Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Mein Vater Franz Josef Strauß

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
300 Seiten
Deutsch
Langen - Mueller Verlagerschienen am20.06.2022
Geliebt, gehasst, umstritten: Franz Josef Strauß erscheint auch mehr als 30 Jahre nach seinem Tod noch als überlebensgroße und extrem kontroverse Persönlichkeit. Sein Sohn Franz Georg erzählt, wie der Bundesminister und bayerische Ministerpräsident wirklich war und wie er Politik machte, zu Hause und in der Welt. Nicht ohne Selbstironie berichtet er von seinen ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Übervater, den er schon früh auf Auslandsreisen, u.a. nach Moskau und Israel, begleiten durfte. Er zeichnet ein überraschendes Bild, das den Familienvater und Ehemann ebenso wie den Politiker, der die deutsche Zeitgeschichte so entscheidend prägte, ganz aus der Nähe zeigt.mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextGeliebt, gehasst, umstritten: Franz Josef Strauß erscheint auch mehr als 30 Jahre nach seinem Tod noch als überlebensgroße und extrem kontroverse Persönlichkeit. Sein Sohn Franz Georg erzählt, wie der Bundesminister und bayerische Ministerpräsident wirklich war und wie er Politik machte, zu Hause und in der Welt. Nicht ohne Selbstironie berichtet er von seinen ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Übervater, den er schon früh auf Auslandsreisen, u.a. nach Moskau und Israel, begleiten durfte. Er zeichnet ein überraschendes Bild, das den Familienvater und Ehemann ebenso wie den Politiker, der die deutsche Zeitgeschichte so entscheidend prägte, ganz aus der Nähe zeigt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783784484297
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum20.06.2022
Seiten300 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9537839
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2 »Meines Vaters Sohn«
1979

© Georg Schödl, München

Wenn Kinder 18 werden, potenziert sich das Bangen besorgter Eltern um ein Vielfaches angesichts dessen, was dem Nachwuchs nunmehr alles freisteht. Am 5. Mai 1979 wurde ich 18 Jahre alt. Nun war meine Mutter eine entschiedene Gegnerin des Motorradfahrens. Sollte eines von uns Kindern das Motorradfahren als Hobby wählen, dann, so ihre Drohung, führe sie uns unverzüglich in eine Klinik, wo sie uns zur Abschreckung schwerstverletzte Motorradfahrer zeigen wollte. Sollten wir hingegen das Motorradfahren lassen, würden wir zum jeweiligen 18. Geburtstag einen fahrbaren Untersatz mit vier Rädern bekommen, so ihr Lockangebot. Als es dann bei mir so weit war, hatte ich an einem eigenen Gefährt kein Interesse, zumal zu Hause genügend Automobile zur Verfügung standen.

Mein Interesse galt vielmehr dem uralten Klavier im Haus, auf dem meine Schwester und ich zuweilen übten. Monika hörte irgendwann auf. Mir hingegen, der sich bis dahin mit dem Übungsdruck herumgeplagt hatte, machte das Klavierspiel plötzlich Spaß. Der Grund: Ich hatte den wunderbaren Film Der Clou mit Paul Newman und Robert Redford gesehen. Und die Ragtimes von Scott Joplin als Filmmusik hatten es mir angetan. Dann sah ich erstmals die dazugehörigen, bekanntermaßen schwierig zu spielenden Noten und stand zunächst wie der berühmte Ochs vorm Berg. Nun hieß es: üben, üben, üben. Nach Kräften half mir ein guter Freund der Eltern, Dr. Fritz Gernbeck, ehemals ein hochrangiger bayerischer Richter. Er hat sich in seiner Freizeit als Organist in St. Michael in München und später besonders in Tegernsee verdient gemacht. Der passionierte Musiker sah bald, dass zwischen meinen Klavierkenntnissen und den Anforderungen der Stücke ein gewisses Missverhältnis herrschte. Doch ich wollte nicht aufgeben.

Der 18. Geburtstag

Meine neue Liebe zum Klavierspiel führte dazu, dass ich mir zum 18. Geburtstag einen Ersatz für das altgediente Piano wünschte, was meiner Mutter durchaus gefiel: Der Bub will also kein Motorrad. Aus meinem eher bescheidenen Wunsch nach einem gut spielbaren Klavier wurde ein prächtiger Bechstein-Flügel, der mich seither überallhin begleitet hat. Heute steht er in unserem Wohnzimmer. Dieses Geburtstagsgeschenk alleine war schon äußerst großzügig. Aber es sollte noch gefeiert werden. Wobei anzumerken ist, dass die Eltern lauter Musik nicht sehr zugetan waren. Sie machten den Vorschlag, die Feier doch auf zwei Abende zu verteilen. Die eine fand mit meinen Freunden im Schwarzwälder-Weinkeller von Fritz Jahn statt. Es wurde ein rundum schönes Fest, auch wenn ich den Ort als Ausgangspunkt einer unternehmerischen Tragödie in Erinnerung behalten sollte: Jahn hatte dort im Jahr zuvor, 1978 also, vor einem großen Kreis von Gästen den Kaufvertrag für die Steak-Kette Lum s unterzeichnet. Ich durfte mich auch zu den Geladenen zählen. Die amerikanischen Verkäufer hatten riesige Cowboyhüte auf und schienen frisch der Serie »Dallas« entsprungen zu sein, die damals ein Gassenfeger war. Einer aus der Gruppe sah tatsächlich aus wie der Vater des Ekels JR, Jock Ewing, Hut inklusive. Lum s sollte jedoch später wesentlichen Anteil am Untergang des Wienerwald-Imperiums haben. Bei der groß inszenierten Vertragsunterzeichnung war ich fasziniert von dem großartigen Fest mit den Amerikanern.

So wollte ich ein Jahr später auch dort feiern, natürlich im alters- und dienstranggemäßen Rahmen. Fritz Jahn, dem ich bis heute höchste Wertschätzung entgegenbringe, gab den Keller zum Feiern frei, es wurde ein herrlicher, unvergesslicher Abend. Zu meiner Freude kamen auch Vater und Mutter vorbei. Die von meinem Vater vorgeschlagene zweite Feier in einem Kreis, der mir altersmäßig doch deutlich voraus war - darunter viele Freunde meiner Eltern -, fand dann direkt am Geburtstag im Münchner »Franziskaner« statt. Unter den vielen Gästen waren auch Freunde aus dem »Franzensclub«.

Der Franzensclub

Meine Mutter hatte bemerkt, dass ich als Jugendlicher eher etwas introvertiert und den Künsten zugetan war, im Gegensatz zur barock-offenen Lebensart meines Bruders Max. So dachte sie darüber nach, wie denn nun der stillere Sohn Franz dazu gebracht werden könnte, etwas weltläufiger zu werden.

Fröhliche Karte an den erkrankten »Präsidenten«: Papa grüßt aus Paris.

Die Gelegenheit bot sich, als Franz Dannecker, Rechtsanwalt und guter Freund der Eltern, mein Firmpate wurde. Dannecker wohnte eine Zeit lang neben uns in der Hochhauswohnung im Münchner Stadtteil Sendling. Ich sah ihn einerseits als einen, der zupacken konnte, andererseits als großen Freund der klassischen Musik. Seine damalige Frau Petra war Tochter des berühmten Wagner-Dirigenten Heinrich Hollreiser. Bei den Danneckers schien mir damals eine kräftige Mischung aus Arbeit, Lebensgenuss und großer Liebe zur Musik vorhanden zu sein. Ich schätzte »Onkel Franz« sehr und freute mich daher über ihn als meinen Firmpaten. Er war nie um eine Idee verlegen, wenn es darum ging, etwas zu unternehmen. So wandte sich Mutter mit ihren Sorgen um mich an ihn. Dannecker hatte umgehend einen klugen und praktikablen Plan zur Hand und verkündete alsbald: »Der Vater heißt Franz, der Sohn auch, ich auch. Daraus machen wir jetzt den Franzensclub und der Jüngste wird Präsident, den heben wir auf den Schild.«

Fritz »Franz h.c.« Jahn mit den Franzen Kneissl, Dannecker, Strauß, Payr und Hofmann in Wien.

Der Club hat das Vereinsregister nie gesehen, aber wir Vornamensgleichen stellten schnell und erfreut fest, dass es in unserem Umfeld eine hohe Franzens-Dichte gab. Entgegen den späteren, falschen Darstellungen handelte es sich eben nicht um eine Vereinigung mit irgendwelchen politischen Zielen, sondern um eine Spaß-Runde zur Förderung meiner Person. Die entscheidende Voraussetzung zur Mitgliedschaft war der Vorname Franz.

Mitglieder dieser letztlich doch kleinen Runde wurden etwa der völlig unpolitische Österreicher Prof. Franz Mixa, Komponist und Ehemann von Kammersängerin Hertha Töpper, der Hotelier Franz Priller aus Bad Feilnbach, mein langjähriger Freund Franz Payr, Besitzer einer Fischzucht, oder der fränkische Bürgermeister Franz Hofmann, der ein Fluglehrer meines Vaters gewesen war, sowie der legendäre Skifabrikant Franz Kneissl. Aus der Reihe schlug Fritz Jahn, der zu meiner Freude von Dannecker zum »Franz ehrenhalber« ernannt wurde. Franz Dannecker wollte unbedingt noch Franz Heubl dabeihaben. Mein Vater indes wollte das weniger, und so musste der sich mit einer Halbmitgliedschaft begnügen. Bei einer Reise nach Venedig war auch noch Franz Burda, der Sohn des legendären Senators dabei, woran ich mich besonders gern erinnere.

Fast eine Loge?

Und dann gab es da noch Franz Schönhuber, der damals Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens war. Schönhuber hat später gezielt dafür gesorgt, dass der Franzensclub von gewissen Journalisten gar in die Nähe einer Geheimverschwörung, ja einer Loge, gerückt wurde. Nach seiner Rückkehr in die Naziecke - er war der Reihe nach Mitglied der NSDAP, der SPD, der CSU un dann der Republikaner gewesen - streute er in seinen Büchern bewusst Unwahrheiten und operierte obendrein wissentlich mit schrägen Darstellungen, offenbar um sich wichtigzumachen und Schaden anzurichten. Das beste Beispiel ist seine Schilderung einer angeblichen Clubreise nach Griechenland.

Dass ich als »Präsident« ausgerechnet bei der ersten Reise nicht dabei gewesen war, störte ihn nicht, und dass der Gastgeber Heckelmann mit Vornamen Edgar hieß, bemerkte er auch nicht. Auch schrieb er, Franz Deinlein sei dabei gewesen. Der hieß aber Adam und war damals Präsident der Regierung von Oberbayern. Nicht erst als Rechtsradikaler, sondern schon als Journalist hatte jener Schönhuber ein gespaltenes Verhältnis zu Wahrheit und Faktenlage. Höher war dann die Treffergenauigkeit seines Berichts vom ersten Ausflug des Clubs 1976 nach Assisi, dem Heimatort des Namensgebers Franziskus, genauer: Francesco. Dannecker hatte mich kurz vor dem Abflug angerufen, ob ich denn wirklich alle eingeladen hätte. Ich bejahte, Dannecker ließ mich die Liste vorlesen - und siehe da: Ich hatte Schönhuber vergessen. Das war keine Absicht, obwohl ich ihn von Anfang an nicht mochte. Er hatte eine zu derbe, böswillig-schneidende Art zu sprechen und versuchte sich ständig in den Mittelpunkt zu drängen. Mir gegenüber schlug er oft einen süßlichen Ton an, den Jugendliche bei wesentlich Älteren bekanntlich so sehr lieben. Kurzum: Ich hatte ihn schlicht vergessen oder verdrängt. Dannecker war außer sich, der Abflug sollte in einer halben Stunde stattfinden, der Fahrer stand bereits vor der Türe. Er sagte, er wolle Schönhuber doch noch irgendwie zur Mitreise bewegen. Als wir dann 45 Minuten später am Flughafen Riem eintrafen, war Schönhuber bereits da und empfing mich mit vorwurfsvollem Blick. Man stelle sich vor: Der Chefredakteur des BR brauchte keine zehn Minuten, um seinen Schreibtisch zu verlassen und mit kleinem Gepäck am Flughafen zu sein! Natürlich musste er intern seine plötzliche Abwesenheit begründen. Wie sich später herausstellte, tat er dies mit dem Hinweis, es handle sich um eine höchst wichtige politische Gruppe, die zur Tarnung »Franzensclub« heiße. In Wirklichkeit sei sie ein Machtzentrum Bayerns mit FJS als Mittelpunkt und seinem Sohn als Marionette vorne dran. Nun gehe die Gruppe auf Reisen, und da müsse er, der glücklicherweise dank seines Vornamens Zugang habe, dringend Tuchfühlung halten. So wurde der harmlose Franzensclub in...

mehr