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Tod an der Schlei

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
320 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am21.07.2022
Humorvolle Krimispannung an der malerischen Ostseeküste. Malte von Rönneby wollte Minister werden. Jetzt liegt er tot auf dem Misthaufen seines Hofes. Der populäre Ökobauer soll konventionelle Produkte als Bioware verkauft haben. Hatten übermotivierte Umweltschützer es auf ihn abgesehen? Kommissarin Marie Geisler stellt Nachforschungen an und gerät in ein gefährliches Geflecht aus Rache und Gier.

Arnd Rüskamp ist am südlichen Rand des Ruhrgebietes am Baldeneysee geboren. Er hat Publizistik studiert, war Reporter und Moderator, Soldat und Biker, Autor und Verleger. Heute verdient er sein Geld noch immer in den Medien, hat aber erkannt, dass sein berufliches Glück zwischen zwei Buchdeckeln liegt. Er lebt im Ruhrgebiet und in seiner Wahlheimat zwischen Schlei und Ostsee.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextHumorvolle Krimispannung an der malerischen Ostseeküste. Malte von Rönneby wollte Minister werden. Jetzt liegt er tot auf dem Misthaufen seines Hofes. Der populäre Ökobauer soll konventionelle Produkte als Bioware verkauft haben. Hatten übermotivierte Umweltschützer es auf ihn abgesehen? Kommissarin Marie Geisler stellt Nachforschungen an und gerät in ein gefährliches Geflecht aus Rache und Gier.

Arnd Rüskamp ist am südlichen Rand des Ruhrgebietes am Baldeneysee geboren. Er hat Publizistik studiert, war Reporter und Moderator, Soldat und Biker, Autor und Verleger. Heute verdient er sein Geld noch immer in den Medien, hat aber erkannt, dass sein berufliches Glück zwischen zwei Buchdeckeln liegt. Er lebt im Ruhrgebiet und in seiner Wahlheimat zwischen Schlei und Ostsee.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960419563
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum21.07.2022
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4653 Kbytes
Artikel-Nr.9703330
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Der Misthaufen

Marie drückte auf den Knopf des CD-Players, den sie ohne Wissen ihres Dienstherrn selbst ins EMO eingebaut hatte, nachdem ihr das LKA den VW-Bus vor einer gefühlten Ewigkeit als Dienstwagen zur Verfügung gestellt hatte. Damals war Karl klein gewesen, und ihr inzwischen verstorbener Chef, Dr. Holm, hatte sehr schmale Dienstwege beschritten, um Marie die Vereinbarung von Nachforschungen und Kinderbetreuung zu ermöglichen. Zu einer Art Car-Office war der VW-Bus geworden, den sie »Ermittlungsmobil« getauft hatte.

Einmal hatte sie Karl zur Befragung einer Landwirtin nahe Husum mitgenommen. Karl hatte gerade laufen können und von seiner neuen Fähigkeit Gebrauch gemacht. Die Landwirtin und Marie hatten ihn im ganzen Haus gesucht, bis sie ihn bei den Minischweinen gefunden hatten. Karl hatte seine Vorliebe fürs Landleben sehr früh entdeckt. Inzwischen war er zu einem engagierten Kämpfer für Arten- und Klimaschutz geworden. Im Gegensatz zu Marie hatte er eine gewisse Vorliebe für Mathematik, und Andreas hatte mit ihm stundenlang über Modellierungen des Eisrückgangs in der Arktis gesessen.

»Komisches Hobby«, hatte Marie einmal eingeworfen.

Karl hatte nicht aufgeschaut. »Marie, du hast mir beigebracht, dass man nur mit Indizien nicht weit kommt. Beweise seien entscheidend.«

Andreas hatte Karl auf die Schulter geklopft, Marie war stolz gewesen. War sie noch immer. Bisschen altklug, das Kind. Aber allemal besser als blöd. Andreas und Karl, sie hatte so ein Glück.

Was Andreas aber in den CD-Player geschmuggelt hatte, ging gar nicht. Im Dienst hörte Marie klassische Musik, privat gern Jazz und Rockmusik der Siebziger. Dass Andreas ihr den Shanty-Chor seines Vaters untergejubelt hatte, war eine Unverschämtheit. »Besanschot an«, sang die Altherrentruppe und war vermutlich schon angesäuselt gewesen, bevor sie dieses Trinkerlied angestimmt hatte.

Andreas hatte die Vorliebe für maritime Lieder von seinem Vater übernommen, der im Shanty-Chor Albatros in Schwentinental sang. Die Proben waren Uwe heilig. Dafür fuhr er beinahe jeden Montag eine Stunde über Land.

Marie schreckte zusammen und bremste. Aus der Senke der Kriesebyau kam ihr ein Erntefahrzeug biblischen Ausmaßes entgegen, als sie gerade ein Wohnwagengespann überholen wollte. Das war einigermaßen knapp gewesen. Sie würde gleich auf dem Hof einen starken Kaffee trinken, so müde und unkonzentriert, wie sie war. Novalis war schuld.

Als sie hinter Winnemark die Abkürzung nahm, hatten sich die Albatrosse zu »Rum aus Jamaika« vorgearbeitet, und Marie ertappte sich dabei, wie sie »â¦ am liebsten Rumfallera« mitsang. Das durfte Andreas niemals erfahren.

Kurz vor der Jugendherberge Kappeln, in der sie mit dreizehn zum ersten Mal an einer Zigarette gezogen hatte, bog sie rechts auf die Ostseestraße Richtung Ellenberg ab. Ein Stadtteil von Kappeln, der über vier Jahrzehnte von der Marinewaffenschule geprägt worden war. Inzwischen hatte ein Investor damit begonnen, das Areal in direkter Schleilage mit Wohnhäusern zu bebauen. Weiter in Richtung Nordosten hatte es nahe Olpenitz Deutschlands größten Marinehafen gegeben. Beinahe viertausend Soldaten und Zivilisten hatten dort und im Umfeld der Waffenschule Arbeit gefunden - über viele Jahre ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region, die nun verstärkt auf die Kraft des Tourismus setzte.

Von den Urlaubern, das hatte Malte von Rönneby erzählt, profitierte auch sein Biohof, dessen Zufahrt Marie jetzt zwischen den Feldern sehen konnte. Sie bremste, wartete einige Radfahrer ab, die auf ihren Pedelecs aus Richtung Port Olpenitz unterwegs waren, und bog links ab. Nach wenigen Metern wurde aus dem asphaltierten ein unbefestigter Weg. Malte versuchte, so wenige Flächen wie nur möglich zu versiegeln. Tiefere Schlaglöcher umkurvte Marie und sah, wie aus der Wiese eine Rohrweihe aufflog. Ein eleganter Vogel mit schmalen Flügeln, der nach rechts hinten aus Maries Gesichtsfeld verschwand.

Marie schaute wieder nach vorn und nahm den Fuß vom Gas. Vom Hof kommend näherte sich ein Auto mit hoher Geschwindigkeit. Die Straße war ein Weg. Schmal. Das Auto näherte sich rasch. Viel zu schnell für den Weg. Marie bremste. Sie bremste stärker. Ein weißer Kastenwagen. Sie würden zusammenstoßen. Das rechte Vorderrad blockierte auf dem sandigen Untergrund. EMO zog nach rechts, der Graben bedrohlich nahe. Marie löste die Bremse. Unmittelbar vor ihr der Kastenwagen. Jetzt war er auf gleicher Höhe. Ein Schlag. Es fühlte sich an, als führe er durch Marie hindurch. Dann ein kratzendes, ein schabendes Geräusch. Blech an Blech. Cheek to cheek, dachte Marie, lachte kurz auf. Das EMO kam zum Stillstand. Marie schaute in den Rückspiegel. Das Kennzeichen des Kastenwagens begann mit »RD«. Dann verschwand das Auto hinter den Büschen des Knicks. Die Albatrosse sangen »Finster war die Nacht«.

»Geht s noch?«, brüllte Marie. »Von wegen finster. Es ist hell, wie es heller nicht sein könnte, du Vollidiot.«

Sie öffnete die Tür, stieg aus, bedeckte die Augen mit der linken Hand. Die Sonne stand noch nicht sehr hoch. Außer einer Staubfahne war nichts mehr vom Unfallverursacher zu sehen. Marie trat einen Schritt zurück. An der linken Fahrzeugseite zog sich ein tiefer Kratzer mit weißen ausgefransten Rändern bis kurz vor das Heck. Marie tippte auf den Türgriff als Verursacher. Am Kotflügel des alten VW-Busses eine Beule mit schwarzen Streifen. Wohl vom Seitenspiegel.

»Wie blöd muss man sein? Nein, wie dreist muss man sein? Ich bin so sauer. Boah, bin ich wütend.« Marie trat nach einem Stein und spürte sofort, dass sich im linken unteren Rücken irgendwas eingeklemmt hatte. Sie entspannte die Rückenmuskulatur, kreiste mit dem Becken und hatte den Eindruck, dass es gerade noch mal gut gegangen war. Heute Abend hatte sie Training, und das Knie funktionierte seit Monaten ziemlich gut. Sie stieg wieder ein und zog ihr gutes altes Nokia 6310i aus der Jeansjacke. Sie rief das Polizeirevier in Kappeln an, schilderte den Vorgang, beschrieb das Fahrzeug.

»Ein weißer Kastenwagen mit Rendsburger Kennzeichen, den haben wir schnell«, feixte der Kollege.

»Ich bin überhaupt nicht zu Späßen aufgelegt«, erwiderte Marie. »Die Karre hat frische Unfallspuren auf der Fahrerseite, und der Außenspiegel dürfte auch ziemlich mitgenommen aussehen. Ich tippe auf einen Opel Combo.« Sie beendete das Telefonat und dachte an den Papierkram, der jetzt auf sie zukam.

»Wie kann man nur so dreist sein? Aber das fragte ich mich ja schon.« Jetzt führte sie wieder Selbstgespräche.

Sie schaltete den CD-Player aus, der auch ohne Zündung lief, und fuhr die letzten Meter zum Hof. Auf dem Parkplatz nur ein weiteres Auto, mit Münchener Kennzeichen. Sah nach einem Mietwagen aus. Wenig los, so früh war es doch gar nicht. Beim Aussteigen fiel Marie dann siedend heiß ein, dass Malte vor zwei Wochen etwas von einem freien Wochenende rund ums alljährliche »Aalutsetten« erzählt hatte. Nicht, dass das ausgerechnet heute war.

Sie parkte vor der mächtigen Giebelseite der Scheune. Wenn sie den Kopf in den Nacken legte, konnte sie den Schriftzug »Biohof Rönneby« lesen, der im Frühjahr einen neuen Look erhalten hatte. Malte hatte Schulkinder eingeladen und zwei Hubwagen bereitgestellt. Jede Schülergruppe durfte einen Buchstaben gestalten, wie es ihr gefiel. Das »M« hatten Grundschüler der Gorch-Fock-Schule aus dem Buchstabenlostopf gezogen, und an zwei Vormittagen waren schneebedeckte Berggipfel mit Kühen auf den Almen entstanden. Marie hatte den Beitrag im Fernsehen gesehen. Andreas hatte die Nase gerümpft: »Ein abgefuckter Werbefuzzi ist das.« Marie hatte den Kindern den Spaß angesehen und abgewinkt.

Als sie um die Ecke der Scheune bog, in der heute die Käserei, der Hofladen und das Hofcafé untergebracht waren, verstärkte sich ihr Gefühl, dass der Laden tatsächlich geschlossen war. Die Sonnenschirme an den Picknickbänken waren noch nicht aufgespannt, die Tür stand nicht offen wie sonst. Hinter der Scheibe klebte ein handgeschriebener Zettel: »Weil wir heute Jungaale in die Schlei setzen, bleiben Hofcafé und Hofladen geschlossen. Wir sehen uns morgen. Malte und Team«.

Marie zog die Stirn kraus. Aber gut, führe sie in den Naturmarkt in Schleswig. Umsonst war die Fahrt hierher zum Glück nicht gewesen, denn sie hatte den Staubsauger dabei, dem ihr Schwiegervater hoffentlich wieder Leben einhauchen würde. »Sind bestimmt nur die Kohlen«, hatte Uwe am Telefon gesagt. Marie machte auf dem Absatz kehrt. Im Zuge der Linksdrehung geriet der Misthaufen in ihr Blickfeld, und ihr schwante, dass der Staubsauger würde warten müssen.

Sie fixierte den Misthaufen, um ihren ersten Eindruck zu überprüfen. Eine Art Tagtraum hatte sie heute ja schon in Lindaunis gehabt. Aber auch nachdem sie die Augen geschlossen und wieder geöffnet hatte, änderte sich nicht, was sie als geradezu ikonisches Bild empfand. Sie verstand, dass sie nicht vergessen würde, was sie gerade sah.

Im Misthaufen steckte eine Mistgabel, deren Stiel einen langen Schatten auf den Hof warf. Die Anordnung wirkte beinahe wie eine Installation und war einer Sonnenuhr nicht unähnlich. Ein Symbol für die vergehende Zeit? Die Lebenszeit? In der Achse lag in bester Symmetrie der Körper eines Mannes. Die Arme gestreckt, leicht vom Rumpf abgewinkelt, die Beine ebenfalls gestreckt, die Schuhspitzen gen Himmel gerichtet. Marie spürte, dass der Mann tot war. Aber sie konnte sich täuschen.

Sie löste sich aus der Starre und ging schnell hinüber zum Misthaufen, näherte sich...
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Arnd Rüskamp ist am südlichen Rand des Ruhrgebietes am Baldeneysee geboren. Er hat Publizistik studiert, war Reporter und Moderator, Soldat und Biker, Autor und Verleger. Heute verdient er sein Geld noch immer in den Medien, hat aber erkannt, dass sein berufliches Glück zwischen zwei Buchdeckeln liegt. Er lebt im Ruhrgebiet und in seiner Wahlheimat zwischen Schlei und Ostsee.