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Die Geliebte des Pilatus

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am17.02.2020
Eine pharaonische Schönheit, ein römischer Offizier, ein nubischer Fürstensohn, ein indischer Schankwirt: Sie alle ziehen in der bunt zusammengewürfelten Karawane des Händlers Demetrios von der südarabischen Weihrauchküste in Richtung Mittelmeer. Doch was ist der wahre Zweck ihrer Reise? Welche Geheimnisse tragen sie mit sich? Alle scheinen insgeheim ganz eigene Pläne und Ziele zu verfolgen. Der gewaltsame Tod zweier Mitreisender ist nur der Anfang einer Kette von Verrat, Überfällen und Intrigen.

Gisbert Haefs, geboren 1950 in Wachtendonk am Niederrhein, studierte Anglistik und Hispanistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Als Übersetzer und Herausgeber veröffentlichte er unter anderem Werke von Ambrose Bierce, Rudyard Kipling, Jorge Luis Borges, Sir Arthur Conan Doyle, Georges Brassens und Bob Dylan. Er ist Autor von Funkfeatures, Hörspielen, Kriminalromanen und historischen Romanen, unter anderem von den Erfolgsromanen Alexander und Hannibal. Gisbert Haefs lebt und schreibt in Bonn.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine pharaonische Schönheit, ein römischer Offizier, ein nubischer Fürstensohn, ein indischer Schankwirt: Sie alle ziehen in der bunt zusammengewürfelten Karawane des Händlers Demetrios von der südarabischen Weihrauchküste in Richtung Mittelmeer. Doch was ist der wahre Zweck ihrer Reise? Welche Geheimnisse tragen sie mit sich? Alle scheinen insgeheim ganz eigene Pläne und Ziele zu verfolgen. Der gewaltsame Tod zweier Mitreisender ist nur der Anfang einer Kette von Verrat, Überfällen und Intrigen.

Gisbert Haefs, geboren 1950 in Wachtendonk am Niederrhein, studierte Anglistik und Hispanistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Als Übersetzer und Herausgeber veröffentlichte er unter anderem Werke von Ambrose Bierce, Rudyard Kipling, Jorge Luis Borges, Sir Arthur Conan Doyle, Georges Brassens und Bob Dylan. Er ist Autor von Funkfeatures, Hörspielen, Kriminalromanen und historischen Romanen, unter anderem von den Erfolgsromanen Alexander und Hannibal. Gisbert Haefs lebt und schreibt in Bonn.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293310773
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum17.02.2020
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4386 Kbytes
Artikel-Nr.9610449
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Die Fürstin und der Krieger



Ein Gesetz verbot es Männern, sich durch seidene Gewänder zu schänden.

Gaius Cornelius Tacitus

... im seidenen Kleidchen zeigt sie sich dir, fast nackt ...

Quintus Horatius Flaccus


Duftende Salbe, das Gefühl kühler Seide auf gekühlter Haut, und die Gewissheit, sich beides nicht mehr lange leisten zu können. Der Vorrat an Goldmünzen war beinahe aufgebraucht. Aber in das Bedauern mischte sich die Überzeugung, Gold, Salbe und Seide wieder beschaffen zu können. Solange die Haut und der Körper nicht verfielen.

Nach dem ersten Mann, mit dreizehn, hatte sie befürchtet, mit zwanzig werde sie so verbraucht und mit fünfundzwanzig so runzlig sein wie die Frauen aus den Bauerndörfern. Nun war sie sechsundzwanzig, die Befürchtungen hatten sich verflüchtigt, und im Augenblick bedauerte sie nur, dass es hier kein richtiges Bad gab. Ein römisches Bad, mit Becken für heißes, laues und kaltes Wasser, und mit Badesklaven, die reiben und striegeln, und üppige Mengen Salbe ...

»Ist es recht so, Herrin?«

Kleopatra ließ die mit glänzendem Silber belegte Bronzescheibe sinken. Der aufgetürmte Schopf erinnerte ein wenig an eine Pyramide - eine schlanke dunkle Pyramide, mit den edelsteinbesetzten Spangen als Leitern. Aber Pyramiden hatten gewöhnlich eine Oberfläche aus Stufen; wer brauchte da Leitern? Und wer, außer arabischen Läusen, sollte ihren aufgetürmten Schopf erklimmen wollen?

»Es ist gut. Du kannst gehen.«

Glauke neigte den Kopf. Geräuschlos glitt sie von dem breiten Schemel, auf dem sie gekniet hatte, und ging zur Tür. Vor dem schweren Ledervorhang, der Kleopatras Raum von dem ihrer drei Begleiterinnen trennte, blieb sie stehen und wandte sich um. 

»Hast du Wünsche, Fürstin, oder kann ich eine Weile an den Hafen gehen?«

»Thais wird gleich hier sein. Wenn ich dich brauche, wird sie dich holen. Geh nur.«

Nicht, dass sie verstünde, was Glauke zum Hafen zog. Kleopatra misstraute dem Meer. Gleich welchem. Roms Meer im Norden, das Rote Meer, das sie überquert hatten, oder dieser Teil des großen Meeres, das zwischen Arabien und Indien lag - drei Ansichten des gleichen Ungeheuers. Es fraß Schiffe und Männer und Geld; wogen essbare Fische, Muscheln und Krebse das auf? Vielleicht der Handel ... Aber es war nicht die Zeit, sich solch sinnlosen Gedanken hinzugeben.

Sie erhob sich aus dem beschnitzten Scherensessel und ging zum Fenster. Nicht ganz; nur so weit, dass sie im Schatten stehend, von außen unsichtbar, selbst alles sehen konnte, was auf dem Platz geschah.

Nicht viel, dachte sie. Mit Bedacht hatte sie diese Zeit gewählt, den frühen Nachmittag, da die meisten Leute des Orts sich in den Häusern aufhielten. Der Römer würde bemerkt werden, aber nicht von vielen. Man würde darüber reden - tuscheln, und Getuschel konnte Unwichtiges bedeutend machen.

Thais würde nicht gleich hier sein. Glauke war am Hafen, Arsinoë bei der Gattin des Handelsherrn Baschama, der die wenigsten Vorbehalte gegen Fremde zu haben schien. Thais hatte den Auftrag, sich bei den Frauen der Fischer und Seeleute an der langen nördlichen Bucht umzuhören, ob jemand etwas über Boote wusste, die ins Rote Meer fahren könnten, nach Norden.

»Aber da kommen wir doch her«, hatte Thais gesagt.

»Was nicht heißt, dass wir ewig hier bleiben müssen, oder?«

Kleopatra presste die Lippen aufeinander. Thais und Arsinoë wussten, dass sie weggeschickt worden waren, und sie würden sich wie angewiesen bemühen, früh und überraschend genug zurückzukommen, um zu sehen. Glauke, am Hafen, würde den Römer ohnehin sehen, wenn er das Gasthaus betrat. Ihrem Gesicht war deutlich zu entnehmen gewesen, dass sie sich fragte, für wen die Fürstin mitten am Tag ihre Haare gelegt, gerollt, getürmt haben wollte.

»Für mich«, murmelte sie. »Für wen denn sonst?«

Dort kam der Römer. Vor dem Haus der Händler - ah nein, vor dem Tempel des Regengottes blieb er stehen und betrachtete die Rückseite des Gasthauses. Sie war sicher, dass er sie hier oben nicht sehen konnte; dennoch trat sie einen Schritt zurück.

Im Geiste ging sie noch einmal alles durch. Was sie wollte; was sie ihm sagen würde; was sie verschweigen musste; was sie sich scheinbar widerstrebend würde entlocken lassen ...

Männer sind so leicht zu foppen, sagte sie sich. Aber sie durfte nicht den Fehler machen, diesen Valerius Rufus zu unterschätzen. Er mochte einer Nebenlinie angehören, aber die Valerii waren alt und reich und wichtig. Rufus schien gebildet zu sein, hatte Witz, und kein Präfekt des Reichs schickte einen Trottel an eine so wichtige wiewohl abgelegene Stelle, wo er mit drei Dutzend Kriegern die Anliegen des Imperiums fördern oder verderben konnte. Kein Trottel; und gewiss kein einfacher Centurio.

Es klopfte an der Holztür, die den vorderen Raum von der düsteren Treppe trennte. Kleopatra schob den Ledervorhang beiseite und rief: »Wer ist da?«

Die Tür wurde halb geöffnet; der Kopf des Wirts erschien.

»Herrin - ein Römer will dich sprechen.«

Kleopatra verbiss sich das Lachen. Der Besitzer des Gasthauses klang beinahe unterwürfig; wie er »Römer« gesagt hatte, hätte er auch »Seeungeheuer« sagen können; außerdem war der Anblick des mit gelbem Tuch umwickelten Kopfs, der in der Türöffnung zu schweben schien, seltsam genug, auch ohne die Hand, die aus dem dunklen Nichts der Treppe kam und im Bart wühlte.

»Zeig ihm den Weg - sei so gut«, sagte sie. Dabei dachte sie an ihre Ankunft, vor einem Mond; damals war der Wirt keineswegs unterwürfig gewesen. Er hatte auf die Vorzüge seines Hauses verwiesen, auf das ehrwürdige Alter, auf die Beliebtheit bei weit gereisten Händlern - all dies zweifellos Vorspiel zur Verkündung hoher Preise. Sie hatte eine Goldmünze hochgehalten - einen römischen Aureus - und gesagt, diesen werde sie lieber woanders ausgeben. Ein Haus, das zweihundert Jahre alt sei, könne jederzeit einstürzen, und sie wolle Ruhe, nicht die Gesellschaft zahlloser Inder, Perser und Araber. Das Haus sei durchaus standfest und werde nicht in den Hafen rutschen, hatte er darauf behauptet, und weit gereiste lärmende Gäste gebe es zurzeit kaum. »Dann«, hatte Kleopatra gesagt, »wirst du dich hoffentlich freuen, wenigstens uns zu sehen und uns zwei Räume zu überlassen, für einen Mond, gegen diese Münze.«

Nach einigem Gezeter einigten sie sich auf einen Aureus für elf Tage. Männer sind so leicht zu foppen, sagte sie sich noch einmal, und sie erinnerte sich mit Vergnügen an das grimmige Gesicht der Frau des Wirts, während sie schon die kräftigen Schritte des Römers im Treppenhaus hörte.

»Rom zu Füßen der edlen Herrin«, sagte er, als er eintrat. Statt eines Fußfalls deutete er jedoch lediglich eine Neigung des Kopfs an; eher ein Nicken.

»Rom darf sich aus dieser unbequemen Haltung erheben.« Sie wandte sich ab und ging ins andere Zimmer zurück.

Rufus folgte; als er sich dem Scherensessel näherte, in dem sie wieder Platz genommen hatte, sah sie die schnellen Blicke, mit denen er die bunten Wandbehänge, die schweren dunklen Bohlen, die Truhen aus schwarzem Holz musterte. Und das Bett. Auf dem lederbespannten Gestell lagen Decken und Felle; sie lagen nicht sehr ordentlich, weil Kleopatra sie absichtlich zerwühlt hatte.

»Du kannst dich hierhin setzen.« Mit dem Fuß wies sie auf einen Schemel. »Oder dorthin« - mit dem Kinn deutete sie auf einen zweiten - »oder auf das Bett.«

Valerius Rufus lächelte. »Der Krieger, dem eine Fürstin ihr Bett anbietet, sollte den Helm fester schnallen und den Schwertgriff in die Hand nehmen.« Ohne sie aus den Augen zu lassen, zog er mit dem rechten Fuß einen der Schemel heran und setzte sich.

»Meine Begleiterinnen sind nicht da, deshalb kann ich dir nichts zu trinken bieten.«

»Ich bin gekommen, mich an deinen Worten zu laben.« Er stützte die Ellenbogen auf die Oberschenkel und bettete das Kinn auf die verschränkten Finger. »Weshalb hast du mich hergebeten?«

»Zwei Untertanen des Augustus Tiberius, am Ende der Welt gewissermaßen, sollten sich vielleicht verständigen.«

»Verständigen?« Diesmal war Rufus´ Lächeln schräg. Fast zweideutig. »Wie Edle in der Fremde? Wie Diebe in der Nacht?«

»Sagen wir, wie Edle, die von Räubern zu unterscheiden möglicherweise nicht ganz einfach ist.«

Er schwieg ein paar Atemzüge lang. »Worauf läuft das hinaus?«, sagte er dann. »Haben wir gemeinsame Ziele?«

Kleopatra unterdrückte jede Regung, die sich auf ihrem Gesicht hätte zeigen können. Triumph, zum Beispiel, weil sie schneller als erwartet - und leichter als erhofft - an diese Stelle gelangt war. Sie senkte den Blick.

»Kann ich mich dir ausliefern?« Sie fand ihre Stimme überzeugend: ein wenig verzagt, dennoch nicht demütig. Die Fürstin, die Hilfe sucht, aber nicht darum bittet.

»Versuch es«, sagte Rufus. »Ich kann dir nichts versprechen, außer, in gewisser Menge, Ehrlichkeit.«

»Ehrlichkeit und Redlichkeit, Tugenden eines römischen Kriegers?«

»Jemand hat einmal gesagt,...


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Autor

Gisbert Haefs, geboren 1950 in Wachtendonk am Niederrhein, studierte Anglistik und Hispanistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Als Übersetzer und Herausgeber veröffentlichte er unter anderem Werke von Ambrose Bierce, Rudyard Kipling, Jorge Luis Borges, Sir Arthur Conan Doyle, Georges Brassens und Bob Dylan. Er ist Autor von Funkfeatures, Hörspielen, Kriminalromanen und historischen Romanen, unter anderem von den Erfolgsromanen Alexander und Hannibal. Gisbert Haefs lebt und schreibt in Bonn.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt