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Liebe auf der Krim

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am25.05.20221. Auflage
Ein Luxushotel auf der Krim, die Gäste vertreiben sich die Zeit. Und die Zeit vergeht: der erste Akt spielt um 1910 mit Figuren aus Cechov-Stücken, der zweite Akt kurz nach der Revolution. Im dritten Akt, nach der Perestroika, ist das Hotel zum Treffpunkt für die neuen russischen Business-Männer geworden. Alles hat sich verändert, aber die Strukturen und Menschen sind dieselben. Oder etwa doch nicht?

Slawomir Mrozek, geboren 1930 in Borzecin bei Krakau, studierte Architektur, Kunstgeschichte und Orientalistik. In Polen war er zunächst als Karikaturist erfolgreich, bevor er als Schriftsteller in Erscheinung trat. 1957 erschien sein erstes Buch mit satirischen Erzählungen. Es folgten seine Stücke (darunter ?Tango?, ?Emigranten?, ?Polizei?, ?Striptease?), mit denen er Weltruhm erlangte. In Deutschland gehören sie zu den meistgespielten Theaterstücken überhaupt. 1962 verließ er Polen und beantragte 1968, als Reaktion auf die Niederschlagung des Prager Frühlings, in Frankreich politisches Asyl. Nach langen Jahren in Paris und später in Mexiko kehrte er 1996 in seine Heimatstadt Krakau zurück. Die letzten Jahre lebte er in Nizza, wo er 2013 verstarb.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR14,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextEin Luxushotel auf der Krim, die Gäste vertreiben sich die Zeit. Und die Zeit vergeht: der erste Akt spielt um 1910 mit Figuren aus Cechov-Stücken, der zweite Akt kurz nach der Revolution. Im dritten Akt, nach der Perestroika, ist das Hotel zum Treffpunkt für die neuen russischen Business-Männer geworden. Alles hat sich verändert, aber die Strukturen und Menschen sind dieselben. Oder etwa doch nicht?

Slawomir Mrozek, geboren 1930 in Borzecin bei Krakau, studierte Architektur, Kunstgeschichte und Orientalistik. In Polen war er zunächst als Karikaturist erfolgreich, bevor er als Schriftsteller in Erscheinung trat. 1957 erschien sein erstes Buch mit satirischen Erzählungen. Es folgten seine Stücke (darunter ?Tango?, ?Emigranten?, ?Polizei?, ?Striptease?), mit denen er Weltruhm erlangte. In Deutschland gehören sie zu den meistgespielten Theaterstücken überhaupt. 1962 verließ er Polen und beantragte 1968, als Reaktion auf die Niederschlagung des Prager Frühlings, in Frankreich politisches Asyl. Nach langen Jahren in Paris und später in Mexiko kehrte er 1996 in seine Heimatstadt Krakau zurück. Die letzten Jahre lebte er in Nizza, wo er 2013 verstarb.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257610895
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum25.05.2022
Auflage1. Auflage
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse594 Kbytes
Artikel-Nr.9387846
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Krim 1910. Eine einstige Residenzvilla, jetzt eine Pension. Die Bühne wird von fünf Wänden bestimmt, d.h. die Spielfläche ist die Hälfte eines Achtecks, das parallel zu den Seiten 1 und 5 und vertikal zu den Seiten 1 und 7 in zwei Hälften geteilt ist. Alle Bezeichnungen »rechts«, »links« sind vom Zuschauerraum aus gesehen.

Zwei Seitenwände, vertikal zum Proszenium, sind als Wand 1 (die linke Wand) und als Wand 5 (die Wand rechts) bezeichnet die dem Zuschauerraum gegenüberliegende zentrale Wand als Wand 3. Die linke schräg laufende Wand, zwischen Wand 1, d.h. der vertikalen zum Publikum und der Wand 3, d.h. der zentralen Wand, wird als Wand 2 bezeichnet. Die schräge Wand rechts, zwischen der Wand 5, d.h. der parallelen zum Publikum und der Wand 3, d.h. der zentralen Wand, wird als Wand 4 bezeichnet.

Zwischen der linken Wand, die vertikal zum Publikum verläuft, d.h. vertikal zum Proszenium (Wand 1), und dem Proszenium befindet sich ein Ausgang in die linke Kulisse. Dieser Ausgang stellt den Korridor dar, der in die Gästezimmer führt, in die Küche, in die Wirtschaftsgebäude und zum Ein- und Ausgang der Dienerschaft, d.h. er ist für die Dienerschaft bestimmt.

Zwischen der rechten Wand, der vertikal zum Zuschauerraum verlaufenden, d.h. vertikal zum Proszenium (Wand 5) und dem Proszenium befindet sich ein Ausgang zur rechten Kulisse. Dieser Ausgang ist der Hauptein- und -ausgang, d.h. für die Gäste der Pension bestimmt. Er führt zu angenommenen Treppen, da der Salon sich im ersten Stock befindet.

In der zentralen, dem Publikum gegenüberliegenden Wand (Wand 3) gibt es einen Ausgang auf einen Balkon, d.h. eher auf eine Terrasse. Dieser Ausgang ist offen. Um unnötige Schwierigkeiten mit Türen zu vermeiden, gibt es keine Tür. Das Klima auf der Krim ist mild, die Handlung spielt mitten im Sommer, außerdem erlaubt der Stil des Stückes solche Abweichungen vom Naturalismus. Sofern man will, kann man annehmen, daß die Türen nach außen aufgehen.

Dieser Ausgang ist breit, mehrere Personen können frei stehen, ohne sich zu behindern. Es ist weniger eine Tür als vielmehr der Rahmen einer kleinen Bühne im Hintergrund. Der Eindruck, daß es sich um eine kleine Bühne im Hintergrund der großen Bühne handelt, wird zusätzlich unterstrichen, da sie von Plüschvorhängen umrahmt (die jetzt offen sind), mit Schlaufen zusammengebunden und von oben einem Gardinenbrett abgeschlossen wird.

Die Umrahmung wird horizontal von der Balustrade der Terrasse abgeschnitten, einem durchbrochenen Zierwerk, also keine Mauer, das aus einer steinernen Brüstung und ebenfalls steinernen kleinen Säulen besteht. Hinter der Balustrade sieht man die Wipfel von Zypressen, dahinter das saphirblaue Meer und über dem Horizont das azurne Blau des Himmels.

Wenn die genaue Erarbeitung der Perspektive und der Bildkomposition es nicht zuläßt, daß man die Wipfel der Zypressen sieht, kann man darauf verzichten. Die Villa befindet sich abseits, und der Salon - wie schon gesagt - im ersten Stock. Die Entfernung vom Meer ist beliebig, Hauptsache, man sieht das Meer. Unter dem Balkon, parallel zum Meer, verläuft eine unsichtbare Durchfahrtstraße.

Wir ahnen, daß jener Balkon sich an der Fassade des Gebäudes nach rechts und links entlangzieht und als alternativer Kommunikationsweg zwischen dem Salon und den Gästezimmern dient.

Weil die nutzbare Oberfläche der Wand gegenüber nicht sehr groß ist, nimmt der breite Ausgang sie ein, oder vielmehr er öffnet fast die ganze Wand. Zwischen der linken Umrahmung dieses Ausgangs und der Ecke zwischen der zentralen Wand gegenüber (Wand 3) und der schrägen Wand (Wand 2) kann man wahrscheinlich nicht mehr als einen Stuhl stellen. Genauso ist es rechts von der Umrahmung, zwischen der Umrahmung und der Ecke zwischen der zentralen Wand gegenüber (Wand 3) und der schrägen Wand (Wand 4), wo auch nur ein oder zwei Stühle Platz finden.

Auf der Mitte der Bühne ein runder Tisch für acht Personen, mit einem faltenreichen, dunklen, gemusterten Stoff mit Fransen bedeckt. Auf dem Tisch etwas, was dazu dient, den Gästen Früchte anzubieten. Am besten eine Kristallschale auf einem ebenfalls kristallenen Ständer. Es geht darum, daß dieses Objekt gut exponiert wird und die Früchte darauf stark gegenwärtig, also sichtbar sind. Erst einmal aber ist diese »Früchteschale« durchsichtig leer.

Bei dem Tisch und um den Tisch herum stehen vier Stühle. Diese Stühle, wie auch die beiden Stühle vor der zentralen Wand gegenüber (Wand 3), die sich an jeder Seite des Balkonausgangs befinden, gehören zu derselben Garnitur. Insgesamt gehören acht Stühle dazu. Der siebente und der achte Stuhl stehen irgendwo herum, wahrscheinlich vor der Wand 2 und (oder) vor der Wand 4, das hängt von den Maßen der Bühne und den Forderungen der Regie ab.

Vor der linken, vertikal zum Proszenium verlaufenden Wand (Wand 1) ein Tisch mit kleinen Bücherfächern, ein sogenannter »Sekretär« mit Schreibutensilien für die Pensionsgäste, damit sie hier ihre Korrespondenz erledigen können. Davor ein Stuhl. Wegen der Erfordernisse des Realismus sollte dies der Stuhl Nr. 9 sein und nicht zu der anderen Garnitur gehören. Wenn aber das Theater arm und die Bühne sehr klein ist, oder wenn die Szene aus anderen Gründen zu voll gestellt wirken sollte, kann es auch einer der Stühle aus der Garnitur sein.

Weiter hinten, vor der Wand 2 (der schrägen), ein Sofa, auf dem bequem drei Personen sitzen können. Über dem Sofa an der Wand hängt eine Gitarre.

Auf der rechten Seite der Bühne, unter der Wand 4 (schräg) eine Anrichte, die zur Aufbewahrung von Porzellan, Gläsern, Weingläsern etc. dient. Über der Anrichte hängt eine Flinte an der Wand.

Näher vor der Wand 5 (vertikal zum Proszenium) ein kleiner Sessel. Das sollte ein einzelner, besonderer Sessel sein, d.h., er hat mit der Garnitur nichts zu tun.

Die oben beschriebene Bühnenarchitektur, die erwähnten und beschriebenen Möbel, die Art und Weise, wie sie angeordnet sind, sind unabdinglich, damit die Vorstellung funktioniert, das nötige Minimum. Sollte noch etwas hinzugefügt, ergänzt oder variiert werden, so gehört das zur Inszenierung. Die oben angeführten Anleitungen bitte ich als grundsätzliches Schema zu behandeln. Die jeweilige Festlegung der Bühnenbildprobleme gehört zu den Aufgaben des Regisseurs und ihre Lösung zu denen des Bühnenarchitekten.

Je größer die Bühne ist, je mehr Raum da ist, desto besser für dieses spezifische Stück. Wenn man alles zusammendrängt, die Bühne vollpackt, ist es wenig zuträglich für das Stück, insbesondere da im 3. Akt die Öffnung erfolgt, d.h. das Hinausgehen aus dem geschlossenen Raum ins Freie. Im 2. Akt erfolgt teilweise ein Dekorationswechsel (die Wände, die Architektur der Bühne bleiben dieselben, aber das Innere verändert sich völlig). Im 3. Akt absoluter Dekorationswechsel.

Dieses Stück verlangt also physischen Raum. Wie kann man zum Beispiel den Tisch »in die Mitte« stellen, ohne daß er gleichzeitig den Ausgang auf die Terrasse blockiert, visuell für die Zuschauer und räumlich für die Schauspieler? Das wird selbst auf einer großen Bühne schwer, und auf einer kleinen unmöglich zu lösen sein. Ein anderes Beispiel: Die Vieleckigkeit der Wände »verschwendet« einen bedeutenden Teil der brauchbaren Bühne. Und schon im 1. Akt werden acht Personen gleichzeitig auf der Bühne sein. Ganz zu schweigen vom j. Akt, dem »im Freien«.

Aber das Stück verlangt nicht nur physischen Raum. Es gibt auch einen »inneren« Raum, d.h. den Raum der Vorstellung. Um so größer, da jeder Akt in einer anderen Epoche spielt und das Ganze etwa hundert Jahre umfaßt.



Der Vorhang geht hoch.





Links am »Sekretär« sitzt, mit dem Rücken zum rechten Ausgang, der Oberleutnant Pjotr Alexejewitsch Sejkin in einer offenen Uniformjacke und schreibt.

Nach einem Augenblick kommt von rechts Tatjana Jakowlewna Borodin, eine schlanke dunkelhaarige Frau mit dunklen Augen, in sommerlichen Pastellfarben gekleidet. Sie trägt einen Schirm von ebenfalls lebendiger Farbe, über die Schulter geworfen eine etwas fantasievolle Stofftasche, die kann bestickt oder folkloristisch sein. Eine unter dem Kinn zugeknöpfte Bluse mit langen Ärmeln, einen langen bis zu den Knöcheln reichenden, in der Taille und auf den Hüften eng anliegenden Rock. Hut und Handschuhe. Sejkin wendet den Kopf, kehrt aber sofort zu seinem Schreiben zurück. Tatjana steht einen Augenblick da, dann setzt sie sich auf den Sessel neben dem Eingang.





Pause.



TATJANA

Ah, unschön.





Pause.



Alle haben nach Ihnen gefragt ...



SEJKIN

ohne das Schreiben zu unterbrechen Alle?



TATJANA

Naja, vielleicht Mademoiselle Lily...


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Autor

Slawomir Mrozek, geboren 1930 in Borzecin bei Krakau, studierte Architektur, Kunstgeschichte und Orientalistik. In Polen war er zunächst als Karikaturist erfolgreich, bevor er als Schriftsteller in Erscheinung trat. 1957 erschien sein erstes Buch mit satirischen Erzählungen. Es folgten seine Stücke (darunter >TangoEmigrantenPolizeiStriptease