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Frau Helbing und die schwarze Witwe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
OKTOPUS by Kampaerschienen am28.04.20221. Auflage
Wurstwaren sind natu?rlich nicht ganz dasselbe wie abgerissene Kno?pfe. Trotzdem steht fu?r Frau Helbing außer Frage, dass sie Herrn Aydin - der Arme hat Magen-Darm - in seiner A?nderungsschneiderei vertreten wird. Schließlich kennt sie sich in den Ra?umlichkeiten im Hamburger Grindelviertel bestens aus: Fru?her war dort na?mlich ihre Fleischerei untergebracht. Frau Helbing fu?hlt sich pudelwohl, die meisten Kundinnen kennt sie noch von fru?her. Allerdings ist die Zeit nicht stehen geblieben: Viele von ihnen sind inzwischen verwitwet, und der neue Hausbesitzer, der hochna?sige Robert Weidenfels, spricht plo?tzlich von Mieterho?hung. Herr Aydin droht, sein Gescha?ft zu verlieren, und die langja?hrigen Bewohner ko?nnen sich vielleicht bald ihr Zuhause nicht mehr leisten. Ein richtiger Immobilienhai, dieser Weidenfels! Doch noch in derselben Nacht kommt der Hausbesitzer ums Leben - ein Verkehrsunfall. Aber stimmt das wirklich? Fu?r die passionierte Krimileserin Frau Helbing steht fest: Das war Mord - und sie wird dem Ta?ter auf die Schliche kommen.

EBERHARD MICHAELY, geboren 1967 in Saarbru?cken, studierte Jazz-Saxophon an der Musikhochschule Ko?ln, hatte Engagements in verschiedenen Jazzprojekten und Musicalproduktionen und komponierte fu?r eigene Bands. Seit er 2014 auf einer Pilgerreise die Liebe zum Schreiben entdeckt hat, la?sst er seine Kreativita?t statt in die Musik in seine Kriminalromane fließen. Außerdem ist Michaely als Busfahrer fu?r die Hamburger Hochbahn ta?tig. Seine Pausen und die ruhigen Minuten kurz nach Feierabend nutzt er, um in sein Notizbuch zu schreiben, denn was ko?nnte besser zu Schaupla?tzen und Figuren inspirieren als seine ta?glichen Runden durch die Straßen der Hansestadt, mit den unterschiedlichsten Fahrga?sten an Bord? Frau Helbing ist ihm u?brigens in der Linie 5 begegnet, da kam sie gerade von ihrem Wocheneinkauf auf dem Isemarkt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextWurstwaren sind natu?rlich nicht ganz dasselbe wie abgerissene Kno?pfe. Trotzdem steht fu?r Frau Helbing außer Frage, dass sie Herrn Aydin - der Arme hat Magen-Darm - in seiner A?nderungsschneiderei vertreten wird. Schließlich kennt sie sich in den Ra?umlichkeiten im Hamburger Grindelviertel bestens aus: Fru?her war dort na?mlich ihre Fleischerei untergebracht. Frau Helbing fu?hlt sich pudelwohl, die meisten Kundinnen kennt sie noch von fru?her. Allerdings ist die Zeit nicht stehen geblieben: Viele von ihnen sind inzwischen verwitwet, und der neue Hausbesitzer, der hochna?sige Robert Weidenfels, spricht plo?tzlich von Mieterho?hung. Herr Aydin droht, sein Gescha?ft zu verlieren, und die langja?hrigen Bewohner ko?nnen sich vielleicht bald ihr Zuhause nicht mehr leisten. Ein richtiger Immobilienhai, dieser Weidenfels! Doch noch in derselben Nacht kommt der Hausbesitzer ums Leben - ein Verkehrsunfall. Aber stimmt das wirklich? Fu?r die passionierte Krimileserin Frau Helbing steht fest: Das war Mord - und sie wird dem Ta?ter auf die Schliche kommen.

EBERHARD MICHAELY, geboren 1967 in Saarbru?cken, studierte Jazz-Saxophon an der Musikhochschule Ko?ln, hatte Engagements in verschiedenen Jazzprojekten und Musicalproduktionen und komponierte fu?r eigene Bands. Seit er 2014 auf einer Pilgerreise die Liebe zum Schreiben entdeckt hat, la?sst er seine Kreativita?t statt in die Musik in seine Kriminalromane fließen. Außerdem ist Michaely als Busfahrer fu?r die Hamburger Hochbahn ta?tig. Seine Pausen und die ruhigen Minuten kurz nach Feierabend nutzt er, um in sein Notizbuch zu schreiben, denn was ko?nnte besser zu Schaupla?tzen und Figuren inspirieren als seine ta?glichen Runden durch die Straßen der Hansestadt, mit den unterschiedlichsten Fahrga?sten an Bord? Frau Helbing ist ihm u?brigens in der Linie 5 begegnet, da kam sie gerade von ihrem Wocheneinkauf auf dem Isemarkt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311703365
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum28.04.2022
Auflage1. Auflage
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1127 Kbytes
Artikel-Nr.9221082
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Frau Helbing war sehr besorgt. Zum wiederholten Mal sah sie auf ihre Armbanduhr. Es war kurz vor elf. Normalerweise öffnete Herr Aydin sein Geschäft um zehn. Meist war er sogar schon früher da und saß bereits hinter einer seiner Nähmaschinen, wenn die ersten Kunden den Laden betraten. Noch nie hatte Frau Helbing hier vor verschlossener Tür gestanden. Vergeblich klopfte sie mit den Fingerknöcheln gegen das Glas und drückte die Klinke.

»Hallo?«, rief sie. »Hallo?«

»Guten Morgen«, hörte Frau Helbing von der anderen Straßenseite.

Marie, die schräg gegenüber ein Blumengeschäft betrieb, war auf Frau Helbing aufmerksam geworden. Sie stand vor ihrem Schaufenster und goss einige Stauden, die sie auf den Gehweg gestellt hatte.

»Herrn Aydin habe ich heute noch nicht gesehen«, rief sie.

»Das ist aber seltsam«, sagte Frau Helbing.

Marie zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder ihren Pflanzen zu.

»Sehr seltsam sogar«, murmelte Frau Helbing.

Herr Aydin war sehr korrekt. Und vor allem auch zuverlässig. Niemals würde er ohne triftigen Grund seine Arbeit vernachlässigen. Frau Helbing wusste das. Seit vielen Jahren war sie mit dem Schneider befreundet. Sie kannte ihn gut. Er hatte damals das Ladenlokal übernommen, in dem Frau Helbing mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann vierzig Jahre lang eine Schlachterei geführt hatte. »Helbing, Fleisch und Wurstwaren« war in den sechziger und siebziger Jahren eine Institution im Hamburger Grindelviertel gewesen. Aber die Konkurrenz durch die Supermärkte und das veränderte Einkaufsverhalten der Kunden hatten die Gewinnmargen immer weiter schrumpfen lassen. 2003 hatten die Helbings den Laden schließlich aufgeben müssen.

Herr Aydin hatte anschließend in den Räumen eine Änderungsschneiderei eingerichtet. Die Geschäftsidee war lukrativ. Über einen Mangel an Aufträgen hatte er sich nie beschweren können. Auch deshalb, weil heute kaum noch jemand nähen konnte, wie Frau Helbing festgestellt hatte. Sie wusste von Kundinnen, die zu Herrn Aydin kamen, um abgerissene Knöpfe an einer Bluse anbringen zu lassen. Wegen eines Knopfs zum Schneider gehen! Frau Helbing konnte darüber nur den Kopf schütteln. Sie selbst hatte noch Handarbeit in der Schule gehabt.

Ob Herr Aydin vielleicht überfallen worden war? Frau Helbing spähte durch die Schaufensterscheibe. Um besser sehen zu können, legte sie die flache Hand zwischen ihre Stirn und das Glas. Der Laden war gereinigt und aufgeräumt. Picobello wie immer, dachte Frau Helbing. Sie mochte es nicht leiden, wenn Geschäfte einen ungepflegten Eindruck machten. Was sollten denn die Kunden denken, wenn sie Läden mit schmierigen Fenstern und dreckigen Böden betraten? Der Kiosk von Uwe Prötz in der Grindelallee stand exemplarisch für so eine Dreckbude. Bei Herrn Aydin dagegen sah es aus wie in einem gepflegten Wohnzimmer. Frau Helbing war gerne hier. Regelmäßig besuchte sie den Schneider, trank ein Glas türkischen Tee, den er ihr stets anbot, und plauschte ein wenig über dies und das. Herr Aydin hatte immer ein offenes Ohr für sie. Und gute Ratschläge obendrein. Vor allem aber war er zu den Öffnungszeiten stets vor Ort. Normalerweise jedenfalls.

Frau Helbing wurde langsam nervös. Sie erinnerte sich an ihre Patentante, die einen Herzinfarkt erlitten hatte. Mindestens einen Tag musste die arme Frau zu Hause auf dem Küchenboden gelegen haben, bis sie schließlich von Nachbarn entdeckt worden war. Vielleicht war dem Schneider etwas Ähnliches zugestoßen. Es musste einen wirklich wichtigen Grund geben, warum er nicht in seinem Geschäft war.

Entschlossen machte sich Frau Helbing auf den Weg zu Herrn Aydins Wohnung. Auch wenn sie ihn noch nie privat besucht hatte, kannte Frau Helbing seine Adresse. Die Hartungstraße war gleich um die Ecke.

Das ganze Viertel war Frau Helbing vertraut. 1942 war sie hier geboren und dem Stadtteil verbunden geblieben. Ihr ganzes Leben hatte sich im Wesentlichen westlich der Außenalster abgespielt. Größere Reisen hatte sie nie unternommen. Einmal hatte sie mit Hermann einen Ausflug ins Rothaargebirge gemacht. Außerhalb Deutschlands war sie nie gewesen.

Zweimal musste sie klingeln, bis sich Herr Aydin endlich mit schwacher Stimme über die Gegensprechanlage meldete. Frau Helbing atmete erleichtert auf.

»Helbing hier. Geht es Ihnen gut?«, fragte sie.

Statt einer Antwort summte der Türöffner.

»Oha«, sagte Frau Helbing, als sie Herrn Aydin an der Wohnungstür gegenüberstand.

So hatte sie ihn noch nie gesehen. Bleich war er, wie Schmierkäse. Ausgezehrt und kraftlos schien er sich gerade so auf den Beinen halten zu können. Der türkischstämmige Schneider war eigentlich ein Bild von einem Mann. Gepflegt und immer gut gekleidet. Wie aus dem Ei gepellt, dachte Frau Helbing oft, wenn sie ihn sah. Aber jetzt, in dieser schlabberigen Schlafanzughose und dem Feinrippunterhemd sah er fürchterlich derangiert aus.

»Was ist denn passiert?«, fragte sie entsetzt.

»Magen-Darm«, antwortete Herr Aydin knapp und würgte ein bisschen.

»Darf ich reinkommen?«, fragte Frau Helbing.

Es war eine rhetorische Frage, denn sie griff Herrn Aydin unter den Arm und zog ihn, ohne eine Antwort abzuwarten, in den Flur. Sie wusste, was nun zu tun war. Widerstandslos ließ sich Herr Aydin zu seinem Sofa geleiten.

»Hinlegen«, sagte Frau Helbing knapp.

Sie spülte den Putzeimer mit dem Erbrochenen aus und brachte einen feuchten Lappen, um seine Stirn zu kühlen.

»So«, sagte sie. »Ich werde mich jetzt um Sie kümmern.«

Herr Aydin krümmte sich wie ein Embryo. Offensichtlich plagten ihn noch immer Magenkrämpfe.

»Ich muss in den Laden«, sagte er mit schwacher Stimme. »Es ist viel zu tun.«

»Nichts da«, sagte Frau Helbing resolut. »Sie bleiben schön hier liegen. Wahrscheinlich können Sie nicht mal die Straße überqueren, ohne umzufallen.«

Sie öffnete ein Fenster, um den säuerlichen Geruch abziehen zu lassen.

»Was haben Sie denn gestern gegessen?«, fragte sie.

»Scholle«, sagte Herr Aydin und beugte sich sofort über den Eimer.

Lecker, dachte Frau Helbing. Scholle Finkenwerder Art könnte sie auch mal wieder kochen. Mit Bratkartoffeln und Speckstippe. Frau Helbing aß gerne Fisch. Herrn Aydin könnte sie dazu natürlich nicht einladen. Der würde die nächsten Wochen bestimmt nichts essen, was sich in einem Kutternetz verfangen hatte.

»Ich mache Ihnen mal eine Kanne schwarzen Tee. Sie müssen trinken«, sagte Frau Helbing und ging in die Küche.

Hier war alles ordentlich aufgeräumt und sauber. Und nicht nur oberflächlich. Auch hinter den Türen und in den Schubladen wurde regelmäßig und akribisch geputzt, stellte sie auf der Suche nach Teebeuteln fest. Tadellos, dachte sie anerkennend. Für einen Mann sogar Weltklasse.

Überhaupt fand sie die ganze Wohnung einladend und gemütlich. An Herrn Aydin war ihrer Meinung nach ein Innenarchitekt verloren gegangen.

Als sie mit der Kanne und einem Becher ins Wohnzimmer zurückkam, lag Herr Aydin nicht mehr auf seinem Sofa. Den Geräuschen nach zu urteilen, die aus dem Badezimmer drangen, war er noch nicht über den Berg. Magen-Darm war eine unangenehme Sache, wusste Frau Helbing, und es war höchst unwahrscheinlich, dass Herr Aydin bereits morgen wieder in seinem Laden stehen könnte. Von heute ganz zu schweigen.

Spontan beschloss Frau Helbing, ihren Freund nicht nur aufzupäppeln, sondern auch in seinem Geschäft auszu- helfen. Das war für sie eine Selbstverständlichkeit. Schließlich hatte sie heute nichts vor. Und morgen auch nicht. Tatsächlich hatte Frau Helbing selten Termine. Manchmal langweilte sie sich sogar ein bisschen. Früher waren die Stunden immer in Windeseile verstrichen, aber seit sie im Ruhestand war, schienen die Uhren langsamer zu gehen. Ihr einziges Hobby bestand darin, Kriminalromane zu lesen. Aber obwohl sie eine Menge dieser Bücher geradezu verschlang - und das auch gerne tat -, blieb an vielen Tagen noch Zeit übrig, die sie nicht so recht zu nutzen wusste. Eine Aufgabe kam ihr also nicht ungelegen.

»Ich kümmere mich um die Schneiderei, bis Sie wieder gesund sind«, sagte sie, als Herr Aydin sich in gebückter Haltung zurück zum Sofa schleppte.

»Auf keinen Fall. Das kann ich nicht von Ihnen verlangen«, sagte er.

»Sie verlangen auch nichts, ich biete Ihnen das an. Das ist ein großer Unterschied«, sagte Frau Helbing lächelnd. »Sie können nicht tagelang den Laden geschlossen lassen. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Damit verärgern Sie nur Ihre Kunden.«

Herr Aydin dachte kurz nach.

»Wahrscheinlich haben Sie recht«, lenkte er schließlich ein. »Trauen Sie sich das zu?«

Frau Helbing legte eine Wolldecke über Herrn Aydin und wickelte das Ende stramm um seine Füße.

»Ob ich mir das zutraue?«, fragte sie mit amüsiertem Unterton. »In diesem Laden habe ich den größten Teil meines Lebens verbracht. Wahrscheinlich haben Sie gerade laufen gelernt, als wir damals die Schlachterei aufgemacht haben.« Frau Helbing grinste bis über beide Ohren. »Und wissen Sie was? Ich freue mich sogar. Es ist wie eine Zeitreise für mich.«

»Ich habe keine Sorge, dass Sie zu meinen Kunden nicht nett wären oder etwas falsch machen würden«, beeilte sich Herr Aydin klarzustellen. »Es ist nur so, dass ich Sie nicht überanstrengen möchte.«

»Machen Sie sich mal nicht so viele Gedanken. Haben Sie nicht kürzlich erst gesagt, ich wäre erstaunlich rüstig für mein Alter?«

»Ja, ja«, stammelte Herr Aydin. »Schon.«

Er haderte noch ein bisschen mit...
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Autor

EBERHARD MICHAELY, geboren 1967 in Saarbru¿cken, studierte Jazz-Saxophon an der Musikhochschule Ko¿ln, hatte Engagements in verschiedenen Jazzprojekten und Musicalproduktionen und komponierte fu¿r eigene Bands. Seit er 2014 auf einer Pilgerreise die Liebe zum Schreiben entdeckt hat, lässt er seine Kreativität statt in die Musik in seine Kriminalromane fließen. Außerdem ist Michaely als Busfahrer fu¿r die Hamburger Hochbahn tätig. Seine Pausen und die ruhigen Minuten kurz nach Feierabend nutzt er, um in sein Notizbuch zu schreiben, denn was ko¿nnte besser zu Schauplätzen und Figuren inspirieren als seine täglichen Runden durch die Straßen der Hansestadt, mit den unterschiedlichsten Fahrgästen an Bord? Frau Helbing ist ihm u¿brigens in der Linie 5 begegnet, da kam sie gerade von ihrem Wocheneinkauf auf dem Isemarkt.