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Couchgeflüster

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am27.02.20151. Auflage
Kopfstand gegen Liebeskummer Die verträumte Nelly leitet ein kleines Yoga-Studio in Berlin. Als ihr eines Tages Ben über den Weg läuft, glaubt sie, endlich ihre große Liebe gefunden zu haben. Doch schon bei der zweiten Begegnung erinnert sich der vermeintliche Traummann an nichts mehr. Ben leidet nämlich unter retrograder Amnesie: Jede Erinnerung an die letzte Woche ist weg. Was tun? Nelly greift zu einer ungewöhnlichen Therapie. Vielleicht kann sich Ben dann ja auch daran erinnern, was mit dieser anderen Frau ist, die plötzlich auftaucht und behauptet, seine Verlobte zu sein ... Der Roman «Couchgeflüster» erschien 2010 zunächst unter dem Pseudonym Mira Becker.

Lilli Beck, Jahrgang 1950, wurden in Weiden/Oberpfalz geboren. Sie hat als Model, Schauspielerin und Visagistin gearbeitet und kocht für ihr Leben gern. Lilli Beck hat eine Tochter und lebt heute in München.Mehr über die Autorin unter: www.lilli-beck.de
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Produkt

KlappentextKopfstand gegen Liebeskummer Die verträumte Nelly leitet ein kleines Yoga-Studio in Berlin. Als ihr eines Tages Ben über den Weg läuft, glaubt sie, endlich ihre große Liebe gefunden zu haben. Doch schon bei der zweiten Begegnung erinnert sich der vermeintliche Traummann an nichts mehr. Ben leidet nämlich unter retrograder Amnesie: Jede Erinnerung an die letzte Woche ist weg. Was tun? Nelly greift zu einer ungewöhnlichen Therapie. Vielleicht kann sich Ben dann ja auch daran erinnern, was mit dieser anderen Frau ist, die plötzlich auftaucht und behauptet, seine Verlobte zu sein ... Der Roman «Couchgeflüster» erschien 2010 zunächst unter dem Pseudonym Mira Becker.

Lilli Beck, Jahrgang 1950, wurden in Weiden/Oberpfalz geboren. Sie hat als Model, Schauspielerin und Visagistin gearbeitet und kocht für ihr Leben gern. Lilli Beck hat eine Tochter und lebt heute in München.Mehr über die Autorin unter: www.lilli-beck.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644549913
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum27.02.2015
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2253 Kbytes
Artikel-Nr.9223785
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Durchatmen. Und nicht nervös werden. Es gibt kein Problem.

Schnaufend liege ich ausgestreckt auf einer rosa Matte und versuche mich zu entspannen. Ach, was soll´s, sage ich mir. Ich werde diesen doofen Brief einfach verdrängen und meine Aufmerksamkeit lieber auf den Unterricht richten.

«Atem fließen lassen ... Konzentriert euch auf euren Körper ... fühlt die Bewegungen ...»

Mist.

Es funktioniert nicht. Ich kriege den Schrieb einfach nicht aus dem Kopf. Dabei muss ich mich zusammenreißen! Sonst gefährde ich meine Existenz.

Nein! Das darf nicht passieren. Deshalb sollte ich auch Ellen, die Neue in der Gruppe, genau beobachten. Sie hat zwar angegeben, Yogaerfahrung zu haben, aber manche Anfänger behaupten das nur, um nicht korrigiert zu werden. Im Moment sehen ihre fließenden Bewegungen jedoch tatsächlich so aus, als besuche sie heute nicht zum ersten Mal eine Yogastunde.

«Schulterbrücke ... Beckenboden anspannen ... Atem fließen lassen ... auf eure Mitte konzentrieren ... Ausatmen ... Einatmen», weise ich meine Schülerinnen mit sanfter Stimme an.

Noch sechs Wochen Zeit. Das sind zweiundvierzig Tage. Eintausendundacht Stunden und ... Die Minuten kann ich nicht im Kopf ausrechnen.

Praktisch könnten sich aber in jeder dieser Minuten neue Yogaschüler anmelden. Theoretisch wären das dann ... wahrscheinlich viel zu viele. Die hätten gar nicht alle Platz in meinem Trainingsraum. Ich habe ja nur den einen. Und der ist gerade mal fünfzig Quadratmeter groß. Ich müsste Neuanmeldungen auf eine Warteliste setzen.

Na bitte: alles ganz einfach. Ich muss mich nicht unter Druck setzen. Panik ist unnötig.

Jetzt aber Konzentration.

«Knie nach außen sinken lassen ... Tief durchatmen ... Becken zur Decke strecken ... Atem fließen lassen ...»

Oder ich könnte etwas erben. Allerdings sind Millionäre in meiner Verwandtschaft eine ausgestorbene Spezies. Ob mir jemand die ausstehenden drei Studiomieten leihen würde? Auf die Schnelle fällt mir nur leider niemand ein, der dreitausend Euro übrig hat. Ich könnte natürlich auch bei der Bank nach einem höheren Dispokredit fragen. Nein, meine Beraterin war beim letzten Termin nicht besonders freundlich. Von der kriege ich keinen Cent mehr. Höchstens, wenn ich sie überfalle. Ich musste ziemlich rumheulen, um wenigstens noch die Wohnungsmiete überweisen zu können. Total negativ die Frau. Um die dreißig, ganz hübsch, aber ständig eine hässliche Zornfalte zwischen den Augenbrauen. Nicht ein einziges Mal hat sie mein Lächeln erwidert. Ich war kurz davor, sie zu fragen, ob sie vielleicht auch Geldsorgen hat. Das wäre zwar höchst eigenartig, wo sie doch direkt an der Quelle sitzt, aber immerhin eine plausible Erklärung für ihre miese Laune. Vielleicht hätte ich ihr auch eine Gratisstunde Relaxyoga anbieten sollen, damit sie ihren Kopf von diesen ewigen Summen und Zahlen frei kriegt.

Mist. Schon wieder abgelenkt.

«Ausatmen ... Einatmen ... Rückenlage ... Entspannen ... Atem fließen lassen ...»

Manchmal fällt es mir ziemlich schwer, loszulassen. Einfach mal an gar nichts zu denken. Daran sind meine starken Naturlocken schuld. Krause Haare, krauses Gehirn, hat meine Großmutter immer gesagt. Von ihr habe ich auch die rotblonden, wilden Locken geerbt - und die konfusen Gedankengänge. Wie bei ihr schwirrt auch mir immer unglaublich wirres Zeug im Kopf herum. Wie fleißige Ameisen rennen die Gedanken durch meine Gehirnwindungen. Dagegen hilft nur Schlaf. Viel Schlaf. Und natürlich Yoga. Damit kann jeder lernen, sich zu entspannen. Ich hab´s schließlich auch gelernt. Zugegeben, heute klappt es nicht so richtig. Aber es ist ja auch verdammt schwer, wenn man nicht weiß, wie man auf so einen bescheuerten Mahnbrief des Vermieters reagieren soll. Zu dumm, dass ich das Schreiben überhaupt geöffnet habe. Normalerweise landen meine Briefe nämlich im Post-Karton. Erst am Monatsende bearbeite ich dann alles. Damit diese dröge Arbeit nicht allzu frustrierend ist, verkleide ich mich dann immer mit weißer Bluse und einem spießigen Rock und spiele Buchhalterin. Sie heißt: «Miss Zahlmeister», entstammt einem alten Buchhalter-Geschlecht und kümmert sich einmal im Monat um den Papierkram. Total effektive Methode. Kann ich nur wärmstens empfehlen. Wie ich zu meiner Überraschung nämlich festgestellt habe, erledigen sich manche Schreiben sowieso von selbst oder sind schlicht nicht mehr aktuell. Leider gibt es aber auch diese berühmten Ausnahmen von der Regel, wie ich heute erkannt habe.

Jetzt muss ich mich aber wirklich zusammenreißen! Neun Schülerinnen warten auf mein Kommando.

«Tief ausatmen ... langsamer Übergang in den aufrechten Sitz.»

Ein Glück, dass dies hier ein Kurs für Fortgeschrittene ist und ich nur wenig erklären muss. Dennoch, so zerstreut wie heute habe ich schon lange nicht mehr unterrichtet. Nur gut, dass die Stunde gleich vorbei ist. Dann ist sowieso Schluss für heute.

Die letzten Töne der Entspannungsmusik verklingen. Langsam erheben wir uns, ziehen im aufrechten Stand ein Bein an, stützen den Fuß am Oberschenkel ab, nehmen die Arme für eine bessere Balance zur Seite und verweilen in der Baumstellung.

Nach einigen tiefen, gleichmäßigen Atemzügen lege ich die Hände vor der Brust aneinander und beende die Übung. «Namaste.»

Es folgt eine kleine Verbeugung, dann verabschiede ich mich mit einem philosophischen Gedanken für den Tag: «Die Eile ist der Feind der Klugheit.»

Am Ende der Stunde eine Art Botschaft zu formulieren ist ein Ritual, das ich eingeführt habe, um meinen Unterricht von den kommerziellen Studios abzugrenzen. Yoga bedeutet ja nicht nur körperliche Übungen. Es schärft auch den Geist und harmonisiert das Gemüt.

«Namaste», erwidert die Gruppe den Gruß. Zufriedene Gesichter blicken mich an. Dann schnappen sich meine Schüler ihre Handtücher und eilen zu den Duschen.

Auch ich fühle mich ungeachtet meiner wirren Überlegungen entspannt - zumindest körperlich. Mein gedankliches Abschweifen scheint unbemerkt geblieben zu sein.

«Wie hat es dir gefallen, Ellen?», spreche ich die Neue im Rausgehen an.

«Ja ... ganz gut», antwortet sie zögernd und streicht sich eine aschblonde Haarsträhne aus der flachen Stirn. «Aber vielleicht brauche ich doch mehr Power, um den Babyspeck loszuwerden. Nach der dritten Geburt ist das Gewebe ziemlich ausgeleiert, und der Speck sitzt wie zementiert auf den Problemzonen. Weißt schon, hier ...» Demonstrativ kneift sie sich an Bauch und Po und rollt verzweifelt mit den Augen.

Seltsam. Sie müsste doch während der Stunde gemerkt haben, dass Yoga nicht nur bedeutet, sich auf der Matte herumzurollen. Wenn sie die einzelnen Übungen genau ausgeführt hätte, wäre sie jetzt schweißgebadet. Ich sehe aber nicht das kleinste Schweißtröpfchen auf ihrer hellen Haut. Offensichtlich hat sie sich nicht genügend angestrengt.

«Schon klar», stimme ich ihr sanft lächelnd zu. «Mit drei Kindern bist du ein ganz anderes Tempo gewohnt. Gegen Babyspeck kann ich dir den Rückbildungskurs empfehlen. Der konzentriert sich speziell auf diese Partien. Ich kann dir versprechen, dass du danach außer Atem bist ... Draußen im Vorraum am Empfangstresen liegt der neue Stundenplan. Einen Mutter-Kind-Kurs werde ich demnächst übrigens auch abhalten.»

«Mmm», nuschelt Ellen mäßig interessiert und verschwindet Richtung Umkleide. Im Vorraum sehe ich aber, wie sie tatsächlich nach einem Plan greift.

«Hat mich gefreut, dass du mitgemacht hast», rufe ich ihr nach und sehe plötzlich drei imaginäre Babys an ihren wohlgerundeten Hüften hochklettern. Vielleicht sollte sie ihren Speck lieber behalten. Da würden die süßen Kleinen doch viel gemütlicher sitzen als auf knochendürren Modelhüften.

«Hat sie gemeckert?»

Britta, meine beste Freundin, steht unvermittelt neben mir und sieht mich besorgt an. Sie sorgt sich oft - nicht nur um mich. Meistens sind es hochsensible Schauspieler, um die sie sich als Chefin ihrer erfolgreichen Casting-Agentur kümmert. Das Umsorgen und das Kümmern liegen in ihrer Natur. Sie ist einfach der mütterliche Typ mit großem Herzen und großer Figur. Britta selbst bezeichnet sich gern als XL-Beauty. Und mit ihren halblangen, brünetten Haaren, den blauen Augen, dem vollen Mund und dem ebenmäßigen Gesicht ist sie in meinen Augen tatsächlich eine umwerfendene Schönheit - auch ohne Modelmaße.

«Nee, wieso sollte sie meckern?», frage ich irritiert und zwirble verlegen eine Haarsträhne um meinen Zeigefinger, während wir aus dem Trainingsraum schlendern.

Britta wischt sich den Schweiß aus ihrem üppigen Dekolleté. «Na ja, mir ist aufgefallen, dass du heute nicht ganz bei der Sache warst. Und du zupfst mal wieder an deinen Haaren. Du hast doch was!»

Mist, sie hat´s bemerkt. Leugnen hat keinen Zweck. Britta besitzt nicht nur hypersensible Mutter-Antennen, die jedes noch so schwache Notsignal orten, sie kennt auch alle meine Marotten. Haarezwirbeln ist nur eine davon.

Für mich ist Britta die beste Freundin, die man haben kann. Wir kennen uns schon seit der Kindheit. Sie ist im Nebenhaus aufgewachsen, und obwohl sie älter ist, durfte ich sie zur Schule begleiten. Später half sie mir, meine Pickel zu überschminken und mich für meine ersten Partys zurechtzumachen. Zeitversetzt erlebten wir die erste Liebe, halfen uns über den unvermeidlichen Liebeskummer hinweg und dienten, wenn nötig, der anderen...
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