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Friedhofstod

Allgäu-Krimi
tolino mediaerschienen am01.07.2022
'So a bleede Kuh! Ich würde mich nicht wundern, wenn der jemand in dunkler Nacht einen Prügel über den Kopf zieht und sie anschließend ertränkt.' In dem kleinen Allgäuer Dorf Wassersried stört die allseits unbeliebte Wilhelmine Geyer den Frieden. Magdalena Sonnbichler und ihre Freundin Karin Bergner wollen herausfinden, warum Wilhelmine die sympathische Kindergärtnerin Emma aus dem Dorf vergraulen will. Ein erschütternder Fund wirft neues Licht auf das vermeintlich idyllische Dorf. Karin und Leni machen sich daran, das Geheimnis um Wassersried aufzudecken. Nach Hexenwasser und Eiskalter Tod ist Friedhofstod der vierte Band der Allgäuer Mysterycrimereihe »Magdalena Sonnbichler ermittelt«. Band drei wird zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht. Friedhofstod erscheint bei Tolino mit Bonusmaterial.

Alexandra Scherer wurde 1962 in Wangen im Allgäu geboren, wo sie auch aufwuchs. 1985 heiratete sie und zog mit ihrem polynesischen Ehemann in seine Heimat Funafuti in Tuvalu. Dort las sie aus purer Langeweile eine komplette Bücherei aus: Querbeet von Georgette Heyer, Terry Pratchett, Jane Austen und Thackeray hin bis zu einer Publikation über Schweinezucht in England um 1942. Deshalb liest und spricht sie sehr gut Englisch. Ihr Humor und literarischen Vorlieben sind stark britisch geprägt.
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Verfügbare Formate
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR17,99

Produkt

Klappentext'So a bleede Kuh! Ich würde mich nicht wundern, wenn der jemand in dunkler Nacht einen Prügel über den Kopf zieht und sie anschließend ertränkt.' In dem kleinen Allgäuer Dorf Wassersried stört die allseits unbeliebte Wilhelmine Geyer den Frieden. Magdalena Sonnbichler und ihre Freundin Karin Bergner wollen herausfinden, warum Wilhelmine die sympathische Kindergärtnerin Emma aus dem Dorf vergraulen will. Ein erschütternder Fund wirft neues Licht auf das vermeintlich idyllische Dorf. Karin und Leni machen sich daran, das Geheimnis um Wassersried aufzudecken. Nach Hexenwasser und Eiskalter Tod ist Friedhofstod der vierte Band der Allgäuer Mysterycrimereihe »Magdalena Sonnbichler ermittelt«. Band drei wird zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht. Friedhofstod erscheint bei Tolino mit Bonusmaterial.

Alexandra Scherer wurde 1962 in Wangen im Allgäu geboren, wo sie auch aufwuchs. 1985 heiratete sie und zog mit ihrem polynesischen Ehemann in seine Heimat Funafuti in Tuvalu. Dort las sie aus purer Langeweile eine komplette Bücherei aus: Querbeet von Georgette Heyer, Terry Pratchett, Jane Austen und Thackeray hin bis zu einer Publikation über Schweinezucht in England um 1942. Deshalb liest und spricht sie sehr gut Englisch. Ihr Humor und literarischen Vorlieben sind stark britisch geprägt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754650912
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten226 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3161
Artikel-Nr.9225188
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


8

Karin

»Ich kann mich doch nicht ewig bei dir verstecken. Eigentlich sollte ich mir einen neuen Job suchen.« Karin klang bedrückt. Sie saß Leni gegenüber, die ihren ihren Frühstückskaffee trank. Die Zeit nach Marios Tod und der damit verbundene Aufruhr, seelischer und anderer Art, lagen größtenteils hinter ihr, gut verborgen in einer dicken undurchdringlichen Nebelwand.

Sie wusste noch, dass Leni sie in deren Fiat Panda verfrachtet hatte und auf den Sonnbichlerhof brachte. Dort fand sie sich in Lenis Gästezimmer wieder. Ihre Freundin kümmerte sich um alles. Die ersten Tage hatte Karin nur dagelegen und Denken und Fühlen verweigert.

Leni fütterte sie wie ein kleines Kind, schob sie regelmäßig auf die Toilette und wusch sie. Die Heilpraktikerin kontaktierte eine befreundete Ärztin, die Karin Medikamente verschrieb und dafür sorgte, dass sie, sobald sie so weit war, einen Platz in einer guten Reha-Klinik bekam.

Leni besuchte Karin dort regelmäßig. Vor einigen Wochen waren die Therapeuten der Meinung gewesen, Karin könnte ambulant weiter behandelt werden. Leider stand Leni dann sofort bereit und quartierte ihre Freundin, gegen deren Willen, wieder auf dem Hof im Gästezimmer ein.

Dies war nicht Karins erster Versuch, sich abzunabeln. Es war Zeit, ihren Plan durchzuführen. In den vergangenen Wochen hatte Karin die verordneten Medikamente spärlich eingesetzt und einen Vorrat angelegt. Sie nahm nur so viel, wie unbedingt nötig. Schließlich kannte sie die Nebenwirkungen. Wenn es so weit war, den nächsten Schritt zu tun, sollte dies nicht auf Leni zurückfallen.

Deshalb nahm Karin an diesem Tag ihren ganzen Mut zusammen und startete einen neuen Anlauf. »Ich kann nicht ewig bei dir wohnen bleiben. Ich bin dir echt dankbar, dass du mir durch die dunkle Zeit beigestanden hast, aber jetzt sollte ich mich auf eigene Füße stellen.«

Die Krankenpflegerin bemühte sich schon eine ganze Weile, Lenis Gastfreundschaft zu entkommen.

Schließlich hatte Leni einen Freund und Karin konnte sich denken, dass dieser nicht sonderlich begeistert war, dass sie als Störfaktor bei seinen Besuchen fungierte. Nicht, dass er jemals etwas sagte, aber ...

Zum Glück hatte Karin vor vielen Jahren dementsprechende Versicherungen abgeschlossen, die im Falle von Krankheit dafür sorgten, dass sie eine Weile finanzielle Sicherheit genoss. Trotzdem ...

Karin machte sich auf Lenis Widerstand gefasst, aber der blieb aus. »Vielleicht hast du recht. Was stellst du dir vor?«

Ein Zimmer mieten , wollte Karin sagen. Die Versicherung würde auch für die Bestattungskosten aufkommen.

Ihre Antwort für Leni war ein ausweichendes Schulterzucken. »So genau weiß ich das nicht. Ich werde die Agentur kontaktieren, mit der ich zusammengearbeitet habe. Mal sehen, was die so haben. Vielleicht mach ich auch Urlaub.« Das Zimmer sollte weit weg vom Sonnbichlerhof liegen. Karin musste durchhalten, bis zum Prozess. Silvia würde nicht ungeschoren davonkommen ... so oder so.

Leni stellte ihre Kaffeetasse auf den Tisch und stand auf. »Das hat ja noch ein bisschen Zeit, denke ich. Hast du Lust auf einen Ausflug? Ich hab der alten Huberbäuerin versprochen, im Nachbardorf etwas für sie zu erledigen.«

Erleichtert atmete Karin auf. Die erste Hürde war geschafft.

Wieder einmal saß sie in Lenis Fiat und wurde von einem Ort zum andern gefahren. Diesmal landete sie auf dem Parkplatz eines fremden Dorfes.

»Der Ort heißt Wassersried«, erklärte Leni. »Ich bin hier zur Schule gegangen. Früher gab es auch noch einige Läden. Heute hat sich alles verlagert.« Sie verzog das Gesicht. »Solange man noch mobil ist, geht es. Aber wehe du bist alt und hast kein Auto. - Ich muss hier nur schnell was erledigen, dann fahren wir weiter.«

»Dann bleib ich hier sitzen und warte.«

»Ich brauch schon ´ne Weile. Komm mit, ich möchte dir meine alten Jagdgründe zeigen.«

Es war wichtig, Leni in Sicherheit zu wiegen, deshalb ließ Karin sich überreden und folgte Leni über den Dorfplatz.

Karin hörte Wasser fließen. Der Brunnen auf der Piazza. Die Erinnerung traf sie wie ein Blitz. Sie schluckte. Ihr Herz schlug schneller. Karin blickte sich um und blinzelte. »Komisch.«

»Was denn?«, fragte Leni.

Karin zeigte nach vorne. »Der Brunnen da vorne. Lauter Ostereier.«

»Das ist hier in der Gegend Brauch«, erklärte ihre Freundin in Fremdenführermanier. »Ungefähr drei oder vier Wochen vor Ostern schmücken die Leute in den Gemeinden ihre Brunnen. Wir können ja später nach Wangen fahren. Da ist es besonders schön. Die haben so viele Brunnen und jeder wird da von einer anderen Schule geschmückt.«

»Gerne«, heuchelte Karin Interesse, indem sie ihr Smartphone zückte. »Aber jetzt stell dich mal da hin. Ich mach ein Bild.« Am besten sie mimte die interessierte Touristin. Leni schien den Köder zu schlucken. Die Freundinnen knipsten sich gegenseitig, wie sie vor dem österlich geschmückten Brunnen posierten. Kurz fühlte Karin sich ganz unbeschwert.

Plötzlich stand eine ältere Frau neben den Kameradinen.

Lenis automatisches »Grüß Gott« fasste sie wohl als Einladung auf, ein Gespräch zu beginnen. »Guten Tag, die jungen Damen. Ach, sie bewundern unseren Dorfbrunnen. Ist es nicht schön, wenn die Tradition aufrechterhalten wird?«

Wie hypnotisiert nickten beide gleichzeitig.

»Es isch scho schee, vor allem wenn wie heut die Sonne scheint«, antwortete Leni in breitem Allgäuer Dialekt. Karin war schon früher aufgefallen, dass ihre Freundin bei Fremden oft in Dialekt verfiel. Interessanterweise wurde sie immer allgäuischer, je deutlicher das Gegenüber hochdeutsch sprach.

»Ach, ja sie geben sich schon Mühe, die Landfrauen, aber er hätte schon noch besser werden können.« Die Fremde schüttelte den Kopf. »Leider haben sie nicht auf mich gehört. Ich hatte ja vorgeschlagen, dass sie echte Eier nehmen und bemalen. Anstatt dieser Thuja würde Buchs sich viel besser machen.« Die Stimme der Dame tönte unangenehm hoch in Karins Ohren. Tonfall und Aussprache ließen pommersche Landschaften erahnen. Das freundliche Lächeln auf ihrem Gesicht bildete einen seltsamen Widerspruch zu dem leicht nörgelnden und unzufriedenen Grundtenor ihrer Stimme. Karin fielen weitere Diskrepanzen auf: Ein altmodisch angehauchtes Tweedkostüm, am Revers der Jacke eine hübsche kleine Brosche aus Silber, elegante, farblich passende Pumps, erstaunlich wohlgeformte Beine in blickdichten braunen Nylonstrümpfen, akkurates kurzes, schwarz glänzendes Haar, das ein hageres blasses Gesicht umrahmte, ein dünner, etwas verkniffener Mund, leicht mit hellem Lippenstift geschminkt, eine gerade, scharf geschnittene Nase und zwei dunkle Augen, die seltsam groß wirkten unter fast farblosen Augenbrauen und Wimpern, die Falten im Gesicht leicht überdeckt mit Puder.

Alles in allem erschien sie unecht, wie eine zum Leben erwachte Puppe. Karin fröstelte.

Die Frau kramte in ihrer übergroßen Handtasche und holte eine kleine Metalldose hervor, öffnete sie, nahm ein mit Puderzucker bestäubtes blaues Bonbon heraus und stopfte es sich in den Mund, während sie weitersprach: »Diese bunten Plastikeier wirken einfach nur ordinär. Damit wird der ganze Effekt verdorben, und jedes Jahr schmücken sie inzwischen immer gleich. Es ist wirklich schade. Sind Sie zu Besuch hier?« Die Frau inspizierte die zwei Freundinnen mit scharfem Blick.

Karin empfand die Frage als aufdringlich, wollte aber nicht zu grob sein, deshalb umging sie eine direkte Antwort. »Wassersried ist ein wirklich schöner Ort.«

»Wir sind auch sehr stolz auf unser Dorf. Wir tun sehr viel für unsere Gemeinde.« Hier nickte die Frau mehrmals und fixierte ihr Gegenüber dann mit ihren dunklen Knopfaugen. »Wenn Sie etwas wissen wollen oder benötigen, bin ich genau die richtige Ansprechpartnerin. Mein Name ist Wilhelmine Geyer. Ich wohne hier schon sehr lange und kann mit Recht von mir behaupten, dass ich jeden hier kenne und auch alle kleinen Geheimnisse.« Sie lachte leicht, wohl um dieser Aussage die implizierte Drohung zu nehmen. Auf Karin wirkte sie, vielleicht gerade deswegen, fast noch bedrohlicher. Karin tauschte mit Leni Blicke und antwortete gleichzeitig höflich: »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Frau Geyer.«

»Fräulein Geyer!«, wurde sie sofort berichtigt.

Die so Zurechtgewiesene schluckte und fuhr fort: »Fräulein Geyer, es ist sehr freundlich, von Ihnen, uns Ihre Hilfe anzubieten. Sie entschuldigen uns, wir müssen jetzt leider weiter, denn wir haben noch einen Termin.«

»Ja, wie die Zeit fliegt. Ich muss mich auch sputen. Wissen Sie, ich bin sehr stark sozial engagiert. Ich besuche die lieben alten Menschen im hiesigen Altersheim. Die freuen sich immer so, wenn jemand kommt. Leider werden viele Alte von ihren Familien sträflich vernachlässigt. Ich könnte da Geschichten erzählen ...«

Karin wollte keine Geschichten hören. Ihre eigene war ihr Abschreckung genug.

Leni rettete die Freundin. »Also, Frau Geyer, wir müssen nun weiter. Sie entschuldigen bitte.« Sie nickte der Dame noch einmal zu, nahm Karin am Arm und zog sie zielstrebig die Straße entlang, weg von der verblüfft hinter ihnen her starrenden Wilhelmine Geyer.

»Tut mir leid, Karin«, sagte Leni, sobald die Kameradinen außer Hörweite waren. »Aber ich hätte es keine Minute länger ausgehalten. Der alten Hex geht man besser aus dem Weg. Da ist was gewaltig faul.«

»Leni, ich werde die Frau nie wieder sehen. Die ist doch harmlos. Einfach ´ne alte Ratsche. Mir tut sie leid. Sie scheint selber keine Familie zu haben und ich bin mir sicher, sie meint es nicht böse.«

Leni schnaubte. »Die wois...

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