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Im Dienst der Hoffnung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Gerth Medienerschienen am10.06.20221. Auflage
Es ist das Verdienst von Friederike und Theodor Fliedner, dass ledige Frauen vor gut 200 Jahren mit verheirateten Frauen gleichgestellt wurden, indem sie eine Berufsausbildung und ein regelmäßiges Gehalt für ihre Arbeit erhielten. Mit der Erfindung des Diakonissenamtes fanden sie eine stimmige Antwort auf die gesellschaftlichen Herausforderungen des beginnenden Industriezeitalters. Und mit ihrem Spagat zwischen der Sorge für ihre eigene Familie und ihrer Berufstätigkeit stand die 'Mutter aller Diakonissen' damals vor denselben Herausforderungen, wie viele moderne Frauen heute. Sorgfältig und unterhaltsam zeichnet Brigitte Liebelt das Leben und Wirken von Friederike Fliedner nach und ermöglicht es dadurch, tief in eine vergangene Zeit einzutauchen. Sie inspiriert dazu, den Herausforderungen von heute mit derselben Liebe und demselben Glauben zu begegnen, wie Friederike Fliedner damals - dem Glauben, der durch die Liebe tätig ist.

Brigitte Liebelt ist gelernte Diplom-Bibliothekarin und Krankenschwester. Die sechsfache Mutter und Frau eines Pastors engagiert sich im Kinderbereich ihrer Gemeinde und bei Frauenfrühstückstreffen. Sie lebt in Villingen-Schwenningen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextEs ist das Verdienst von Friederike und Theodor Fliedner, dass ledige Frauen vor gut 200 Jahren mit verheirateten Frauen gleichgestellt wurden, indem sie eine Berufsausbildung und ein regelmäßiges Gehalt für ihre Arbeit erhielten. Mit der Erfindung des Diakonissenamtes fanden sie eine stimmige Antwort auf die gesellschaftlichen Herausforderungen des beginnenden Industriezeitalters. Und mit ihrem Spagat zwischen der Sorge für ihre eigene Familie und ihrer Berufstätigkeit stand die 'Mutter aller Diakonissen' damals vor denselben Herausforderungen, wie viele moderne Frauen heute. Sorgfältig und unterhaltsam zeichnet Brigitte Liebelt das Leben und Wirken von Friederike Fliedner nach und ermöglicht es dadurch, tief in eine vergangene Zeit einzutauchen. Sie inspiriert dazu, den Herausforderungen von heute mit derselben Liebe und demselben Glauben zu begegnen, wie Friederike Fliedner damals - dem Glauben, der durch die Liebe tätig ist.

Brigitte Liebelt ist gelernte Diplom-Bibliothekarin und Krankenschwester. Die sechsfache Mutter und Frau eines Pastors engagiert sich im Kinderbereich ihrer Gemeinde und bei Frauenfrühstückstreffen. Sie lebt in Villingen-Schwenningen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961225637
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum10.06.2022
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1312 Kbytes
Artikel-Nr.9540729
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Wilhelm

~ JANUAR 1816

Auf ihn will ich vertrauen in meiner schweren Zeit;

es kann mich nicht gereuen, er wendet alles Leid.

Ihm sei es heimgestellt;

mein Leib, mein Seel, mein Leben

sei Gott, dem Herrn, ergeben;

er schaff´s, wie ihm gefällt!

(LUDWIG HEIMBOLD)

Riekchen! Riekchen! Beim Klang der vertrauten Kinderstimme flog Friederikes Kopf herum.

Ihre Blicke glitten suchend über das Gedränge auf dem Marktplatz. Es war die Stimme ihrer kleinen Schwester Luise, ja, aber sie klang nicht wie sonst. Sie war atemlos, schrill und verängstigt.

Friederikes Freundin Veronika schnitt eine Grimasse. Da kommt Luise, um dich zu holen. Armes Riekchen, nie Zeit für einen kleinen Schwatz! Veronika hatte recht. Aber was war passiert?

Inzwischen hatte Luise sich einen Weg durch die Marktbesucher gebahnt. Ihre braunen Haare hatten sich aus den Zöpfen gelöst und hingen ihr in das vom Laufen gerötete Gesicht. Friederike drehte sich ganz zu ihr herum und streckte ihr die Arme entgegen. Immer ging ihr das Herz auf, wenn sie die kleine Schwester sah, die zehn Jahre nach ihr geboren worden war. Aber Luise schüttelte atemlos den Kopf und zeigte nur in die Richtung, aus der sie gekommen war. Wilhelm , keuchte sie. Du musst ... komm schnell ... er ...

Friederike warf Veronika noch einen kurzen Blick zu und verzog den Mund zu einem entschuldigenden Lächeln. Tut mir leid, Vroni. Ich erzähl´s dir dann.

Luise zerrte schon an ihrer Hand. Die beiden Schwestern liefen an den Ständen vorüber, an denen die Marktleute begannen, ihre restliche Ware zusammenzupacken, und schlugen den Weg nach Hause ein. Zum Glück war es nicht weit. Vom Marktplatz aus wandten sie sich rechts, vorbei an der Hochzeitslinde, deren kahle Zweige in den Himmel ragten, durch die Hinterthäler Pforte. Der zertretene Schnee machte das Kopfsteinpflaster rutschig, und sie hatten Mühe, vorwärtszukommen. Friederike wartete, bis Luises Atem ruhiger ging, dann drückte sie die verschwitzte Hand: Was fehlt Wilhelm denn? Was ist passiert? Ich weiß auch nicht. Aber ich glaube, er ist richtig krank jetzt. Er ... Luises Lippen zitterten und die Tränen rollten ihr über die Wangen. Mama hat gesagt: Schnell! Hol Friederike! Und ich hab dich gesucht und ... Ihre Nase lief und sie wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Das schlechte Gewissen überfiel Friederike wie eine heiße Woge. Als Älteste von sieben Geschwistern waren Treffen mit Freundinnen in ihrem Alter für sie nur sehr selten möglich, und sie hatte sich so gefreut, Veronika auf dem Markt zu sehen - sie hatte einfach die Zeit vergessen.

Ihr Bruder Wilhelm hatte sich schon am Morgen beim Frühstück nicht wohlgefühlt. Er hatte nichts essen wollen, was höchst ungewöhnlich war, und nur müde am Tisch gesessen, den Kopf in die Hände gestützt. Er hatte nicht - wie sonst - Luise und den kleinen August geneckt oder mit dem Vater über die täglichen Arbeiten geredet. Aber dass in einer so großen Familie in diesen Zeiten - und zumal im Januar - alle wohlauf waren, war sowieso selten, und so hatte sie sich keine besonderen Gedanken gemacht, sondern sich darauf gefreut, auf den Markt gehen zu können und so einmal der nie abreißenden Arbeit zu entkommen.

Friederike wechselte den schweren Korb auf den anderen Arm und versuchte, die Sechsjährige zu trösten. Du hast es genau richtig gemacht, Luischen. Wir können eine gute Suppe kochen. Die macht den Wilhelm schnell wieder gesund.

Der Tag hatte schön begonnen. Zwar kalt, aber klar und sonnig und nicht so trüb wie oft, wenn Nebel aus dem Lahntal aufstieg. Der Atem der beiden Mädchen stand ihnen in weißen Dampfwölkchen vor dem Mund. Aber ihre Schritte wurden trotzdem immer schneller, und Luise hatte Mühe, mit der großen Schwester Schritt zu halten, bis sie vor dem schönen Fachwerkhaus im Burgweg standen, in dem die Familie Münster lebte.

Wie so oft streiften Friederikes Blicke die Inschrift auf dem Eichenbalken:

Die erste Wohnung bauwt auf Erd

In zweyter ligstu in der Erd

Die dritte Wohnung droben ist

Bey unserm Heyland Jesus Christ

Komm, Luise, stampf mal. Deine Stiefel sind noch ganz voller Schnee. Sonst schimpft die Lina. Mit dem Ellbogen drückte Friederike die Holztür auf und schob sich, den Marktkorb voran, in den engen Flur. Luise schlüpfte unter ihrem Arm durch und rannte in die Küche: Mama! Nicht böse sein! Ich musste sooo lange suchen und ... Aber nur Lina, die Magd, stand am Herd, das Gesicht rot und heiß, die Augen voller Sorge: Endlich! Riekchen, er ruft die ganze Zeit nach dir und will sich nicht beruhigen!

Friederike stellte den Korb achtlos auf den Tisch. Jetzt hörte sie es auch: Stöhnen drang von oben aus der Kammer, in der die fünf Brüder der Familie schliefen. Eine Tür wurde aufgestoßen. Mama? Mit fliegendem Rock und drei Sprüngen stürzte die Sechzehnjährige die Treppe hinauf.

Gut, dass du da bist. Das sonst heitere Gesicht ihrer Mutter war wie versteinert. Hastig schob sie die Tochter vor sich her an das Lager des Kranken. Wilhelm lag stöhnend auf seinem Strohsack, drei Decken über ihm, in die er die Hände krallte und zugleich versuchte, sie mit den Füßen von sich zu stoßen. Seinen Kopf warf er hin und her, die zerzausten Haare klebten an der fieberheißen Stirn. Gleichzeitig klapperten seine Zähne. Ein dünner Spuckefaden lief über sein Kinn.

Friederike war genauso erschrocken wie Luise und ihre Mutter. Sie hatte mit einer normalen Erkältung gerechnet. Ja, Fieber, klar, aber Wilhelm schien kaum noch bei sich zu sein.

Sie schob ihr Kopftuch zurück und legte ihrem Bruder vorsichtig die Hand an die glühende Wange.

Die Winterkälte schien ihn kurz zu sich zu bringen. Er schlug die Augen auf und krächzte: Riekchen, Lob und Dank, ich ... Vor Zähneklappern konnte er nicht weitersprechen. Während ihr Bruder sich stöhnend herumwälzte und ihre Hand umklammerte, überfiel sie die Angst eiskalt. Bilder stiegen in ihr auf. Immerhin war es erst drei Jahre her seit der großen Fleckfieberepedemie hier in der kleinen Stadt Braunfels.

Jeder Dreizehnte, so sagte man, sei damals dieser furchtbaren Krankheit zum Opfer gefallen, die die Soldaten eingeschleppt hatten, die über Jahre in jedem Haus einquartiert waren. Das Fürstentum Solms-Braunfels gehörte zum Rheinbund, ein an Frankreich gebundenes Militärbündnis. Napoleon erhob nicht nur hohe Steuern, sondern rekrutierte vor allem hohe Kontingente an wehrfähigen Männern für seine ständigen Feldzüge. Gott sei Dank waren Lehrer sowie Pfarrer vom Wehrdienst ausgenommen. Vater Münster hatte daheimbleiben dürfen. Die Nachrichten vom katastrophalen Ausgang des Russlandfeldzuges waren bis zu ihnen gedrungen. Unzählige Soldaten, auch aus den deutschen Ländern, waren gefallen. Nur ein geringer Teil kehrte zurück - und in welchem Zustand! Es war den Männern wochenlang aufgrund der Kälte und der ganzen Umstände nicht möglich gewesen, ihre Uniformen abzulegen, und so schleppten sie die infizierten Kleiderläuse, die sich darin eingenistet hatten, mit in die Häuser derer, die sie beherbergen und versorgen mussten.

Nie würde Friederike das vergessen können: die Angst, die weinenden Frauen, die Karren, die mit den Toten über das Kopfsteinpflaster holperten ... Damals war ihre Mutter eine Heldin für sie gewesen. Natürlich hatte auch Friederike mitgeholfen, viele, viele Mahlzeiten zuzubereiten, hatte am Herd gestanden, Gemüse geputzt, stundenlang abgewaschen, bis ihre Hände rau und die Beine schwer waren, aber die Mutter war nicht müde geworden. Für jeden hatte sie ein gutes Wort und ein Lächeln gehabt ...

Dann kam es zur Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813. Napoleon und seine Truppen wurden geschlagen und anschließend war auch der Rheinbund aufgelöst worden.

Und in all diesen politischen Wirren war ihre Familie von größerem Elend verschont geblieben! Selbstverständlich hatten sie Gott gedankt, dass es so war. Aber ein kleines bisschen war da doch der Gedanke in Friederike hochgekrochen: Wenn ich immer fleißig bin, wenn ich gehorsam bin, wenn ich immer bete ..., dann lässt Gott das Unheil an uns vorüberziehen. Und wir haben ja schließlich alles getan, allen geholfen, alles geteilt.

Bis jetzt. Die Einquartierungen waren gerade erst vorbei. Endlich! Keine Soldaten mehr, die einfach kommen und ein Bett und das Beste zum Essen fordern konnten. Und nun ...?

Friederike fuhr sich energisch mit dem Handrücken über die Augen. Gott würde sie nicht verlassen. Wilhelm war doch jung und kräftig.

Wenn sie sich um ihn kümmerte, würde das ihr Herz leichter machen. Vorsichtig löste sie ihre Hand aus der verschwitzten ihres Bruders und stand auf. Seine Augen, fiebrig glänzend, folgten jeder ihrer Bewegungen. Sie konnte Angst in seinem Blick lesen. Ich gehe nicht weg, sagte sie rasch beruhigend. Ich rufe nur nach Lina oder Luise, ob sie uns etwas bringen können, damit du dich besser fühlst.

Schon ein paar Minuten später schob sie einen in Tücher gewickelten, wunderbar wärmenden Backstein unter die Decken an Wilhelms Füße und breitete ihre eigene Bettdecke auch noch sorgfältig über ihn. Dann setzte sie sich vorsichtig auf den Bettrand und wischte mit einem feuchten Lappen über das Gesicht ihres Bruders. Es schien ihm wohlzutun. Seine Züge entspannten sich ein wenig, und der verkrampfte Griff, mit dem er die Decken festkrallte, lockerte sich. Mühsam öffnete Wilhelm die Augen. Hast du...

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Brigitte Liebelt ist gelernte Diplom-Bibliothekarin und Krankenschwester. Die sechsfache Mutter und Frau eines Pastors engagiert sich im Kinderbereich ihrer Gemeinde und bei Frauenfrühstückstreffen. Sie lebt in Villingen-Schwenningen.
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