während das Wetter umschlägt, beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit und die beiden Ermittlerinnen geraten in einen Strudel aus brutalen Verbrechen, heftigen politischen Auseinandersetzungen und alten Geheimnissen. Vor dem Hintergrund aktuellster gesellschaftlicher Konflikte erzählen die Autoren einen atemlosen, skandinavisch-düsteren Thriller der Extraklasse.

Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462304367
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum06.10.2022
Auflage1. Auflage
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4713 Kbytes
Artikel-Nr.9165841
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis Schweden, heute
Tag 1 

Nomen est omen, dachte Hauptkommissarin Ingrid Nyström und seufzte. Eigentlich hätte man hier den Plural anwenden müssen, aber wer war in Latein schon derart bewandert? Anders, ihr Mann, da war sie sich sicher, aber der war schließlich Pastor und stand ihr gerade nicht zur Verfügung. Die Namen jedenfalls sagten alles, was man über die angespannte Lage wissen musste. Nyström brachte ihren kleinen Toyota auf einem Parkplatz für Tagesausflügler zum Stehen und stieg aus. Es war ein frischer Spätsommermorgen, und die Septembersonne ließ die Blätter der umliegenden Buchen, Eichen, Birken und Linden, der Ahornbäume und Haselnusssträucher in Nuancen von Rot-, Gelb- und Grüntönen leuchten. Es ging um diese Bäume, um genau diesen Wald, an dessen östlichem Rand sie sich nun befand. Der Kern des beinahe neuntausend Hektar umfassenden Mischwaldgebiets stand unter Naturschutz. Jahrhundertelang war es als Riesenkopfwald bekannt gewesen, benannt nach einer markanten felsigen Anhöhe an der Westseite des Areals, die eindrucksvoll die topografische Grenze des småländischen Hochlands markierte. In den vergangenen Jahren hatte sich im Volksmund jedoch zunehmend der Name Lodjurskogen durchgesetzt, der Luchswald, denn in der Tat stellte das Gelände eines der letzten südskandinavischen Habitate der seltenen Raubtiere dar. Diese Bezeichnung verwendeten die Umweltverbände, Naturschutzvereine, Aktivistengruppen und Teile der Presse, während andere Medien, die Regierung und auch Großteile der Opposition, die Regionalverwaltung, der Landkreis und der staatliche Holzkonzern, Eigner von vierundneunzig Prozent des Gebiets, zunächst von der Naturzone 427-B sprachen, was im Laufe der immer härter geführten Debatte um die Zukunft des Waldes jedoch irgendwann auf 427-B verkürzt wurde, ein nüchternes Aktenzeichen, in dem nun wirklich nichts mehr anklang, was irgendwie schützenswert gewesen wäre. Framing, dachte Nyström, beide Seiten lieferten in den Namen ihre Botschaften gleich mit. Die Fronten waren verhärtet, die Situation zugespitzt. Ursache für den Konflikt war das größte Infrastrukturvorhaben des Landes, der Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen Stockholm, Göteborg und Malmö. Das Multimilliardenprojekt war eine umweltpolitische Herzensangelegenheit der Regierung und sollte perspektivisch die Zahl der Inlandsflüge drastisch senken. Nachdem jahrelang um Kostenobergrenzen, Streckenführung und einen Wust an Details gerungen worden war, zeichnete sich im Parlament schließlich ein mehrheitsfähiger Konsens ab. Eine Konsequenz dieser Kompromisslösung bestand darin, dass die Bahntrasse ebenjenes Areal 427-B beziehungsweise Lodjurskogen durchschneiden würde. Als Teil der EU-Umweltinitiative Natura 2000 war das Gebiet zwar grundsätzlich geschützt und der Erhaltung gefährdeter Tier- und Pflanzenarten verpflichtet, allerdings galten hier nicht die strikten Standards eines Naturreservats - in einem gewissen Umfang und unter bestimmten Umständen war die wirtschaftliche Nutzung gesetzlich gestattet. Auf diesen Passus berief sich das Verkehrsministerium, als es die endgültigen Pläne der Trassenführung vorstellte. Aus Sicht der Naturschützer wurde damit jedoch die Büchse der Pandora geöffnet, denn war die Teilung des Gebiets durch eine Schneise in ihren Augen schon an sich eine Bedrohung des Biotops, wurde sie durch die Ankündigung des staatlichen Holzkonzerns, im Fall des Trassenbaus die gesamte nördliche Hälfte des Waldes konventionell zu bewirtschaften, sprich in weiten Teilen abzuholzen, und die Verlautbarung des ebenfalls staatlichen Grubenunternehmens, anschließend die Möglichkeiten zur Erschließung vermuteter Nickelvorkommen zu prüfen, vollends zur ökologischen Katastrophe. Nach erbittert ausgefochtenen Grabenkämpfen - die Umweltschützer forderten, das Gebiet umgehend zum Naturreservat zu erklären - war der Konflikt schließlich vor dem Verwaltungsgericht in Växjö gelandet, wo er seit Monaten verhandelt wurde. Nyström verstand das argumentative Dilemma, deshalb fiel es ihr schwer, für die eine oder andere Seite Partei zu ergreifen. Zusammenhängende Waldgebiete waren für den Erhalt biologischer Vielfalt und den Schutz bedrohter Fauna und Flora natürlich lebenswichtig. Gleichzeitig musste sich die Gesellschaft, um die drohende Klimakatastrophe zu verhindern, innerhalb kurzer Zeit drastisch umstellen. Dazu brauchte es Projekte wie die Hochgeschwindigkeitsbahn und die wirtschaftliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe, wie Holz einer war. Aber auch den inländischen Abbau von Metallen wie zum Beispiel Nickel, das zum Bau leistungsstarker Batterien benötigt wurde, jedenfalls dann, wenn man diesen eher unangenehmen Aspekt der E-Mobilität nicht vollends auf Entwicklungsländer abschieben wollte, wo der Abbau oft in nicht oder halb legalen Minen unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und nahezu ohne Umweltauflagen erfolgte. Diese Widersprüche und Zielkonflikte würde auch das lang erwartete Gerichtsurteil nicht aus der Welt schaffen, das für den folgenden Tag angekündigt war. Eben deshalb war sie hier. Sie schloss den Wagen ab, prüfte ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe der Fahrertür und fuhr sich mit der Hand durch die praktische Kurzhaarfrisur, die von Jahr zu Jahr mehr graue Strähnen aufwies: bloß nicht zu spießig aussehen bei dem, was sie vorhatte. Dann schulterte sie ihre lederne Umhängetasche - könnte womöglich allein schon das Taschenmaterial als Provokation aufgefasst werden? Na ja, das ließ sich nun auch nicht mehr ändern, außerdem benutzte sie das abgewetzte Ding seit mehr als dreißig Jahren, nachhaltiger ging es ja kaum - und machte sich auf den Weg in den Wald. Green Village, wie die Aktivisten ihre als Protestcamp dienende Baumhaussiedlung samt angeschlossenem Zeltlager nannten, lag etwa zwei Kilometer nördlich ihres Standpunkts. Sie war in den vergangenen Wochen bereits mehrfach in Begleitung dort gewesen und hatte sich mit Sprechern des Camps ausgetauscht. Den Sommer über war die Gruppe beständig gewachsen und umfasste mittlerweile mehr als hundert Bewohner, überwiegend junge Leute. Die Gespräche hatten teils der Vertrauensbildung und Deeskalation, teils der Klärung ganz pragmatischer Fragen gedient, wie zum Beispiel der Wasserversorgung oder der hygienischen Umstände im Camp.

Als Reaktion auf den wachsenden Protest hatte die Regionalverwaltung, in deren Zuständigkeitsbereich das Waldgebiet lag, bereits vor einem halben Jahr eine sogenannte Task Force einberufen. Dort saßen Vertreter der Region Kronoberg, des Landkreises Växjö, ein von der Regierung gesandter stellvertretender Staatsrat, der kurze Kommunikationswege in die Hauptstadt sicherstellen sollte - es war sogar von einem direkten Draht zum Ministerpräsidenten die Rede -, sowie die Polizei, vertreten durch einen hochrangigen Einsatzkoordinator aus Stockholm, und Nyström selbst. Bisher verfolgte die Kommission in Hinblick auf die Aktivisten eine großzügige Linie, was vor allem der öffentlichen Meinung geschuldet war. Rechtlich gesehen hätte das Protestlager längst geräumt werden können, aber niemandem war an Nachrichtenbildern gelegen, die Polizisten in Kampfmontur zeigten, wie sie schluchzende Teenager von Bäumen herunterzerrten oder umweltbewegte Senioren in Trekkingsandalen mit dem Wasserwerfer bearbeiteten. Möglich waren solche Szenen zwar immer noch, aber nach dem von der Kommission erhofften und auch wahrscheinlichen Urteil, das dem Regierungsvorhaben und der damit einhergehenden Rodung grünes Licht geben würde - tatsächlich fanden sich Buchmacher, die Wetten auf den Ausgang des Gerichtsverfahrens anboten, wie man hörte mit einer Quote von eins zu fünf -, wäre die moralische Legitimation für eine Räumung eine andere. Ein gegensätzliches Urteil war zwar zumindest theoretisch möglich, was die Waldbesetzer zu jubelnden Gewinnern und das Camp ergo überflüssig machen würde, auch wenn die allermeisten Rechtsexperten und Prozessbeobachter nicht damit rechneten. Eine weitere, wenn auch ebenso unwahrscheinliche Alternative: Das Gericht könnte nach ausgiebiger Prüfung der Sachlage seine Nichtzuständigkeit feststellen und das Verfahren an die nächste und gleichzeitig höchste Instanz delegieren, was eine mindestens sechsmonatige Entscheidungsverzögerung zur Folge hätte. Wie viele Protestierer würden nach den ersten richtig kalten Winternächten noch in ihren Baumhütten und Zelten ausharren? Einige. Aber sicher deutlich weniger als im Moment.

So weit die strategischen Überlegungen der Kommission, die allerdings nicht unbedingt Nyströms persönliche Ansichten widerspiegelten. Überhaupt war ihr selbst nach Monaten des Mitwirkens noch schleierhaft, warum sie sich in die Sache hatte hineinziehen lassen. Als Chefin der Kriminalpolizei war sie mit gänzlich anderen Aufgaben betraut und eigentlich auch völlig ausgelastet. Die Idee war auf dem Mist ihres Vorgesetzten Erik Edman gewachsen, des Polizeichefs der Region, der in dieser Position eigentlich für die Task Force prädestiniert gewesen wäre. Doch mit der ihm eigenen Mischung aus durchsichtiger Schmeichelei, ungeschminkter Machtdemonstration, dem Einfordern von Loyalität und alten Gefallen sowie einem Appell an ihr Verantwortungsgefühl hatte Edman sie an seiner statt auf den Kommissionssitz bugsiert. Das Kalkül dahinter war klar: Sollte in polizeilicher Hinsicht irgendetwas schiefgehen, läge das in ihrer Verantwortung und nicht in seiner. Wie immer, wenn viel auf dem Spiel stand, wenn Emotionen, persönliches Engagement,...
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Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.Kerstin Signe Danielsson, geboren 1983 in Växjö, verbrachte ihre Kindheit im tiefen småländischen Wald. Mit 19 ging sie nach Hamburg und studierte Geschichte und Germanistik. Nachdem sie unzählige Male zwischen Hamburg, Göteborg und Växjö hin- und hergezogen ist, lebt sie jetzt in Berg/Schweden. Sie arbeitet als Autorin und Lehrerin.