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Coca, Pisco, Alpakas - und das ist noch nicht alles

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
316 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am31.05.20221. Auflage
Eine Liebe in Cusco, eine Ayahuasca-Zeremonie im Urwald, Tanz mit der Cholera in Cajamarca - das sind nur die markantesten Erlebnisse der Autorin in Peru. Bei ihren Reisen zwischen 1985 und 2018 wohnt sie in Lehmhütten, kleinen Schlössern, Abstellkammern, auf einer Hacienda. Sie taucht ein in das Leben der Criollos, lernt die traditionelle Kultur der andinen Menschen kennen, wird konfrontiert mit der Arroganz der Mächtigen, dem Fatalismus und der Lebensfreude der Armen. Die Reisen sind geprägt von abenteuerlichen Begegnungen und gefährlichen Momenten. Auf viertausend Meter Höhe und in den Vorstädten von Lima begleitet sie Frauen in Projekten des Marie-Schlei-Vereins bei ihrer Ausbildung. Sie erzählt von Menschen, denen sie auf ihrem Weg begegnet ist, ihren Schicksalen, Wünschen und Träumen, und macht dabei ihre eigene Entwicklung durch.

Hannelore Besser wurde 1941 in Lübeck geboren. Sie machte eine Ausbildung als Industriekauffrau, bevor sie Lehramt studierte und an verschiedenen Schulen in Schleswig-Holstein, Berlin und Niedersachsen tätig war. Als Schulleiterin war sie im In- und Ausland eingesetzt. Über Demokratisierung in Peru schrieb sie ihre Dissertation und wurde 1990 promoviert. In den letzten Jahren konnte sie als Seniorexpertin verschiedene Projekte für den Senioren Expertenservice (SES) im Kosovo, in Nepal und Bolivien durchführen. Ehrenamtlich betreut sie seit 1986 Projekte des Marie-Schlei-Vereins für die Ausbildung von Frauen in Mittel- und Südamerika.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextEine Liebe in Cusco, eine Ayahuasca-Zeremonie im Urwald, Tanz mit der Cholera in Cajamarca - das sind nur die markantesten Erlebnisse der Autorin in Peru. Bei ihren Reisen zwischen 1985 und 2018 wohnt sie in Lehmhütten, kleinen Schlössern, Abstellkammern, auf einer Hacienda. Sie taucht ein in das Leben der Criollos, lernt die traditionelle Kultur der andinen Menschen kennen, wird konfrontiert mit der Arroganz der Mächtigen, dem Fatalismus und der Lebensfreude der Armen. Die Reisen sind geprägt von abenteuerlichen Begegnungen und gefährlichen Momenten. Auf viertausend Meter Höhe und in den Vorstädten von Lima begleitet sie Frauen in Projekten des Marie-Schlei-Vereins bei ihrer Ausbildung. Sie erzählt von Menschen, denen sie auf ihrem Weg begegnet ist, ihren Schicksalen, Wünschen und Träumen, und macht dabei ihre eigene Entwicklung durch.

Hannelore Besser wurde 1941 in Lübeck geboren. Sie machte eine Ausbildung als Industriekauffrau, bevor sie Lehramt studierte und an verschiedenen Schulen in Schleswig-Holstein, Berlin und Niedersachsen tätig war. Als Schulleiterin war sie im In- und Ausland eingesetzt. Über Demokratisierung in Peru schrieb sie ihre Dissertation und wurde 1990 promoviert. In den letzten Jahren konnte sie als Seniorexpertin verschiedene Projekte für den Senioren Expertenservice (SES) im Kosovo, in Nepal und Bolivien durchführen. Ehrenamtlich betreut sie seit 1986 Projekte des Marie-Schlei-Vereins für die Ausbildung von Frauen in Mittel- und Südamerika.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756281534
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum31.05.2022
Auflage1. Auflage
Seiten316 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9519018
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Inspirationen

Das Kind

Das Kind liegt bäuchlings auf dem Boden, die Nase tief in ein großes Buch gesteckt. Ganz versunken betrachtet es ein Gebilde, das wie ein Riesenseepferdchen aussieht, mit einem braunen Rücken und einem dicken, grünen, spitzen Bauch. Den Kopf des Tieres sieht man nicht, vielleicht ist der auf einer anderen Seite, aber das kümmert das Kind nicht, denn es betrachtet vor allem die seltsamen Tiere, die in der großen grünen Fläche aufgemalt sind. Das Kind kann bereits lesen, aber so unbekannt-schwierige Wörter wie Lanzen-laub-frosch, Amazo-nasdel-phin, Tapir, Gürteltier, Jaguar, Kaiman, Tukan, An-ako-nda muss es sich mühsam buchstabieren. Der kleine Mund steht offen, die Zunge geht mit, die Lippen formen Buchstabe für Buchstabe die seltsamen Wörter.

Ob es diese Fabelwesen wirklich gibt? Kann man sie sehen, wenn man hinfährt? Und kann man da überhaupt hinfahren? Ein Bus geht wohl nicht, denn auf beiden Seiten des Seepferdchens sind ganz viele blaue Flecken, das ist Wasser.

Ein Schatten fällt auf das Buch.

Und? Was sieht du denn? , fragt der Großvater.

Bei den Großeltern gibt es tolles Spielzeug. Der Bruder sitzt in einer Ecke und bastelt Kräne mit dem Stabilbaukasten, die große Schwester spielt mit dem Bauernhof; damit spielt das Kind auch gern, aber heute darf es das Buch haben und verliert sich darin. Am Ende muss alles immer wieder sorgfältig in die richtigen Kästen eingeräumt werden, da passen Oma und Opa auf. Dafür findet man dann auch alles wieder, wenn man das nächste Mal kommt.

Opa, kann man da hinfahren?

Ja, wenn du groß bist und viel Geld hast, dann kannst du eine Reise nach Brasilien machen.

Ist das alles Brasilien?

Nein, das sind verschiedene Länder, nur das meiste von dem dicken Grün hier ist Brasilien. Irgendwann, beschließt die Sechsjährige, werde ich nach Südamerika fahren.

Die Lehrerin

Bin ich schon in Montevideo?

Der Flussstreicher auf der Elbe wird immer wieder aufgegriffen. Die junge Lehrerin lässt die Geschichte von diesem ständig betrunkenen alten Schiffer lesen, dessen Traum es ist, mit der Flut aus der Mündung der Elbe hinausgespült, über den Atlantischen Ozean getrieben zu werden und in Montevideo zu landen. Siegfried Lenz beschreibt in einer Kurzgeschichte den Lebenstraum dieses Menschen, der immer wieder an Land gebracht wird, eingesperrt werden soll, aber wieder freigelassen wird, denn er tut ja niemandem etwas zuleide.

Die Schülerinnen und Schüler der achten Klasse haben selbst so eine Geschichte über einen Lebenstraum geschrieben und was passiert, wenn man nichts dafür tut.

Die Lehrerin hat die Aufsätze auf ihrem Schreibtisch, sie muss sie korrigieren, aber ihr Sinn schweift ab. Montevideo und Uruguay, Paraguay, Peru, Brasilien und Rio de Janeiro und Brasilia. Wollte sie dort nicht auch einmal hin? Hatte vor langer Zeit diesen Traum gehabt? Sollte das eine Lebenstraum bleiben, wie die Sehnsucht des Schiffers nach einer Überfahrt, die ihm das Schicksal beschert?

Sie schaut aus dem Fenster, träumt sich auf einen Dampfer auf dem Amazonas. Sie seufzt, steht auf und sieht nach den schlafenden Kindern. Der Große wird im nächsten Jahr Abitur machen, die Kleine kommt in die Oberstufe - nein, eine Reise nach Südamerika muss ein Kindertraum bleiben.

Dennoch wagt sie zwei Schritte, trifft Entscheidungen. Sie schreibt sich für einen Sprachkurs Spanisch ein und legt ein Sparbuch an. Wer weiß, vielleicht kann ein Lebenstraum ja doch Wahrheit werden.

Die gescheiterte Partnerschaft

Er hatte getrunken. Seine Alkoholfahne schwebte in den Korridor, bevor er einen Fuß in die Wohnung setzte. Das ist das Ende, dachte ich. Schon am frühen Nachmittag hatte er getrunken.

Wir wollen dein Weihnachtsgeschenk kaufen , sagte er nach dem Kuss, dem ich auszuweichen versuchte. Wir gingen in die Küche, in der mein Sohn hingeflegelt saß, rauchte und Zeitung las. Respektlos fuhr er Heiner an: Willst du meine Mutter wieder entführen? Mutter, kannst mir mal nen Kaffee rübergeben?

Sei mal respektvoller mit deiner Mutter! , fauchte Heiner ihn an. Und dann gab ein Wort das andere, beide wurden laut, ich stand hilflos daneben und dachte: Was veranstalten die beiden da, welche Vorstellung geben die für mich?

Plötzlich drehte sich Heiner zu mir um: Und du verteidigst ihn und seine Frechheiten auch noch. Wahrscheinlich, weil du mit ihm geschlafen hast.

Mein Sohn warf ihm einen eisigen Blick zu, stand wortlos auf und verließ die Szene. Mich flutete kalte Wut. Das Blut schoss mir in den Kopf, ich fühlte, wie ich rot wurde und wieder blass. Hilflos fuhren meine Hände durch die Luft. Schließlich presste ich hervor: Hau ab! Geh sofort!

Er war aufgebracht, fand weitere Worte, ich hörte nicht zu. Ich setzte mich, antwortete nicht mehr und nach einigen Minuten merkte Heiner wohl, dass seine Wut ins Leere lief, stand auf und ging. Dann kamen meine Tränen. Es war ja nicht das erste Mal gewesen, dass ich diesen cholerischen Mann mit seinem Alkoholproblem verlassen wollte. Nach dieser Entgleisung gab es keine Versöhnung.

Und nun? Ich starrte in meine Kaffeetasse. Der Sohn kam zurück in die Küche.

Ist er weg?

Ja, endgültig.

Das wurde auch Zeit. Er tut dir nicht gut.

Ich war frei.

Aber ohne Partner. Die gemeinsamen Pläne - wir wollten in den nächsten Sommerferien sechs Wochen Urlaub in Südamerika machen, dafür hatten wir Spanisch gelernt - waren mit ihm gegangen.

Beim Jahreswechsel packte mich das Selbstmitleid. Untröstlich. War ich bindungsunfähig? Erst eine Scheidung vom Vater meiner beiden Kinder, dann ein Liebhaber, den ich abserviert hatte. Erfolgreich mit Freundinnen, aber niemanden für den körperlichen Hunger, keine Partnerschaft. Ich fühlte mich von mir selbst verlassen.

Und meine Sehnsucht nach Südamerika? Der Kindheitstraum von exotischen Tieren und Kulturen?

Ich seufzte und heulte mich ins neue Jahr.

Der Februar kam, mein vierundvierzigster Geburtstag. Mitte Vierzig, mit Lachfalten im Gesicht, der Hingucker war ich nicht mehr. Niemand sprach mich auf der Straße an, bat mich um ein Treffen oder um meine Telefonnummer.

Mein Sohn machte sein Abi, steckte seine Füße unter meinen Tisch und ließ sich das Essen servieren.

Am besten ist, du ziehst aus.

Und ich dachte, ich könnte hier doch ruhig wohnen und studieren. Wir verstehen uns doch gut.

Nichts mit Hotel Mama. Wir haben versucht, die Aufgaben ein bisschen zu verteilen, aber das hat nicht funktioniert. Du hast weder die Spülmaschine ein- noch ausgeräumt, du hast nicht ein einziges Mal das Essen fertig gehabt, wenn ich spät von der Schule kam, du hast mit Freunden meine Weinvorräte ausgetrunken. Schluss damit! Ja, noch verstehen wir uns. Aber in mir wächst der Frust und eines Tages mache ich nur noch Vorwürfe. Das will ich uns ersparen.

Der Zufall spielte mit. Er fand eine bezahlbare Wohnung in einem Altbau im Wedding.

Ein weiterer Zufall: Im Amtsblatt für Schulen stolperte ich über die Bekanntmachung Beurlaubung aus arbeitsmarktpolitischen Gründen . Bislang konnte man sich für die Erziehung der Kinder beurlauben lassen oder freiwillig die Stundenzahl reduzieren. Aber nun hatte man ausreichend Lehrkräfte, sogar einen Überhang, und es gab die Möglichkeit, sich ohne Fortzahlung der Bezüge beurlauben zu lassen. Das war meine Chance. Ich stellte den Antrag auf Beurlaubung für ein halbes Jahr mit Verlängerungsmöglichkeit.

Wer bin ich? , fragt Peer Gynt die Sphinx bei den Pyramiden in Ägypten und landet als Antwort in einer psychiatrischen Klinik.

Wer bin ich - und wenn ja, wie viele? , fragt Richard David Precht und schildert die verschiedenen Rollen oder Identitäten, die ein Mensch in Laufe seines Lebens einnimmt.

Der aus dem Paradies vertriebene Mensch muss den Widerspruch zwischen Natur und Kultur balancieren, immer wieder. 1985 brauchte ich eine Neuorientierung.

Eine Fee mit einem Zauberstab hatte den Weg geöffnet.

Ich brach auf zu einer neuen Lebensphase.

Aufbruch - 1985

Nun brauchte ich noch ein Thema. Nur touristisch zu reisen, schien mir zu langweilig. Ich verwarf meine angefangene Doktorarbeit Phänomenologie der Beurteilung und einigte mich mit meinem Professor auf Schule und Demokratisierung der Gesellschaft . Argentinien hatte nach der Militärdiktatur Wahlen durchgeführt, dort könnte ich recherchieren und die Reformen beobachten, wenn es denn welche gab.

Im Gepäck hatte ich die Adresse der Eltern meiner argentinischen Freundin. Bei ihnen, am Stadtrand von Buenos Aires, konnte ich wohnen. Im Januar hatte ich bei den südamerikanischen Freunden eine Schauspielerin aus Lima getroffen, die mir Quartier...
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