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Ein Reich aus Schnee und Verrat

Rückkehr nach Frystandra 2
tolino mediaerschienen am01.07.2022
Endlich zu Hause, und doch fühlt es sich nicht danach an: Obwohl Viola nach Frystandra zurückgekehrt ist, steht ihr noch eine lange Reise zum Palast bevor. Mit Noah und Matti an ihrer Seite entdeckt sie zum ersten Mal die Schattenseiten in ihrem Reich. Nur eine Person kann daran etwas ändern: ihr Vater, der König Frystandras. Doch kann Viola sich auf seine Unterstützung verlassen oder kostet sie der Traum von Gerechtigkeit Kopf und Kragen - und den Mann, den sie liebt?

Saskia Stanner wurde 1996 in der Nähe von München geboren. Durch die Internetseite Wattpad fand sie den Spaß am Schreiben und konnte dort eine erste Leserschaft für sich gewinnen. Neben ihrem Job als Content Managerin liest sie gern und engagiert sich ehrenamtlich in der Kirche ihres Heimatortes.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR10,00

Produkt

KlappentextEndlich zu Hause, und doch fühlt es sich nicht danach an: Obwohl Viola nach Frystandra zurückgekehrt ist, steht ihr noch eine lange Reise zum Palast bevor. Mit Noah und Matti an ihrer Seite entdeckt sie zum ersten Mal die Schattenseiten in ihrem Reich. Nur eine Person kann daran etwas ändern: ihr Vater, der König Frystandras. Doch kann Viola sich auf seine Unterstützung verlassen oder kostet sie der Traum von Gerechtigkeit Kopf und Kragen - und den Mann, den sie liebt?

Saskia Stanner wurde 1996 in der Nähe von München geboren. Durch die Internetseite Wattpad fand sie den Spaß am Schreiben und konnte dort eine erste Leserschaft für sich gewinnen. Neben ihrem Job als Content Managerin liest sie gern und engagiert sich ehrenamtlich in der Kirche ihres Heimatortes.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754656556
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten262 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1081
Artikel-Nr.9386525
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1.

Du bist zu Hause.

Dieser Gedanke ging mir unablässig durch den Kopf und trotzdem konnte ich es nicht glauben. Es fühlte sich nicht so an. In diesem Wald, der mit jedem Schritt dunkler wurde, kam es mir vor, als würde ich nicht hergehören. Sogar weniger als in den ersten Monaten in der Menschenwelt.

Ein Jahr lang hatte ich nach einem Rückweg gesucht. Hatte Rückschläge hingenommen und endlich mit Noah den Schlüssel gefunden. Nur hatte sich alles viel zu schnell in einen Albtraum verwandelt, aus dem ich nicht aufwachte. Egal, wie fest ich mir in den Arm kniff.

Mein Blick wanderte zu Svea, die Noah fest in den Armen hielt. Immer wieder sagte mir eine Stimme im Kopf, dass sie nur schlief. Dass sie gleich aufwachen würde und alles wie früher wurde. Doch ich wusste, dass das nicht stimmte. Sie hatte sich geopfert, damit sich das Portal öffnete. Damit sich mein Wunsch erfüllte.

Ich biss mir auf die Unterlippe, um das Schluchzen zu unterdrücken, das in meiner Kehle aufstieg. Die Tränen waren versiegt. In mir war nichts außer dieser großen Leere, die mich zu einer Marionette machte. Wie ferngesteuert folgte ich Matti zu einem Ort, der eine Falle sein könnte. Schließlich war ich die Prinzessin und die Rebellen wollten das Königshaus stürzen. Zumindest hatte ich das über die Rebellen gewusst.

Dass Matti mich bei dem Angriff auf den Palast nicht umgebracht hatte, sprach für ihn. Gleichzeitig konnte es das verlorene Vertrauen nicht wiederherstellen. Er war zu einem Fremden geworden.

Natürlich war mir bewusst, dass er sich den Rebellen vor allem für seinen kranken Sohn angeschlossen hatte. Etwas, was ich ihm niemals übelnehmen könnte. Trotzdem hatte er mich belogen und nur er war schuld, dass das Portal überhaupt zerstört worden war. Das war kein Auftrag der Rebellen gewesen, sondern seine Entscheidung.

Ich hatte die Personen verloren, denen ich mein Herz anvertraut hatte. Deren Beweggründe ich nie hinterfragt hatte. Svea und Matti waren immer an meiner Seite gewesen und ich hatte keine Zweifel daran gehabt, dass ich ihnen vertrauen konnte. Jetzt war die eine tot und der andere hatte offenbart, dass er mich all die Jahre belogen hatte. Schmerzhaft zog sich mein Herz bei diesem Gedanken zusammen.

Um mich abzulenken, ließ ich den Blick über die Bäume schweifen. Hier sah es aus wie in den Wäldern auf der Erde, als ich mit Svea spazieren gegangen war. Nadelbäume, wohin das Auge reichte, und kein Anzeichen einer Siedlung. Ein wenig fühlte ich mich an die Märchen erinnert, in denen sich die Hauptfiguren verliefen. Genauso ging es mir. Nicht nur innerlich war ich verloren. Würde Matti uns nicht so zielsicher führen, wüsste ich nicht, ob wir nicht im Kreis liefen.

»Wartest du auch jeden Moment darauf, dass uns irgendetwas anspringt?«, durchbrach Noahs Stimme meine Gedanken. »Ich fühle mich wie in einem Horrorfilm.«

Bisher war diese Überlegung nur in der hintersten Ecke meines Kopfes gewesen. Es gab zu viel, das mich beschäftigte. Trotzdem nickte ich. Die Stille war wirklich gruselig. Sollten wir nicht Vögel hören oder Spuren von Tieren sehen? Der schneebedeckte Boden war komplett rein, abgesehen von Mattis Fußabdrücken. Er ging einige Meter vor uns.

»Alles ist komisch«, erwiderte ich. »Es fühlt sich so unwirklich an. Wie geht es dir? Ist dir schon kalt?«

Mir konnten die niedrigen Temperaturen nichts anhaben. Bei Noah sah das jedoch anders aus. Er war dafür nicht geschaffen. Eigentlich sollte er gar nicht hier sein. Gleichzeitig war ich unglaublich froh, dass er nicht zurückgeblieben war. Zwar war das egoistisch, aber ich war erleichtert, nicht vollkommen allein zu sein, sondern seinen Rückhalt zu haben.

Er zuckte als Antwort nur die Schultern. »Bisher ist alles gut. Mir war klar, dass mich kein schöner Sommerurlaub erwartet. Mit der Winterjacke lässt es sich aushalten.« Sein durchdringender Blick schien sich in mich zu graben. Als versuchte er zu ergründen, was in mir vorging. »Du bist nicht schuld«, erklärte er plötzlich.

Verwirrt zog ich die Augenbrauen hoch. »Woran? Dass ich dein Leben weggenommen habe? Dass Svea gestorben ist? Noah, du kannst nicht sagen, dass ich nicht schuld bin. Es ist so. Schließlich war es mein Eissplitter, der sie getroffen hat. Der fast dich erwischt hätte, wenn sie sich nicht dazwischengeworfen hätte. Am besten sollte ich hier im Nirgendwo bleiben, wo ich keiner Person begegne. Dann wäre ich zumindest keine Gefahr.«

Sofort schüttelte er den Kopf und schnaubte empört. »Bist du verrückt? Gestern hast du mir noch von deinen tollen Ideen für Frystandra erzählt. Willst du das einfach aufgeben?«

Ich seufzte. Nein, eigentlich wollte ich das nicht. Was ich im Flugzeug gesagt hatte, galt immer noch. Nur war alles schwieriger geworden. Statt im Palast waren wir auf der anderen Seite des Landes herausgekommen, wenn wir Mattis Einschätzung vertrauten. Im Moment könnte er mir alles erzählen und mir bliebe nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, weil ich mich in meinem Land nicht auskannte. »Gerade ist es einfach zu viel. Ich fühle mich so verloren wie schon lange nicht mehr. Was bin ich für eine Kronprinzessin, dass ich mich in meinem eigenen Reich nicht auskenne? Mein Beschützer ist ein Verräter und meine engste Vertraute ist tot. Ich habe mir das alles anders vorgestellt«, murmelte ich und wandte den Blick ab, wobei ich mit einem Blinzeln gegen die Tränen kämpfte.

Noah blieb kurz stehen, um Sveas Körper neu auf seinen Armen zu positionieren. Dafür, dass er sie schon einige Zeit trug, merkte ich ihm kaum etwas an, abgesehen von den leichten Schweißtropfen auf seiner Stirn. »Viola, du kannst immer auf mich zählen. Wir schaffen das.«

Das liebte ich an ihm. Seinen unerschütterlichen Optimismus. Obwohl er mit Sveas Leiche den Beweis für meine Unfähigkeit trug, war er überzeugt, dass ich eine gute Königin sein würde. Mit seiner Hilfe fand ich hoffentlich meinen Glauben daran wieder.

Ein Heulen ließ mich zusammenzucken. Das erste Geräusch, das ich nicht unserer Gruppe zuordnen konnte. Ein Schauder durchfuhr mich und lenkte mich von meinen tristen Gedanken ab. Stattdessen knisterte die Anspannung in meinem Körper. Schnell schlossen wir zu Matti auf. Auch er blieb stehen und blickte sich um. »Das muss ein wilder Schneewolf sein«, erklärte er. »Das Schefas-Gebirge ist bekannt dafür, dass hier die letzten freilebenden Tiere dieser Art hausen.«

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Im Gegensatz zu diesen Wesen war meine Svea tot. Wir würden nie wieder miteinander sprechen. Sie könnte mich nie wieder für einen Fehler anmotzen. Ich hatte es gehasst, wenn sie sich wie eine große Schwester benommen hatte. Aber jetzt wünschte ich mir das zurück. Von mir aus könnte sie mich tagelang ignorieren, solange sie da wäre. Nicht nur ihr lebloser Körper, sondern auch ihre Seele.

Da außer dem Heulen nichts zu hören war, setzten wir unseren Weg fort. »Wie lang dauert es denn noch?«, wollte ich wissen. Während wir durch den Wald gestapft waren, hatte ich das Zeitgefühl verloren und mein Handy war keine Hilfe, solange ich nicht wusste, ob die Zeit auf der Erde und in Frystandra gleich verlief.

»Nicht mehr lang«, erwiderte er und drehte sich wieder zu uns um. »Soll ich euch etwas abnehmen? Svea oder die Taschen?«

Gleichzeitig schüttelten Noah und ich den Kopf, was er mit einem Schulterzucken akzeptierte. Dass seine Mundwinkel jedoch hinabwanderten, entging mir nicht. Dabei sollte es ihn nicht wundern. Nicht nach dem, was wir herausgefunden hatten.

»Ich vertraue ihm nicht«, bestätigte Noah meine Einschätzung leise, als ein paar Meter zwischen uns und Matti lagen.

Wenn es für mich nur so einfach wäre. Bei ihm klang es leicht, aber ich konnte nicht bestimmen, wie ich für Matti empfand. Das unbändige Vertrauen war verschwunden. Da ging es mir wie Noah. Nur war es durch Unsicherheit ersetzt worden.

Ich wusste nicht mehr, was Matti wollte. Alle Informationen, die ich in den letzten Stunden erhalten hatte, hatten mein Bild von ihm durcheinandergewirbelt.

Das Verrückteste jedoch war, dass ich ihm die Gründe für seine Taten nicht übelnehmen konnte. Er wollte nur seine Familie beschützen. Verdammt, er hatte diese Personen aufgegeben, um mich nicht töten zu müssen. Konnte ich da an ihm zweifeln?

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Matti uns in eine Falle lockte. Er hatte so viele Chancen gehabt, mich umzubringen. Wenn das sein Auftrag war, musste er mich nicht zu den Rebellen bringen. Er könnte es einfach erledigen, und wenn er Noah auch tötete, erfuhr niemand, dass er seinen Auftrag vor einem Jahr nicht vernünftig ausgeführt hatte.

Ein Teil von mir stellte sich dieses Szenario vor. Dass er mich auslieferte, aus denselben Gründen, aus denen er den Rebellen beigetreten war. Um seine Familie zu retten.

»Ohne ihn wäre ich hier verloren«, antwortete ich deswegen ausweichend. »Ich kenne mich überhaupt nicht aus.«

»Trotzdem sollten wir nicht unvorsichtig werden. Bist du bereit, deine Kräfte zu benutzen, um uns zu verteidigen? Ich glaube, dabei bin ich dir keine große Hilfe.«

Meine Magie ruhte momentan in meinem Körper. Das Kribbeln hatte aufgehört und ich fühlte mich, als hätte es diesen Ausbruch vor wenigen Stunden nie gegeben. Lag es daran, dass ich wieder in Frystandra war? Hatte das Einfluss auf meine Fähigkeiten? Oder hatte mich der letzte Zauber ausgelaugt?

Egal, was es war, die Bilder in meinem Kopf ließen sich nicht ausblenden. Wenn ich nur daran dachte, meine Magie zu benutzen, sah ich...

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