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Sumerer und Akkader

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
130 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am15.09.20224. Auflage
Gebhard J. Selz bietet eine kompakte Einführung in die Geschichte der Sumerer und Akkader. Er beschreibt die Vorgeschichte, die Entstehung der frühen Hochkulturen im 3. Jahrtausend v. Chr. und skizziert den Verlauf ihrer Ereignisgeschichte. Die Grundzüge der Entwicklung ihrer Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Religion werden ebenso behandelt wie der Untergang beider Völker im Ansturm der Amurriter und Elamer.

Gebhard J. Selz lehrt als Professor für Altorientalistik an der Universität Wien. Die Geschichte Mesopotamiens im 3. Jahrtausend v. Chr. bildet einen Schwerpunkt seiner Forschung.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR7,49
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,49

Produkt

KlappentextGebhard J. Selz bietet eine kompakte Einführung in die Geschichte der Sumerer und Akkader. Er beschreibt die Vorgeschichte, die Entstehung der frühen Hochkulturen im 3. Jahrtausend v. Chr. und skizziert den Verlauf ihrer Ereignisgeschichte. Die Grundzüge der Entwicklung ihrer Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Religion werden ebenso behandelt wie der Untergang beider Völker im Ansturm der Amurriter und Elamer.

Gebhard J. Selz lehrt als Professor für Altorientalistik an der Universität Wien. Die Geschichte Mesopotamiens im 3. Jahrtausend v. Chr. bildet einen Schwerpunkt seiner Forschung.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406784286
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum15.09.2022
Auflage4. Auflage
Reihen-Nr.2374
Seiten130 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1217 Kbytes
Illustrationenmit 18 Abbildungen und 2 Karten
Artikel-Nr.9744093
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2. Grundlagen


2.1. Ort und Zeit


Geografisch liegt der Gegenstand dieses Buches in jener Region Mesopotamiens, die gemeinhin nach der altberühmten Stadt Babylon «Babylonien» genannt wird. Da Babylon und Babylonien erst im 2. Jahrtausend v. Chr. - vor allem durch König Hammurapi - ihre nachmalige Berühmtheit erlangten, verwenden wir, da unser Interesse den vorausgehenden Epochen der altorientalischen Geschichte gilt, für dieses Gebiet besser die aus der Keilschrift stammende Bezeichnung der «Länder von Sumer und Akkad». Es handelt sich um jenen Teil der irakischen Schwemmlandebene - etwa von der heutigen Hauptstadt Bagdad bis zum Golf -, der nordöstlich von den Gebirgszügen des Zagros und südwestlich von den trockenen Weiten der Arabischen Halbinsel begrenzt wird. Die Golfküste ist dabei durch Marschen geprägt und dürfte sich seit dem Altertum durch fortschreitende Ablagerung von Flusssedimenten weiter nach Südosten vorgeschoben haben. In dem Zeitraum, den wir im Folgenden betrachten, ist auch das Gebiet am Fluss DijÄla, der südlich Bagdads in den Tigris mündet, von einiger Bedeutung. Das Gebiet von «Sumer und Akkad» umfasst somit nur einen Teil des «Gebietes zwischen den Flüssen» Euphrat und Tigris, d. i. Mesopotamiens, das sich bis in die südöstliche Türkei und in den Nordosten des heutigen Syrien erstreckt. Insgesamt ist die geografische Lage Mesopotamiens sehr viel weniger isoliert als etwa die Ägyptens, ein Faktum, das die Geschichte über Jahrtausende bestimmte. Erst in den letzten Jahrzehnten trat durch intensivierte Ausgrabungen die kulturelle Bedeutung des syrisch-irakischen Obermesopotamien und anderer Nachbarregionen deutlicher zutage.

Von großer Bedeutung für die räumliche Gliederung Mesopotamiens sind die klimatischen Schwankungen unterworfenen Niederschlagsmengen: In Gebieten, die dauerhaft unter 200 Millimeter jährlicher Niederschlagsmenge liegen, ist der Anbau von Kulturpflanzen nur in der Nähe von natürlichen Wasserläufen oder durch künstliche Bewässerung möglich. Für die Landwirtschaft in der südmesopotamischen, potenziell fruchtbaren Schwemmlandebene zeigt sich eine Reihe von weiteren Problemen. Diese haben, etwa im Vergleich zum Alten Ägypten, verstärkte Anforderungen an die Bewässerungstechnologie gestellt. So traf die Frühjahrshochflut der Flüsse für den jahreszeitlichen Anbau-Zyklus zu spät ein und stellte in vielen Fällen sogar eine Bedrohung der Ernte dar. Zudem resultierte aus kontinuierlicher Bewässerung oft eine Versalzung der Anbauflächen, die man schon früh durch Auswaschen des Salzes mit Flusswasser einzudämmen suchte. Vor diesem Hintergrund wird eine der ältesten erhaltenen Fluchformeln verständlich, in der dem potenziellen Übeltäter angedroht wird, der Gott «Enlil möge in seinen Ackerfurchen Salz sprießen lassen». Die Versalzungsgefahr, ebenso wie die Gefahr der Übernutzung, zwang zu einer Brachenwirtschaft, bei der auf bestimmten Flächen der Anbau für eine gewisse Zeit zur Regeneration des Bodens eingestellt wurde.

Der Fruchtbarkeit des Schwemmlandes entspricht auf der anderen Seite ein fast völliger Mangel an Bodenschätzen. «Schilf und Lehm» sind jene allgegenwärtigen Naturmaterialien, die die Lebenswelt in Südmesopotamien dominierten und die vielfältig genutzt wurden. Pechquellen - etwa bei dem heutigen HÄ«t unweit von Bagdad - lieferten den als Binde- und Dichtungsmittel verwendeten Asphalt. Steine und Metalle mussten hingegen fast ausnahmslos nach Südmesopotamien importiert werden. Dies galt in erheblichem Maße auch für Bauholz, insbesondere für die unter anderem als Dachtraversen benötigten Zedern; für deren Import kam zunächst dem Zagros, später den syrischen Gebirgszügen des Amanus und des Libanon eine große Bedeutung zu, wie die Inschriften zahlreicher Herrscher und die erzählende Literatur vielfach belegen.

Doch pflegten «Sumer und Akkad» nicht nur traditionell Wirtschafts- und Kulturbeziehungen in die Golfregion, sondern auch in die heutige südwestliche iranische Provinz Huzestan und darüber hinaus. Neuere Forschungen erweisen zunehmend den Stellenwert des Austauschs zwischen Südmesopotamien und jenem als «Susiana» bekannten Gebiet um die alte Hauptstadt Susa im heutigen Iran. Für den Warenverkehr benutzte man sowohl den Wasserweg über die südmesopotamischen Marschen und den Karun-Fluss als auch den Landweg durch die Gebirgstäler des Zagros. In unseren Quellen erscheint, allerdings ohne deutlich bestimmbare territoriale Begrenzung, jenes südwestiranische Gebiet unter der Bezeichnung «Elam».

2.2. Lebenswelt und Umwelt. Der historische Hintergrund


Jahrtausende lang war der Vordere Orient - Bindeglied zwischen Asien, Afrika und Europa - eine kulturell äußerst dynamische Region. Neben dieser Eigenschaft als Kontaktzone hat man auch in der Vielfalt der Landschaftsstruktur und der damit einhergehenden Vielfalt von Natur und Lebensbedingungen mit ihren unterschiedlichen ökologischen Nischen einen Anstoß für kulturelle Entwicklungsprozesse vermutet. Hier setzten um 15.000 v. Chr. jene Veränderungen des Ansiedlungsverhaltens und der Nahrungsmittelgewinnung - beides sicherlich zusammenhängend - ein, die den Anfang jenes Prozesses darstellen, den wir als «neolithische Revolution» bezeichnen. Die Domestikation von Pflanzen und Tieren und der Übergang von saisonal genutzten Wohnstätten zu dauerhaften Siedlungen führten etwa um 8000 v. Chr. zu dauerhafter Sesshaftigkeit der Bevölkerung. Mit den neuen Methoden der Nahrungsgewinnung einher geht die serielle Erzeugung von Werkzeugen aus (Feuer-)Stein. All dies setzte Planung voraus, die sich wohl am deutlichsten im Aufkommen der Vorratswirtschaft zeigt, die alle Sesshaftigkeit zu begleiten scheint. Großsiedlungen für mehrere 1000 Personen sind in dieser Epoche im palästinensisch-jordanischen Raum mehrfach nachgewiesen; allerdings sollte man sie nicht als «Stadt» bezeichnen. Weder Befestigung, Türme oder Mauern, noch die Größe einer Siedlung allein ist für eine solche Bestimmung ausreichend. Entscheidend ist vielmehr eine organisatorische Gliederung der Gesellschaft, für die wir im konkreten Fall aber keine Anzeichen haben. Die entstehende Vorratswirtschaft scheint eng verbunden mit einer fortschreitenden Spezialisierung - zunächst möglicherweise im Familienverband. Die Voraussetzung dafür ist eine gewisse Sicherheit in der Nahrungsmittelproduktion und vor allem die Erwirtschaftung von Überschüssen, denn nur dadurch wird der Abzug von Arbeitskraft aus den im engeren Sinne produktiven Bereichen möglich. Die Vermutung, dass sich eine solche Spezialisierung zunehmend in einer sozialen Differenzierung auswirkt, liegt auf der Hand, bleibt aber im Einzelnen archäologisch schwer nachweisbar. Gleiches gilt für die Herausbildung von Formen institutionalisierter Macht.

Eines der eindrucksvollsten Ausgrabungsgebiete der nun einsetzenden keramischen Jungsteinzeit ist das großflächig aufgedeckte Çatal Hüyük in Zentralanatolien. In den terrassenförmig angelegten Häusern gruppieren sich die Räume um einen Zentralraum, der oft mit figürlichem und halbplastischem Wandschmuck ausgestattet ist und üblicherweise als Kultplatz gedeutet wird. An dessen Wänden befanden sich Lehmplattformen, unter denen die Knochen von Toten beigesetzt waren. Die aufgefundenen Stempelsiegel sind die ältesten ihrer Art. Die Verwendung von Siegeln markiert «differenzierte Verantwortlichkeit» in wirtschaftlichen Prozessen, lässt aber nicht unbedingt auf Eigentum im modernen Sinn schließen. Der wirtschaftliche Kontext der Siegelverwendung wird bestätigt durch im entsprechenden Kontext gefundene, kleinere geometrische Gegenstände aus Ton. Dabei handelt es sich um «Zählmarken» oder «Zählsteine». Zu deuten ist der Befund als Anzeichen für eine Lagerhaltung und kontrollierte Bewegung von Gütern, und er liefert somit einen Hinweis auf eine bereits recht komplexe Wirtschaftsstruktur in dieser Zeit.

Die anschließende sogenannte Kupfersteinzeit, die von ca. 6000-5000 v. Chr. dauerte, trägt ihren Namen aufgrund der Tatsache, dass erstmals neben Steinmaterial auch Metalle als Rohstoff Verwendung finden. Nun werden auch die großen Ebenen Südmesopotamiens, Syriens und Huzestans in das «mesopotamische» Siedlungsgebiet einbezogen. Anhand von Keramik und anderen Überresten - Siegel, Amulette, Figurinen und Hausformen - lassen sich regionale Kulturen bestimmen wie etwa die «Samarra-Hassuna-Kultur», die von dem syrisch-irakischen Euphrat-Gebiet über Mossul bis in die iranischen Zagrosketten reicht, oder die «Halaf-Kultur», die sich über ganz Syrien, weiter über Ostanatolien bis an den Tigris...
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