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Es geht nicht um die Fledermaus

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
200 Seiten
Deutsch
NZZ Libroerschienen am30.03.20221. Auflage
Eins steht fest: Die Fledermaus ist nicht schuld am Ausbruch von Corona. Die Ursache der Pandemie ist vielmehr im Umgang des Menschen mit der Natur zu suchen. Der südafrikanische Umweltjournalist Adam Cruise (u.a. für National Geographic und The Guardian) erläutert anschaulich, wie der Expansionsdrang des Menschen dazu führt, dass immer neue zoonotische Krankheiten entstehen. Krankheiten also, die die Artengrenzen überschreiten und von Tieren auf Menschen überspringen. Covid-19 ist nur die vorläufig letzte einer ganzen Reihe von Krankheiten, die die Menschheit seit einigen Jahrzehnten heimsuchen: AIDS, Rinderwahnsinn, Schweinegrippe, Vogelgrippe, Ebola, Zika usw. Schuld daran ist das Verhalten des Menschen, der Naturräume, Nutztiere, Wildtiere und Pflanzen komplett seinen eigenen Interessen unterwirft. Cruise fordert ein grundsätzliches Umdenken: Der Mensch muss sich zurückziehen, Nutzflächen renaturieren, eine nachhaltige Landwirtschaft betreiben, auf den Handel und den Verzehr von Wildtieren verzichten. Im typischen Adam-Cruise-Stil ziseliert der Autor anekdotenreich und zugänglich die ethischen und praktischen Fragestellungen heraus. Er konfrontiert die Politik - und noch eindringlicher jeden Einzelnen von uns - mit unseren Wahlmöglichkeiten. «Wir Menschen müssen unser Verhalten ändern», so Cruise, «andernfalls könnte das Schicksal der Dinosaurier auch uns ereilen. Wir haben es in der Hand.» Mit einem Vorwort von Vera Weber, Stiftungspräsidentin der Fondation Franz Weber.

Adam Cruise (*1970), Dr.,  ist investigativer Umweltjournalist, Reiseschriftsteller und promovierter Philosoph. Seine Artikel wurden in zahlreichen internationalen Medien veröffentlicht, darunter in National Geographic und The Guardian. Er berichtet über verschiedene Themen, von der Notlage der Elefanten, Nashörner und Löwen in Afrika bis hin zur Verjüngung der Korallenriffe in Indonesien. Er schrieb u. a. die Bücher King Solomon and the Showman, Louis Botha's War und In the Pursuit of Solitude. Cruise ist Doktor der Philosophie auf dem Gebiet der Tier- und Umweltethik und Herausgeber der Online-Zeitschrift Journal of African Elephants.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR34,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR22,30

Produkt

KlappentextEins steht fest: Die Fledermaus ist nicht schuld am Ausbruch von Corona. Die Ursache der Pandemie ist vielmehr im Umgang des Menschen mit der Natur zu suchen. Der südafrikanische Umweltjournalist Adam Cruise (u.a. für National Geographic und The Guardian) erläutert anschaulich, wie der Expansionsdrang des Menschen dazu führt, dass immer neue zoonotische Krankheiten entstehen. Krankheiten also, die die Artengrenzen überschreiten und von Tieren auf Menschen überspringen. Covid-19 ist nur die vorläufig letzte einer ganzen Reihe von Krankheiten, die die Menschheit seit einigen Jahrzehnten heimsuchen: AIDS, Rinderwahnsinn, Schweinegrippe, Vogelgrippe, Ebola, Zika usw. Schuld daran ist das Verhalten des Menschen, der Naturräume, Nutztiere, Wildtiere und Pflanzen komplett seinen eigenen Interessen unterwirft. Cruise fordert ein grundsätzliches Umdenken: Der Mensch muss sich zurückziehen, Nutzflächen renaturieren, eine nachhaltige Landwirtschaft betreiben, auf den Handel und den Verzehr von Wildtieren verzichten. Im typischen Adam-Cruise-Stil ziseliert der Autor anekdotenreich und zugänglich die ethischen und praktischen Fragestellungen heraus. Er konfrontiert die Politik - und noch eindringlicher jeden Einzelnen von uns - mit unseren Wahlmöglichkeiten. «Wir Menschen müssen unser Verhalten ändern», so Cruise, «andernfalls könnte das Schicksal der Dinosaurier auch uns ereilen. Wir haben es in der Hand.» Mit einem Vorwort von Vera Weber, Stiftungspräsidentin der Fondation Franz Weber.

Adam Cruise (*1970), Dr.,  ist investigativer Umweltjournalist, Reiseschriftsteller und promovierter Philosoph. Seine Artikel wurden in zahlreichen internationalen Medien veröffentlicht, darunter in National Geographic und The Guardian. Er berichtet über verschiedene Themen, von der Notlage der Elefanten, Nashörner und Löwen in Afrika bis hin zur Verjüngung der Korallenriffe in Indonesien. Er schrieb u. a. die Bücher King Solomon and the Showman, Louis Botha's War und In the Pursuit of Solitude. Cruise ist Doktor der Philosophie auf dem Gebiet der Tier- und Umweltethik und Herausgeber der Online-Zeitschrift Journal of African Elephants.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783907291801
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum30.03.2022
Auflage1. Auflage
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2367 Kbytes
Artikel-Nr.9167603
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Einführung

Nur innerhalb des kurzen Augenblicks, den das jetzige Jahrhundert darstellt, hat eine Spezies - der Mensch - erhebliche Macht erlangt, die Natur ihrer Welt zu verändern.

Rachel Carson, Der stumme Frühling

Im Dorf Meliandou in Guinea spielte eine Schar Kinder in der Nähe eines hohlen Baums und schreckte dabei eine kleine Fledermauskolonie auf, die sich darin versteckt hielt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese scheinbar harmlose Begebenheit der Auslöser der verheerenden westafrikanischen Ebola-Epidemie im Jahr 2013 war, einer tödlichen Krankheit mit einer Mortalität von bis zu 90 Prozent.1

Fünfzehn Jahre zuvor wütete ein Virus namens Nipah, das von Schweinen und Kühen auf den Menschen übertragen worden war, in Malaysia, Bangladesch und Indien. Diese Krankheit mit einer beachtlichen Mortalität von 60 Prozent hatte ihren Ursprung in Flughunden, deren Sekrete von Nutztieren gefressen worden waren.2

Wenige Jahre später wurde die Ausbreitung eines SARS-CoV genannten Coronavirus, das von einem Lebendtiermarkt in Hongkong stammte, von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Pandemie erklärt, nachdem sich 8000 Menschen damit infiziert hatten.3 10 Prozent der Erkrankten starben.4 Diesmal war eine Zibetkatze der Wirt des Virus. Doch wie beim Ebola-Ausbruch in Guinea stammte das Virus auch hier ursprünglich von einer Fledermaus.5 Möglicherweise hatte die Zibetkatze eine Fledermaus gefressen oder etwas Essbares in einer Fledermaushöhle, das mit Fledermaussekreten kontaminiert war. Wie wir heute wissen, war dies ein frühes Warnzeichen der Dinge, die auf uns zukommen sollten. Nach dem Ausbruch von SARS warnte im Jahr 2007 eine Studie davor, dass ein «großen Reservoir an Viren vom Typ SARS-CoV» in Fledermäusen vorhanden und dies eine tickende Zeitbombe für eine weltweite Pandemie sei.6

Gehen wir weiter zum Jahr 2019: Ein Einwohner Südwestchinas betrat wahrscheinlich eine Fledermaushöhle in der Nähe seines Heimatdorfs, um Wildtiere zu jagen und sie anschließend auf einem Lebendtiermarkt in Wuhan zu verkaufen. Es könnte jedes Tier gewesen sein - vom Nager bis zum Schuppentier -, das sich bei einer Fledermaus in der Höhle infiziert hatte. Sobald das Tier auf dem überfüllten Markt angekommen und in einen Käfig gesperrt worden war, sprang die Krankheit vermutlich von ihm auf mehrere andere Tierarten über, bevor sie rein zufällig ihren Weg auf den Teller eines ahnungslosen Menschen fand. Sie verursachte bei ihm höchstwahrscheinlich einen quälenden Husten, wobei er die Erreger an einen Freund oder ein Familienmitglied weitergab - und ehe wir uns versahen, hatte sich die Krankheit, die wir heute Covid-19 nennen, wie ein Buschfeuer über die ganze Welt verbreitet. Volkswirtschaften brachen zusammen, Arbeitsplätze wurden vernichtet und Hunderttausende Menschen verloren ihr Leben.

Doch auch wenn diese Pandemie - wie andere vor ihr - von Fledermäusen stammt, liegt die Schuld nicht bei ihnen.

Zahlreiche andere Wildtierarten, ebenso wie die meisten Haus- und Nutztiere, können Krankheiten auf den Menschen übertragen. HIV/Aids wurde wahrscheinlich durch den Verzehr eines Schimpansen ausgelöst, MERS durch ein Kamel, ganz zu schweigen von den unzähligen Ausbrüchen der Schweine- und Vogelgrippe, die von Schweinen beziehungsweise Hühnern ausgingen, oder vom Rinderwahnsinn und anderen Krankheiten in der Geflügel- und Viehwirtschaft, die im Lauf der Jahre verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft und die menschliche Gesundheit hatten.

Covid-19 ist nur die jüngste und verheerendste Pandemie auf einer in den letzten Jahren immer länger werdenden Liste. Weltweit sterben etwa ein Viertel aller Menschen an Infektionskrankheiten. Man geht davon aus, dass 60 Prozent davon sogenannte Zoonosen sind, also von Tieren verursacht werden, und zwar in der Mehrzahl - zu etwa 70 Prozent - von Wildtieren. Die schlimmsten globalen Pandemien der letzten 40 Jahre waren ausnahmslos alle zoonotischen Ursprungs,7 und diese Zoonosen zählen zu den tödlichsten Infektionskrankheiten überhaupt: HIV/Aids, SARS, MERS, Nipah, Vogelgrippe, Schweinegrippe, Ebola und Zika - und nun Covid-19.

Doch um das noch einmal zu betonen: Auch wenn sie von Tieren stammen, kann man die Tiere kaum dafür verantwortlich machen. Die wahre Ursache dieser immer häufiger auftretenden, katastrophalen Pandemien ist allein das Verhalten eines Tiers, das um ein Vielfaches schrecklicher ist als eine Fledermaus, ein Schuppentier, ein Schwein, eine Zibetkatze oder ein Kamel. Es sind der Mensch und seine unersättliche Gier nach Fleisch.

Tatsächlich gehen all diese Pandemien direkt auf den menschlichen Verzehr anderer Arten zurück. Andere Tiere werden gefangen, gehandelt, geschlachtet und verzehrt, während ihre natürliche Umwelt immer rascher schwindet. Zahlreiche Zoonosen werden an den Rändern dieser schwindenden Lebensräume übertragen, die sowohl eine reiche Vielfalt an Wildtieren als auch Hunderttausende versteckte Viren beherbergen, über die wir bisher nur wenig wissen. Wie eine Studie ergeben hat, leben geschätzt 1,7 Millionen Viren in Säugetieren und Vögeln. Doch weniger als 0,1 Prozent von ihnen sind bisher erfasst.8 Nach neueren Untersuchungen, die 7000 Tiergemeinschaften auf sechs Kontinenten beobachteten, war die Zahl zoonotischer Krankheiten an Orten, die vor Kurzem erst von einem natürlichen Ökosystem in Ackerland oder Siedlungen umgewandelt worden waren, um das bis zu Zweieinhalbfache höher. Zudem stieg, bei gleichzeitigem Rückgang der Zahl größerer Säugetiere und Vögel, der Anteil kleinerer Arten wie Ratten und Fledermäuse, die diese Krankheitserreger in sich tragen, um bis zu 70 Prozent im Vergleich zu intakten Ökosystemen.9 Unser Bedürfnis nach Fleisch lässt uns immer mehr landwirtschaftliche Flächen schaffen, um Nutztiere zu füttern und zu verzehren, ebenso wie Wildtiere. So dringen wir Menschen immer tiefer in bislang unberührte Naturgebiete vor - und öffnen damit effektiv die Büchse der Pandora für zukünftige tödliche Pandemien.

Von der menschlichen Katastrophe einmal abgesehen führt genau diese Einstellung zur Natur zu einem massiven Rückgang anderer Arten. Unser Appetit auf Fleisch gepaart mit dem explosionsartigen Bevölkerungswachstum und dem rapiden Rückgang natürlicher Lebensräume sind dafür verantwortlich, dass über eine Million anderer Arten unmittelbar vom Aussterben bedroht sind.10 Viele dieser Arten werden in wenigen Jahren ausgerottet sein, andere in wenigen Monaten und wieder andere bereits während Sie diese Zeilen lesen.

Es ist allgemein bekannt, dass das menschliche Verhalten gegenüber der Natur für das verantwortlich ist, was Wissenschaftler und Kommentatoren inzwischen das sechste Massenaussterben in der Geschichte der Erde nennen. Es ist gleichzeitig das einzige Massensterben, das im Alleingang von einer erdbewohnenden Spezies ausgelöst wurde - von uns. Dieses Zeitalter wird auch Anthropozän genannt,* ein Begriff, der das jüngste geologische Zeitalter der Erde als vom Menschen beeinflusst oder anthropogen definiert. Grundlage für die Definition des Anthropozän sind überwältigende, weltweit vorliegende Beweise, dass die atmosphärischen, geologischen, hydrologischen, biosphärischen und weitere Erdsystemprozesse nun vom Menschen verändert werden.11

Das Wort setzt sich aus dem Wortstamm «anthropos» (Mensch) und dem Wortstamm «-zän» (das Suffix für «Epoche in geologischer Zeit») zusammen. Das Anthropozän ist größtenteils das Ergebnis ungeregelter und nicht nachhaltiger anthropogener Aktivitäten wie die Übernutzung natürlicher Ressourcen, der Verzehr und die Nutzung von Wildtieren, der Klimawandel, der Verlust natürlicher Lebensräume und die großflächige Umweltverschmutzung.12

«Anthropo» lässt sich auch mit einem anderen Suffix, «-zentrismus», verbinden, woraus sich «Anthropozentrismus» (den Menschen in den Mittelpunkt stellend) ergibt. Dieser Begriff trifft den eigentlichen Kern des Problems. Denn eben diese egoistische menschliche Haltung ist die wesentliche Ursache für die weiträumige Zerstörung von Ökosystemen, das Aussterben von Arten und globale Pandemien. Der Anthropozentrismus stellt ausschließlich die menschlichen Bedürfnisse und Wünsche in den Mittelpunkt. Alle anderen Lebewesen werden als Mittel zu menschlichen Zwecken betrachtet. Ökosysteme, Pflanzen, Bäume und andere Tiere werden verzehrt und genutzt, um dem Menschen und nur dem Menschen wirtschaftlichen und persönlichen Nutzen zu bringen. Doch nun haben sich, wie Covid-19 überdeutlich gezeigt hat, unsere egozentrischen Wünsche gegen uns gewandt - mit einer Grausamkeit epischen Ausmaßes. Mit dem Beginn dieses Jahrzehnts könnte der Mensch zur einzigen Spezies werden, die ihr eigenes Aussterben dokumentieren wird.

Natürlich kennt der menschliche Egoismus unterschiedliche Abstufungen. Anthropozentrismus in seiner Reinform ist bei vielen von uns Menschen nicht so stark ausgeprägt. Einige Menschen sehen...
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Autor

Adam Cruise (*1970), Dr.,  ist investigativer Umweltjournalist, Reiseschriftsteller und promovierter Philosoph. Seine Artikel wurden in zahlreichen internationalen Medien veröffentlicht, darunter in National Geographic und The Guardian. Er berichtet über verschiedene Themen, von der Notlage der Elefanten, Nashörner und Löwen in Afrika bis hin zur Verjüngung der Korallenriffe in Indonesien. Er schrieb u. a. die Bücher King Solomon and the Showman, Louis Botha's War und In the Pursuit of Solitude. Cruise ist Doktor der Philosophie auf dem Gebiet der Tier- und Umweltethik und Herausgeber der Online-Zeitschrift Journal of African Elephants.
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