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Mein letzter Livestream - und alle schauen zu

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am14.07.2022
Mobbing, Bodyshaming und Sensationsgier - Eine Geschichte, die alles in Frage stellt, auch das eigene Verhalten. 'Halbe Helden'-Autorin Erin Jade Lange rüttelt auf. 'Ihr glaubt, ich esse zu viel? Das ist noch gar nichts. Geht am 31. Dezember online, wenn ich die Live-Übertragung meiner Henkersmahlzeit ins Netz stelle. Schaut zu ... wie ich mich zu Tode fresse.' Der dicke Außenseiter «BUTTER» will seinen Mobbern eins auswischen. Sein Plan: sich in einem Livestream zu Tode essen. Als Butter den Entschluss online ankündigt, erwartet er Entrüstung oder Mitleid. Aber das Gegenteil passiert: Seine Mitschüler*innen und Mobber sind von seinem Plan begeistert und feiern ihn wie einen Helden. Zum ersten Mal in seinem Leben hat Butter das Gefühl, wirklich dazuzugehören. Doch sein Todesdatum rückt immer näher und wenn er die Sache nicht durchzieht, verliert er alles, was plötzlich zum Greifen nahe scheint ...   Die Wiederentdeckung des erstmals bei Rowohlt unter dem Titel 'Butter' erschienenen Romanes. Jetzt so aktuell wie nie!

Erin Jade Lange hat einige Zeit als Journalistin gearbeitet und greift als Inspiration für ihre Bücher noch immer gerne aktuelle Ereignisse aus der Realität auf. In ihren Geschichten gelingt es ihr, Fiktion zum Leben zu erwecken. Das beweisen sämtliche Preise, die sie bisher für ihre Bücher gewonnen hat, darunter auch der deutsche Jugendbuchpreis Friedolin. Ihr Roman 'Halbe Helden' war für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Mit ihrer Familie lebt die Autorin im sonnigen Arizona.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextMobbing, Bodyshaming und Sensationsgier - Eine Geschichte, die alles in Frage stellt, auch das eigene Verhalten. 'Halbe Helden'-Autorin Erin Jade Lange rüttelt auf. 'Ihr glaubt, ich esse zu viel? Das ist noch gar nichts. Geht am 31. Dezember online, wenn ich die Live-Übertragung meiner Henkersmahlzeit ins Netz stelle. Schaut zu ... wie ich mich zu Tode fresse.' Der dicke Außenseiter «BUTTER» will seinen Mobbern eins auswischen. Sein Plan: sich in einem Livestream zu Tode essen. Als Butter den Entschluss online ankündigt, erwartet er Entrüstung oder Mitleid. Aber das Gegenteil passiert: Seine Mitschüler*innen und Mobber sind von seinem Plan begeistert und feiern ihn wie einen Helden. Zum ersten Mal in seinem Leben hat Butter das Gefühl, wirklich dazuzugehören. Doch sein Todesdatum rückt immer näher und wenn er die Sache nicht durchzieht, verliert er alles, was plötzlich zum Greifen nahe scheint ...   Die Wiederentdeckung des erstmals bei Rowohlt unter dem Titel 'Butter' erschienenen Romanes. Jetzt so aktuell wie nie!

Erin Jade Lange hat einige Zeit als Journalistin gearbeitet und greift als Inspiration für ihre Bücher noch immer gerne aktuelle Ereignisse aus der Realität auf. In ihren Geschichten gelingt es ihr, Fiktion zum Leben zu erwecken. Das beweisen sämtliche Preise, die sie bisher für ihre Bücher gewonnen hat, darunter auch der deutsche Jugendbuchpreis Friedolin. Ihr Roman 'Halbe Helden' war für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Mit ihrer Familie lebt die Autorin im sonnigen Arizona.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401810270
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.07.2022
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1651 Kbytes
Artikel-Nr.9219583
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

Ihr glaubt, ich esse viel? Das ist noch gar nichts. Geht mal am 31. Dezember online, wenn ich die Liveübertragung meiner Henkersmahlzeit ins Netz stelle. Leute, die zum Tode verurteilt sind, kriegen doch alle so eine Henkersmahlzeit. Wieso ich nicht? Ich halte es kein Jahr mehr aus in diesem Fettleib, aber ich weiß, wie ich dieses Jahr mit einem Knalleffekt beenden kann. Wenn ihr´s also über euch bringt, herzlich willkommen. Schaut nur zu ... wie ich mich zu Tode fresse.

Die meisten würden sagen, die ganze verrückte Geschichte ging mit dieser Website los. Doch für mich begann sie zwei Tage früher, an einem Dienstagabend im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Ich schaute Nachrichten, denn die hatte Mom gerade an, als sie aufstand, um Essen zu machen, und die Fernbedienung legte sie genau gegenüber ab, direkt neben dem Fernseher.

Wieso tut das jemand - die Fernbedienung neben den Fernseher legen? Was soll das?

Wahrscheinlich machte sie es nur, um mich zum Aufstehen zu zwingen, damit ich ein bisschen Bewegung hatte, als ob ein paar Schritte durchs Zimmer irgendwas ändern würden.

Egal, jedenfalls lief in den Nachrichten gerade diese Sache von wegen, dass einige Fluggesellschaften plötzlich von Übergewichtigen verlangten, bei jedem Flug für zwei Plätze zu zahlen.

Klar, ich verstehe, dass es nervt, in einem Flugzeug neben so einem Fettwanst zu sitzen. Vielleicht nimmt er ja zu viel von deiner Armlehne ein oder quetscht dich gegen das Fenster, aber glaub mir, niemand fühlt sich unwohler als er, wenn er sich in den winzigen Sitz zwängen muss und weiß, dass keiner neben ihn will. Die Demütigung reicht als Preis völlig aus, da braucht es nicht noch eine weitere Sondergebühr.

Diese Tusse von einer der Fluggesellschaften, die in dem Bericht auftrat, meinte, die Doppelberechnung gelte ab 1. Januar. Sie tat so, als wäre das Ganze nur zum Wohl der Dicken, dass sie sich mit zwei Plätzen bestimmt wohler fühlen würden und es deshalb nur gerecht sei, dafür auch zahlen zu müssen. Also ehrlich, du Tusse, das ist Bullshit. Ich wusste, nichts, nichts, gar nichts wäre so schlimm, wie der Typ zu sein, der zwei Plätze braucht. Damit es jeder im Flugzeug sieht und denkt: »Aha, so fett muss man sein, um doppelt zahlen zu müssen.« Nein, danke.

Ich wollte gerade so richtig sauer werden, als ich an mir hinabsah und mich erinnerte, dass zwei Plätze in einem Flugzeug mein kleinstes Problem waren. Zu der Zeit nahm ich selbst auf dem Sofa zwei Sitzkissen ein.

Mein Blick glitt von den Kissen zum Kaffeetisch. Der leere Teller mit ein paar letzten Krümeln Erdnuss-M-&-Ms, einem Becher halb geschmolzenem Eis und einer Tüte Doritos war nur ein Bruchteil meiner Beute gewesen.

Ein einzelner Dorito ragte gefährlich kippelnd aus der Tüte. Ich rettete ihn, ehe er rausfallen konnte, und stopfte ihn in den Mund. Die Aromen explodierten auf der Zunge - salzig, süß, würzig -, alles, was ich liebte, in eins zusammengepackt. O Gott, ich liebe Doritos. Als Bonusgeschenk drang noch dieses Knirschen in meine Ohren und übertönte die verhasste Nachrichtengeschichte. Doch als ich den Dorito hinunterschluckte, hörte ich noch den letzten Satz, gesprochen von einer Reisenden auf dem Flughafen - einem Mädchen, so magersüchtig dünn, mit blondierten Haaren, als wäre sie eine von meinen Klassenkameradinnen in der Scottsdale High.

»Ja, ich finde das völlig in Ordnung!«, sagte sie und ließ eine Kaugummiblase platzen. »Warum sollen wir unsere Sitze, für die wir bezahlt haben, mit Leuten teilen, die vor dem Essen unbedingt noch Snacks in sich reinstopfen müssen?«

Ich erstarrte. Gerade wollte ich mir ein Fleischklopssandwich in den Mund schieben. Verdammte Scheiße! Kann man nicht mal mehr in seinem eigenen Wohnzimmer ein kleines Sandwich genießen, ohne sich gleich beobachtet zu fühlen? Doch es war zu spät. Plötzlich sah das Sandwich kein bisschen verlockend mehr aus und von seinem Geruch wurde mir schlecht. Ehrlich gesagt sah alles, was vor mir stand, plötzlich ekelhaft aus. Ich hasste jedes leuchtend bunte Zuckerding und jeden salzbedeckten Chip.

Eilig räumte ich alles vom Tisch und nahm die kleinen Leckerbissen hoch, die zwischen die Sofakissen gefallen waren. Ich kannte das schon, diese Schübe der Entschlossenheit. Sie hielten nie lange an und endeten meistens in einem ausgiebigen Fressgelage. Doch wenn sie kamen, dann mit aller Macht, und ich war überzeugt, ich würde nie wieder auch nur den kleinsten Happen essen.

Ich trottete mit meinem Armvoll Snacks Richtung Küche und warf das ganze Zeug in den Müll, ohne ein Wort zu Mom, die mit dem Rücken zu mir stand und am Herd vor sich hin summte. Danach verschwand ich in mein Zimmer und legte meine Lippen um das Einzige, was in solchen Situationen angenehm schmeckte - mein Saxofon.

 


â£â£â£


 

Ich verlor mich für ungefähr zwanzig Minuten in einer Melodie, bis ich keine Puste mehr hatte. Manchmal ermüdete es mich schon, wenn ich einfach nur zu lange stand. Und die Bewegungen, die ich beim Saxofonspielen machte, waren deutlich mehr Sport, als ich zu jener Zeit schaffte.

»Das ist wunderschön, Baby.«

Meine Mom lehnte im Türrahmen mit diesem verträumten Blick, den sie jedes Mal bekommt, wenn ich spiele. Abrupt hörte ich auf und ließ das Saxofon sinken, als Strafe, dass sie sich wieder angeschlichen hatte - ich hatte ihr schon so oft gesagt, dass sie das nie mehr machen sollte.

»Was ist das für ein Stück? Irgendwas Neues?«

»Nein, Ma, das ist Parker´s Mood . Das hast du mich schon hundert Mal spielen hören.«

»Hmm. Deinen Charlie Parker magst du einfach.«

»Ja, wahrscheinlich.«

»Na ja, ich wollte dich nicht unterbrechen. Ich wollte nur sagen, in zehn Minuten ist das Essen fertig.«

»Ich hab keinen Hunger.«

Moms Mund zuckte und sie lächelte traurig, doch sie sagte nichts. Irgendwann um die Zeit, als ich elf wurde, hatte sie aufgehört, mit mir über Essen, Sport oder irgendwas zu sprechen, das mit meinem Gewicht zu tun hatte. Und je schwerer ich wurde, desto mehr tat sie so, als ob sie es nicht sah. Lange dachte ich, dass ich ihr peinlich war, aber schließlich begriff ich, dass sie sich einfach schuldig fühlte - als ob sie eine schlechte Mutter wäre, die zuließ, dass ich so fett wurde.

»Okay«, sagte sie. »Dann fangen wir ohne dich an.« Sie wandte sich ab und wollte gehen, schließlich drehte sie sich noch mal um, den Türgriff schon in der Hand, und ihr trauriges Lächeln hing ihr noch immer im Gesicht. »Wirklich, Baby ... wunderschön.«

Ich zuckte zusammen. Wie ich es hasste, wenn sie mich Baby nannte. Ich war sechzehn und - Scheiße verdammt - tausend Mal dicker als ein Baby. Aber Baby war immer noch besser als »Butter«, wie ich auf der Schule von allen genannt wurde. Ich hasste diesen Spitznamen, doch wenigstens hatten die meisten vergessen, wie ich zu ihm gekommen war.

Ich hob das Saxofon an die Lippen, um weiterzuspielen, aber bei der Bewegung fühlte ich plötzlich die ganze Erschöpfung, deshalb stellte ich das Instrument zurück in den Ständer. Ich musste sowieso nicht üben. Nicht dass ich ein Wunderkind war, aber ich hatte mit acht mein erstes Saxofon bekommen und seither jeden Tag geübt. Armselig. Ich hatte nichts Besseres zu tun, als allein zu Hause zu sitzen und Musik zu spielen.

Natürlich stimmte das nicht ganz. Es gab sehr wohl noch eine andere nächtliche Ablenkung.

Ich schaltete meinen Laptop an und ließ mich in dem extragroßen Sessel neben meinem Bett nieder. Dann loggte ich mich unter meinem Zugangsnamen »SaxMan« ein, hielt den Atem an und wartete, ob sie online war.

Sie war. Die Liste meiner Freunde erschien rechts auf dem Bildschirm - ein paar Leute aus dem Camp, ein paar Musiker, mit denen ich manchmal zusammen spielte ... und Anna. Die wunderbare, süße, sexy Anna.

Ich hatte Anna monatelang heimlich im Netz nachgestellt, bevor ich endlich den Mut fand, ihr eine Nachricht zu schicken. Ich war mit ihr über eines der wenigen sozialen Netzwerke in Verbindung getreten, die kein Foto verlangten, und natürlich erzählte ich ihr nicht, wer ich war. Hey, ich bin der Typ mit dem extra für mich gebauten, übergroßen Schreibtisch ganz hinten in der Aufsatz-Klasse! Willst du mit mir chatten? Ja klar.

Ich erzählte Anna, dass ich auf eine Privatschule ginge und ihr nur voll und ganz zustimmen könne in dem, was sie über die Band RatsKill gepostet hätte, von wegen, dass die total out sei. Sie liebte diese Sätze von mir. Und nun, drei Monate später, spürte ich ganz deutlich, dass sie mich liebte. Auch jetzt hatte ich das Gefühl, sie war nur deshalb online, weil sie darauf wartete, dass ich mich meldete. In dem Moment, als ich mich einloggte, kam schon die erste Nachricht von Anna.

 


Hallo, du Schöner! Was treibst du so?


 

Ich lächelte. Mir gefiel, dass Anna keine lahmen Kürzel oder Smileys verwendete, wenn sie schrieb. Doch mein Grinsen dauerte nicht lange. »Du Schöner.« Klar. Sie konnte es ja nicht wissen. Ich hatte ihr nie ein Foto von mir geschickt. Und ihr irgendein Fake-Foto schicken, das wollte ich auch nicht. So unverfroren konnte ich sie nicht anlügen. Und ganz ehrlich, ich wollte auf keinen Fall, dass sie sich in die Fresse von so einem anderen Typen verliebte. Wieder und wieder hatte sie mich um ein Foto gebeten, doch am Ende konnte ich sie überzeugen, dass das...
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Autor

Erin Jade Lange hat einige Zeit als Journalistin gearbeitet und greift als Inspiration für ihre Bücher noch immer gerne aktuelle Ereignisse aus der Realität auf. In ihren Geschichten gelingt es ihr, Fiktion zum Leben zu erwecken. Das beweisen sämtliche Preise, die sie bisher für ihre Bücher gewonnen hat, darunter auch der deutsche Jugendbuchpreis Friedolin. Ihr Roman "Halbe Helden" war für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Mit ihrer Familie lebt die Autorin im sonnigen Arizona.