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Den Tod geerbt

Carl Soprans zweiter Fall
Sparkys Editionerschienen am01.07.2022
Euer Schweigen. Unser Tod. »Der wird sich melden, da kannst du Gift drauf nehmen. Und falls er nicht komplett aus seiner Haut geschlüpft ist, wird er wieder ein Spielchen inszenieren. Darauf warte ich.« An einem lauen Sommerabend wird in der Ravensburger Altstadt ein Luxuswagen gestohlen und führerlos auf eine Amokfahrt durch die belebte Marktstraße geschickt. Es ist das Auto von Michaela Schiller, wohlhabende Erbin eines italienischen Gastronomen. Eine danach kurzfristig geplante Auszeit im familieneigenen Resort in der Toskana wird sie nie antreten, auf dem Weg dorthin verschwindet sie spurlos. Im Auftrag ihrer Tochter macht sich Spezialermittler Carl Sopran auf den Weg nach Italien. Schnell wird klar, dass die Antworten in der Familiengeschichte zu finden sind. Doch innerhalb weniger Tage wird die toskanische Idylle zum Albtraum. Zu Hause treibt der rätselhafte Täter derweil sein grausames Spiel weiter. Sopran bleibt ihm auf der Spur und bewegt sich dabei in Abgründe, die die Dimension eines Familiendramas weit übersteigen. Carl Soprans zweiter Fall. Fesselnd. Aufwühlend. Tiefgründig. Wer seine Seele verkauft, gibt sein Leben aus der Hand und wird zur Marionette in einem Spiel, dessen Verlauf und Ende er nicht mehr selbst bestimmt. Oder: ... über dessen Verlauf und Ende andere bestimmen.

Jahrgang 1951 Helmut Jäger ist gebürtiger Oberbayer und gelernter Buchhändler. Er war im Verlagswesen und in der Sportartikelbranche tätig. Zum Schreiben ist er in den Siebzigerjahren als Mitglied des Münchner Poetenstammtischs gekommen. Seit 1991 lebt er mit seiner Familie in der Nähe von Ravensburg. Sein Faible für Krimis, insbesondere skandinavische, hat ihn animiert selbst Krimis zu schreiben.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,90

Produkt

KlappentextEuer Schweigen. Unser Tod. »Der wird sich melden, da kannst du Gift drauf nehmen. Und falls er nicht komplett aus seiner Haut geschlüpft ist, wird er wieder ein Spielchen inszenieren. Darauf warte ich.« An einem lauen Sommerabend wird in der Ravensburger Altstadt ein Luxuswagen gestohlen und führerlos auf eine Amokfahrt durch die belebte Marktstraße geschickt. Es ist das Auto von Michaela Schiller, wohlhabende Erbin eines italienischen Gastronomen. Eine danach kurzfristig geplante Auszeit im familieneigenen Resort in der Toskana wird sie nie antreten, auf dem Weg dorthin verschwindet sie spurlos. Im Auftrag ihrer Tochter macht sich Spezialermittler Carl Sopran auf den Weg nach Italien. Schnell wird klar, dass die Antworten in der Familiengeschichte zu finden sind. Doch innerhalb weniger Tage wird die toskanische Idylle zum Albtraum. Zu Hause treibt der rätselhafte Täter derweil sein grausames Spiel weiter. Sopran bleibt ihm auf der Spur und bewegt sich dabei in Abgründe, die die Dimension eines Familiendramas weit übersteigen. Carl Soprans zweiter Fall. Fesselnd. Aufwühlend. Tiefgründig. Wer seine Seele verkauft, gibt sein Leben aus der Hand und wird zur Marionette in einem Spiel, dessen Verlauf und Ende er nicht mehr selbst bestimmt. Oder: ... über dessen Verlauf und Ende andere bestimmen.

Jahrgang 1951 Helmut Jäger ist gebürtiger Oberbayer und gelernter Buchhändler. Er war im Verlagswesen und in der Sportartikelbranche tätig. Zum Schreiben ist er in den Siebzigerjahren als Mitglied des Münchner Poetenstammtischs gekommen. Seit 1991 lebt er mit seiner Familie in der Nähe von Ravensburg. Sein Faible für Krimis, insbesondere skandinavische, hat ihn animiert selbst Krimis zu schreiben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754652268
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
SpracheDeutsch
Dateigrösse586
Artikel-Nr.9576209
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Mittwoch, 10. August

Dort drüben stand er mit seinem Anwalt vor dem Eingang des Amtsgerichts und versuchte, sie mit provokanten Blicken zu reizen. Michaela wechselte die Straßenseite, endlich war sie ihn los. Im Gerichtssaal ertrug sie seine körperliche Nähe nur mit Mühe und dem Wissen, in Kürze ein anderer Mensch zu sein. Übermorgen würde sie noch mit der alten Identität nach Florenz fliegen, aber das war zu verschmerzen. Nach der Reise würde sie sich um die Behördengänge und neue Papiere kümmern. Wie eine Schlange würde sie sich häuten, den verhassten Nachnamen Schiller ablegen und als Michaela Conti ihr neues Leben fortsetzen.

Wo blieben Julia und der Scheidungsanwalt denn so lange? Sie stand vor einer Boutique und schaute zum Gericht hinüber. Sie hatten vereinbart, sich zusammen in der Kanzlei zu treffen, die nur ein paar Häuser weiter in der gleichen Straße war. Sofort drehte sie sich wieder um, ihr Ex attackierte sie immer noch mit seinen Blicken. Sie begutachtete das Schaufenster, erkannte im verschwommenen Spiegelbild aber nur sich selbst. Äußerlich war alles an ihr so weit in Ordnung. Die Spuren aber, die die Ereignisse der letzten Tage in ihr hinterlassen hatten, waren nur schwer zu kaschieren. Für sie war es Zeit, Abstand zu gewinnen. Der alte Dottore Emilio ließ ihr vor kurzem über seine Pflegerin Maria ausrichten, dass der Tod ihres Vaters ihm sehr zugesetzt hatte und es ihm nicht gut ginge. Er hatte den Wunsch, sie an Ferragosto noch einmal zu sehen. Den erfüllte sie ihm gerne, die Tage in der Toskana würden ihr guttun.

Im Schaufenster sah sie, dass ihr Ex-Mann und sein Anwalt sich verabschiedeten. Endlich kamen auch Julia und
Dr. Schneider aus dem Gerichtsgebäude. Sie winkte ihrer Tochter zu und sah ein Lächeln auf ihrem Gesicht.

Julia war das einzig Positive, das sie aus ihrer Ehe in ihr neues Leben mit hinübernahm. Ihre Tochter war ihr eine unvergleichliche Stütze, nicht erst seit dem Vorfall mit dem Porsche. Sie war ein starkes Mädchen, beharrlich und clever, wie ihr Großvater Salvatore, bereit, jetzt alles in die zu Hand nehmen.

Nach ihrer Auszeit in der Toskana stand die Neuorganisation der Firma an. Alles, was auf Willy Schillers Mist gewachsen war, weg damit. Nichts würde sie beide aufhalten, ihr Unternehmen in Zukunft so zu führen, wie sie es sich vorstellten. Der größte Störenfried verschwand soeben ums Eck.

So, Mama, das haben wir geschafft. Fahr du eine Weile weg und komm zur Ruhe.

Der Anwalt stellte sich dazu. Lassen Sie uns in der Kanzlei noch weiterreden, falls Herr Schiller die Fakten nicht akzeptiert, was ich nicht ausschließe, sollten wir vorbereitet sein, darüber müssen wir sprechen, bevor Sie wegfahren.

Haben wir die Zusage der Polizei, dass Mama für eine Woche in unser Haus in die Toskana fahren darf? , schaltete sich Julia ein.

Soviel ich weiß, ja. Auch das klären wir jetzt gleich, bitte kommen Sie.

Michaela atmete tief durch und fasste ihre Tochter unter den Arm.

Freitag, 12. August

Auf dem Zubringer zur A1 hielt sich der Verkehr in Grenzen. Es war kurz vor Ferragosto und die Sommerferien auf dem Höhepunkt. Viele Florentiner verbrachten die heißen Tage an der Versiliaküste oder in den schattigen Wäldern des nahen Pratomagno und Cosentino.

Michaelas Maschine war pünktlich in der größten Mittagshitze gelandet. Aus dem klimatisierten Terminal war sie in einen Backofen gelaufen und hatte keine trockene Stelle mehr am Leib gehabt, als sie den schweren Koffer und die Handtasche endlich vor dem Mietwagen abgestellt hatte.

Seit zehn Minuten lief die Klimaanlage im gemieteten Renault auf achtzehn Grad. Allmählich stellte sich ein angenehmeres Gefühl ein, aber Bluse und Jeans waren noch feucht vom Schweiß. An der nächsten Raststätte hatte sie vor, trockene Sachen aus dem Koffer zu holen, sich umzuziehen und frisch zu machen.

Das Navi forderte sie soeben in italienischer Sprache auf, demnächst auf die Autostrada Richtung Siena abzufahren. Zwei Stunden Fahrzeit zeigte es bis Paganico an. Von dort waren es zwanzig Minuten bis zur Tenuta Sette Pine, einem ehemaligen Bauernanwesen mit Weingut, das sie mit den Jahren zu einem gehobenen Urlaubsresort ausgebaut hatten.

Ihr Vater hatte die Tenuta Sette Pine, damals hieß das Anwesen noch Podere Giannini, Ende der Siebzigerjahre erworben. Zu dieser Zeit waren die Immobilienpreise in der Toskana moderat, heute und in diesem Zustand war das Anwesen einige Millionen wert. Die ehemaligen Besitzer waren mit ihrer Familie als Pächter des Weinguts und Verwalter des Gästehauses geblieben und kümmerten sich um das Anwesen, als wäre es noch ihr eigenes.

Während des letzten Telefonats mit Matteo hatte seine Frau Eleonora das kleine Rustico mit den beiden Terrassen etwas abseits vom Hauptgebäude für sie vorbereitet. Es war ausschließlich ihrer Familie vorbehalten und wurde nicht an Gäste vermietet.

Die Ereignisse der vergangenen Tage hatte sie nicht abgeschüttelt, aber wenn sie aus dem Fenster des im Mittagsverkehr dahinrollenden Wagens schaute, kam sie langsam wieder, die Leichtigkeit und Unbeschwertheit, die sie mit den Aufenthalten auf dem Landgut ihrer Familie verband.

Das war der Ort, an den sie sich eines Tages zurückziehen wollte, als Mitglied der Familie Giannini. La nostra piccolina hatten Matteos Eltern sie immer genannt, wenn sie auf Besuch waren, obwohl sie damals schon eine erwachsene Frau war.

Die Abfahrt zu zwei Tankstellen hatte sie verpasst und näherte sich Siena. Die Temperatur im Wagen war angenehm und die Bluse fühlte sich nicht mehr feucht an. Das Thermometer zeigte unerträgliche achtunddreißig Grad Außentemperatur. Aber am Ziel wartete eine kalte Dusche und ein verlockend türkisblauer Swimmingpool.

***

Er ging nicht ans Telefon, auf ihre Nachricht, die sie am Vormittag auf die Mailbox gesprochen hatte, reagierte er nicht. Julia legte das Handy beiseite, sie würde es wieder versuchen. Immer wieder, bis sie ihm eindeutig klargestellt hatte, dass er sie beide in Ruhe zu lassen hatte, ob er es akzeptierte oder nicht. Die Anwälte rieten davon ab, einen Privatdetektiv zu engagieren, solange es keine konkreten Verdachtsmomente gab. Das hinderte sie allerdings nicht, selbst aktiv zu werden. Jetzt, da ihre Mutter aus der Schusslinie war, sollte sie die Gelegenheit nutzen. Wenn die Maschine pünktlich gelandet war, saß ihre Mutter im Auto und befand auf dem Weg nach Poggi del Sasso.

Es klopfte, Julia legte das Handy beiseite. Luisa, ihre Disponentin, stand in der Tür.

Hallo Julia, Rainer hat mir gesagt, dass du im Haus bist. Ich dachte, du kommst erst morgen wieder.

Das hatte ich vor, aber du siehst ja. Sie stand auf und zeigte auf ihren Schreibtisch.

Oh je, ich sehe es. Wir müssen Wein nachbestellen. Die Bestände hast du gestern per Mail bekommen.

Julia nickte anerkennend, ihr Team hatte sie ihrer Mutter zu verdanken. Sie hatte ein Geschick, die richtigen Leute zu finden. Von Anfang an setzten sie beide auf flache Hierarchien und auf junges Personal, die meisten waren in Julias Alter.

Mach das mit Rainer zusammen, Luisa, ihr wisst ja, was wir brauchen. Und wenn ihr ein wenig Änderung ins Sortiment bringen wollt, lasst Lombardi wieder mal kommen und schaut, was er anzubieten hat. Aber kickt mir bloß nicht die Weine der Tenuta raus.

Oh, oh, ich werde mich hüten, das wäre ein Kündigungsgrund. Luisa fuchtelte mit dem Zeigefinger und lachte herzhaft.

Wie geht es Michaela, hat sie den Schock schon überwunden?

Nicht so recht. Sie ist heute in die Toskana geflogen, um dort auf andere Gedanken zu kommen und sich zu entspannen. Wenn Sie zurück ist, packen wir die Sache an, einverstanden? Die Anwälte sind dran, in zwei bis drei Wochen sind wir so weit. Okay?

Luisa nickte. Super, ich freu mich drauf. Dann schloss sie die Tür leise hinter sich.

Julia stellte sich ans Fenster ihres Büros und schaute auf den Hof hinunter. Juri und Mustafa beluden den Planenanhänger mit Bistrotischen und Barhockern, am Wochenende war Geburtstagsfeier bei einem Chefarzt. Ein kleiner, aber feiner Auftrag.

Wenn alles glatt lief, konnte im September der Cateringservice ausgegliedert und in eine eigene GmbH überführt werden. Luisa und Rainer waren als Geschäftsführer vorgesehen. Auch wenn ihre Mutter Ruhe und Erholung brauchte, gab es für die Umstrukturierung des Unternehmens keinen Aufschub. Julia bekam ab sofort die Verantwortung für die ganze Firma und das Vermögen, das Padre Salvatore ihnen hinterlassen hatte, aufgeladen. Michaela würde ihr zur Seite stehen, aber dazu musste sie erst auf die Beine kommen.

Julia griff nach dem Handy und wählte ein letztes Mal die Nummer ihres Vaters. Wieder ging nur die Mailbox dran.

***

Michaela hatte Siena schon eine Weile hinter sich gelassen und fuhr auf der neuen Brücke, unter der die heißen Quellen von Bagni di Petriolo sprudelten. Ihr Vater hatte sie geliebt. Wenn er zu Besuch auf der Tenuta war, ließ er sich mindestens einmal dort hinfahren, hockte stundenlang zwischen den Felsen in den Wasserlöchern und hing seinen Gedanken nach. Hinterher war er so ausgelaugt, dass er den restlichen Tag schlief.

Es waren Erinnerungen wie diese, die Michaela mit den Besuchen in Poggi del Sasso verband.

Mit der Sonnenbrille auf der Stirn, ein Tunnel nach dem anderen folgte und der ständige Licht- und Schattenwechsel irritierten, hing sie ihren Gedanken nach. Das Handy meldete sich mit einem kurzen Ton, eine SMS war eingegangen. Sie ignorierte die Nachricht und konzentrierte sich auf den Verkehr.

Die ganze Fahrt war das Radio leise gestellt. Die Musik und das Gequatsche...

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