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Blessed Islands

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
248 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am02.05.20221. Auflage
Am Ende des Jahrhunderts zeigt sich, dass die Menschheit nicht in der Lage war, die sich anbahnenden Katastrophen aufzuhalten. Sämtliches Eis auf der Erde ist geschmolzen, das Meer hat nennenswerte Teile der Landmasse erobert, das Klima hat sich drastisch erwärmt, die Wüstenzonen auf dem Planeten dehnen sich weiter aus. Wer es sich leisten kann, verschanzt sich hinter unüberwindbaren Befestigungswällen auf hochtechnisierten Inseln des Wohlstands, den Blessed Islands. Doch die Sicherheit dieser Paradiese erweist sich als trügerisch.

Schon als Jugendlicher liebte es Klaus Heimann, anderen Kindern Märchen oder aus dem Stegreif erfundene Geschichten zu erzählen. Die Lust am Erzählen begleitete ihn ins Erwachsenenalter und er begann mit dem Schreiben. Bisher verfasste er Kurzprosa, Lieder, ein Kindermusical und mehrere Romane. Neben seiner Heimatstadt Essen und dem Ruhrgebiet liefern Klaus Heimann Reiseerlebnisse Inspiration für sein schriftstellerisches Schaffen. Er ist Mitglied im Syndikat, dem Verein zur Förderung deutschsprachiger Kriminalliteratur.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR9,80
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR3,99

Produkt

KlappentextAm Ende des Jahrhunderts zeigt sich, dass die Menschheit nicht in der Lage war, die sich anbahnenden Katastrophen aufzuhalten. Sämtliches Eis auf der Erde ist geschmolzen, das Meer hat nennenswerte Teile der Landmasse erobert, das Klima hat sich drastisch erwärmt, die Wüstenzonen auf dem Planeten dehnen sich weiter aus. Wer es sich leisten kann, verschanzt sich hinter unüberwindbaren Befestigungswällen auf hochtechnisierten Inseln des Wohlstands, den Blessed Islands. Doch die Sicherheit dieser Paradiese erweist sich als trügerisch.

Schon als Jugendlicher liebte es Klaus Heimann, anderen Kindern Märchen oder aus dem Stegreif erfundene Geschichten zu erzählen. Die Lust am Erzählen begleitete ihn ins Erwachsenenalter und er begann mit dem Schreiben. Bisher verfasste er Kurzprosa, Lieder, ein Kindermusical und mehrere Romane. Neben seiner Heimatstadt Essen und dem Ruhrgebiet liefern Klaus Heimann Reiseerlebnisse Inspiration für sein schriftstellerisches Schaffen. Er ist Mitglied im Syndikat, dem Verein zur Förderung deutschsprachiger Kriminalliteratur.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756261659
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum02.05.2022
Auflage1. Auflage
Seiten248 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9243574
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Samira

Samira spazierte mit ihrer Freundin Barbara zu ihrem Lieblingsplatz, der Glatze. Sie nannten die Hügelkuppe so, weil dort nur spärliches Gras wuchs, kein Baum oder Strauch. Ein Steinhaufen aus mächtigen Felsbrocken markierte den höchsten Punkt. Wenn man dort hinaufkletterte, hatte man eine grandiose Rundumsicht. Ihre Mutter nannte die Glatze eine Abraumhalde. Darunter konnte sich Samira nichts vorstellen.

Heute kamen sie nur langsam voran. Samira schmerzte der Rücken von der anstrengenden Arbeit auf der Mülldeponie. Ihre dunkelbraunen Haare waren völlig verschwitzt. Sie trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, der ihre Taille erreichte. Barbaras Kurzhaarfrisur war da schon praktischer für die Arbeit. Aber Samira hing nun mal an ihren langen braunen Locken. Für kein Geschenk, das sie sich vorstellen konnte, hätte sie sich ihre Haare abschneiden lassen. Außer vielleicht für die Erlaubnis, auf die helle Seite der Welt umsiedeln zu dürfen.

Die helle Seite. Das Blessed Island.

Dort träumte sich Samira oft hin. Nur, um einen Blick darauf zu erhaschen, quälte sie sich mit müden Gliedern die Glatze hoch. Wo sie täglich schuftete, entsorgten seine Bewohner â die Blessed People â, ihren Unrat, indem sie ihn mit Drohnen über den undurchdringlichen Grenzwall, die Blessed Border , hinwegflogen, und einfach über der Deponie abwarfen. Wenn man unten nach Verwertbarem suchte, musste man höllisch aufpassen, dass man keines dieser Pakete auf den Kopf bekam. Das war Samiras Mutter passiert und seitdem schlug sie sich mit ihrer Behinderung herum. Es hatte sich eingebürgert, dass alle, die gerade auf der Deponie unterwegs waren, mit den Armen winkten, um die Piloten auf sich aufmerksam zu machen. Trotzdem kam es immer wieder vor, dass jemand vom abgeworfenen Müll verletzt wurde. Tote hatte es schon gegeben.

Samira arbeitete für einen Metallsammler. Mit ihren zehn Jahren war sie nicht einmal die Jüngste. Sie klaubte zusammen mit ihren Mitstreitern alle metallenen Gegenstände aus dem Müll, die sie finden konnten. Ihr Chef zahlte pro Kilo, für die Metallsorten unterschiedlich. Am begehrtesten waren Kupferrohre. Gleich danach alle Arten von Blechtafeln, vorzugsweise verzinktes Wellblech. Es wurde für die Unterkünfte in ihrem Teil der Welt verwendet, dem Dark Country. Etwa zum Ausbessern von Dächern oder als Ersatz für eingestürzte Mauern. In den Slums bestanden ganze Hütten nur aus Metall und Holz. Schlimmstenfalls wurden Unterschlüpfe mit Kunststofffolien bespannt.

Heute war ihre Kolonne zufällig auf einen Haufen Schrott gestoßen, der zum größten Teil aus Stahlblechen bestanden hatte. Mit bloßen Händen hatten sie Tafel um Tafel geborgen und am Rand der Deponie aufgeschichtet. Das hatte Samira einige Schnitte in den Handflächen eingetragen, denn manche Kante war extrem scharf gewesen. Rechts trug sie heute deshalb einen Verband, einen Fetzen Baumwolle, der ebenfalls aus dem Müll stammte.

Dafür war sie mit doppelt so viel Geld nach Hause gekommen, als sonst. Stolz hatte sie es der Mutter ausgehändigt, die sie dafür überschwänglich gelobt hatte. Ihre Mutter wusste, was die Arbeit auf der Müllhalde bedeutete. Sie war dort selbst als Mädchen und junge Frau beschäftigt gewesen. Wie die meisten auf der dunklen Seite, hatte auch sie sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen müssen. So war sie ebenfalls an einen Metallhändler geraten und hatte im Prinzip die gleiche Arbeit verrichtet wie ihre Tochter heute.

Dann war ihr schwarzer Tag gekommen. Beim Abwurf eines Haufens Wrackteile von einer Drohne hatte sie ein Eisenträger erwischt und sie hatte innere Verletzungen davongetragen. Seitdem hinkte sie schwer und ging am Stock. Der Schrotthändler, alarmiert von ihren Hilferufen, hatte sie unter den Achseln gepackt und brutal von der Müllhalde weggeschleift. Völlig unbeeindruckt von ihren Schmerzensschreien. Ihm saß die Furcht vor Schwierigkeiten bei der Beschaffung neuer Arbeitskräfte im Nacken, falls sich der Unfall herumspräche. Er hatte ihre Mutter unsanft in einer Senke am Rand der Deponie abgelegt und war verschwunden.

Doch das war noch nicht alles gewesen. Wenig später waren drei junge Männer aufgetaucht, die nach billigem Fusel stanken, dass ihrer Mutter übel davon wurde. Die Betrunkenen hatten sich über sie hergemacht, sie ungeachtet ihres verzweifelten Wehklagens reihum vergewaltigt. Irgendwann hatte ihr Körper ein Einsehen gehabt und sie war in eine gnädige Ohnmacht gefallen. Samira war das Kind eines dieser Unholde. Stunden später hatte ein älteres Ehepaar ihre Mutter gefunden. Ohne seine sachkundige Pflege wäre sie wahrscheinlich an Ort und Stelle verreckt.

Ihre Mutter gab sich heute noch nicht mit Männern ab. Unabhängigkeit war ihr wichtig. Dass sie und Samira deshalb niemanden besaßen, der ihnen wenigstens etwas Schutz vor den unberechenbaren Banden Halbwüchsiger bot, die überall herumzogen, nahm ihre Mutter in Kauf. Das ersparte ihr wenigstens das Schicksal, an einen Säufer oder Schläger zu geraten. Von denen wimmelte es in den Slums.

Nun ging also Samira auf die Mülldeponie und setzte die Arbeit der Mutter fort. Die hatte nur widerwillig zugestimmt. Sie mochte sich ihr geliebtes, schlaksiges Mädchen nicht bei der schweren Arbeit vorstellen. Aber sie selbst war nicht in der Lage, auf dem Müll herumzukraxeln. Und einen geeigneteren Job gab es für Kinder nun mal nicht. Besser, als sich zu prostituieren. Beispiele gab es in der Nachbarschaft des Slums genug.

Die beiden Mädchen gelangten auf der Kuppe der Glatze an. Ein strahlender Frühlingstag. Seite an Seite kletterten Samira und Barbara auf den Steinhaufen. Dort setzten sie sich auf den obersten Brocken.

Sie waren allein. Solche Ausflüge leisteten sich die wenigsten Dark People. Die Blicke der Mädchen schweiften hinunter, überwanden den Grenzwall, erreichten die erste Siedlung. Geräumige Häuser standen dort in üppig grünen Gärten. Am Horizont spiegelten Wasserflächen â der mehrfach gestaute Fluss, Kanäle und Seen. Das Terrain war wie ein riesiger Park gegliedert. Setzte die Dämmerung ein, waren Wohnungen und Straßen hell erleuchtet, was besonders schön anzusehen war. Allerdings durfte Samira um diese Tageszeit nicht mehr hinaus. Das war einfach zu gefährlich.

Nur einmal, an ihrem letzten Geburtstag, hatte Onkel Robin sie und ihre Mutter im Dunkeln hier hochbegleitet. Mama hatte den Weg kaum bewältigen können mit ihrer zertrümmerten Hüfte. Onkel Robin hatte sie gestützt. Aber sie wollte der Tochter diese Aussicht zum Geschenk machen, wusste sie doch, wie sehr sie von der hellen Seite träumte. Staunend hatte Samira das Lichtermeer unterhalb der Glatze bewundert. Der Anblick hatte ihre Sehnsucht noch größer werden lassen.

Übertrumpft in seiner Prächtigkeit wurde das Leuchten über dem Blessed Island nur von der strahlenden Mondsichel und dem Sternenmeer über dem Kohlesee in ihrem Rücken. Die Mutter hatte Samira erzählt, dass dort einmal große Städte gelegen hätten. Irgendwelche Pupen â genau hatte Samira das nicht verstanden - waren abgeschaltet und alles war überflutet worden. Das sah man bei Tag heute noch. Auf einigen Inseln im See verfielen Häuser, aus seinem Wasser ragten Kirchtürme und Industrieanlagen auf, auch ein paar Hochhäuser, die bislang nicht eingestürzt waren. Man munkelte, dass in den oberen Etagen sogar noch Menschen lebten. Vielleicht nicht das Schlechteste. Insgesamt bot diese versunkene Welt aber einen so trostlosen Anblick, dass Samira heute vermied, hinzusehen. Sie war wegen der hellen Seite hier und mit diesen Bildern im Kopf wollte sie heimkehren.

Das Lichtermeer in der Nacht war der sichtbare Beweis dafür, dass es den Blessed People nicht an Energie mangelte. An der Art und Weise, wie die Flächen drüben spiegelten, waren die Gewässer leicht von den Solarfarmen zu unterscheiden. Auch alle Häuser besaßen Sonnenkollektoren. Ergänzt wurde die Energieversorgung durch Windkraftanlagen, deren riesenhafte Propellerarme überall im Blessed Island über den Himmel fuchtelten. Wer wusste schon, was sich die Blessed People noch alles hatten einfallen lassen.

Samira zog den abgenutzten, einseitig blinden Feldstecher aus ihrer Umhängetasche hervor, ein Fundstück aus dem Müll. Sie hatte ihn fortschmuggeln können. Der Metallhändler betrachtete alles, was sie fanden und einen gewissen Wert besaß, als sein Eigentum. Hätte er sie erwischt, wäre sie ihren Job losgewesen.

Der Feldstecher wanderte zwischen Samira und Barbara hin und her.

Wo die Siedlungen endeten, betrieben die Blessed People Landwirtschaft. Die Äcker zeigten während der Wachstumsperiode bestes Gedeihen. Was sich eben dazu eignete, zogen sie in Gewächshäusern, die sich endlos aneinanderreihten. Rinder weideten auf sattgrünen Weiden, sogar Pferde konnten Barbara und Samira erkennen. Bei dunstfreier Witterung, an wenigen Tagen im Jahr, war ganz hinten am Horizont ein Wald auszumachen. Im Dark Country waren die Bäume längst abgeholzt...
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