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Gewissenlose Wege

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Bookspot Verlagerschienen am01.08.20221. Auflage
Der leitende Münchner Oberarzt Bülent Atasoy wird vermisst: Als Anwältin Olga Swatschuk und ihre Partnerin Sonja von einem befreundeten Privatdetektiv bei dessen verdeckten Ermittlungen zu Rate gezogen werden, tun sich plötzlich Abgründe auf. Der ambitionierte Erfolgsmensch und liebevolle Familienvater ist in dubiose Geschäftsmodelle rund um illegale Organtransplantationen verwickelt. Gehört der Spitzenmediziner gar einem weltweit operierenden Netzwerk an? Als eine versprochene Spenderniere verschwindet, wird die Suche nach dem verschollenen Arzt zu einem Wettlauf gegen die Zeit. »Mal ein ganz unblutiger Krimi ohne Mord und Totschlag [...] Der Autor beweist hier, dass man auch ohne Gewalt und die üblichen Verfolgungsjagden eine beträchtliche Spannungskurve aufbauen kann.« - ekz.bibliotheksservice über Olgas ersten Fall »Bodenloser Fall«

In München im Jahr 1958 geboren, ist Georg Brun mit einigen Abstechern stets ein »Münchner Kindl« geblieben. Auf mehrere Jahre im Bayerischen Landeskriminalamt und das Jura-Studium folgte eine langjährige Tätigkeit im Wissenschaftsministerium. Als Georg Brun im Jahr 1988 mit »Das Vermächtnis der Juliane Hall« sein erstes Buch veröffentlichte und dafür den Bayerischen Förderpreis für Literatur erhielt, begann sein erfüllendes Doppelleben als Jurist und Schriftsteller. »Gewissenlose Wege« ist die Fortsetzung seiner München-Krimi-Reihe rund um die Anwältin Olga Swatschuk.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,80
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextDer leitende Münchner Oberarzt Bülent Atasoy wird vermisst: Als Anwältin Olga Swatschuk und ihre Partnerin Sonja von einem befreundeten Privatdetektiv bei dessen verdeckten Ermittlungen zu Rate gezogen werden, tun sich plötzlich Abgründe auf. Der ambitionierte Erfolgsmensch und liebevolle Familienvater ist in dubiose Geschäftsmodelle rund um illegale Organtransplantationen verwickelt. Gehört der Spitzenmediziner gar einem weltweit operierenden Netzwerk an? Als eine versprochene Spenderniere verschwindet, wird die Suche nach dem verschollenen Arzt zu einem Wettlauf gegen die Zeit. »Mal ein ganz unblutiger Krimi ohne Mord und Totschlag [...] Der Autor beweist hier, dass man auch ohne Gewalt und die üblichen Verfolgungsjagden eine beträchtliche Spannungskurve aufbauen kann.« - ekz.bibliotheksservice über Olgas ersten Fall »Bodenloser Fall«

In München im Jahr 1958 geboren, ist Georg Brun mit einigen Abstechern stets ein »Münchner Kindl« geblieben. Auf mehrere Jahre im Bayerischen Landeskriminalamt und das Jura-Studium folgte eine langjährige Tätigkeit im Wissenschaftsministerium. Als Georg Brun im Jahr 1988 mit »Das Vermächtnis der Juliane Hall« sein erstes Buch veröffentlichte und dafür den Bayerischen Förderpreis für Literatur erhielt, begann sein erfüllendes Doppelleben als Jurist und Schriftsteller. »Gewissenlose Wege« ist die Fortsetzung seiner München-Krimi-Reihe rund um die Anwältin Olga Swatschuk.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783956691799
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.08.2022
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3095 Kbytes
Artikel-Nr.9743040
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2



Er tastete sich einen dunklen Korridor entlang, hinter sich ein schabendes Geräusch. Er drehte sich um, konnte jedoch im Düstern nichts erkennen. Wo war er? Er fühlte sich orientierungslos und zunehmend hilflos. Obwohl er immer schneller ging, kam das Geräusch näher. Geradeaus, nur geradeaus verlief der Weg, die Dunkelheit wurde beinahe schwarz. Nun musste er die Arme nach vorn strecken. Es war stockfinster und er sah nichts mehr. Das Geräusch kam näher, wurde lauter, klang wie das Kratzen von Metall auf Steinboden, eher schleifend als klackernd. Unheimlich. Besorgniserregend. Ihm brach der Schweiß aus, er lief los, hinein in ein Nachtschwarz, wie er es nicht kannte. Arme voraus, rennen, atmen, kurzatmig werden. Angst. Laut nun das Geräusch, unmittelbar hinter ihm. Ein kalter Lufthauch â¦

Schreiend wachte Alex Sorger auf. Wie immer, wenn er diesen Traum erleiden musste. Dabei träumte er diese Szene seit vielen Jahren so regelmäßig, dass er sich nach dem Aufwachen mittlerweile fragte, warum ihn diese surreale Situation so ängstigte. Sein Leben als Privatermittler hielt kaum Aufregendes bereit. Weder war er in den letzten zehn Jahren in eine tätliche Auseinandersetzung verwickelt gewesen noch in eine Verfolgungsjagd. Seine Waffe war neuerdings eine Canon EOS RP mit bestechender Bildqualität, leicht und kompakt, und der blitzschnelle Autofokus half ungemein bei den Schnappschüssen auf die abenteuerlustigen Männer, denen er im Auftrag der betrogenen Ehefrauen auflauerte. Mal sehen, dachte Alex und schälte sich aus dem zerwühlten Bett, ob es sich bei Bülent Atasoy um einen Durchschnittskunden handelt oder ob sein spurloses Verschwinden einen ernsteren Hintergrund aufweist.

Während er duschte, erinnerte er sich an den Besuch der verängstigten Ehefrau, die ein idealisiertes Bild ihres Gatten gezeichnet hatte, sowie daran, dass seine erste, oberflächliche Recherche an Atasoys Arbeitsplatz zu keiner Erkenntnis geführt hatte. Wobei er bisher lediglich einen kleinen Rundgang durch die Chirurgische Klinik hatte unternehmen können, ehe er sich mit Olga und Sonja hatte treffen müssen. Beim Gedanken an Olga, die junge Anwältin, die ihn vor drei Jahren in einem Verfahren wegen Hausfriedensbruchs herausgehauen hatte und mit der er seitdem befreundet war, lächelte er. Sie hatte ihn gestern Abend damit überrumpelt, ihm Sonja als ihre Freundin vorzustellen. Aber irgendwie war er kaum überrascht: Er hatte schon seit längerem das Gefühl gehabt, dass sie nicht übermäßig an Männern interessiert war. Zumindest nicht, seit ihr Lebensgefährte und Kletterpartner Marco, den er leider nie persönlich kennengelernt hatte, auf tragische Weise verunglückt war.

Sonja schien ein außergewöhnlicher Mensch zu sein, in den man sich durchaus verlieben, den man aber auf jeden Fall sympathisch finden konnte. So war es gestern nicht bei einem Kirschweizen in Olgas Lieblingsgrillbar in der Maxvorstadt geblieben. Als sie sich kurz vor Mitternacht verabschiedet hatten, hatte Alex den Überblick über die genossenen Alkoholika verloren, aber interessante Einsichten gewonnen. Einerseits waren sie sich einig geworden, das Ergebnis ihrer aktuellen Recherchen über Horbacher und Schusternagel nicht tatenlos im Raum stehen zu lassen, sondern der Gerechtigkeit auf die Sprünge zu helfen. Andererseits waren sie zu einer zukunftsweisenden Übereinkunft für eine nachhaltige Zusammenarbeit gelangt: Sowohl Sonja als auch Olga wollten ihn im Fall des vermissten Bülent Atasoy unterstützen.

Beschwingt stieg er aus der Dusche, zog sich an und machte sich auf den Weg in sein Büro in der Innenstadt. Noch war wenig Verkehr und das Fahrradfahren durch die frische Luft machte Spaß. Das Gewitter hatte die dringend notwendige Abkühlung gebracht, heute würde seit Langem der erste Tag mit Höchsttemperaturen unter 30 Grad sein. Gut für den Theaterbesuch, freute sich Alex, der aufgeregt war, weil er mit seiner neuen Flamme Dorothee das erste Mal zu einer Aufführung gehen würde. Sie kannte die Inszenierung schon und hatte sich als profunde Theaterliebhaberin geoutet. Alex hingegen ging nur gelegentlich ins Kino oder Theater und fürchtete ein wenig, sich bei der scharfsinnigen Staatsanwältin, in die er sich Hals über Kopf verliebt hatte, als Kulturbanause zu blamieren. Doch als er sein Büro betrat und die Fenster öffnete, um die klare Luft hereinzulassen, schob er den anstehenden Theaterbesuch beiseite. Erst musste er in Sachen Atasoy ein paar Hausaufgaben erledigen.



Je mehr Alex zu Bülent Atasoy aus dem Internet herauszog, umso größer wurde sein Respekt vor dem Arzt, der in einer der Münchner Universitätskliniken als leitender Oberarzt arbeitete und, wenn er das Organigramm richtig interpretierte, unmittelbar unterhalb des Chefarztes der Vorgesetzte von rund 50 Ärzten war. Als außerplanmäßiger Professor führte er neben seiner chirurgischen Tätigkeit umfangreiche Forschungsarbeiten durch und veröffentlichte hochkarätige Studien, leitete eine vielköpfige Forschergruppe, war mehrfacher Doktorvater und international nachgefragter Referent auf diversen Kongressen, darunter einige Großereignisse der Pharmaindustrie. Seine Profile auf LinkedIn, Xing und Facebook zeigten einen strahlenden Mann mit dynamischer Karriere und einer Breite an Zusatzqualifikationen, die ihresgleichen suchte. Das alles mit gerade einmal 45 Jahren, dazu war er Vater dreier Söhne und Gatte einer attraktiven Frau.

Auf Facebook konnte sich davon jeder selbst ein Bild machen, denn mit offensichtlicher Freude hielt er auf seinem Profilfoto seine Frau im Arm und präsentierte die drei Söhne mit einem Stolz, wie er nur einem glücklichen Familienvater eigen ist.

Der steht auf der Sonnenseite des Lebens, dachte Alex Sorger und wunderte sich lediglich, dass auf dem Bewertungsportal keine einzige Bewertung zur ärztlichen Leistung des Chirurgen zu finden war, obwohl dort etliche Details registriert waren und seine Seite oft aufgesucht wurde. Kann man einen Chirurgen nicht bewerten?, fragte sich Alex Sorger, googelte noch ein wenig und stellte fest, dass Klinikärzte grundsätzlich keine individuellen Bewertungen bekamen. Dann dürfte Atasoy in der Tat ein Erfolgsmensch sein, folgerte Alex, denn nicht nur Atasoys Werdegang - vom Studenten zum Arzt, dann Doktortitel, Facharzt für Chirurgie, anschließend Facharzt für Viszeralchirurgie (nachschlagen, was das bedeutet, notierte Alex auf einem Schmierzettel), dann Privatdozent und Oberarzt, geschäftsführender Oberarzt, leitender Oberarzt und neuerdings außerplanmäßiger Professor - zeugte von Zielstrebigkeit. Nein, auch sein Motto, »Geht nicht gibt s nicht!«, das er auf Facebook eingestellt hatte, bewies seinen Ehrgeiz. Vermutlich war Atasoy ein durchsetzungsfähiger Chef.

Damit kann man sich Feinde machen, überlegte Alex. Mit Twitter dagegen eher nicht, denn er besaß zwar ein Konto, aber es fanden sich von ihm keinerlei Tweets. Ebenso wenig gab es Hinweise auf Vereins- oder Parteimitgliedschaften. Die virtuellen Fingerabdrücke beschränkten sich auf seinen Beruf und die Familie, und wenn man annahm, dass der BMW X5, vor dem er sich mit seinen kleinen Söhnen hatte ablichten lassen, sein Eigentum war, konnte man über das allgemeine Wissen hinaus, wie gut Ärzte verdienten, erahnen, dass er über Vermögen verfügte.

Rasch listete Sorger anhand des Publikationsverzeichnisses einige Forschungsthemen auf, die sich mit Krebserkrankung, Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse und Darm befassten, fast alles auf Englisch und so fachspezifisch, dass Alex es rasch aufgab, im Wörterbuch nachzuschlagen. Eher aus Neugier, und weil ihm noch fünf Minuten blieben, googelte er den Chefarzt der Klinik und fand einige ältere Schlagzeilen mehrerer Münchner Tageszeitungen: »Organspende-Skandal« - »Chirurgie-Direktor gefeuert!«

»Da schau her«, murmelte Alex und druckte die Artikel einen nach dem anderen aus, wobei er in einem Beitrag einen Absatz, den er besonders interessant fand, mit Leuchtstift markierte: Nach hiesigen Informationen geht es inzwischen nicht mehr nur um Manipulationen, durch die einzelne Kranke schneller eine Spenderleber erhielten. Einer Patientin ist darüber hinaus eine Leber transplantiert worden, obwohl dies nach Ansicht von Fachleuten gar nicht nötig gewesen sei. Die Patientin litt unter einer chronischen Hepatitis C. Ihre Leber arbeitete aber noch so gut, dass ihre Werte unbedenklich waren. Dennoch wurde ihre Leber durch das Organ eines 80-jährigen Spenders ersetzt. Nach vier Wochen versagte die Spenderleber. Es folgten zwei weitere Transplantationen, doch die Patientin starb. Aus Klinikkreisen heißt es, alle zuständigen Ärzte hätten sich wegen vermuteter Erfolg-
losigkeit gegen die dritte Transplantation ausgesprochen. Warum sich der Chirurgie-Chef über die Bedenken hinwegsetzte, ist unklar.

Ob Atasoy in diese Angelegenheit verwickelt war? Spannende Frage; später, wenn ihn Sonja besuchen käme, um über einige Internetrecherchen der besonderen Art zu sprechen, würde er diesen Aspekt mit ihr erörtern. Jetzt schloss er die Augen und rekapitulierte die Schilderungen der besorgten Ehefrau. Obwohl ihm sofort der naheliegende, weil in solchen Fällen immer auftauchende Gedanke durch den Kopf geschossen war, dass der Ehemann einen durchaus femininen Grund haben könnte, von der Bildfläche zu verschwinden, stellte Alex die Vorstellung, der türkischstämmige Chirurg vergnüge sich irgendwo mit einer Geliebten, zunächst zurück. Der Doktor war mit Sicherheit ein ehrgeiziger Erfolgs-, aber eben auch ein Familienmensch. Er würde vermutlich mit...

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In München im Jahr 1958 geboren, ist Georg Brun mit einigen Abstechern stets ein »Münchner Kindl« geblieben. Auf mehrere Jahre im Bayerischen Landeskriminalamt und das Jura-Studium folgte eine langjährige Tätigkeit im Wissenschaftsministerium. Als Georg Brun im Jahr 1988 mit »Das Vermächtnis der Juliane Hall« sein erstes Buch veröffentlichte und dafür den Bayerischen Förderpreis für Literatur erhielt, begann sein erfüllendes Doppelleben als Jurist und Schriftsteller. »Gewissenlose Wege« ist die Fortsetzung seiner München-Krimi-Reihe rund um die Anwältin Olga Swatschuk.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt