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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
216 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am27.05.20221. Auflage
James Bokowski ist zurück. Vom Privatdetektiv zum Hausmeister befördert, führt er ein Leben, bei dem am Ende des Monats ein Plus auf seinem Konto steht. Aber ist das wirklich entscheidend, wenn Reichsbürger, AfDler und Querdenker unbehelligt durch seine Heimatstadt Castrop-Rauxel marschieren? Ist es nicht. Nicht für Buk.

Chris Jacobsen, geboren in Flensburg, lebt und schreibt seit 2013 Im Reihnland und in seiner zweiten Heimat-Ostfriesland. Alle veröffentlichten Bücher sind im Buchhandel erhältlich und natürlich im BoD-Bookshop.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,49

Produkt

KlappentextJames Bokowski ist zurück. Vom Privatdetektiv zum Hausmeister befördert, führt er ein Leben, bei dem am Ende des Monats ein Plus auf seinem Konto steht. Aber ist das wirklich entscheidend, wenn Reichsbürger, AfDler und Querdenker unbehelligt durch seine Heimatstadt Castrop-Rauxel marschieren? Ist es nicht. Nicht für Buk.

Chris Jacobsen, geboren in Flensburg, lebt und schreibt seit 2013 Im Reihnland und in seiner zweiten Heimat-Ostfriesland. Alle veröffentlichten Bücher sind im Buchhandel erhältlich und natürlich im BoD-Bookshop.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756281077
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum27.05.2022
Auflage1. Auflage
Seiten216 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9502573
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Wer sagt: Die Einschläge kommen näher?

Das kann ich so nicht bestätigen.

Nicht jetzt.

Nicht heute und schon gar nicht in diesem Moment.

Nicht mal ansatzweise.

Denn die Einschläge donnerten seit ungefähr zehn Minuten kontinuierlich auf mich ein.

Auf meinen Kopf, in meinen Magen und in meine Weichteile.

Wobei ich jetzt mal kurz Danke sagen musste.

Danke an Lilly.

Lilly hatte mir vor zwei Monaten ein Suspensorium geschenkt, weil sie meinte, dass es doch zu schade wäre, wenn die Arschlöcher, mit denen ich mich andauernd anlege, mir die Chance auf Vermehrung nehmen würden.

Die einzige Bedingung, die sie an den Intimschutz geknüpft hatte, war, dass ich ihn tragen musste, sobald ich meine Wohnung verlassen würde.

Gut, dass ich mich heute an unsere Abmachung gehalten hatte.

Ich musste also nur für den Schutz meines Kopfes sorgen.

Die vier Faschos, die mich gerade in die Mangel nahmen, hatten eine unglaubliche Kondition.

Von allen Seiten spürte ich Fäuste und Tritte - aber ganz ehrlich?

Ich hatte mich an diesen Schmerz gewöhnt.

Die täglichen Nachrichten von antisemitischen Aktionen, der blanke Hass und die offene Zurschaustellung von eigener Dummheit, auf der Straße und im Internet, bereiteten mir schon körperliche Beschwerden.

Da war das hier nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Ich lag in einer verzweifelten, embryonalen Haltung auf dem Pflaster meiner Stadt und fragte mich, wann denn nun alles gut werden würde.

Das hört man doch auch jeden Tag.

Mach dir keine Gedanken, mein Junge, alles wird gut.

Ich entspannte meinen verkrampften Körper so gut es mir in dieser Situation möglich war, drehte mich auf den Rücken und sah dem einen Fettsackfascho in die Augen.

Er lächelte, und ich fragte ihn, wann sie denn fertig wären, da meine Bahn gleich fahren würde.

Die Antwort kam prompt.

Wenn du endlich die Fresse hältst , war das Letzte, was das ich hörte.

Das Letzte, das ich schmeckte, war seine dreckige Schuhsohle, die er mir auf meine Lippen stellte und hin und herdrehte, als würde er eine Zigarette ausdrücken.

Mein Name ist James Bokowski, aber ihr könnt mich Jimmie nennen,

oder sagt einfach Buk, das passt auch.

Dann wurde es schwarz um mich.

Ich wachte ein paar Stunden später auf, das war die gute Nachricht.

Die schlechte war, dass ich mich nicht bewegen konnte, ein bisschen schon, aber eben nicht so wie ein junger Hüpfer, sondern eher wie jemand, der lange keinen Teil seiner Gliedmaßen gerührt hatte.

In ein paar Wochen hatte ich Geburtstag.

Noch war ich 29, aber heute fühlte sich mein Körper an, als sei ich 92.

Geburtstage, so sinnvoll wie ein Kropf, wie ein Arschloch am Ellenbogen.

Warum ich so eine Einstellung zu Geburtstagen habe?

Als Kind waren das die einzigen Tage, an denen mein Vater jedenfalls nüchtern aufstand, um sich dann im Lauf des Vormittags volllaufen zu lassen.

Bis zu meinem achten Geburtstag kamen am Nachmittag Freunde, mit denen ich zusammen diesen Tag feierte.

Wir spielten zusammen, waren fröhlich und eben auch laut.

An meinem achten Geburtstag war mein Vater so voll, dass er, während wir auf dem Boden herumkrochen und Topfschlagen spielten, unser Wohnzimmer betrat, uns den Kochlöffel entriss und einem nach dem anderen mit der flachen Seite dieses Küchenwerkzeugs ins Gesicht schlug.

Und nicht nur ein Mal.

Die Freunde, die ich bis zu dem Zeitpunkt noch hatte, verließen weinend unser Haus, und ich stand meinem Vater alleine gegenüber.

So besoffen wie er war, so unfähig war er, eine Erklärung über das abzugeben, was er gerade getan hatte.

Drecksbalg und scheiß Geburtstag , das sind die Andenken, die ich noch an diesen Tag habe.

Die Folge des Auftretens meines Vaters war, dass die Anzahl meiner Freund auf Null sank.

Zu mir wollte niemand mehr kommen, und eingeladen wurde ich für eine lange Zeit auch nicht mehr.

Könnt ihr jetzt verstehen, warum mir solche Tage total gleichgültig sind?

Egal, ich musste aufstehen und drehte mich vorsichtig um.

Alles tat mir weh, bis auf meine Eier.

Danke Lilly, immer wieder danke.

Ich musste irgendwo in der Fußgängerzone liegen.

Schuhe und Beine kamen auf mich zu und gingen dann weiträumig um mich herum.

Es schien überhaupt niemanden zu interessieren, dass hier ein Mensch lag.

Drogenabhängiger Penner, Asozialer, oder was sie auch immer dachten.

Ich wollte nur nach Hause und einen Kaffee trinken.

Kaffee war jetzt genau das, was ich brauchte, um wieder auf die Beine zu kommen.

Aber keine Hilfe weit und breit.

Keine helfende Hand, keine Tasse mit dem heißen Gebräu in Sicht.

Es war also wieder an mir.

Genau so hilflos wie in der letzten Nacht drehte ich mich auf den Rücken und setzte mich langsamer auf, als sich die Kontinentalplatten auseinanderbewegen.

Irgendwann erhob ich mich langsam und stolperte mehr, als dass ich ging in einen kleinen Seiteneingang eines Hauses, setzte mich dort auf die Vortreppe und suchte nach meinen Zigaretten.

Wenn die Nazis mir die jetzt auch noch kaputtgemacht hatten, dann würde es richtig Ärger geben.

Das Handy war im Arsch.

Das Display hatte mehrere Risse, und es ließ sich offensichtlich nicht mehr einschalten.

Weiter unten in meiner Innentasche fand ich meine Kippen.

Alle symmetrisch in der Mitte durchgebrochen.

Jeder von euch, der Zigaretten ohne Filter raucht, weiß, wie kurz die Dinger ohnehin schon sind, aber geteilt gehen sie fast gar nicht mehr.

Ich steckte mir trotz allem eines der Stückchen in den Mund, tastete meine Hosentaschen und meine Jacke nach dem Feuerzeug ab, und dieser kleine Stängel in meinem Mund brannte wie Feuer.

Nach längerer Suche mit meinen blutigen und immer noch zittrigen Fingern fand ich es, kontrollierte die Größe der Flamme nicht und kürzte so, während die Flamme den Tabak entzündete, ebenfalls meinen mir über die Stirn hängenden und inzwischen zu langen Pony.

Zum Friseur musste ich ohnehin mal wieder, aber gute Vorarbeit hier auf dem Hinterhof, schien mir auch nicht ganz verkehrt zu sein.

Jetzt begann es auch noch zu regnen, aber bevor ich nicht meine exakte Position ausfindig gemacht hatte, brauchte ich mir keine Gedanken über meinen Rückweg zu machen.

Man sollte sich auch halbwegs bewegen können, um derartige Pläne zu schmieden. Ich musste nach Hause.

Egal wie.

Also hoch den Arsch und ab in die schützenden vier Wände, die ich meine Wohnung nenne.

Als ich die hintere Tür zum Taxi öffnete und die entsetzten Augen im Rückspiegel sah, war mir klar, dass ich mich über Nacht äußerlich sehr verändert haben musste, um es freundlich auszudrücken.

Für derlei nächtliche Zwischenfälle hatte ich mir angewöhnt, immer ein paar Euros in meinen Socken dabei zu haben, von daher war die Sache mit der Bezahlung der Heimfahrt geritzt, und als die freundliche, aber doch leicht irritierte Stimme mich fragte, wo ich hinwolle, gab ich der ausgestreckten Hand erst das Geld und nannte dann meine Adresse.

Ich ließ meinen Kopf nach hinten fallen und betrachtete meine Stadt aus einer anderen Perspektive.

Mein schönes Castrop-Rauxel.

Du Heimat des Feingeistes.

Du Hort der Güte und der gepflegten Auseinandersetzung.

Du musst noch viel lernen.

Und mir graut, wenn ich denke, dass es das ganze Land betrifft.

Irgendwann und vor allen Dingen endlich wurde ich durch absichtlich unsanftes Bremsen aus meinem kurzen Entspannungsschlaf gerissen.

Zu Hause , verkündete die Stimme ruhig, und eigentlich hätte mich der Fahrer auch noch ins Bett tragen können.

Aber dieser Service war im Preis wohl nicht mit inbegriffen.

Sie kriegen noch was zurück , kam es von vorne, und während ich versuchte, meinen verkrampften Körper auf der Rückbank mit einer Hand am Türgriff in Richtung Ausstieg zu zerren, winkte ich locker wie ein Rodeoreiter mit der anderen Hand ab.

Ich hievte mich aus dem Taxi, stapfte den kurzen, neu gepflasterten Eingangsweg hoch und öffnete die Haustür, ging in meine Wohnung, ignorierte den Standspiegel, den Susanne gekauft hatte, und ließ mich auf das Sofa fallen.

Wie ich es öfter mal geschafft hatte, in diesem Zustand in meine alte Wohnung im dritten Stock zu kommen, wird für immer in Rätsel bleiben, dem sich vielleicht noch mal Guido Knopp in einer Extraausgabe seiner Aufklärungssendungen widmet.

Hier lebte ich im Erdgeschoss, barrierefrei, genau das Richtige für meinen momentanen Zustand.

Ich warf einen kurzen Blick durch meine Wohnung, also das, was ich in der Dunkelheit erkennen konnte, und ging Richtung Sofatisch.

Mit der Fernbedienung schaltete ich die Anlage ein und drückte auf Start.

Peter Gabriel sang: I don´t remember, I don´t recall, I got no memories of anything at all.

In...
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