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Geschichte Preußens

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
130 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am15.09.20223. Auflage
Dieser Band bietet einen Gesamtüberblick der Entwicklung Preußens von den mittelalterlich-territorialen Wurzeln über die Phase der Aufklärung und des Nationalismus bis zu den letzten Krisen und der Auflösung Preußens im 20. Jahrhundert. Die Autorin zeigt Preußens Aufstieg zur Macht in Mitteleuropa, sie schildert aber auch ein 'anderes' Preußen, die Formen nicht-staatlicher Modernisierung und politischer Partizipation sowie die Entwicklung einer eigenen Kultur.

Monika Wienfort lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Wuppertal.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDieser Band bietet einen Gesamtüberblick der Entwicklung Preußens von den mittelalterlich-territorialen Wurzeln über die Phase der Aufklärung und des Nationalismus bis zu den letzten Krisen und der Auflösung Preußens im 20. Jahrhundert. Die Autorin zeigt Preußens Aufstieg zur Macht in Mitteleuropa, sie schildert aber auch ein 'anderes' Preußen, die Formen nicht-staatlicher Modernisierung und politischer Partizipation sowie die Entwicklung einer eigenen Kultur.

Monika Wienfort lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Wuppertal.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406786112
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum15.09.2022
Auflage3. Auflage
Reihen-Nr.2456
Seiten130 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse688 Kbytes
Illustrationenmit 2 Karten
Artikel-Nr.9744095
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Einleitung

Preußen. Von der Wortgeschichte zum Staats- und Kulturbegriff


Die preußische Geschichte beginnt nicht in Preußen, sondern in Brandenburg. Der Name Preußen leitet sich ab von einem baltischen Volksstamm, den Pruzzen, die im Mittelalter das an der Ostsee gelegene Gebiet des späteren Herzogtums Preußen besiedelt haben. Wenig ist über die Pruzzen bekannt. Einige ostpreußische Adelsfamilien leiteten im 18. und 19. Jahrhundert ihre Herkunft mit Stolz auch von solchen frühen Bewohnern her. Für die Entstehung des Staates Preußen allerdings war dieses entlegene Gebiet zunächst nicht maßgeblich. Hier richtet sich der Blick zunächst auf das Kurfürstentum Brandenburg, das seit der Herrschaftsübernahme durch die süddeutsche Dynastie der Hohenzollern im 15. Jahrhundert den Kern eines wachsenden Territoriums im Heiligen Römischen Reich bildete. Durch eine weitsichtige Heiratspolitik vergrößerten nicht bloß die Habsburger in Österreich, sondern auch die Hohenzollern ihren Herrschaftsbereich. Im Jahr 1701 setzte sich Kurfürst Friedrich III. selbst die preußische Königskrone auf. Seitdem stand der Name Preußen für den gesamten brandenburgischen Herrschaftsbereich.

Bis in das 18. Jahrhundert wuchs ein Staatswesen, das vielfältige regionale Kulturen mit einem in der Monarchie verkörperten Zentrum überwölbte. Die Monarchie, die im «aufgeklärten Absolutismus» gegen die Mitspracherechte des Adels und der Städte vorging, Beamte, die den neuen, rationalen Verwaltungsprinzipien verpflichtet waren, und ein effizientes Militär prägten Preußen bis ins 19. Jahrhundert. Auch nach der Reichseinigung 1870/71 und der Gründung des Deutschen Kaiserreichs, in dem Preußen eine hegemoniale Position zufiel, lebte der Staat weiter. Als Endpunkt der preußischen Staatsgeschichte gilt der Kontrollratsbeschluss der Alliierten aus dem Jahr 1947, der Preußen endgültig auflöste.

Von der mittelalterlichen Staatsgründung bis ins 19. Jahrhundert entwickelte sich Preußen zu einem einheitlichen Staatsgebilde und zu einer europäischen Großmacht. Dieser Aufstieg verbindet sich bis heute vor allem mit den Herrscherpersönlichkeiten der preußischen Kurfürsten und Könige, besonders mit Friedrich dem Großen. Wann der stetige Aufstieg in den Niedergang preußischer Größe mündete, ist umstritten. Zeitgenossen wie Historiker sahen den Wendepunkt im Jahr 1806, als die Schlacht von Jena und Auerstedt gegen Napoleon verloren ging. Napoleon ließ ein Rumpfpreußen bestehen, das in den Befreiungskriegen nur durch die Mobilisierung nationaler Energien gemeinsam mit den Verbündeten Russland, Österreich und Großbritannien die französische Übermacht abschütteln konnte. Andere Beobachter schätzten die Reichsgründung 1870/71 als gewichtiger ein. Aber auch hier blieben die Meinungen kontrovers. Ging Preußen nun im Deutschen Reich auf, war damit der Endpunkt der preußischen Geschichte erreicht? Aber auch die Gegenmeinung, nach der Deutschland von nun an die preußische Hegemonie ertragen musste, hatte dabei ihre Berechtigung. Preußen und das Deutsche Kaiserreich wuchsen jedenfalls zusammen und überlagerten einander. Unbestritten ist aber immerhin, dass Preußen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, sei es als Schreck- und Feindbild, sei es als bewundertes Ideal, in der politischen Kultur Deutschlands Bestand gehabt hat.

Die Bedeutung Preußens veränderte sich in der Wahrnehmung nach und nach: Preußen als Staatsbegriff trat in den Hintergrund, Preußen als Kulturbegriff wurde immer wichtiger. Bis ins 19. Jahrhundert überwog ganz eindeutig die Wahrnehmung als Staat. Man beobachtete die Innenpolitik der Könige, denen es um einen Ausbau der eigenen Macht nach innen wie nach außen ging. Monarchie und Bürokratie konnten vielfach Erfolge verzeichnen in ihrem Bemühen, die verschiedenen, geographisch breit gestreuten Territorien mit ihren besonderen Herrschaftstraditionen zusammenzufügen. Dem Ausbau der Macht nach innen entsprach seit dem Dreißigjährigen Krieg der Aufstieg im Konzert der europäischen Mächte. Ein für den noch kleinen Staat zahlreiches und gut ausgebildetes Heer wurde von Friedrich dem Großen eingesetzt, um mit dem Besitz Schlesiens den Anspruch auf eine europäische Machtstellung zu untermauern. Die Wahrnehmung Preußens als Militär- und Beamtenstaat wurde seit dem 19. Jahrhundert von der Vorstellung Preußens als Ort einer Verfassungskultur ergänzt, die sich durch Toleranz und Rechtsstaatlichkeit besonders auszeichnete. Manche Kulturbegriffe wie die der «preußischen Tugenden» entfalteten aber auch eine ambivalente Wirkung. Im 19. Jahrhundert assoziierten Tugenden wie Fleiß, Pflichtbewusstsein, Bescheidenheit und Tapferkeit ein positives Preußenbild. Aber es war auch kritisch von «Kadavergehorsam» und widerspruchslosem Untertanengeist die Rede. Lange nach dem Ende des Staates entwickelte sich in der wiedervereinigten Bundesrepublik eine zunehmend ästhetisch bestimmte Vorstellung von Preußen. Die Erhaltung des «preußischen Arkadien», vor allem der Schlösser und Gärten in Berlin-Brandenburg, sowie die Debatten um den Wiederaufbau des Potsdamer und des Berliner Stadtschlosses prägen unsere Gegenwart. Als Kultur, als Architektur, als ästhetisches Programm ist Preußen heute damit lebendiger denn je.

Dieser moderne Begriff der preußischen Kultur lässt sich auch in einer Betrachtung der Geschichte Preußens anwenden. Preußen wird in dieser knappen Darstellung als ein dynamischer, sich stetig verändernder politischer, sozialer und kultureller Raum verstanden. In der deutschen Geschichte und ihrer Wahrnehmung spielt das Verhältnis von Staat und Gesellschaft eine zentrale Rolle. Für Preußen ist man dabei lange Zeit von einem «Primat des Staates» ausgegangen und hat preußische Geschichte als Staatsgeschichte «von oben», aus der Perspektive von Monarchie, Beamten und Militär gedeutet. Heute lässt sich diese einseitige Interpretation nicht mehr aufrechterhalten. In diesem Buch soll die Wechselbeziehung beider Sphären deutlich werden: Der häufig dominierenden Perspektive eines mächtigen Einheitsstaates wird die Ebene der Landschaften, der Regionen und Provinzen gegenübergestellt. Brandenburg bildete den geographischen wie politischen Kern, aber zumindest zeitweise haben das an die Niederlande grenzende Kleve oder die in den Teilungen Polens im 18. Jahrhundert gewonnenen Gebiete auf Politik und Kultur des Gesamtstaates großen Einfluss genommen. Gleiches Augenmerk wird auf die Einwohner der «preußischen Staaten» gerichtet. Brandenburger, Pommern und Schlesier, Westfalen und Rheinländer wurden früher oder später auch zu Preußen. Im 18. Jahrhundert hofften hugenottische und jüdische Einwanderer auf die religiöse Toleranz, die zum Bestandteil der Staatsräson erhoben wurde. Die polnischen Einwohner konnten bis in das späte 19. Jahrhundert mit einer Behandlung als preußische Untertanen rechnen und trotzdem ihre katholische Konfession und polnische Sprache beibehalten. Erst im Kaiserreich konkretisierte sich eine Politik der Germanisierung, die preußische Staatsbürger polnischer Nationalität zu Deutschen erziehen oder sie überhaupt durch Deutsche ersetzen wollte.

Die Vielfalt der Landschaften und Städte erzeugte unterschiedliche Bilder von Preußen. Berlin präsentierte sich in der Frühen Neuzeit als eine höchstens mittelgroße Residenzstadt. Ein Vergleich mit den europäischen Zentren London und Paris verbot sich daher von selbst. Um 1900 gehörte Berlin zu den am schnellsten wachsenden Städten der Welt. Die Dynamik der Großstadt wurde legendär, bis die «goldenen zwanziger Jahre» Berlin zur Metropole machten, die Europäer wie Amerikaner anzog. Während Köln und Breslau zu regionalen Zentren und Industriestädten wuchsen, blieben andere Städte eher von der Vergangenheit geprägt. Bis heute sehen wir Potsdam als Stadt des Barock und Neuruppin als Juwel des Klassizismus. Auch die ländlichen Gegenden unterschieden sich deutlich voneinander. Der agrarische Osten und der industrialisierte Westen hatten am Ende des 19. Jahrhunderts wenig gemein. Den ausgedehnten Waldgebieten im Nordosten stand die Intensivlandwirtschaft der Magdeburger Börde gegenüber, und der Kleinstellenbesitz im Rheinland ließ die Landschaft anders aussehen als die von großen Guts- und Bauernhöfen bewirtschafteten östlichen Provinzen oder das durch den Landesausbau neu gewonnene Land im Oderbruch.

Nicht nur Landschaft und Städtewachstum, sondern auch Religion und Konfession bestimmten Preußens Entwicklung. Die Einführung der Reformation seit 1525 machte Preußen zum protestantischen Staat. Mit dem Übertritt des Kurfürsten Johann Sigismund zum Kalvinismus 1613 gehörten das Herrscherhaus und die Mehrheit der Bevölkerung unterschiedlichen Konfessionen an. Dieser dem Staat gleichsam...
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