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Es war einmal Deutschland

Gelobtes Land
Sparkys Editionerschienen am01.07.2022
'Es ist das Jahr 1965. Ich bin gerade 18 Jahre alt und einer von ihnen, den Gastarbeitern. Es sind nahezu Millionen von Menschen, die ihre Familien verlassen, um nach Deutschland zu gehen. Mein Ziel war es, der Enge der Familie zu entkommen, der Strenge der Eltern, der Sturheit der italienischen Mentalität zu entfliehen. Ich wollte frei sein. Andere Kulturen entdecken, ihre Denkweisen kennenlernen. Dafür war ich bereit einen hohen Preis zu zahlen... Mit 'Es war einmal Deutschland' erleben wir einen Perspektivwechsel. Für Nello Simeone und seine Landsleute waren wir das gelobte Land. Konnten wir diese Erwartungen und Visionen dieser Menschen erfüllen? Ihre Sehnsüchte, ihre Träume - fanden sie in Deutschland und dem Leben dort ihre Erfüllung? Wie sind wir Deutschen diesen Menschen begegnet? Haben wir sie würdevoll behandelt oder als Menschen zweiter Klasse gesehen? Nellos Erzählung gibt uns einen interessanten Perspektivwechsel. Sein Erleben, sein Bild. 'Es gibt zwei Welten: Die eine Welt ist unser Herz, darin sind die Gefühle eingeschlossen. Man trifft jemanden wie dich und es gerät alles durcheinander. Die Gefühle wollen raus, alles ist in Bewegung. Aber die andere Welt ist das hier, diese Straße, die Bar, die Soldaten, die zu uns kommen, um sich zu amüsieren.' Nello trifft eine Entscheidung, die sein Leben auf immer verändert. Ein bewegender, autobiographischer Roman.

Jahrgang 1946. Semione stammt aus einer kleinen Fischerstadt aus dem Latium, Semiones Jugend war hart und von Armut geprägt. Im Alter von 9 Jahre musste er in den Schulferien arbeiten um seine Schulbücher kaufen zu können. Er schaffte aus eigener Kraft den höheren Schulabschluss in Pisa. Für ihn die schönste Zeit in Italien. Danach wagte er es, alle Brücken abzubauen und sich nach Deutschland aufzumachen, wo seine bewegende Geschichte beginnt.
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Produkt

Klappentext'Es ist das Jahr 1965. Ich bin gerade 18 Jahre alt und einer von ihnen, den Gastarbeitern. Es sind nahezu Millionen von Menschen, die ihre Familien verlassen, um nach Deutschland zu gehen. Mein Ziel war es, der Enge der Familie zu entkommen, der Strenge der Eltern, der Sturheit der italienischen Mentalität zu entfliehen. Ich wollte frei sein. Andere Kulturen entdecken, ihre Denkweisen kennenlernen. Dafür war ich bereit einen hohen Preis zu zahlen... Mit 'Es war einmal Deutschland' erleben wir einen Perspektivwechsel. Für Nello Simeone und seine Landsleute waren wir das gelobte Land. Konnten wir diese Erwartungen und Visionen dieser Menschen erfüllen? Ihre Sehnsüchte, ihre Träume - fanden sie in Deutschland und dem Leben dort ihre Erfüllung? Wie sind wir Deutschen diesen Menschen begegnet? Haben wir sie würdevoll behandelt oder als Menschen zweiter Klasse gesehen? Nellos Erzählung gibt uns einen interessanten Perspektivwechsel. Sein Erleben, sein Bild. 'Es gibt zwei Welten: Die eine Welt ist unser Herz, darin sind die Gefühle eingeschlossen. Man trifft jemanden wie dich und es gerät alles durcheinander. Die Gefühle wollen raus, alles ist in Bewegung. Aber die andere Welt ist das hier, diese Straße, die Bar, die Soldaten, die zu uns kommen, um sich zu amüsieren.' Nello trifft eine Entscheidung, die sein Leben auf immer verändert. Ein bewegender, autobiographischer Roman.

Jahrgang 1946. Semione stammt aus einer kleinen Fischerstadt aus dem Latium, Semiones Jugend war hart und von Armut geprägt. Im Alter von 9 Jahre musste er in den Schulferien arbeiten um seine Schulbücher kaufen zu können. Er schaffte aus eigener Kraft den höheren Schulabschluss in Pisa. Für ihn die schönste Zeit in Italien. Danach wagte er es, alle Brücken abzubauen und sich nach Deutschland aufzumachen, wo seine bewegende Geschichte beginnt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754663356
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten895 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse532
Artikel-Nr.9576210
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


7. Januar 1956

Es ist der 7. Januar des Jahres 1965. An diesem Montagmorgen ist um 6 Uhr in der Früh der Abschied gekommen. Die Weihnachtsferien des Jahres 1964/65 sind gerade zu Ende und noch ahne ich nicht, dass es die letzten sind, die ich bei meiner Familie verbringen sollte.

Ach ja, ich habe mich euch noch gar nicht vorgestellt: Mein Name ist Nello. Zu diesem Zeitpunkt bin ich gerade 18 Jahre und 2 Monate alt, etwa 1,76 m groß, habe schwarze Haare und dunkle Augen. Natürlich habe ich eine ganze Menge Wünsche und Träume, die ich genau wie meine täglichen Erlebnisse in meinem Tagebuch festhalte. Ich spiele zum Beispiel leidenschaftlich gerne Fußball, doch für eine Karriere als Fußballprofi wird es sicher nicht reichen. Aber es gibt bestimmt noch viele andere interessante Dinge zu lernen, und darauf bin ich sehr neugierig. Ich lache für mein Leben gern und bin durch und durch optimistisch. Was die Zukunft mir bringen wird? Ich weiß es nicht, aber eines weiß ich sicher: Ich werde niemals einen Bart tragen, schon gar keinen Schnäuzer!

Die letzten zwei Jahre habe ich in Pisa gelebt, besser gesagt in Marina di Pisa, einem kleinen und wunderschönen kleinen Dorf an der Küste des Ligurischen Meeres. Begrenzt von einem riesigen Pinienwald schmiegt es sich so eng an die Küste, dass die Häuser fast alle direkt in den Dünensand gebaut sind. Zwischen Marina di Pisa und Livorno liegt die Schule, in der ich zwei wichtige Jahre meiner Jugend verbracht habe. Mit 1.200 anderen jungen Männern aus ganz Italien erlernte ich dort meinen Beruf, den des Maschinenschlossers.

Insgesamt waren diese zwei Jahre eine wunderbare Zeit, obwohl es streckenweise doch sehr hart war und wir oft mit Zweifeln, manchmal sogar mit Hoffnungslosigkeit zu kämpfen hatten. Andererseits war diese Zeit auch von einem großen Zusammengehörigkeitsgefühl geprägt. Es wurden Freundschaften fürs Leben geschlossen, die dann später leider doch auseinander gingen. Die große neue Erfahrung dieser Zeit war, zwei ganze Jahre ohne die Aufsicht unserer Eltern zu sein, also ganz auf uns selbst gestellt. Auf dem Weg, erwachsen zu werden.

In dieser Schule wurden wir auf das von uns gewählte Leben und Arbeiten im Ausland vorbereitet. Neben den verschiedenen Berufen lernten wir somit auch die jeweiligen Sprachen unserer Bestimmungsländer.

Ich hatte mich gegen den Willen meiner Eltern für Deutschland entschieden, also lernte ich die deutsche Sprache. Nach der Prüfung, die ich mit sehr guten Noten bestanden hatte, bekam ich tatsächlich einen Arbeitsvertrag. Als Einziger unserer Schule sollte ich eine Stelle in Remscheid antreten. Die Tätigkeit war mit Maschinenschlosser im Elektrobetrieb beschrieben, der Stundenlohn betrug 3 D-Mark und 60 Pfennige. Anfangen sollte ich dort am 17. Januar 1965. Klar, dass ich auf diese Stelle sehr neugierig war!

Und nun war es so weit. An diesem Morgen um 6 Uhr war der traurige Moment des Abschieds gekommen. Mein einziger Koffer war gepackt. Es war nicht viel, was ich hatte. Außer dem, was ich am Leib trug, bestand mein Gepäck gerade mal aus zwei Hosen, zwei Jacken, drei oder vier Pullovern, Strümpfen, Unterwäsche und etwas Proviant für die Fahrt. Das größte und wertvollste Gepäckstück war aber sicher all das, was ich in meinem Herzen mit mir trug.

Meine ganze Familie war um mich versammelt, meine Eltern, meine Brüder (damals waren es noch vier): Antonio, der Älteste, die Zwillinge Mario und Giovanni, beide nur 11 Monate jünger als ich, dann Pio, der jüngste Bruder, und zum Schluss Enza, meine sehr, sehr liebe Schwester, die damals gerade acht Jahre war. Alle standen sie dort, bedrückt und stumm. Mein Vater versuchte mir etwas zu sagen, aber war noch nie ein Mann der großen Worte und schaffte es in diesem Moment schon gar nicht. Meine Mutter hatte Tränen in den Augen, als sie zu mir sagte:

Mein Junge! Du hast dich gegen meinen Willen für Deutschland entschieden. Ich will dich nicht nach dem Warum fragen, vielleicht wirst du es mir irgendwann einmal selbst sagen. Ich hoffe und bete für dich, dass du diese Entscheidung niemals bereuen wirst. Ich kann dir nur eines sagen: Du tust mir sehr weh damit, doch ich vertraue auf dich. Mein Segen wird dich immer begleiten! Und ⦠vergiss nie deine Familie!

Die Zeit drängte. Ich küsste sie fest, ich küsste meine Brüder und umarmte meine weinende kleine Schwester und drückte sie fest an mich. Danach nahm ich den Koffer und ging zur Tür. So oft war ich schon weggefahren, jedes Mal, wenn ich am Ende der Schulferien zurückmusste nach Marina di Pisa. Das Ritual war immer das gleiche. Ich schloss leise die Tür hinter mir, ging die Treppen hinunter, durch das kleine grüne Eisentor und schon befand ich mich auf dem schmalen Feldweg, der mich zur Via Appia brachte.

Obwohl dieser Feldweg wirklich klein war, kam er mir in diesem Moment ganz groß und breit vor, so hell und frei! Endlich war es so weit! Ich war meinem ersten Ziel greifbar nah, ich war frei - aber was mir in diesem Moment alles durch den Kopf ging! Ich blieb einen kurzen Moment stehen, drehte mich um und schaute noch einmal ganz bewusst das Haus an, in dem ich meine Kindheit und Jugend verbracht hatte, und plötzlich war da dieses bittere und melancholische Gefühl in mir. Mutter, Mutter, bitte verzeih mir! Ich werde euch nie vergessen, das verspreche ich! Ein dicker Kloß saß in meinem Hals und ich merkte, wie mir ein paar Tränen das Gesicht hinunterliefen. Ich war ganz allein, denn ich hatte darum gebeten, dass mich niemand zur Bushaltestelle begleitete. Diesen Weg wollte ich einfach ganz allein gehen, niemand sollte mein Gesicht sehen in diesem Moment und vor allem sollte niemand den Versuch machen können, meine Gedanken zu lesen. Ich wollte mich so auf meine Weise verabschieden von dieser wunderschönen Umgebung, in der ich viele glückliche Jahre erlebt hatte, und von meinen Freunden, die in diesen Stunden noch schliefen. Spontan hob ich einen kleinen Stein vom Boden auf, steckte ihn in meine Jackentasche und ging weiter. Nach wenigen Minuten war ich an der Via Appia angekommen und kurz darauf saß ich schon im Bus.

Der Weg zum Bahnhof führte durch die Stadtmitte von Formia, am Markt vorbei, auf dem es schon lebhaft zuging, danach über die Via Vitruvio, die einzige Einkaufsstraße von Formia. Auf dieser Straße hatte ich mit meinen Freunden ausnahmslos alle Sonntage verbracht, sommers wie winters. Mir wurde bewusst, dass Formia eigentlich immer schön war, auch im Winter und selbst bei Regen, vielleicht sogar gerade dann. Vom Bahnhof aus konnte ich ein letztes Mal die Halbinsel von Gaeta sehen, an der Spitze den wohlbekannten alten Leuchtturm, der wie immer monoton, aber zuverlässig seine Arbeit machte. Ich hatte noch Zeit, also setzte ich mich auf eine Bank und dachte nach. Vieles ging mir durch den Kopf. Ich hatte mir selbst drei große Ziele gesetzt: Das erste Ziel war, meiner Familie zu helfen, das zweite, niemals die Verbindung zu meiner Familie und meiner Umgebung zu verlieren, und das dritte Ziel bestand darin, so viel wie nur möglich zu lernen. Ich war aufs Äußerste gespannt, was alles auf mich zukommen würde. Wer weiß, ob diese Ziele nicht vielleicht doch zu hoch gesteckt sind für einen noch so jungen Mann, der gerade im Begriff ist, die harte Erfahrung der Migration zu machen.

Während ich mich mit diesen Gedanken beschäftigte, fuhr der Zug ein. Nun war es Zeit, wirklich Abschied zu nehmen, und es war kein kleiner alltäglicher Abschied, sondern ein ganz besonderer: Ein Lebensabschnitt ging in dem Moment zu Ende. Aus einem Kind war ein junger Mann geworden, und jetzt, gerade 18 Jahre alt, war ich schon so erwachsen, dass ich sogar ins Ausland fahren durfte, um zu arbeiten. Das war ein Abschied nicht nur von der Familie, der Umgebung und den Freunden, nein, auch von einer Zeit, in der ich sehr glücklich gewesen war. Spätestens seit gestern Abend, als mir mein Mädchen den ersten Zungenkuss meines Lebens gab, fühlte ich mich endgültig erwachsen. Das alles lag in diesem Abschied.

Die Türen des Zuges gingen automatisch zu und er setzte sich in Bewegung. Die Odyssee begann und damit das größte Abenteuer meines Lebens !

Es war geplant, dass alle Schüler am 7. Januar wieder zurück zur Schule kommen sollten, um noch eine Woche gemeinsam mit den neuen Schülern zu verbringen und mit einer großen Feier verabschiedet zu werden. Anschließend würden wir nach Verona fahren und nach zwei Tagen Aufenthalt im Migrationszentrum sollte es definitiv nach Deutschland gehen.

Auf dem ganzen Weg nach Rom schaute ich aus dem Fenster und sah mir die unzähligen kleinen Dörfer an, die auf der wunderschönen Bergkette verteilt lagen. Ich versuchte, so viel wie nur möglich mit den Augen aufzunehmen, um es genau im Gedächtnis zu behalten. Wie richtig das war! Es sollte sechs lange Jahre dauern, bis ich diese schöne Gegend wiedersehen würde. Nach einer guten Stunde konnte ich die Mauern von Rom sehen, faszinierend wie immer. Welch eine Geschichte! , ging es mir durch den Kopf. Am Bahnhof Termini angekommen machte ich mich sofort auf den Weg zum Bahnsteig Nr. 27. Diese Zahl war mir mittlerweile sehr vertraut, denn dort fuhr der Zug nach Pisa ab. Und da sah ich sie schon: Jede Menge Schüler waren schon angekommen und ständig wurden es mehr. Wir kannten uns alle, aber natürlich freute ich mich besonders, als ich auf meine Klassenkameraden traf.

Innerhalb unserer Klasse hatten sich, wie es üblich ist, verschiedene Gruppen gebildet. Unsere Gruppe bestand aus Angelo aus Neapel, Aldo aus Palermo, Dino aus Florenz, Rocco aus Lecce, Enzo und Paolo aus Viterbo und mir. Ich war zwar der Jüngste der Gruppe, aber ich hatte das Glück gehabt, in meinem bisherigen Leben bereits zehn Jahre eine Schule besuchen zu...

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