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Unvergessliche Augenblicke

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am11.07.20221. Auflage
Leben, das ist eine Fülle von Augenblicken. Nicht nur von solchen, wie sie in ihrer Erhabenheit nur Erwachsene auskosten können, bei Olympia, bei einer Hochzeit, bei der Geburt eines Kindes. Es gibt so viele kleine, kurze, banale, schmerzhafte, schreckliche, ausgelassen lustige Erlebnisse, an die wir oft zurück-denken, wenn sie durch eine neue Erfahrung getriggert werden, oder einfach ohne Anlass, wie eine Zeitschleife im Kopf. Es gibt sogar Ereignisse des eigenen Daseins, die wir gar nicht bewusst erlebt haben und die unser Grübeln immer wieder in den Bann ziehen. Wie war das, als ich gezeugt wurde? In sieben Kapiteln erzähle ich solche Geschichten, wo die Vergangenheit in die Zukunft übergeht: Momente, die unser Geist festhalten, immer wieder betrachten will. Manche füllen nur zwei Seiten, gleich die erste ist nur eine Art Prosagedicht, andere erstrecken sich über fünf und mehr Blätter. Die titel der sieben Kapitel lauten: - Augenblicke des Entstehens und Vergehens - Tief erlebte Momente in Kindheit und Jugend - Schicksalsmomente - Augenblicke der Entscheidung - Momente in der Musik - Erlebnisse auf Reisen - Tragikomische Momente

Jochen Windheuser wurde 1946 im Ruhrgebiet geboren. Nach einem Studium der Psychologie und praktischer Tätigkeit im Bereich Erziehungsberatung und Psychiatrie war er als Hochschullehrer in der Ausbildung von Sozialarbeitern tätig. Neben Fachartikeln und Projektberichten schrieb er gelegentlich Kurzgeschichten und Gedichte. Erst spät im Rentenalter hat er sich an literarische Veröffentlichungen gewagt. Anfang 2020 erschien sein erster Roman: Ingólfur. Ein Leben in Island, ein Produkt jahrelanger Beschäftigung mit diesem Land und einigen Reisen dorthin mit seiner Frau. Ende 2020 erschienen zwei Gedichtbände, in denen er sich mit strengen lyrischen Formen auseinandersetzt: Sonette an Helden und Heldinnen der Geschichte, sowie Limericks aus dem Bremer Norden. Es folgte Anfang 2021 der Roman: Zeitenfuge. Das zweite Leben des Benno von Ansperg, ein phantasievolles Science-Fiction-Spiel mit Physik, Neuropsychologie, Geschichte, religiöser Mystik und Kulturen. Die Idee dazu hatte Jochen Windheuser schon vor einigen Jahrzehnten, aber jetzt die Muße und den Mut, sie auszuführen. Zu einem aktuellen, im Jahre 2022 veröffentlichten Lokalkrimi "Im Bauch des Schulschiffs" kam der Anstoß von seiner Frau. Aber auch für Nicht-Bewohner des schönen Stadtbezirks Bremen-Nord enthält er viel Spannung um das Schicksal eines Geflüchteten, einen Reichsbürger, das Drogenmilieu mit seinen Geschäften, eine internationale Privatuniversität und Eifersucht. Der vorliegende Kurzgeschichtenband reifte so nebenbei heran; immer wieder entstanden neue Geschichten um das Thema "Moments in Time", veränderten sich, bis der Autor meinte: Jetzt ist es Zeit, diese unterschiedlichen, teils autobiographisch unterlegten Produkte dem Publikum anzubieten.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR9,80
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,49

Produkt

KlappentextLeben, das ist eine Fülle von Augenblicken. Nicht nur von solchen, wie sie in ihrer Erhabenheit nur Erwachsene auskosten können, bei Olympia, bei einer Hochzeit, bei der Geburt eines Kindes. Es gibt so viele kleine, kurze, banale, schmerzhafte, schreckliche, ausgelassen lustige Erlebnisse, an die wir oft zurück-denken, wenn sie durch eine neue Erfahrung getriggert werden, oder einfach ohne Anlass, wie eine Zeitschleife im Kopf. Es gibt sogar Ereignisse des eigenen Daseins, die wir gar nicht bewusst erlebt haben und die unser Grübeln immer wieder in den Bann ziehen. Wie war das, als ich gezeugt wurde? In sieben Kapiteln erzähle ich solche Geschichten, wo die Vergangenheit in die Zukunft übergeht: Momente, die unser Geist festhalten, immer wieder betrachten will. Manche füllen nur zwei Seiten, gleich die erste ist nur eine Art Prosagedicht, andere erstrecken sich über fünf und mehr Blätter. Die titel der sieben Kapitel lauten: - Augenblicke des Entstehens und Vergehens - Tief erlebte Momente in Kindheit und Jugend - Schicksalsmomente - Augenblicke der Entscheidung - Momente in der Musik - Erlebnisse auf Reisen - Tragikomische Momente

Jochen Windheuser wurde 1946 im Ruhrgebiet geboren. Nach einem Studium der Psychologie und praktischer Tätigkeit im Bereich Erziehungsberatung und Psychiatrie war er als Hochschullehrer in der Ausbildung von Sozialarbeitern tätig. Neben Fachartikeln und Projektberichten schrieb er gelegentlich Kurzgeschichten und Gedichte. Erst spät im Rentenalter hat er sich an literarische Veröffentlichungen gewagt. Anfang 2020 erschien sein erster Roman: Ingólfur. Ein Leben in Island, ein Produkt jahrelanger Beschäftigung mit diesem Land und einigen Reisen dorthin mit seiner Frau. Ende 2020 erschienen zwei Gedichtbände, in denen er sich mit strengen lyrischen Formen auseinandersetzt: Sonette an Helden und Heldinnen der Geschichte, sowie Limericks aus dem Bremer Norden. Es folgte Anfang 2021 der Roman: Zeitenfuge. Das zweite Leben des Benno von Ansperg, ein phantasievolles Science-Fiction-Spiel mit Physik, Neuropsychologie, Geschichte, religiöser Mystik und Kulturen. Die Idee dazu hatte Jochen Windheuser schon vor einigen Jahrzehnten, aber jetzt die Muße und den Mut, sie auszuführen. Zu einem aktuellen, im Jahre 2022 veröffentlichten Lokalkrimi "Im Bauch des Schulschiffs" kam der Anstoß von seiner Frau. Aber auch für Nicht-Bewohner des schönen Stadtbezirks Bremen-Nord enthält er viel Spannung um das Schicksal eines Geflüchteten, einen Reichsbürger, das Drogenmilieu mit seinen Geschäften, eine internationale Privatuniversität und Eifersucht. Der vorliegende Kurzgeschichtenband reifte so nebenbei heran; immer wieder entstanden neue Geschichten um das Thema "Moments in Time", veränderten sich, bis der Autor meinte: Jetzt ist es Zeit, diese unterschiedlichen, teils autobiographisch unterlegten Produkte dem Publikum anzubieten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756255368
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum11.07.2022
Auflage1. Auflage
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9677629
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Aus dem Nichts

Ja, er freute sich. Freute sich über den Vorschlag seines Sohnes Benjamin, gemeinsam spazieren zu gehen. Gab es das schon einmal? Natürlich gab es Spaziergänge, aber das war Jahre her. Und der Vorschlag kam immer von ihm, dem Vater. Ob Benjamin gerne mitging, wurde nie angesprochen. Hätte der Vater gewusst, wie er mit einem Nein umgehen würde? Und auch der Sohn musste sich keine Gedanken machen: Ging er eigentlich gern mit dem Vater spazieren oder nicht?

Jetzt, im ersten Semester, kam Benjamin noch alle drei Wochen nach Hause, mal zu ihm, mal zur Mutter. Der Vater wusste von Freunden, die ältere Kinder im Studium hatten, dass dies nicht so bleiben würde. Bisher waren Benjamins Besuche wie geraffte Versionen der Vergangenheit, als der Sohn noch zeitweise bei ihm lebte. Diese schnodderig hingeworfene Bemerkung Benjamins, man könnte heute doch mal wieder einen Spaziergang machen, gab diesem Besuch eine besondere Note. Rasch einigten sie sich: Ziel sollte der nahe gelegene See sein.

Anfangs gingen sie noch etwas steif nebeneinander her. Um etwas Leichtigkeit zu gewinnen, machten sie hin und wieder das Handyradio an, die Übertragung der Bundesligaspiele. Bei der Schlussreportage saßen sie auf der Bank unter den beiden Trauerweiden, ein Platz, den der Vater sehr liebte. Ob Benjamin das wusste? Ihre Mannschaft kassierte kurz vor Schluss noch den Ausgleichstreffer, obwohl sie ständig am Drücker war. Aus dem Nichts sei das Tor gefallen, man konnte förmlich sehen, wie der Reporter entgeistert den Kopf schüttelte. Vater und Sohn schauten sich stirnrunzelnd an. Wieder zwei Punkte verschenkt.

Vater, wie war das, als ich gezeugt wurde? Die Frage kam aus heiterem Himmel. Aus dem Nichts, dachte der Vater unwillkürlich. Wie meinst du das? Ja, ich meine: War das geplant? Gewollt? Wisst ihr überhaupt genau, wann es war? Hätte es auch eine Woche früher oder später sein können? Oder ein ganzes Jahr? War es Zufall, oder was?

Der Vater musste sich einen Moment sammeln. Wie kommst du darauf? Ich habe einen Studienkollegen kennengelernt, der ist sehr belesen. Der hat mir ein Buch geliehen, von Max Frisch, einem Schweizer Schriftsteller. Kennst du den? Und als der Vater nickte, fuhr er fort: Der hat zu allen möglichen Themen Fragen gestellt, und zwar so, dass du dich erstmal an den Kopf fasst. Manche Fragen lassen einen nicht los, zum Beispiel: Möchten Sie unsterblich sein? An eine Frage erinnere ich mich auch noch , meinte der Vater: Können Sie ohne Hoffnung denken? Ich wäre nie darauf gekommen, so zu fragen.

Die nachfolgende Pause schien Benjamin zu benötigen, um auf den Punkt zu kommen. Da ist bei Max Frisch eine Frage, die ist so verrückt formuliert, dass man sie am liebsten wieder loswerden will, wie ein lästiges Insekt. Sie sitzt mir quer im Kopf, weil ich das gar nicht hinbekomme, was man sich da vorstellen soll. Also, die Frage lautet: Wenn Sie sich beiläufig vorstellen, Sie wären nicht geboren worden: Beunruhigt Sie diese Vorstellung? Verdammt, ja, sie beunruhigt mich. Allein schon diese Idee! Sobald ich mir vorstellen will, ich wäre nicht geboren worden, drehe ich mich im Kreise. Ich bin doch von euch gezeugt worden, also habt ihr mich gewollt, also macht es doch Sinn, dass ich da bin.

Junge, du wirst erwachsen! Als Kind hättest du das nie gefragt. Da war es für dich sonnenklar: Wir haben dich gewollt, so wie du bist, und deshalb haben wir dich gezeugt. Der Vater merkte, dass er auswich. Was sollte er ihm erzählen? Irgendwie die Wahrheit? Das, was man so die nüchterne Wahrheit nennt? Oder eine leicht beschwipste Wahrheit, eine geschönte Wahrheit, die die Unruhe seines Sohnes besänftigen konnte? Aber wusste er selbst die Wahrheit?

Außerdem berührte diese verflixte Frage von Max Frisch eine wunde Stelle bei ihm selbst. Er spürte sie, seit vor ein paar Jahren sein Vater gestorben war - viel zu früh, aber was heißt das schon. Jetzt war er ganz vorn in der Reihe! Der nächste, der stirbt. Und dann? Nichts, als wäre ich nie geboren? Ein winziger Funke im endlosen Weltall, nach kurzem Aufleuchten im Nichts verflogen?

Ein Was ist? seines Sohnes riss ihn aus solchen Gedanken. Nein, das ist meine Unruhe. Auf seine muss ich antworten, und zwar ehrlich. Die Wahrheit ist , begann er, dass ich es nicht wirklich weiß. Lass uns ein bisschen gehen. Sie standen auf, lösten sich von den Trauerweiden und folgten dem Rundweg um den See. Irgendwann würden sie hier wieder ankommen.

Es war Herbst, wie du dir ausrechnen kannst. Deine Schwester war noch kein Jahr alt. Wir haben eine kleine Fahrradtour gemacht, Baby im Korb, die Mosel entlang, von Hotel zu Hotel. Das hat uns aufgefrischt. Wir hatten vorher kaum noch miteinander geschlafen. Die unruhigen Nächte, weißt du, wir waren immerzu müde, und ich habe ja in einer anderen Stadt gearbeitet. Viel Fahrerei. Vielleicht ist es ein schöner Gedanke für dich, dass du aus dieser Urlaubsfrische entstanden bist. Nein, geplant warst du nicht. Eigentlich war es zu früh für ein zweites Kind. Wir hatten vieles zu sortieren, deine Mutter und ich. Berufliche Wege, Nebenbeziehungen, ungünstige Wohnorte. Das Dazwischenfunken der Schwiegereltern. Es war alles auf der Kippe. Wenn wir uns getrennt hätten, dann wärst du gar nicht entstanden. So ein seltsamer Gedanke! Du bist da, weil wir uns gerade noch zusammengerauft haben.

Benjamin schwieg. Dass es immer wieder gekriselt hatte bei seinen Eltern, das wusste er. Irgendwann hatten sie sich ja auch getrennt. Aber dass es gerade zu der Zeit so schwierig war â¦

Wenn die ganze Wahrheit auf den Tisch soll, muss ich auch über die Woche danach erzählen. Die war nicht frisch, sondern hart. Der Alltag versteinerte sofort wieder unser Leben, irgendwie schlimmer als vorher. Deine Mutter bekam heraus, dass ich meine Beziehung nicht abgebrochen hatte. Da habe ich sie an einem Abend fast zum Sex gezwungen, als wollte ich alles zudecken, was dazwischen stand. Sie ließ es über sich ergehen. Ja, auch das kann der Moment deiner Zeugung gewesen sein. Leider. Er wollte noch etwas hinzufügen, so was wie: Nimm die schönere Version, du bist ein Kind der lebendigen Frische. Aber das ging nicht mehr, bei einem Sohn an der Schwelle des Erwachsenseins. Stattdessen sagte er: Nimm die lange Zeit danach. Die ist entscheidend, nicht der unsicher erinnerte Moment der Zeugung. Hattest du das Gefühl, von uns gewollt zu sein? All die Jahre, bis heute? Ich habe nie darüber nachgedacht, aber wenn du mich jetzt so fragst, sage ich: Ja, darum habe ich mich bemüht. Und ich glaube, deine Mutter auch. Ob du das so erlebst, das musst du selbst prüfen.

Als Benjamin weiter schwieg, gab er sich einen Ruck und erzählte ihm von seinen Gedanken und, er sprach es aus: von seinen Ängsten, die ihn seit dem Tod seines Vaters immer wieder ergriffen. Daran habe ich mich erinnert, vorhin, als du diese Frage von Max Frisch erwähnt hast. Bin ich schierer Zufall, komme ich aus dem Nichts , wie das dieser verdammte Reporter vorhin gesagt hat?

Er wusste nicht, ob sein Sohn in seiner Lebenswelt diese andere, vielleicht tiefere Unruhe nachempfinden konnte. Benjamin blieb stehen und drehte sich zum See, ließ den Blick nicht von der Wasseroberfläche, als spiegele sich dort sein Leben, sogar die Welt, mit all ihren seelischen Wunden. Vater, du hast mir vor einigen Monaten erzählt, du hättest vor Mutter einmal eine Freundin gehabt, die du sehr geliebt hast. Ich glaube, du hattest eine Todesanzeige bekommen, und ich habe gemerkt, wie sehr sie dich berührte. Wenn du diese Frau nun geheiratet hättest? Wo wäre ich dann? Einfach nicht da? Oder wäre ich dann ein anderer, eine Mischung aus den Genen von dir und dieser Frau? Zufällig ist es anders gekommen, das hatte gar nichts mit mir zu tun, und zufällig bin ich entstanden, und das hatte mit euch und eurer Beziehung zu tun, aber nichts mit mir.

Der Vater legte Benjamin die Hand auf die Schulter. Ich glaube, da berühren sich unsere Fragen. So oder ähnlich entstehen die Menschen, in einem vorüberhuschenden Augenblick der Geschichte, in dem zwei Menschen Sex miteinander haben und sich zwei Zellen vereinigen. Da ist viel Zufall drin. Ist das tröstlich? Nein, sicher nicht. Tröstlicher wäre es, da gäbe es einen Gott, der genau mich und dich und uns alle geplant hat. Der alles so gefügt hat, dass meine Eltern und dann später deine Mutter und ich just in jenem Moment das Richtige taten. Ein Vordenker für alles, eine Vorsehung. Es spricht nicht viel dafür, nur unsere Phantasien, unsere Geschichten, und die Bilder und Mythen der Religionen. Du hast in der Schule davon gehört. Von der unsterblichen Seele, eigens und persönlich geschaffen von einem höheren Wesen, sozusagen mit höchst individueller Vorplanung und gezielter Absicht. Buddhisten zum Beispiel sehen uns durch verschiedene Leben wandeln, als Mensch, auch als Tier oder Pflanze, aber mit einem durchtragenden geistigen Kern. Manchmal helfen mir...
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