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Britt-Marie war hier

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.12.2022
Alles ist durchgeplant, alles muss funktionieren: Britt-Maries Leben folgte schon immer einer klaren Ordnung. Es anderen recht zu machen war ihr Lebenssinn, und doch steht sie plötzlich ganz allein da. Der Zufall verschlägt sie nach Borg, einen völlig abgehängten Ort mitten im Nichts, in dem außer dem Dorfladen und dem Widerstandsgeist einiger Jugendlicher gar nichts mehr zu funktionieren scheint. Nach kurzem Zögern tut Britt-Marie, was sie tun muss: Sie räumt auf - nicht ohne nebenbei auch ein bisschen heilsames Borg-Chaos ins eigene Leben zu lassen ...

Fredrik Backman ist mit über 20 Millionen verkauften Büchern einer der erfolgreichsten Schriftsteller Schwedens. Sein erster Roman »Ein Mann namens Ove« wurde zu einem internationalen Phänomen; die Verfilmung mit Rolf Lassgård war für zwei Oscars nominiert, es gibt zudem ein Remake mit Tom Hanks. Auch Fredrik Backmans folgende Romane eroberten die obersten Ränge der Bestsellerlisten in Deutschland, Schweden, den USA und vielen anderen Ländern. Sein Werk wurde bisher in 46 Sprachen übersetzt und zu großen Teilen verfilmt. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Solna bei Stockholm.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAlles ist durchgeplant, alles muss funktionieren: Britt-Maries Leben folgte schon immer einer klaren Ordnung. Es anderen recht zu machen war ihr Lebenssinn, und doch steht sie plötzlich ganz allein da. Der Zufall verschlägt sie nach Borg, einen völlig abgehängten Ort mitten im Nichts, in dem außer dem Dorfladen und dem Widerstandsgeist einiger Jugendlicher gar nichts mehr zu funktionieren scheint. Nach kurzem Zögern tut Britt-Marie, was sie tun muss: Sie räumt auf - nicht ohne nebenbei auch ein bisschen heilsames Borg-Chaos ins eigene Leben zu lassen ...

Fredrik Backman ist mit über 20 Millionen verkauften Büchern einer der erfolgreichsten Schriftsteller Schwedens. Sein erster Roman »Ein Mann namens Ove« wurde zu einem internationalen Phänomen; die Verfilmung mit Rolf Lassgård war für zwei Oscars nominiert, es gibt zudem ein Remake mit Tom Hanks. Auch Fredrik Backmans folgende Romane eroberten die obersten Ränge der Bestsellerlisten in Deutschland, Schweden, den USA und vielen anderen Ländern. Sein Werk wurde bisher in 46 Sprachen übersetzt und zu großen Teilen verfilmt. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Solna bei Stockholm.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641299453
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.12.2022
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4744 Kbytes
Artikel-Nr.9723068
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1 

Messer. Gabeln. Löffel.

Genau in dieser Reihenfolge.

Britt-Marie gehört sicher nicht zu denen, die andere verurteilen, bestimmt nicht, doch welcher zivilisierte Mensch käme auf die Idee, das Besteck in der Küchenschublade in einer anderen Reihenfolge zu sortieren? Britt-Marie verurteilt niemanden, bestimmt nicht, aber wir sind doch schließlich keine Tiere!

Es ist ein Montag im Januar. Britt-Marie sitzt vor einem kleinen Schreibtisch in einem kleinen Büro im Arbeitsamt. Das hat natürlich nichts mit Besteck zu tun, doch es ist ein Zeichen dafür, dass alles schiefgelaufen ist. Das Besteck soll einfach ganz normal in der Schublade liegen, denn das Leben soll auch einfach nur normal sein. Normale Leben sind vorzeigbar, da putzt man die Küche, man hat seinen Balkon und kümmert sich um die Kinder. Und das macht viel mehr Arbeit, als man denkt. Also, der Balkon.

In normalen Leben sitzt man wirklich nicht im Arbeitsamt.

Die junge Frau, die hier arbeitet, trägt eine Kurzhaarfrisur wie ein Mann. Nicht dass dagegen etwas einzuwenden wäre, selbstverständlich nicht. Britt-Marie hat keine Vorurteile. Vermutlich ist das gerade modern, ja sicherlich. Die junge Frau zeigt auf ein Formular und lächelt, als habe sie es eilig.

»Tragen Sie hier bitte Ihren Namen, Ihre Personalausweisnummer und Ihren Wohnort ein!«

Britt-Marie muss registriert werden. Als wäre sie kriminell. Als wäre sie gekommen, um der Jobvermittlung die Arbeit zu stehlen.

»Milch und Zucker?«, fragt die junge Frau im nächsten Moment und reicht ihr einen Kaffee in einem Plastikbecher.

Britt-Marie verurteilt niemanden, das tut sie wirklich nicht, aber wer macht denn so etwas? Kaffee in Plastikbechern! Befinden wir uns im Krieg? Britt-Marie würde die junge Frau gern fragen, doch da sie von Kent immer ermahnt wird, sich etwas »sozialer« zu verhalten, lächelt sie stattdessen diplomatisch und wartet darauf, einen Untersetzer angeboten zu bekommen.

Kent ist Britt-Maries Mann. Er ist Unternehmer. Unglaublich, wirklich unglaublich erfolgreich. Macht Geschäfte mit Deutschland und ist sehr, sehr sozialkompetent. Die junge Frau hält ihr zwei Einwegverpackungen mit Milch hin, solche, die man nicht im Kühlschrank aufbewahren muss. Dann schiebt sie ihr einen Plastikbecher voller Plastiklöffel herüber. Britt-Marie könnte nicht entsetzter dreinschauen, wenn sie ihr eine Giftschlange hingelegt hätte.

»Weder Milch noch Zucker?«, fragt die junge Frau verständnislos.

Britt-Marie schüttelt den Kopf und streicht mit ihrer Hand über den Schreibtisch, als sei er voller unsichtbarer Krümel. Überall liegen Unterlagen, kreuz und quer. Zum Aufräumen hat die junge Frau natürlich keine Zeit, sie ist wahrscheinlich zu sehr mit ihrer Karriere beschäftigt, denkt Britt-Marie.

»Okay, tragen Sie hier einfach Ihre Anschrift ein!«, lächelt die junge Frau und zeigt auf das Formular.

Britt-Marie heftet ihren Blick auf ihren Schoß und streicht unsichtbare Krümel von ihrem Rock. Sie sehnt sich nach Hause zu ihrem Besteckkasten. Nach ihrem ganz normalen Leben. Sie sehnt sich nach Kent, denn Kent füllt bei ihnen immer die Formulare aus.

Als die junge Frau so aussieht, als wolle sie gleich wieder den Mund öffnen, kommt Britt-Marie ihr deshalb zuvor:

»Darf ich Sie bitten, mir etwas zu reichen, worauf ich die Kaffeetasse abstellen kann?«

Das sagt sie mit diesem bestimmten Tonfall, den Britt-Marie immer dann benutzt, wenn sie all ihre innere Güte aufbringen muss, um so ein Ding »Tasse« zu nennen, obwohl es sich um einen Plastikbecher handelt.

»Was?«, entfährt es der jungen Frau auf der anderen Seite des Schreibtisches, als könne man Tassen einfach überall abstellen.

Britt-Marie lächelt so sozial wie möglich.

»Sie haben vergessen, mir einen Untersetzer zu geben. Wissen Sie, ich will doch auf Ihrem Tisch keinen Abdruck hinterlassen.«

Die junge Frau auf der anderen Seite des Schreibtisches sieht nicht so aus, als würde sie begreifen, was für einen Untersetzer spräche. Oder für Porzellan. Oder, stellt Britt-Marie anhand der Frisur der jungen Dame fest, für Spiegel.

»Ach was, das macht nichts, stellen Sie ihn einfach ab«, sagt die junge Frau unbekümmert und zeigt auf eine freie Stelle auf ihrem Schreibtisch.

Als ob das Leben so einfach wäre. Als ob es egal wäre, ob man einen Untersetzer benutzt oder ob man seinen Besteckkasten richtig sortiert. Die junge Frau klopft mit ihrem Stift auf das Formular, auf die Zeile, wo »Wohnort« steht. Britt-Marie atmet äußerst geduldig aus, wirklich, ein Seufzen ist das nicht.

»Man stellt doch wohl keine heißen Kaffeetassen direkt auf den Tisch? Das hinterlässt Abdrücke, wissen Sie.«

Die junge Frau betrachtet die Schreibtischoberfläche, die so aussieht, als hätten Kleinkinder versucht, Kartoffeln davon zu essen. Mit Heugabeln. Im Dunkeln.

»Ach was, das ist völlig egal, der Tisch ist sowieso schon so abgenutzt und zerkratzt!«, antwortet sie lächelnd.

Britt-Marie schreit innerlich.

»Sie haben sicher nicht in Erwägung gezogen, dass es daran liegen könnte, dass Sie keine Untersetzer benutzen«, stellt sie fest.

Das sagt sie selbstverständlich sehr fürsorglich. Kein bisschen »passiv-aggressiv«, wie sie es von Kents Kindern einmal gehört hat, als die dachten, sie bekomme es nicht mit. Britt-Marie ist wirklich nicht passiv-aggressiv. Sie ist fürsorglich. Als sie von Kents Kindern hörte, sie sei passiv-aggressiv, war sie in den Wochen danach besonders fürsorglich.

Die junge Frau vom Arbeitsamt sieht etwas angestrengt aus. Sie massiert ihre Augenbrauen.

»Ja ... also, Sie heißen Britt Wieslander, nicht wahr?«

»Britt-Marie. Nur meine Schwester nennt mich Britt«, korrigiert Britt-Marie sie.

»Wenn Sie jetzt einfach ... das Formular ausfüllen würden. Bitte«, drängt die junge Frau sie.

Britt-Marie schielt auf das Formular, das von ihr verlangt preiszugeben, wo sie wohnt und wer sie ist. Heutzutage verlangt man eine übertriebene Menge Papierkram, damit man ein Mensch sein darf, davon ist Britt-Marie überzeugt. Eine unsinnige Menge an Verwaltung, damit die Gesellschaft einen mitspielen lässt.

Am Ende trägt sie widerwillig ihren Namen, ihre Personalausweisnummer und die Telefonnummer ihres Handys ein. Die Zeile für den Wohnort lässt sie leer.

»Was haben Sie für eine Ausbildung, Frau Wieslander?«, fragt die junge Frau sie ab.

Britt-Marie hält ihre Handtasche ganz fest.

»Darf ich Sie darüber aufklären, dass meine Bildung hervorragend ist«, informiert sie sie.

»Aber haben Sie keine richtige Ausbildung?«, fragt die junge Frau nach.

Britt-Marie atmet stoßartig durch die Nase aus. Ein Schnauben ist das selbstverständlich nicht. So etwas tut Britt-Marie nicht.

»Darf ich Sie darüber aufklären, dass ich Unmengen von Kreuzworträtseln löse. Das kann man gewiss nicht ohne Bildung«, klärt Britt-Marie sie auf, weil sie sich angegriffen fühlt.

Britt-Marie nimmt einen ganz kleinen Schluck Kaffee. Er schmeckt nicht im Entferntesten wie Kents Kaffee. Kent kocht richtig guten Kaffee, das sagt jeder. Britt-Marie kümmert sich um die Untersetzer und Kent um den Kaffee. Genau so haben sie ihr Leben arrangiert.

»Oh«, sagt die junge Frau, lächelt aufmunternd und versucht es stattdessen andersherum:

»Und welche Berufserfahrung haben Sie?«

»Zuletzt war ich als Kellnerin angestellt. Ich habe ein außergewöhnlich gutes Zeugnis erhalten«, informiert Britt-Marie sie.

Die junge Frau sieht einen Moment lang ganz hoffnungsvoll aus. Doch das ist schnell vorbei.

»Und wann war das?«, fragt sie.

»1978«, antwortet Britt-Marie.

»Oh«, sagt die junge Frau und versucht, ihre spontane Reaktion hinter einem Lächeln zu verbergen, was ihr nicht besonders gut gelingt. Dann probiert sie es wieder:

»Seitdem haben Sie nicht gearbeitet?«

»Seitdem habe ich jeden Tag gearbeitet, ich habe meinem Mann geholfen, er hat eine Firma«, antwortet Britt-Marie beleidigt.

Die junge Frau schaut wieder hoffnungsvoller drein. Eigentlich könnte man meinen, sie müsste es jetzt besser wissen.

»Und was waren Ihre Aufgaben in seinem Unternehmen?«

»Ich habe mich um die Kinder gekümmert und dafür gesorgt, dass unser Zuhause vorzeigbar ist«, antwortet Britt-Marie.

Die junge Frau lächelt, um ihre Enttäuschung zu überspielen, so wie Menschen das tun, die den Unterschied zwischen »Wohnung« und »Zuhause« nicht kennen. Der Unterschied liegt nämlich in der Tatsache, dass man sich darum kümmert. Dass man dafür sorgt, dass es Untersetzer gibt und richtige Kaffeetassen und Betten, die am Morgen so ordentlich gemacht werden, dass Kent bei seinen Bekannten immer Witze darüber reißt und erzählt, dass man sich, wenn man auf dem Weg ins Schlafzimmer stolpert, »eher einen Beinbruch holt, wenn man auf dem Bettüberwurf landet statt auf dem Boden«. Britt-Marie hasst es, wenn er das sagt. Zivilisierte Menschen heben doch wohl sowieso die Füße, wenn sie das Schlafzimmer betreten. Ist das zu viel verlangt? Dass man sich wie ein Mensch benimmt?

Wenn Britt-Marie und Kent verreisen, lässt Britt-Marie zwanzig Minuten lang Backpulver auf der Matratze einwirken, bevor sie die Betten macht. Das Natron im Backpulver nimmt Schmutz und Feuchtigkeit auf und macht die Matratze wieder frisch. Natron ist für fast alles gut, das ist zumindest Britt-Maries Erfahrung. Kent jammert immer, dass sie spät dran seien, aber dann...

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Autor

Fredrik Backman ist mit über 20 Millionen verkauften Büchern einer der erfolgreichsten Schriftsteller Schwedens. Sein erster Roman »Ein Mann namens Ove« wurde zu einem internationalen Phänomen; die Verfilmung mit Rolf Lassgård war für zwei Oscars nominiert, es gibt zudem ein Remake mit Tom Hanks. Auch Fredrik Backmans folgende Romane eroberten die obersten Ränge der Bestsellerlisten in Deutschland, Schweden, den USA und vielen anderen Ländern. Sein Werk wurde bisher in 46 Sprachen übersetzt und zu großen Teilen verfilmt. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Solna bei Stockholm.