Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Lisbeth - Mein Weg

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
252 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am20.05.20222. Auflage
Mit dem Aufschreiben von "Lisbeth - Mein Weg", versetzte ich mich in ihr Leben 1916 bis 1990. Ihre Umsiedlung, bzw. die Vertreibung aus Poppow, haben mich sehr beschäftigt. Ihr Schicksal, als Flüchtling aus den Ostgebieten und nicht gerne aufgenommen, teilten vielen Menschen. Hoffnungsvoll komme ich als junge Frau nach Berlin und hoffe, dass ich in der Millionenstadt gut zurechtkomme. Ich verliebe mich und heirate im Krieg. Durch die beginnenden Kriegswirren soll ich in einer Munitionsfabrik arbeiten, kann es aber verhindern und komme zum Luftwaffenkommando. Die beginnenden Luftangriffe ließen mich wieder in meine Heimat gehen. Dort erlebte ich das Elend der großen Flüchtlingstrecks und die Besatzungen durch Polen und Russen nach dem Ende des Krieges. Verlor meinen Sohn und begann im September 1945 mit der Umsiedlung in den Westen. Hierbei erlebte ich Hunger, Willkür, Gewalt und auch großzügige Hilfe. Bei Salzgitter im Dorf Barbecke in Niedersachsen konnte ich mir langsam eine neue Existenz aufbauen. Nach der Rückkehr meines Mannes Leo aus amerikanischer Gefangenschaft war meine Ehe eher eine Zweckgemeinschaft unter der ich stark litt. Schließlich zog ich mit meiner Familie sogar in ein kleines Reihenhaus. Leos Bestreben war ein Leben in der Großstadt und nicht auf dem Lande. Unser Verhältnis wurde immer angespannter, wir lebten nur noch nebeneinander und er war oft sehr böse zu mir. Leo ging beichten, ließ mich aber mit meinem Kummer allein. Mein Trost waren meine Tochter und meine Schwester.

Jörg Sielaff, geboren 1940 in Eutin, Schleswig Holstein, verbrachte die ersten Lebensjahre in Kiel. Nachdem das Wohnhaus der Familie zerbombt worden war, zog seine Mutter mit ihm und seinem Bruder nach Brückenberg in Schlesien. Von dort mussten sie im Februar 1945 durch die Kriegswirren fliehen und kamen nach Deggendorf am Bayerischen Wald in Niederbayern. Hier wurde er eingeschult. 1948 Umzug nach Berlin. Nach dem Schulabschluss, 12. Klasse, zweijähriges Baupraktikum und Studium Fachrichtung Hochbau an der Staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen in Berlin-Neukölln. Bis 1974 als Architekt und Stadtplaner in Frankfurt/Main, von 1974 bis 2001 im Land Hessen als angestellter Kommunalberater tätig, danach selbständiger Kommunalberater. Jörg Sielaff wohnt seit 1981 in Schlüchtern, Main-Kinzig Kreis, Hessen. Er ist das zweite mal verheiratet und hat drei Töchter. In den Jahren 1986 bis 1989 initiierte er den Nordhessischen Kultursommer und gründete mit Kulturschaffenden 2010 das KulturWerk Bergwinkel e.V. in Schlüchtern, in dem er noch heute aktiv ist. Als Autor hat er bisher veröffentlicht: Gespräch mit meinem vermissten Vater, was ich dem U-Boot-Offizier gerne erzählt hätte und Geschichten aus der Provinz, Episoden aus meinem Berufsleben.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMit dem Aufschreiben von "Lisbeth - Mein Weg", versetzte ich mich in ihr Leben 1916 bis 1990. Ihre Umsiedlung, bzw. die Vertreibung aus Poppow, haben mich sehr beschäftigt. Ihr Schicksal, als Flüchtling aus den Ostgebieten und nicht gerne aufgenommen, teilten vielen Menschen. Hoffnungsvoll komme ich als junge Frau nach Berlin und hoffe, dass ich in der Millionenstadt gut zurechtkomme. Ich verliebe mich und heirate im Krieg. Durch die beginnenden Kriegswirren soll ich in einer Munitionsfabrik arbeiten, kann es aber verhindern und komme zum Luftwaffenkommando. Die beginnenden Luftangriffe ließen mich wieder in meine Heimat gehen. Dort erlebte ich das Elend der großen Flüchtlingstrecks und die Besatzungen durch Polen und Russen nach dem Ende des Krieges. Verlor meinen Sohn und begann im September 1945 mit der Umsiedlung in den Westen. Hierbei erlebte ich Hunger, Willkür, Gewalt und auch großzügige Hilfe. Bei Salzgitter im Dorf Barbecke in Niedersachsen konnte ich mir langsam eine neue Existenz aufbauen. Nach der Rückkehr meines Mannes Leo aus amerikanischer Gefangenschaft war meine Ehe eher eine Zweckgemeinschaft unter der ich stark litt. Schließlich zog ich mit meiner Familie sogar in ein kleines Reihenhaus. Leos Bestreben war ein Leben in der Großstadt und nicht auf dem Lande. Unser Verhältnis wurde immer angespannter, wir lebten nur noch nebeneinander und er war oft sehr böse zu mir. Leo ging beichten, ließ mich aber mit meinem Kummer allein. Mein Trost waren meine Tochter und meine Schwester.

Jörg Sielaff, geboren 1940 in Eutin, Schleswig Holstein, verbrachte die ersten Lebensjahre in Kiel. Nachdem das Wohnhaus der Familie zerbombt worden war, zog seine Mutter mit ihm und seinem Bruder nach Brückenberg in Schlesien. Von dort mussten sie im Februar 1945 durch die Kriegswirren fliehen und kamen nach Deggendorf am Bayerischen Wald in Niederbayern. Hier wurde er eingeschult. 1948 Umzug nach Berlin. Nach dem Schulabschluss, 12. Klasse, zweijähriges Baupraktikum und Studium Fachrichtung Hochbau an der Staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen in Berlin-Neukölln. Bis 1974 als Architekt und Stadtplaner in Frankfurt/Main, von 1974 bis 2001 im Land Hessen als angestellter Kommunalberater tätig, danach selbständiger Kommunalberater. Jörg Sielaff wohnt seit 1981 in Schlüchtern, Main-Kinzig Kreis, Hessen. Er ist das zweite mal verheiratet und hat drei Töchter. In den Jahren 1986 bis 1989 initiierte er den Nordhessischen Kultursommer und gründete mit Kulturschaffenden 2010 das KulturWerk Bergwinkel e.V. in Schlüchtern, in dem er noch heute aktiv ist. Als Autor hat er bisher veröffentlicht: Gespräch mit meinem vermissten Vater, was ich dem U-Boot-Offizier gerne erzählt hätte und Geschichten aus der Provinz, Episoden aus meinem Berufsleben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756296903
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum20.05.2022
Auflage2. Auflage
Seiten252 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9392169
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Meine Kindheit in Poppow

Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich in Poppow in Hinterpommern in der Nähe des Polnischen Korridors . Dieser wurde nach dem ersten Weltkrieg geschaffen und bildete die Verbindung, die den Polen den wichtigen Zugang zur Ostsee ermöglichte. Dadurch besaß Polen den wertvollen Hafen Gdingen und eben auch Danzig. Jetzt muss ich erst einmal erklären, wo Poppow überhaupt liegt. In einem Atlas kann man es kaum finden. Nicht weit weg von diesem Korridor liegt das Dörfchen Poppow. Die nächste Kreisstadt ist Lauenburg in Hinterpommern. Hier bin ich auf die Welt gekommen. Es war ungewöhnlich, dass ich nicht in meinem Elternhaus geboren wurde aber meine Mutter hatte während der Schwangerschaft mit mir überraschenderweise Probleme bekommen und so empfahl die Hebamme, doch lieber eine Geburt im Kreiskrankenhaus. Ich war die jüngste von sechs Geschwistern. Vor mir kamen auf die Welt drei Schwestern und zwei Brüder. Die älteste von uns Mädchen war genau zehn Jahre älter als ich.

An meine ersten Jahre in Poppow kann ich mich eigentlich nur an unser Wohnhaus mit der gegenüberliegenden Scheune und den drum herum stehenden Obstbäumen erinnern, weil ich mit meinen Geschwistern oft Verstecken und Fangen gespielt habe. Den Reim, den man sagen musste, wenn sich die anderen versteckten, höre ich immer noch: Eins, Zwei, Drei, Vier Eckstein alles muss versteckt sein, hinter mir und vor ⦠mir, gibt es nichts, ich komme! Einmal konnte ich mich in der Scheune so verstecken, dass mich meine Mutter und meine älteste Schwester Frieda einen halben Tag nicht finden konnten. Erst mein Hunger ließ mich aus meinem Versteck heraus krabbeln.

Das Schulgebäude lag etwas am Rande des Dorfes aber trotzdem in der Mitte an der Straße nach Ockerlitz. Dort gab es nur einen Klassenraum, in dem wurden die Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse unterrichtet, wobei es eigentlich jeweils nur zwei bis drei Kinder eines Jahrgangs waren, die gemeinsam, wie in einer Dorfschule üblich, unterrichtet wurden. Zu meinem ersten Schultag wurde mir von meiner Oma ein neues Kleid genäht, welches ich später auch sonntags zur Kirche trug, bis ich herausgewachsen war. An diese Besonderheit erinnere ich mich, da ich ja sonst immer nur die Kleider meiner älteren Schwestern auftragen musste. Außerdem bekam ich eine kleine Zuckertüte mit süßen Leckereien. Das kann man nicht mit heutigen Schultüten vergleichen, aber ich war im Jahr 1923 glücklich, eine Kleinigkeit nur für mich alleine bekommen zu haben. Eine Einschulung im Dorf in Hinterpommern war trotzdem eine feierliche Angelegenheit, die Feldarbeit ruhte an diesem Tag. Alle Kinder wurden fein angezogen und das ganze Dorf war auf den Beinen. Ich weiß heute nicht mehr, ob die älteren Dorfbewohner zu diesem Anlass dem Alkohol reichlich zuprosteten. Jedenfalls wurde bis in den Abend noch gefeiert.

In dem Klassenraum wurden 14 bis 16 Schüler oder Schülerinnen unterrichtet. Unser Lehrer hieß Herr Sell, wir nannten ihn nur Sell, das durfte er aber nicht hören. Wir mussten immer sehr ordentlich sagen: Guten Morgen Herr Sell oder auf Wiedersehen Herr Sell! Er unterrichtete mich bis zum Verlassen der Volksschule. Die älteren Schüler haben sich oft über die Kleinen lustig gemacht und sie besonders geärgert. Da musste der Lehrer Sell, der im Obergeschoss des Schulhauses seine Wohnung hatte, häufig vermitteln und die Streithähne beruhigen. Übrigens der Lehrer war unverheiratet und wir Kinder sahen ab und zu, dass eine junge Frau aus einem Nachbarort im Obergeschoss verschwand. Wir kicherten immer, wenn wir sie sahen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob es noch weitere Lehrer oder eine Lehrerin gab? Nur den Religionsunterricht erteilte uns der evangelische Pfarrer. Nach der vierten Klasse besuchte ich die Volksschule im Nachbardorf Ockerlitz. Dieses Dorf war ungefähr drei Kilometer weiter entfernt. Dorthin fuhr ich mit dem Fahrrad, in den Wintermonaten mussten alle Schüler aus Poppow zu Fuß auf der Landstraße bei Wind und Wetter gehen. Nach acht Schuljahren endete meine Schulzeit. Natürlich auch die aller anderen Schüler aus meinem Jahrgang.

Es war das Jahr 1932. Meine Eltern hatten insgesamt sieben Kinder und es war üblich, dass sie hofften, dass ihre Mädchen einen jungen Mann fänden, der sie später heiratete, um versorgt zu sein. Eine weiterführende Schule in der Kreisstadt Lauenburg kam aus finanziellen Gründen weder für die Jungen und schon gar nicht für die Töchter in Frage. So blieb eigentlich allen nur die Möglichkeit einer Handwerkslehre oder in dem kleinen elterlichen ländlichen Betrieb mitzuarbeiten. Für mich blieb nur im kleinen ländlichen Betrieb zu helfen und abzuwarten, bis ich einen Mann finde, der mich heiraten möchte. So machte ich das, was ich auch schon während der Schulzeit tat. Ich hütete die Gänse und die zwei Ziegen auf den umliegenden Weiden unseres Dorfes, was ich auch sehr gerne tat. Mir gefiel die sanfte Landschaft mit der Mischung aus Wiesen, Büschen und Bäumen, die meistens nur kleine Baumgruppierungen waren. Besonders das Frühjahr mochte ich, wenn es nach dem strengen Winter mit starkem Frost und viel Schnee wieder alles grünte und blühte.

Als kleines Mädchen entdeckte ich an zwei Stellen in der Nähe von Bäumen und Sträuchern kleine Teiche. Sie waren von uns Kindern besonders, eigentlich das ganze Jahr über, sehr beliebt. Im Frühjahr, meistens schon im März, nur wenn der Winter sehr lange kalt war, erst im April, beobachten wir in den Teichen die Kaulquappen. Manches Jahr konnten wir auch die Frösche entdecken und wunderten uns erst, dass die männlichen Frösche auf dem Rücken der weiblichen Tiere hockten. Bis uns die Älteren sagten, dass dies der Begattungsakt ist. Danach gibt es die Kaulquappen und daraus werden wieder kleine Frösche. In dem größeren Teich begannen wir im Sommer mit unseren ersten Plantsch- und Schwimmversuchen. Dabei war es fast egal, wie warm oder kalt das Wasser war. Wir bibberten und zitterten zwar bei den niedrigen Wassertemperaturen und sahen manchmal richtig blau aus, aber das machte uns nichts aus. Jedenfalls hatten wir immer eine große Freude im und am Wasser. Eingehüllt in ein Handtuch gingen wir bei kaltem Wetter nach Hause in unseren kleinen Hof.

Im Winter versuchten wir auf dem zugefrorenen Teich zu schliddern. Schlittschuhe kannten und hatten wir nicht. Dabei passierte es fast in jedem Winter, dass einer von uns Kindern im Eis einbrach, weil es noch nicht dick genug war. Aber es reizte einfach, auf das Eis zu gehen, wenn es so unheimlich knackte. Wir wurden natürlich von den Eltern und Tanten immer gewarnt. Doch wenn einer von uns nass in das Haus kam, wurden wir zwar geschimpft aber auch liebevoll trocken gerieben. Als wir älter wurden, trafen wir uns mit den etwas älteren Jungen abends an dem einen Teich, der ziemlich versteckt und vom Dorf nicht einsehbar war. Dort konnten wir ungestört schmusen und so langsam die Vorahnungen der zärtlichen Liebe genießen.

Meine Eltern waren beide in Hinterpommern seit mehreren Generationen beheimatet. Mein Vater Friedrich Kalff arbeitete beim Zoll im West-Ostpreußischen Grenzgebiet im Landkreis Lauenburg. Er war auch für den Abschnitt des sogenannten Polnischen Korridors , die Verbindung von Polen zur Ostsee bei Danzig, zuständig. Nachdem meine Mutter Auguste krank und pflegebedürftig wurde, gab mein Vater seine Tätigkeit beim Zoll auf. Er betrieb dann unsere kleine Landwirtschaft, die vor der Krankheit meiner Mutter vor allem von ihr am Laufen gehalten wurde. Von ihr habe ich meine Fähigkeiten und mein Wissen über die umfangreichen Aufgaben in der Landwirtschaft gelernt. Meine Mutter Auguste starb schließlich an einer Lungenentzündung leider schon mit 57 Jahren im Jahr 1935. Mein Vater bezog eine kleine Rente, die aber nicht ausreichte, unsere Familie zu ernähren, so nahm er noch eine Arbeit als Gespannführer bei einem Bauern in Poppow an. Nach dem Tod meiner Mutter zog er in das Haus meiner Schwägerin, seiner Schwiegertochter Anna, sie schloss vor meinem Vater manchmal aber das Brot weg. Mit ihrem Mann, meinem Bruder Otto, hatte sie zwei Kinder, Günter und Dieter. Dort wohnte er mein Vater bis zu seinem unfreiwilligen Wegzug, es war ungefähr nur 200 Meter vom Haus meiner Schwester Frieda entfernt, in dem ich später auch in Poppow lebte. So wohnte unsere Familiensippe in unmittelbarer Nachbarschaft. Das ließ uns natürlich bei der großen Anzahl von Familienmitgliedern häufig schöne Feste, meist zu Geburtstagen sowie zu Weihnachten und zu Ostern feiern.

Der Tod meiner Mutter machte mich sehr unglücklich, sie war die Frau, die mir sehr viel zutraute und ich habe von ihr die gute positive Grundhaltung mitbekommen. Wir konnten herzhaft miteinander lachen. Vielleicht lag es daran, dass ich ihr Nesthäkchen gewesen war, als letztgeborene Tochter. Meine vier Schwestern sowie meine zwei Brüder waren alle älter als ich. Meinen jüngeren Bruder Reinhold habe ich nur kurz kennlernen können aber keine direkte Erinnerung mehr an ihn. Er wurde von einem...
mehr