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Darf ich vorstellen: Legasthenie

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Kamphausen Mediaerschienen am06.05.20221. Auflage
Fiona Coors ist vor allem bekannt als Hauptkommissarin Kerstin Klar in 'Der Staatsanwalt' im ZDF. In ihrem ehrlichen und lebensbejahenden Buch outet sich die Schauspielerin als Legasthenikerin. Sie beschreibt auf berührende Art und Weise ihre wichtigsten persönlichen Lebensstationen als individuellen Weg voller innerer Stärke, intuitiver Kraft, authentischer, neugieriger Lebendigkeit. Darüber hinaus beleuchtet sie die ihr wichtig gewordenen Werte- und Sinnfragen, vor denen wir alle im Leben stehen, und plädiert für eine spirituelle Lebensdeutung, in einer liebevollen, achtsamen Art des wertschätzenden Umgangs miteinander.

Fiona Coors ist die Tochter des bekannten Schauspielers und Synchronsprechers Stephan Schwartz und verbrachte ihre Kindheit in Hamburg und London. Bereits 1988 konnte sie ihre ersten Fernsehrollen ausfüllen und ist seit 2005 in der Hauptrolle der Kommissarin in 'Der Staatsanwalt' im ZDF zu sehen. Sie hat zahlreiche Praxiserfahrungen im Yoga und in der Gestalt- und Massagetherapie sowie Retreats und Kursen im Bereich Meditation und Persönlichkeitsentwicklung. Fiona Coorslebt mit ihrem Lebenspartner bei München und hat zwei erwachsene Söhne.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextFiona Coors ist vor allem bekannt als Hauptkommissarin Kerstin Klar in 'Der Staatsanwalt' im ZDF. In ihrem ehrlichen und lebensbejahenden Buch outet sich die Schauspielerin als Legasthenikerin. Sie beschreibt auf berührende Art und Weise ihre wichtigsten persönlichen Lebensstationen als individuellen Weg voller innerer Stärke, intuitiver Kraft, authentischer, neugieriger Lebendigkeit. Darüber hinaus beleuchtet sie die ihr wichtig gewordenen Werte- und Sinnfragen, vor denen wir alle im Leben stehen, und plädiert für eine spirituelle Lebensdeutung, in einer liebevollen, achtsamen Art des wertschätzenden Umgangs miteinander.

Fiona Coors ist die Tochter des bekannten Schauspielers und Synchronsprechers Stephan Schwartz und verbrachte ihre Kindheit in Hamburg und London. Bereits 1988 konnte sie ihre ersten Fernsehrollen ausfüllen und ist seit 2005 in der Hauptrolle der Kommissarin in 'Der Staatsanwalt' im ZDF zu sehen. Sie hat zahlreiche Praxiserfahrungen im Yoga und in der Gestalt- und Massagetherapie sowie Retreats und Kursen im Bereich Meditation und Persönlichkeitsentwicklung. Fiona Coorslebt mit ihrem Lebenspartner bei München und hat zwei erwachsene Söhne.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958835924
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum06.05.2022
Auflage1. Auflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3851 Kbytes
Artikel-Nr.9248853
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

LIEBE UND ANDERE PEINLICHKEITEN

Vorlesen war zu meinem Glück eine seltene Alltagsanforderung. In der Schule war ich dem Stress dieser Herausforderung nie ausgesetzt. Beim Vorlesen kamen mir die Wörter nur schleppend über die Lippen, auch wenn sie mir immerhin irgendwann, irgendwie über die Lippen kamen. Ein außerordentlich beschämender Vorgang für mich, der darüber hinaus mit einem noch viel größeren Problem verknüpft war. All die Wörter setzten sich in meinem Gehirn nur bruchstückweise in Sinn und Inhalte zusammen. Ich konnte die einzelnen Worte verstehen, aber nicht den Zusammenhang. Wenn ich vorlesen musste, war diese Problematik durch den Stress noch potenziert. Wenn ich für mich alleine las, half mir meine Fantasie über viele Lücken hinweg. Ich reimte mir vieles zusammen, vermutete, ahnte und spekulierte, und letzten Endes hatte ich innerlich nicht den direkten Vergleich: Wie anders müsste es sich denn anfühlen?

Ein typisches Merkmal für Legastheniker:innen: Lesen können, ohne den Inhalt zu erfassen, und das Fehlende in kreativer, aber dysfunktionaler Eigenleistung zu ersetzen. Den Stress des ruckeligen Lesens und Schreibens verdrängte ich. Es gab genug andere Dinge. Ich hatte Freund:innen und spielte gern. Meine nach wie vor blühende Fantasie bereicherte meine Welt und in meinem geliebten Ballettunterricht konnte ich tanzen und mich im Kreise drehen.

Dennoch ließ mich das Holpern nicht ganz kalt. Mit den wechselnden Schuljahren nahm ich mehr und mehr wahr, doch nicht in allem so zu sein wie meine Mitschüler:innen. Ich bemerkte zunehmend den Unterschied und entwickelte meine ganz eigenen Strategien, damit umzugehen. Wichtig war mir vor allem, nicht aufzufallen oder bloßgestellt zu werden. Ich begann mich auf meinem Stuhl kleiner zu machen, um nicht mehr gesehen zu werden, und vermied es, mich im Unterricht zu melden. Ich litt unter den Anforderungen, denen ich im Klassenzimmer ausgesetzt war. Aufatmen konnte ich erst, wenn der Gong nach der letzten Stunde ertönte. Wirklich befreit fühlte ich mich, wenn ich den Stift nach den Hausaufgaben fallen lassen konnte.

Alle Kinder, die das Lesen und Schreiben erlernen, machen anfänglich die gleichen Fehler in verschieden starkem Ausmaß. Bei den meisten Kindern nehmen die Probleme jedoch sehr rasch ab und verschwinden schließlich weitgehend. Kinder mit Legasthenie machen die Fehler wesentlich häufiger, und die Probleme bleiben über lange Zeit bestehen. Auffällig ist besonders, dass die Fehler kaum Konstanz erkennen lassen: Weder ist es möglich, stabile Fehlerprofile zu ermitteln, noch gibt es eine bestimmte Systematik der Fehler. Ein und dasselbe Wort wird immer wieder unterschiedlich falsch geschrieben. (Wikipedia)

Als Schlüsselkind war ich an den Nachmittagen nach der Schule immer allein. Zwischen mir und meiner Mutter kursierte ein reger Zettelverkehr, auf diese Art teilten wir uns gegenseitig mit. Sie schrieb mir beispielsweise auf, was ich essen konnte, ob ein Topf Suppe zum Aufwärmen im Kühlschrank zu finden war ... Ich schrieb ihr, dass ich zum Ballett ging und anschließend noch bei einer Freundin blieb ... Aufgrund meiner Schreibschwäche rangierten Symbole auf meinen Notizblättern meist ganz oben: Smileys, Sonnen, Sternchen und Herzchen. Natürlich in Farbe. Als ich ungefähr elf Jahre alt war, schrieb ich ihr einmal: Mama, ich hab dich lip. Als ich später nach Hause kam, verzog sie schon an der Wohnungstür die Mundwinkel und hielt mir den Zettel unter die Nase. Ich glaube, sie meinte es nicht böse, denn im nächsten Moment lächelte sie wieder und bat mich mit einladender Geste, das Wort noch einmal neu zu schreiben. Als ich es prüfend auf meinem Briefchen las, war mir das unglaublich peinlich. Ich wusste zwar nicht, was daran falsch war, aber ich wusste, dass es falsch war. Es war beschämend für mich, mein Herz auf fehlerhafte Weise auf den Tisch gelegt zu haben, in einer intimen Offenheit ertappt zu werden. Ich hatte ihr auf schriftlich ungenügende Weise meine Liebe offenbart. Ich schrieb das Wort noch einmal, immerhin schon mit einem b, aber das e fehlte immer noch. Sie bat mich das Wort noch einmal zu schreiben, bis ich es konnte. Das war eine Lektion fürs Leben, eine Art Schocktherapie. Das Wort Liebe habe ich in meinem Leben nie wieder falsch geschrieben.
DONALD DUCK

Kinder mit einer Legasthenie verlieren häufig die Zeile oder den Satz, den sie gerade lesen, und sie erfassen dann nicht den Inhalt. Sie kommen nicht in den richtigen Lesefluss. Stelle dir einen sprudelnden kraftvollen Flusslauf vor: Ein Kanu sucht sich elegant und wendig den Weg durch die tosenden Wasserstrudel, es findet seinen Weg nicht, es dreht sich, verliert sich in der Strömung. Die Augen fixieren die Buchstaben und Wörter nicht, sondern schwimmen willkürlich zwischen ihnen. Als würden deine Augen beim Lesen wie kleine, unruhige Biester immer wieder ausreißen. Du musst sie mit viel Mühe zurückpfeifen, immer und immer wieder.

Es klingt nicht gerade ermutigend, aber der schwächere Wortspeicher gehört zu den Ursachenfeldern der Legasthenie. Wenn man das weiß, ist es leichter, sich einem passenden Übungsprogramm anzuschließen, denn Legasthenie ist zwar nicht heilbar , aber immerhin kann man die daran hängenden Beeinträchtigungen erheblich mildern. Und man kann sich mit einem entsprechenden Training erfolgreich verbessern.

Wie schon erwähnt, bekam ich als Kind keine methodische Förderung, die ich hätte gezielt anwenden können. Was ich hatte, war meine innere Freude und diese entzündete sich vor allem bei Comics. Donald Duck habe ich regelrecht verschlungen, wenn es auch ein langsames Verschlingen war. Die fehlende Schnelligkeit tat meiner Neugier auf die Geschichten keinen Abbruch. Dies ließ mich durchhalten und üben, ohne dass es im eigentlichen Sinne ein Üben war. Die lustigen Taschenbücher waren meine Lieblingsbücher. Ich war etwa elf Jahre alt, als mir meine Mutter J. R. R. Tolkien auf den Schoß legte und mit ihrer süßen Stimme in herrlichstem Englisch meinte: Go and read it. You will love the Hobbits. Brav nahm ich die Lektüre abends mit ins Bett, aber schon nach den ersten paar Seiten war klar, dass das keine leichte Kost für mich war. Dieses Buch bereitete mir keine Freude. Ich klappte es zu und fasste es nie wieder an. Erst viel später, als die Filmtrilogie von Herr der Ringe herauskam und meine Kinder von dem Epos fasziniert waren, verstand ich, was meine Mutter daran gefunden hatte.

Rückblickend ist es für mich eine frustrierende Erkenntnis, von meiner Mutter nicht erkannt worden zu sein. Sie hatte es gut mit mir gemeint und mir diese unglaubliche Geschichte über Elben, Zwerge, Hobbits, dunkle Herrscher und orkische Handlanger näherzubringen versucht. Nie jedoch hat sie mich gefragt, warum ich das Buch einfach wieder aus der Hand gelegt hatte, wie sie auch in Bezug auf mein mangelhaftes Liebeszettelchen nicht nachhakte. Zwei von vielen verpassten Möglichkeiten, meine Schwierigkeiten zu erkennen. Aber mittlerweile war ich ja Meisterin im Mich-alleine-Durchboxen, nach Jahren des Trainings.

Zum Glück hatte ich noch Donald Duck und konnte Tolkien vergessen, so schnell es ging. Hier musste ich nicht 50 Seiten durchhalten, bis die Geschichte richtig Fahrt aufnahm. Sofort ging es um Dinge, die ich liebte: Donalds Verrücktheit, seine schlauen Enkel Tick, Trick und Track, den stinkreichen Dagobert. Ich liebte Donalds Unbeholfenheit, seine Angeberei, die meist wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel, die tapsige Naivität. Dabei ist er immer lebensfroh geblieben.

Dass ich mit eifriger Beharrlichkeit dranblieb, obwohl es dennoch nicht schnell ging mit dem Lesen, lag daran, dass ich Spaß hatte. Die Bilder unterstützten mich dabei, den Inhalt zu erfassen. Die perfekte Lektüre für mich. Hauptsache lesen. Mit etwa zwölf Jahren kamen Groschenromane dazu. Die kleine billige Lektüre mag literarischer Schund gewesen sein, doch ich liebte sie und ich las. Sie waren eine selbstauferlegte Hausaufgabe , die ich mochte und die mich üben ließ. In den zwei oder drei Jahren zuvor hatte ich immer wieder verpflichtende Hausaufgaben gehabt.

Bücher, die ich lesen musste: Diese hatten mich immer wieder mit der Problematik des Wortspeichers konfrontiert, und ich meisterte diese genauso, wie ich es dann später in der Fachliteratur zur Legasthenie nachlesen konnte. Blieb ich an einem Wort mit den Augen kleben oder konnte ich dessen Bedeutung nicht für mich übersetzen, ging ich zunächst mehrfach zurück an den Anfang des Satzes und versuchte es erneut. Klappte das nicht, las ich darüber hinweg und reimte mir meinen Teil einfach zusammen. Auch wenn sich in den Folgesätzen nicht immer eine passende Erklärung nachschob, reichte mein Gesamtverständnis aus. Es war ein Normalzustand, dass mir Details schleierhaft blieben. Entweder bediente ich mich freier eigener Interpretationen oder die bleibenden Lücken waren mir egal. Mut zur Lücke war meine kreative, gleichwohl tragische Vorgehensweise. Meine beste...
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Fiona Coors ist die Tochter des bekannten Schauspielers und Synchronsprechers Stephan Schwartz und verbrachte ihre Kindheit in Hamburg und London. Bereits 1988 konnte sie ihre ersten Fernsehrollen ausfüllen und ist seit 2005 in der Hauptrolle der Kommissarin in "Der Staatsanwalt" im ZDF zu sehen. Sie hat zahlreiche Praxiserfahrungen im Yoga und in der Gestalt- und Massagetherapie sowie Retreats und Kursen im Bereich Meditation und Persönlichkeitsentwicklung. Fiona Coorslebt mit ihrem Lebenspartner bei München und hat zwei erwachsene Söhne.