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muc Verlagerschienen am01.07.2022
(Psycho-)Thriller, Horror und Mystery ... 30 spannende Kurzgeschichten, die den Puls hochtreiben und den Atem stocken lassen! Neben riesigen Spinnen, rache- und blutdurstigen Vampiren, schaurigen Untoten und mörderischen Psychopathen tauchen in diesem Buch aber auch scheinbar »normale« Leute auf, deren seelische Abgründe, Obsessionen, (Un-)Tiefen und Albträume für reichlich Gänsehaut sorgen. Die Schauplätze sind vielseitig: Eine Höhle im Wald, die Katakomben von Paris, eine Tank- und eine Bushaltestelle, ein Supermarkt oder schlicht das eigene Ehebett oder die Badewanne ... Alles in allem: In diesem Buch finden Sie viele spannende, atemberaubende, schaurig-schöne und kurzweilige Lesemomente!

Zu den Herausgeberinnen: Gisela Weinhändler leitet seit 2012 die Geschäfte des muc Verlag GbR; Sabine Brandl ist Autorin und veröffentlicht seit 2010 hauptsächlich Romane, aber auch Kurzgeschichten und Gedichte.
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Produkt

Klappentext(Psycho-)Thriller, Horror und Mystery ... 30 spannende Kurzgeschichten, die den Puls hochtreiben und den Atem stocken lassen! Neben riesigen Spinnen, rache- und blutdurstigen Vampiren, schaurigen Untoten und mörderischen Psychopathen tauchen in diesem Buch aber auch scheinbar »normale« Leute auf, deren seelische Abgründe, Obsessionen, (Un-)Tiefen und Albträume für reichlich Gänsehaut sorgen. Die Schauplätze sind vielseitig: Eine Höhle im Wald, die Katakomben von Paris, eine Tank- und eine Bushaltestelle, ein Supermarkt oder schlicht das eigene Ehebett oder die Badewanne ... Alles in allem: In diesem Buch finden Sie viele spannende, atemberaubende, schaurig-schöne und kurzweilige Lesemomente!

Zu den Herausgeberinnen: Gisela Weinhändler leitet seit 2012 die Geschäfte des muc Verlag GbR; Sabine Brandl ist Autorin und veröffentlicht seit 2010 hauptsächlich Romane, aber auch Kurzgeschichten und Gedichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754659588
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten220 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse470
Artikel-Nr.9573269
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Sabine Brandl

Ins Innerste

 

 

Montagabend

 

Sehr geehrter Herr Braun, liebes Team,

ich werde morgen leider nicht zur Arbeit

kommen können.

Bin krank.

Viele Grüße Stefan

 

So, die E-Mail habe ich verschickt. War ja heute schon kaum sinnvoll im Laden zu sein, so schwach und unkonzentriert, wie ich mich gefühlt habe. Mir scheint, ein Virus geht um. Zwei von uns sieben im Team waren heute krank und auch mein Kollege Paul hat alles andere als gesund ausgesehen. Der ist schon mittags heimgegangen, ich habe mich noch bis Geschäftsschluss auf meinem Posten gehalten.

Mein Gesicht ist erhitzt, die Wangen sind rot und die Augenringe schimmern dunkel hervor. Ich sehe fiebrig aus, doch meine Temperatur war völlig normal, als ich vorhin gemessen habe. Vielleicht kommt das Fieber ja über Nacht. Wie auch immer, ich sollte mich mal ordentlich ausschlafen.

Noch schnell die Zähne putzen, dann ab ins Bett. Mist, jetzt auch noch Zahnfleischbluten.

 

 

Dienstagvormittag

 

Habe bis elf geschlafen. So was ist mir schon ewig nicht mehr passiert. Als ich aufgewacht bin, war ich irgendwie schwach und benommen. Ich habe gleich zum Thermometer auf meinem Nachtkästchen gegriffen. Doch meine Temperatur war erneut normal. Beim Aufstehen hat sich sofort alles gedreht, ich musste mich an den Möbeln und an der Wand festhalten, um ins Bad zu gelangen.

Noch immer bin ich unsicher und zittrig auf den Beinen. Im Bad werfe ich mir zur Erfrischung ein paar Hände kaltes Wasser ins Gesicht. Die Temperatur lässt meinen Körper regelrecht erschaudern. Was ist los? Ich bin doch sonst nicht so empfindlich? Hektisch trockne ich mich ab, blicke auf mein Spiegelbild. Ich glaube, ich habe noch nie so elend ausgesehen. Die Röte in meinem Gesicht ist noch stärker und unnatürlicher geworden. Die Haut an den Wangen wirkt merkwürdig dünn und schlaff, durchbrochen von kleinen dunklen Bartstoppeln. Oh, ich mag mich gar nicht weiter ansehen ⦠Ich sehe furchtbar aus! Die Rasur verschiebe ich auf morgen.

Als ich mir die elektrische Zahnbürste in den Mund stecke, beginnt mein Zahnfleisch schon wieder zu bluten. Dieses Mal ungewöhnlich stark. Meine oberen Schneidezähne wackeln. Erneut wird mir schwindlig, ich muss mich für einen Moment am Waschbecken festhalten. Jetzt wird es mir aber doch unheimlich. Ich werden mal lieber bei meinem Arzt anrufen und noch für heute einen Termin vereinbaren.

 

 

Dienstagmittag

 

Ich liege auf dem Sofa, das Handy in der Hand. So etwas habe ich noch nie erlebt. Kein Arzt in dieser Stadt scheint einen Termin frei zu haben. In manchen Praxen geht überhaupt nur der Anrufbeantworter ran. Wenn ich die Sprechstundenhilfen frage, was los ist, bekomme ich keine vernünftige Antwort. Mal ist der Arzt selbst krank, mal wird von einem grassierenden Virus gesprochen, mal heißt es, man sei eben ausgelastet - und zwar die ganze Woche. Notfälle sollen sich in der Ambulanz in der Klinik vorstellen oder im schlimmsten Fall den Notruf wählen.

Nun, ein Notfall bin ich wohl nicht. Vielleicht wird es auch von alleine besser. Ich schalte den Fernseher an. Sollte ein Virus umgehen, dann wird sicher schon in den Medien davon berichtet.

Ich klicke mich durch vier verschiedene Nachrichtensender, aber von einer ansteckenden Krankheit spricht keiner. Nur von den üblichen Katastrophen. Wirkt recht steif, die neue Nachrichtensprecherin. Die habe ich auf dem Sender noch nie gesehen. Gestern Abend hat auch ein mir völlig Unbekannter die Tagesthemen moderiert. Ich greife erneut zum Handy, überfliege die neuesten Beiträge auf Facebook. Nur die typischen Postings. Komisch, dass da gar keine Nachrichten auftauchen â¦

Am besten, ich rufe meinen Kollegen Paul an und frage, wie es ihm geht. Der sah ja gestern ähnlich kaputt aus wie ich. Womöglich haben wir beide die gleiche Krankheit? Ich wähle seine Nummer. Paul geht nicht ran. Vielleicht schläft er. Ich könnte auch schon wieder eindösen, so müde wie ich bin. Aber vorher versuche ich es mal bei meiner Mutter. Die kennt sich mit Krankheiten bestens aus und ist ständig bei irgendwelchen Ärzten. Auch die neuesten Gerüchte saugt sie sofort in sich auf. Vielleicht hat sie was mitbekommen?

Meine Mutter hebt nach dem zweiten Klingeln ab.

»Hallo Mama, ich bin´s. Ich wollte mal hören, wie es dir so geht.«

Sie klingt überrascht. »Stephan? Du? Musst du nicht in der Arbeit sein?«

»Ich habe mich heute krankgemeldet. Bin ziemlich erschöpft.«

»So? Ja, ja, du arbeitest ja auch so viel, nicht wahr?«

Ich seufze. »Das ist es nicht. Ich glaube, ich bin krank. Auch einige meiner Kollegen hat es erwischt. Kann es sein, dass ein neuer Virus umgeht? Hast du was davon gehört?«

Ihre Worte kommen wie aus der Pistole geschossen. »Ich? Nein. Davon weiß ich nichts.«

Komisch, diese knappe und abgehackte Antwort. Ich versuche es mit dem Üblichen: »Und sonst so? Was machen dein Bluthochdruck und dein grauer Star?«

»Ach, das ist alles wie immer. Du, Stephan, ich habe nicht viel Zeit. Meine Putzhilfe kommt gleich, ich muss noch Sachen für sie herrichten. Telefonieren wir ein anderes Mal weiter, ja?«

Jetzt bin ich echt irritiert. »Geht´s dir wirklich gut? Du bist doch sonst nicht so kurz angebunden?«

»Ja, natürlich. Alles in Ordnung. Tschüss, Stephan. Alles Gute.« Dann legt sie auf.

Ich merke sofort, wenn meine Mutter lügt. Bei ihr ist nicht alles in Ordnung. Sie klang angestrengt und schwach, nicht so energisch und rührig wie sonst. Und dass sie mir überhaupt keine Storys über ihre Herz-, Augen- oder Verdauungsprobleme aufs Auge gedrückt hat, ist ebenfalls seltsam. Das macht sie sonst immer, egal wie viel sie gerade zu tun hat. Auch das »Alles Gute« am Ende passt nicht zu ihr, das sagt sie doch sonst nie. Noch dazu lag etwas ungewohnt Gehetztes und Ängstliches in ihrer Stimme ⦠Wirklich sehr merkwürdig. Aber grübeln mag ich nicht, ich bin so unendlich matt. Nur mal kurz die Augen schließen â¦

 

 

Dienstagnachmittag

 

Nach dem Toilettengang wage ich erneut einen Blick in den Spiegel. Ich muss mich am Waschbecken festhalten, weil meine Beine so zittern. Als ich mein Antlitz sehe, schießt mein Puls sofort in die Höhe.

Verdammt. Ich weiß jetzt, woher die Röte in meinem Gesicht kommt. Das sind meine Muskeln. Ich sehe rote Fasern und dazwischen feine Äderchen. Die Haut und das Fettgewebe sind fast völlig durchsichtig geworden. Ich stecke in einer Art transparenten Hülle!

Mit der rechten Hand ziehe ich mein T-Shirt hoch, mit der linken halte ich mich weiter am Beckenrand fest. Ganz klar, ich sehe rötliche Muskeln, weiße Sehnen und blaue Blutgefäße. Ich muss an Babyfische denken, die anfangs noch ganz transparent sind. Werde ich bald meine inneren Organe sehen? Mein Gedärm, mein pochendes Herz ⦠Bitte nicht!

Hektisch ziehe ich das Shirt nach unten, dann hülle ich mich in meinen dicken Bademantel. Ich fühle mich plötzlich nackt, nein, nackter als nackt, auf eine Art entblößt, die es einfach nicht geben darf. Nie dagewesene Angst und Scham breiten sich in mir aus. Und schrecklich kalt ist mir außerdem.

Auf schwachen Beinen wanke ich zurück ins Wohnzimmer, lasse mich auf die Couch sinken und greife mit zittriger Hand zum Handy. Eines ist klar: Jetzt bin ich ein Notfall. Ich wähle die 112.

Ein Mann geht ran und fragt nach meinem Problem. Was soll ich ihm sagen? Doch nicht etwa, dass ich meine Muskeln und Sehnen sehen kann? Der hält mich sicher für verrückt ⦠Und was würde man überhaupt in der Klinik mit mir machen? Gibt es für so etwas eine Therapie? Gewiss nicht. Aber sollte nicht wenigstens jemand nach mir sehen? Wenn ich mich nur nicht so nackt, so erbärmlich, so schutzlos, so abartig fühlen würde ⦠Nein. Plötzlich will ich doch nicht, dass hier jemand erscheint â¦

»Ich ⦠äh ⦠tut mir leid, ich ⦠es ist wohl doch nicht so schlimm.«

»Wirklich?«, brummt der Mann in der Leitung. »Glaube ich Ihnen nicht.«

»Wie bitte?«, frage ich perplex.

»Wir haben aktuell viele Anrufer, die entweder gleich auflegen oder behaupten, es ginge ihnen schon besser. Doch inzwischen wissen wir, was los ist.«

Ich atme tief durch, spüre mein Herz im Brustkorb hämmern. »Was meinen Sie damit?«

»Das wissen Sie doch!«

Ich schweige, fühle mich ertappt. Panik lässt meinen Magen krampfen.

Seine Stimme hallt dumpf an mein Ohr: »Wir können Ihnen jedenfalls nicht helfen. Wir können niemandem mehr helfen. Mittlerweile ist etwa die Hälfte der Bevölkerung betroffen. Es geht unglaublich schnell. Wenn Sie infiziert sind, leben Sie noch maximal zwei Tage.«

Zwei. Tage. Und einer davon ist schon rum.

Es scheint, als würde nun mein ganzer Körper im Rhythmus meines Herzschlags pulsieren. Mein Blick wird verschwommen. »Und warum redet keiner davon? Warum ist nichts in den Nachrichten?«

»Die Leute schämen sich. Das gehört zu den Symptomen. Sie haben doch eben auch behauptet, es wäre nicht so schlimm, nicht?«

Ich atme tief ein und aus. »Ja.«

»Keiner, der das hat, will gesehen werden. Sie verstecken sich zu Hause. Haben Angst vor sich und anderen. Auf Nachfragen hin weichen sie aus oder lügen. Und die Infizierten erkennen bald, dass es sowieso nichts bringt. Dass es viel zu schnell geht. Zudem wurden die Medien angehalten, nichts zu berichten. Damit nicht am Ende noch ein Chaos ausbricht.«

»Von was reden wir hier? Ist das ein neuer...
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