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DIE BÜCHERFREUNDIN

tolino mediaerschienen am01.07.2022
Eine Geschichte über die Macht des erzählten Wortes in krisenhaften Zeiten HERBST 1949 : Alles steht in Deutschland auf Anfang, da führt das Schicksal drei Menschen in einem kleinen Buchladen zusammen: Eine junge Buchhändlerin, kurz vor der Pleite und nahe daran ihrem Leben ein Ende zu setzen. Ein geheimnisvolles, lesebegeistertes Mädchen, welches, wie vom Himmel gefallen in ihrem Laden auftaucht und alles verändert. Einen äußerst besorgten Mann, der verzweifelt nach seiner kleinen Nichte sucht, die ihm in den Nachkriegswirren davongelaufen ist. Die drei haben zwar den Krieg und bittere Verluste überlebt und vor ihnen liegt der Beginn eines neuen Lebens, aber sie haben noch längst nicht wieder Frieden und Heimat für ihre Herzen gefunden. Und so ahnt keiner von Ihnen, dass ausgerechnet ein kleiner Buchladen in der Provinz zum Ort einer schicksalhaften Begegnung für sie werden wird. Es ist schließlich die Macht des erzählten Wortes, die Verständnis schafft, Misstrauen in Zuneigung wandelt, Fremde zu Freunden werden lässt und der Liebe eine Chance gibt.

Bianka Minte-König ist eine deutsche Autorin, die in verschiedenen Literaturgattungen und bekannten Verlagen sehr erfolgreich publizierte. Sie ist die Tochter eines Buchhändlers und aus der frühen Liebe zu Büchern wurde eine Profession. Ihre Romane sind immer befeuert von der Neugier auf Menschen und ihre Geschichten. Die Bücherfreundin ist ein biografisch inspirierter Roman über Bücher, persönliche Tapferkeit, Freundschaft und Liebe in krisenhaften Zeiten.
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KlappentextEine Geschichte über die Macht des erzählten Wortes in krisenhaften Zeiten HERBST 1949 : Alles steht in Deutschland auf Anfang, da führt das Schicksal drei Menschen in einem kleinen Buchladen zusammen: Eine junge Buchhändlerin, kurz vor der Pleite und nahe daran ihrem Leben ein Ende zu setzen. Ein geheimnisvolles, lesebegeistertes Mädchen, welches, wie vom Himmel gefallen in ihrem Laden auftaucht und alles verändert. Einen äußerst besorgten Mann, der verzweifelt nach seiner kleinen Nichte sucht, die ihm in den Nachkriegswirren davongelaufen ist. Die drei haben zwar den Krieg und bittere Verluste überlebt und vor ihnen liegt der Beginn eines neuen Lebens, aber sie haben noch längst nicht wieder Frieden und Heimat für ihre Herzen gefunden. Und so ahnt keiner von Ihnen, dass ausgerechnet ein kleiner Buchladen in der Provinz zum Ort einer schicksalhaften Begegnung für sie werden wird. Es ist schließlich die Macht des erzählten Wortes, die Verständnis schafft, Misstrauen in Zuneigung wandelt, Fremde zu Freunden werden lässt und der Liebe eine Chance gibt.

Bianka Minte-König ist eine deutsche Autorin, die in verschiedenen Literaturgattungen und bekannten Verlagen sehr erfolgreich publizierte. Sie ist die Tochter eines Buchhändlers und aus der frühen Liebe zu Büchern wurde eine Profession. Ihre Romane sind immer befeuert von der Neugier auf Menschen und ihre Geschichten. Die Bücherfreundin ist ein biografisch inspirierter Roman über Bücher, persönliche Tapferkeit, Freundschaft und Liebe in krisenhaften Zeiten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754671719
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten220 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse258
Artikel-Nr.9765135
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


VOM SUCHEN UND VERSTEHEN

Vielleicht brauchen wir Bücher, um das Leben zu verstehen.

1

Es war bereits dämmerig und nun begann es auch noch zu regnen. Die Tropfen wurden von einem böig auffrischenden Wind wieder so heftig gegen die Scheiben getrieben, dass es prasselte. Kunden würden sich bei diesem Sauwetter gewiss nicht mehr hierher verirren. Ich beschloss gerade den Laden zu schließen als mit ziemlichem Schwung die Eingangstür aufgestoßen wurde. Die Glocke ertönte irritierend heftig.

Ein Mann mit tief in die Stirn gezogenem Hut trat ein und schüttelte die Regentropfen von seinem langen, hellen Tuchmantel. Irgendetwas an Gestik und Verhalten kam mir bekannt vor.

Ich stand an meinem winzigen Verkaufstresen und schob soeben die dekorative antiquarische Ladenkasse zu, die ich darauf platziert hatte. Als zarten Hinweise für die Besucher, dass man bei mir nicht nur entspannt in Büchern stöbern, sondern sie auch käuflich erwerben konnte.

Leider verfehlte auch das seine Wirkung.

Der Mann zog sich nun den Hut vom Kopf, deutete eine leichte Verbeugung an und trat näher. Nun wusste ich auch, wer er war und seine ersten Worte gingen sofort wieder zur Sache und warfen mich fast von dem wackeligen Hocker, auf den ich vor Überraschung über den unerwarteten Besuch gesunken war.

Sie wissen, ich suche ein Mädchen , sagte er nach einer knappen Begrüßung und mir entwich ein erschrockener Atemstoß.

Ich habe nun gehört, bei Ihnen verkehre hin und wieder ein Kind, das ihm ähnlichsieht. Also dachte ich, ich frage noch einmal genauer nach. Kastanienbraune Haare mit einem leichten Stich ins Rote, recht zierlich, mit grünen Augen und vermutlich wenig passend zur Witterung gekleidet.

Es gab keine Zweifel, er beschrieb meine kleine Bücherfreundin und zwar mit dem intimen Wissen eines Menschen, der sie persönlich kannte. Dann war es nun also soweit, unsere verschworene Gemeinschaft war aufgeflogen. Irgendetwas Feindliches griff nach meinem Herzen und brachte es aus dem Takt.

Ein Schwindel und das Wackeln des Hockers unter mir vereinten sich zu einem Schwanken, welches mir das Gefühl gab in einer Nussschale von einem Boot inmitten riesiger Wogen auf einem endlosen Ozean zu treiben. Ohne jede Orientierung und mit einem Magen, der sich am liebsten sofort über die Kante entleert hätte.

Was will er von mir und was will er von ihr? Schoss es mir dabei durch den Kopf. Und wieder fragte ich mich, wer er überhaupt war, dass er so eine Frage stellen konnte? An mich stellen konnte?

Die Turbulenzen wurden heftiger, erreichten nun auch meinen Kopf. Die Gedanken darin begannen zu kreiseln ... wie das Boot, steuerlos im tosenden Ozean.

Ist Ihnen nicht gut , hörte ich eine dunkle Stimme durch das Meeresbrausen an mein Ohr dringen. Vielleicht klang sie durch dieses Nebengeräusch anders als bei seinem ersten Besuch. Auf jeden Fall wirkte sie deutlich angenehmer.

Hallo, Fräulein? Bleiben Sie bei mir! Kann ich etwas für Sie tun?

Der Fremde musste mit wenigen großen Schritten um den Tresen herumgegangen sein, denn als ich gerade jeglichen Halt verlor und mich nur noch verzweifelt an dessen Rand klammerte, stand er bereits neben mir. Er bot mir seinen Körper als Stütze, während er mich von hinten mit seinen Armen umfing und davor bewahrte, buchstäblich vom Hocker zu kippen.

Sie sind sehr blass , stellte er fest, wollen Sie sich nicht lieber auf das Sofa legen. Mir scheint Ihre Konstitution ist nicht die Beste.

Ich nickte apathisch und ließ mich von ihm zum Sofa tragen.

Ja, tatsächlich, er hob mich einfach von dem wackeligen Hocker, trug mich auf seinen Armen zum Sofa und ließ mich darauf niedergleiten. Danach drehte er die Lampe an, in deren Licht das Mädchen, nach dem er gefragt hatte, schon seit Wochen meine Bücher in sich hineinfraß.

Mir war es unangenehm, dass er mich in ihrem Schein genau betrachtete. Es war als taste er mich mit seinen Blicken geradezu ab. Nein, nicht voyeuristisch, eher wie ein Arzt eine Patientin mit unklaren Symptomen.

Wann haben Sie zuletzt etwas gegessen? , fragte er und wieder fand ich seine Stimme, nun, sagen wir ... bemerkenswert.

Eine interessante Frage, dachte ich, als hätte sie mit mir nicht das Geringste zu tun.

Hatte sie im Prinzip auch nicht, denn wann und was ich aß spielte für mich eine sehr untergeordnete Rolle.

Nur Tee und Kekse waren wichtig, die musste ich immer für meine kleine Freundin bereithalten.

Seit der Währungsreform gab es nun zwar wieder vieles zu kaufen, aber das konnte ich meistens leider nicht bezahlen. Also hieß es sparen und weiterhin Tee aus den getrockneten Blättern der Pfefferminze oder von Kamillenblüten aufgießen, die ich im Sommer gesammelt hatte.

Jegliche übrige Nahrungszufuhr richtete sich eher nach dem Augenblick. Hunger verspürte ich selten, Appetit fast nie und wenn ich morgens eine ordentliche Schüssel Haferflockenbrei gegessen hatte, reichte das meistens bis zum Abend, wo ich dann ein Leberwurstbrot ohne Butter zu mir nahm und ein paar Möhren dazu knabberte.

Ich hatte gelernt mit wenig auszukommen und die Kekse für meine Bücherfresserin waren mir wichtiger.

So traf mich die Frage nach meiner letzten Nahrungsaufnahme völlig überraschend, aber weil der attraktive Fremde dabei weiterhin wie ein Arzt wirkte, dem man gefälligst zu antworten hatte, stammelte ich:

Heute Morgen ... ich ... frühstücke immer sehr ... reichlich.

Der Blick aus seinen braunen Augen barg Zweifel, die mich irritierten, die Augen und die Zweifel genaugenommen in gleicher Weise.

Trinken Sie genug? Gibt es hier fließendes Wasser?

Er sah sich nach einem Waschbecken um.

Matt hob ich den Arm, der tatsächlich wie Blei an mir zu hängen schien, und deutete nach hinten zu meinem Schreibtisch. Da war ein kleines Emaillebecken mit Wasseranschluss und daneben befanden sich auch meine Teekanne, zwei Trinkbecher und der Tauchsieder auf einem kleinen Regal.

Ich hörte den Fremden Wasser in einen der Becher laufen lassen, dann setzte er sich neben mich auf das Sofa und reichte ihn mir mit einem aufmunternden Lächeln.

Ich war verwirrt. Wann hatte sich zuletzt ein Mann so aufmerksam um mich gekümmert? Leicht geistesabwesend schlürfte ich das Wasser ziemlich gierig runter und fühlte es wie einen Schwall neuer Lebensenergie durch mich hindurchschwappen. Ich trank gerne Wasser, das ich als einen Segen empfand, ein großartiges Geschenk der Natur.

Im nahen Wald unterhalb der Burg Lietzen gab es eine Quelle, die Annenquelle. Sie sprudelte unter hohen Kastanien und galt als wundertätig. Man hatte deswegen eine Kapelle daneben errichtet und die Menschen der Umgebung wallfahrteten jedes Jahr im August dorthin. In einer aufwändigen Prozession, vorweg die Monstranz aus der katholischen Kirche, dann der katholische Pfarrer in einem prachtvollen liturgischen Gewand. Viel Mummenschanz für eine Ungläubige wie mich, aber dennoch eindrucksvolles Brauchtum. Kinder streuten Blumen auf den Weg und Messdiener schwangen an Ketten Messinggefäße, aus denen die Sinne betäubender Weihrauch quoll.

Besser? , drang erneut diese angenehme Männerstimme in meine abschweifenden Überlegungen.

Ich nickte.

Wo waren Sie gerade mit ihren Gedanken? Wenn ich mir die Frage erlauben darf.

Durfte er eigentlich nicht, aber immerhin hatte er nun wieder zu anständigen Umgangsformen zurückgefunden. War er so in Sorge um das Mädchen, dass er jedes Mal derart unhöflich in meinen Laden platzte? Ich spürte ganz plötzlich wieder ein feindliches Gefühl.

Seine Hilfsbereitschaft, sein ritterliches Benehmen, durften mich nicht darüber hinwegtäuschen, dass er gekommen war, um unliebsame Nachforschungen anzustellen, die eine Gefahr für die Gemeinschaft mit meiner kleinen, bezaubernden Bücherfreundin bedeuten konnten.

Und noch einmal drängte sich mir die Frage auf, wer er eigentlich war, dass er sich das Recht herausnahm, nach ihr bei mir zu forschen.

Ich beschloss mich bedeckt zu halten und nun meinerseits erst einmal ein paar Informationen aus ihm herauszulocken.

Mir ging es nun deutlich besser und so setzte ich mich auf und schwang die Beine vom Sofa. Das hätte ich besser gelassen, denn sofort erfasse mich ein erneuter Schwindel und ich sank benommen zurück, während der Fremde sogleich hilfreich meine Beine wieder auf das Sofa schob.

Ich fühlte das kühle zerknautschte Leder an den nackten Waden, als mein halblanges Kleid dabei hochrutschte.

Das war mir nun noch zusätzlich unangenehm.

Es ist ziemlich kalt bei Ihnen , sagte er und schaute sich suchend um. Haben Sie irgendwo eine Decke.

Ich deutete mit matter Handbewegung zum Schreibtisch, da lag die Decke, von meiner kleinen Freundin sauber zusammengelegt, auf dem Schreibtischstuhl.

Er holte sie, faltete sie auseinander und breitete sie dann über meine Beine und den Unterkörper aus.

Allein schon diese fürsorgliche Geste tat unendlich wohl.

Ich fühlte wie ich unter seiner warmen Zuwendung weich wurde, aber das ging nicht. Ich musste auf der Hut sein. Ich hatte kein Recht meine kleine Bücherfreundin, an wen auch immer, zu verraten. Mein Laden war ihr geheimer Ort und das sollte er auch bleiben, denn er war auch mein geheimer Ort. Unser geheimer Ort. Und so wie sie ihn brauchte, benötigte auch ich ihn.

Hier war unsere Insel, hier ankerten wir im tosenden Meer des Lebens um uns herum. Hier war ein Ort der Wesentlichkeit, der Gedanken und Gefühle, hier war es warm für unsere Körper und für unsere Herzen. Hier wurden unsere Träume...

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