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Bowie Odyssee 71

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Hannibal Verlagerschienen am13.10.20221. Auflage
David Bowie 1971: schicksalhafte Bewegungen Mit Bowie Odyssee 71 erscheint jetzt Band 2 der aufregenden neuen Reihe über David Bowies Leben und Werk in den schillernden Siebzigern. In Bowie Odyssee 70 hatte Autor Simon Goddard bereits einige der Protagonisten etabliert, die für Bowies Karriere von entscheidender Bedeutung werden sollten - darunter Gattin Angie, den zwielichtigen Manager Tony Defries, den genialen Produzenten Tony Visconti und die Band, mit der Bowie den großen Durchbruch schaffen sollte, die Spiders From Mars. 1971, in dem Jahr, das er in diesem Band darstellt, scheint dieser große Durchbruch noch immer weit entfernt. Trotz des Skandals um The Man Who Sold The World, auf dessen Cover Bowie im Kleid zu sehen ist, tritt der Sänger auf der Stelle. Und die britische Musikszene verändert sich allmählich: Ausgerechnet Bowies Freund Marc Bolan erobert mit einem ersten Hauch von Glam und Glitter die Teenagerherzen. Bowie erkennt, dass die Zeiten der Akustik-Troubadoure vorbei sind, und sieht sich nach neuen Inspirationen um: Vor allem seine Begegnungen mit Lou Reed und Iggy Pop werden zu einem schicksalhaften Wendepunkt. 'Changes' stehen an, und ganz allmählich wird es auch für Bowie kosmisch ... Erneut lässt Simon Goddard die Grenzen zwischen Dokumentationen und Roman meisterlich verschwimmen. Dieses Mal führt er die Leser in die Schwulenclubs von London, in denen Bowie ebenso nach frischen Ideen sucht wie auf einem winzigen Festival im ländlichen Glastonbury - und der Autor folgt Bowie nach New York, auf dessen rauen Straßen ein anderer Ton herrscht als im vor kurzem noch swingenden London. Wieder fangen viele kleine Szenen den Geist jener entscheidenden Jahre ein und machen Bowie Odyssee 71 zu einer packenden, lebendigen Zeitreise, an der nicht nur Bowie-Fans Spaß haben werden.

Simon Goddard ist ein renommierter britischer Musikjournalist und Bowie-Kenner. Seine bisherigen Bücher - über The Smiths, die Rolling Stones oder Elvis - gelangten regelmäßig auf die Bestenlisten der britischen Medien. Den Vorgängerband seiner Reihe, Bowie Odyssey 70, kürte die Sunday Times zum Musikbuch des Jahres 2020.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDavid Bowie 1971: schicksalhafte Bewegungen Mit Bowie Odyssee 71 erscheint jetzt Band 2 der aufregenden neuen Reihe über David Bowies Leben und Werk in den schillernden Siebzigern. In Bowie Odyssee 70 hatte Autor Simon Goddard bereits einige der Protagonisten etabliert, die für Bowies Karriere von entscheidender Bedeutung werden sollten - darunter Gattin Angie, den zwielichtigen Manager Tony Defries, den genialen Produzenten Tony Visconti und die Band, mit der Bowie den großen Durchbruch schaffen sollte, die Spiders From Mars. 1971, in dem Jahr, das er in diesem Band darstellt, scheint dieser große Durchbruch noch immer weit entfernt. Trotz des Skandals um The Man Who Sold The World, auf dessen Cover Bowie im Kleid zu sehen ist, tritt der Sänger auf der Stelle. Und die britische Musikszene verändert sich allmählich: Ausgerechnet Bowies Freund Marc Bolan erobert mit einem ersten Hauch von Glam und Glitter die Teenagerherzen. Bowie erkennt, dass die Zeiten der Akustik-Troubadoure vorbei sind, und sieht sich nach neuen Inspirationen um: Vor allem seine Begegnungen mit Lou Reed und Iggy Pop werden zu einem schicksalhaften Wendepunkt. 'Changes' stehen an, und ganz allmählich wird es auch für Bowie kosmisch ... Erneut lässt Simon Goddard die Grenzen zwischen Dokumentationen und Roman meisterlich verschwimmen. Dieses Mal führt er die Leser in die Schwulenclubs von London, in denen Bowie ebenso nach frischen Ideen sucht wie auf einem winzigen Festival im ländlichen Glastonbury - und der Autor folgt Bowie nach New York, auf dessen rauen Straßen ein anderer Ton herrscht als im vor kurzem noch swingenden London. Wieder fangen viele kleine Szenen den Geist jener entscheidenden Jahre ein und machen Bowie Odyssee 71 zu einer packenden, lebendigen Zeitreise, an der nicht nur Bowie-Fans Spaß haben werden.

Simon Goddard ist ein renommierter britischer Musikjournalist und Bowie-Kenner. Seine bisherigen Bücher - über The Smiths, die Rolling Stones oder Elvis - gelangten regelmäßig auf die Bestenlisten der britischen Medien. Den Vorgängerband seiner Reihe, Bowie Odyssey 70, kürte die Sunday Times zum Musikbuch des Jahres 2020.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783854457411
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum13.10.2022
Auflage1. Auflage
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse13713 Kbytes
Illustrationenmit 8 Seiten Bilderstrecke
Artikel-Nr.9335065
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



EINS

Ist das David Bowie?

Die Ballkönigin fragt den Traumprinzen. Ihre Lippen sind so nah, dass ihr Atem sein Ohr kitzelt. Nur so kann sie sicher sein, dass er sie trotz des dröhnenden bah-bah-bah-bah der Jackson 5 versteht. Unter ihren Füßen irrlichtert es rot und grün, die Lampen unter dem bunten Plexiglasboden der vollen Tanzfläche blinken im wummernden Takt, obwohl dieses Paar auch ohne sie hell genug strahlen würde. Sie ist ein Starlet: via Chelsea auf dem Weg nach Hollywood, mit High Heels von Terry de Havilland, die bei jedem Schritt Glitzerstaub aufwirbeln. Er ist auch ein Star: ein blonder Rudolf Nurejew in einem selbstgeschneiderten Balletttrikot aus Sakko und Hosenrock, dessen Nähte seiner geschmeidigen Figur schmeicheln wie baumwollener Beifall. Sie kommen nicht bloß zum Tanzen, sondern zum Bezaubern. Und tun es auch.

OH MEIN GOOOTT!

Vor kaum zwei Minuten hat sich die Bewunderung eines neuen Fans über sie ergossen wie eine texanische Ölquelle.

IHR ZWEI SEHT TOOOLL AUS!

Eine Einladung folgte.

KOMMT RÜBER, SETZT EUCH ZU UNS UND TRINKT EINEN SCHAAAMPUS!

Der Bote stolzierte anschließend zu einer der mit rotem Samt gepolsterten Sitzecken zurück, die rings um die Tanzfläche angeordnet und von der anderen Hälfte von UNS besetzt sind - einem langhaarigen Geschöpf in einer Art Kleid. Das Girl ist diejenige, die das Gesicht unter dem Pony erkannt hat: dasselbe putzige Gesicht, das vor ungefähr einem Jahr den Song über Einsamkeit im Weltraum gesungen hat, den sie so gerne mag. Während der Kopf damals mit kurzen, blonden Locken bedeckt war, hat er jetzt Haare wie Rapunzel. Darum musste sie ihren Freund fragen: Ist das David Bowie?

Er ist es. David Bowie, bekannt durch Space Oddity und sonst nichts, sitzt in einem lachsroten Gewand mit Blumenmuster da, umgeben von den Samtpolstern, berockt und mit übereinandergeschlagenen Beinen. Er nestelt geistesabwesend am Stiel eines Glases, während er über die regenbogenfarbene Welle aus sich schüttelnden Leibern blickt. Auf dem Tisch vor ihm seufzt ein Teller mit eingefallenem Salat und gelbsüchtigem Schinken, den ein vorbeihuschender Kellner mit Latzhose von Mr Freedom vor zehn Minuten abgestellt hat. David, der von Mr Fish eingekleidet ist, rührt ihn nicht an. Identische Teller welken in den Nachbarsitzecken: Aufmerksamkeiten der Clubleitung, in deren Eintrittspreis ein Abendsnack enthalten ist, um den Gesetzen über den Spätausschank Genüge zu tun. Der Salat ist völlig oberflächlich. Die Kundschaft auch. Vor einem Jahr kamen, sahen und sprachen die Männer von der Zeitschrift, die einmal Jeremy hieß, ein vernichtendes Urteil. Hier ist das Allerletzte cool. Die Mode. Die Haltung. Der Haufen trendiger Püppchen, bei dem man den Eindruck gewinnt, falls jemand unter den Jungs oder Mädchen Sex hat, dann vor ihrem Zimmerspiegel - mit sich selbst. Der Haufen trendiger Püppchen fasst es mit einem Ausdruck zusammen: super-elegant . Es ist der einzige Style, der etwas gilt im Sombrero.

Da hier nichts ist, was es zu sein scheint, ist das Sombrero eigentlich nicht das Sombrero. Eigentlich heißt der Club Yours Or Mine?, wie die silbernen Streichholzbriefchen zeigen. Das eigentliche Sombrero - El Sombrero - ist das mexikanische Restaurant oberhalb in der Kensington High Street an der Ecke Campden Hill Road. Is guuut! , versichert die Werbeanzeige. Is seeehr gut! Man kann das El Sombrero nicht verfehlen wegen des Neon-Sombreros, der draußen neben dem Erdgeschosseingang zum Club im Keller angebracht ist und abends eingeschaltet wird. Beide Lokale gehören demselben kleinen Schweizer Harry, der das Sombrero in den Fünfzigern als Café eröffnete und den Namen wählte, weil er gerne in Spanien Urlaub machte. Nachdem es in den Sechzigern abgebrannt war, baute er es wieder auf und vergrößerte das Untergeschoss zu einem Nachtclub, dem ersten in London mit beleuchteter Tanzfläche, die er aus der Schweiz herübergebracht hatte. Dinner oben, Tanzen unten, alles im Sombrero.

Die lebhafte Schlange vor dem Laden, den niemand Yours Or Mine? nennt, zieht sich an der Front des Restaurants entlang, während sie darauf wartet, den Eingangsbereich hinter dem Neon-Hut zu betreten. Sobald man die zwei machohaften jugoslawischen Türsteher und den engelsgleichen Garderobenjungen passiert hat, geht es die Treppe runter, wo man von dem extravaganten Manager Amadeo empfangen wird. Seine Haare sind eine blonde Welle, und zwischen seinen großen Zähnen klemmt ein Noël-Coward-Zigarettenhalter, den er nur herausnimmt, um seine Stammgäste mit einem dreisilbigen Dha-rrr-ling! zu begrüßen. Ein Podest am Fuß der Treppe lockt einen steten Aufzug von Frauen an, die sich beim Eintreten gegenseitig darin überbieten, wie die Schauspielerin und Stilikone Gloria Swanson zu posieren. Erst wenn sie das lange genug getan haben, um von allen gesehen zu werden - eine Hand hochwerfend, mit einer Wimper klimpernd, oder den Kopf für eine imaginäre Großaufnahme zur Seite neigend -, sind sie endlich angekommen.

Einige dieser Leute sind bettelarm, aber ihr Chic bleibt unbezahlbar. Viele sind herausgeputzte Prinzessinnen, unterbezahlte Modehausangestellte, die mit den Waren, die sie anbieten, aber niemals selbst bezahlen könnten, für eine Mitternachtstour auf die Piste gehen, bevor sie sie zurück an die Kleiderbügel hängen, um sie als fabrikneue Ware von Yves Saint Laurent zu verkaufen. Die Kleider der Ärmsten zeugen zumindest von Reichtum an Fantasie: ein Bettlaken wird zur Toga, und ein wertloser, mit Goldfarbe bemalter Plastiklorbeerkranz verwandelt jemanden, der tagsüber ein Niemand ist, in einen Disco-Nero. Peinliche Fragen werden nicht gestellt. Man glaubt dir, wie du dich verkaufst, und nichts verkauft sich so leicht wie Äußerlichkeiten. An diesem Ort darfst du sein, was du willst, nicht was du bist. King s Road Queens, Mandrax-Miezen, Gauner, Dandys, Gecken, Flittchen, Gigolos und Speedfreaks. Alle verdammt, aber im Licht des Sombrero auch alle verdammt hübsch.

Die Hübschesten gehen nie samstags aus, weil da die Atmosphäre verpestet ist von Anfängern auf Auswärtsfahrt. Ein beliebiger Abend unter der Woche ist besser, und der Sonntag am besten - die angesagteste Nacht für Eingeweihte, wenn diejenigen, die kommen, um zu funkeln und beneidet zu werden, am hellsten funkeln und die heftigsten Neider auf den Plan rufen. Diejenigen, die nie Schlange stehen, nie zahlen und, wenn sie nicht gerade tanzen, im queeren Polari-Slang zwischen Zigarettenzügen in der DJ-Kabine mit Anto­nello turteln, einem gutaussehenden italienischen Friseur mit trockenem Humor, der die Sounds spendiert, zu denen die Pillenschlucker bis drei Uhr morgens zappeln können. Solche wie Glitter-Fred und Ginger, die gerade verstohlen zu dem androgynen Wesen blicken, das sie für das One-Hit-Wonder David Bowie halten.

Fred ist wirklich ein Freddie, doch Ginger heißt Wendy - ein gewieftes Girl aus Fulham, schlank, attraktiv und nackt, falls sie nichts von Quorum oder Biba beziehungsweise ähnlich schicke Stoffe trägt. Meistens schläft sie bis lange nach Mittag, da sie nachts als Hostess im Churchill s in der New Bond Street arbeitet, wo ihr Job darin besteht, wohlhabende Gentlemen zu umschmeicheln, damit die den Club um mehrere Hundert Pfund leichter und den Bauch voll mit Champagner und Kaviar verlassen. Wenige können Wendys Reizen widerstehen. Freddy ist zwei Meter groß, hellhaarig und blauäugig. Er ist bei einer Model-Agentur registriert, obwohl die Hauptgönner seiner Schönheit einem raueren Schlag angehören. In erster (Mode-)Linie ist er Schneider und derzeit in der King s Road angestellt, um Änderungen vorzunehmen, doch sein ganzes Talent bleibt der Privatwirtschaft der kleinen Nähmaschine vorbehalten, mit der er umgeht wie mit einem unerlässlichen fünften Glied. Er ist eine vollständig selbstgenähte Kreation, und sein Name Freddie Burretti eine notwendige italianisierte Verschnörkelung von Fred Burrett aus Bletchley. Seine Garderobe ist seine Welt, und die Welt ein Laufsteg zum Präsentieren seiner Garderobe, die stets ergänzt wird von schwarzen Schnürschuhen mit dicken Korksohlen.

Zusammen mieten sie eine Wohnung in Holland Park, die weiter heruntergekommen ist, als der Stadtteil es vermuten lässt, wenn man von einem Aubrey-Beardsley-Kunstdruck an einer Wand als Eingeständnis von Klasse absieht. Es gibt zwei Schlafzimmer: eins mit Doppelbett, in dem sie gemeinsam schlafen - allerdings nicht als Liebespaar -, das andere unbelegt für Freddies gelegentliche Verabredungen. Zwei schwarze Schafe, die von ihren Familien verstoßen wurden, seitdem in geschwisterlicher Liebe zueinander gefunden haben und noch keine 20 sind. Freddie ist Bruder und häusliche Mutter, Wendy die kleine Schwester, die nichts mit einem Geschirrtuch anzufangen weiß, weil sie zu gespannt darauf wartet, dass Fifi und seine Bande anklopfen, die Klamotten wie vom letzten Vogue-Cover geklaut hatten. Manchmal begegnet man Freddie und Wendy in Chelsea, im La Douce in Soho oder drüben im Catacombs oder Boston in Earl s Court - überall dort, wo die graue Hetero-Welt der Polyester-Pollys und Old-Spice-Olafs nicht eindringen kann. Aus ebendiesem Grund mögen sie das Sombrero am...

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Autor

Simon Goddard ist ein renommierter britischer Musikjournalist und Bowie-Kenner. Seine bisherigen Bücher - über The Smiths, die Rolling Stones oder Elvis - gelangten regelmäßig auf die Bestenlisten der britischen Medien. Den Vorgängerband seiner Reihe, Bowie Odyssey 70, kürte die Sunday Times zum Musikbuch des Jahres 2020.