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Die Toten von Cork

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
208 Seiten
Deutsch
Grafit Verlagerschienen am25.08.2022
Grünes Idyll und schreckliche Verbrechen. Kriminalkommissar Markus Felchlin macht samt Familie und Freunden Urlaub in Skibbereen im Süden Irlands. Doch dort sind sie offensichtlich nicht willkommen: Jemand versucht, sie mit Drohungen und Hassbotschaften aus ihrem Ferienhaus zu vertreiben. Dann taucht ein verwahrlost wirkendes Mädchen bei ihnen auf, das niemand zu vermissen scheint. Felchlin findet heraus, dass das Kind mit seiner Mutter im Konvent Children of the Blessed Heart lebt. Die Vorkommnisse, die er dort heimlich beobachtet, versetzen seinen Ermittlerinstinkt in Alarmbereitschaft. Doch die Abgründe, die sich dann vor ihm auftun, übertreffen seine schlimmsten Erwartungen . . .

Gerlinde Michel wurde 1947 in Bern geboren. Nach abgeschlossenem Anglistikstudium an den Universitäten Bern und Hull (Großbritannien) arbeitete sie als Englischlehrerin, Leiterin einer internationalen Jugendaustauschorganisation und als Redakteurin einer Fachzeitschrift. Seit 2006 ist Gerlinde Michel freie Autorin. Sie hat eine erwachsene Tochter und lebt in Spiez. www.gerlindemichel.ch
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextGrünes Idyll und schreckliche Verbrechen. Kriminalkommissar Markus Felchlin macht samt Familie und Freunden Urlaub in Skibbereen im Süden Irlands. Doch dort sind sie offensichtlich nicht willkommen: Jemand versucht, sie mit Drohungen und Hassbotschaften aus ihrem Ferienhaus zu vertreiben. Dann taucht ein verwahrlost wirkendes Mädchen bei ihnen auf, das niemand zu vermissen scheint. Felchlin findet heraus, dass das Kind mit seiner Mutter im Konvent Children of the Blessed Heart lebt. Die Vorkommnisse, die er dort heimlich beobachtet, versetzen seinen Ermittlerinstinkt in Alarmbereitschaft. Doch die Abgründe, die sich dann vor ihm auftun, übertreffen seine schlimmsten Erwartungen . . .

Gerlinde Michel wurde 1947 in Bern geboren. Nach abgeschlossenem Anglistikstudium an den Universitäten Bern und Hull (Großbritannien) arbeitete sie als Englischlehrerin, Leiterin einer internationalen Jugendaustauschorganisation und als Redakteurin einer Fachzeitschrift. Seit 2006 ist Gerlinde Michel freie Autorin. Sie hat eine erwachsene Tochter und lebt in Spiez. www.gerlindemichel.ch
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987080029
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum25.08.2022
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4256 Kbytes
Artikel-Nr.9809105
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3

Der Autoverkehr ist dicht und schnell, fast niemand hält sich an die Höchstgeschwindigkeit. Mehrmals werden sie waghalsig überholt, obwohl Felchlin meint, so langsam fahre er nun auch wieder nicht, trotz ungewohntem Linksverkehr. Als er beim Flughafen auf der linken Straßenseite losfuhr, kreischte Chloë wie ein Justin-Bieber-Fan. Später gewöhnten sich die Kinder an das Kribbeln im Bauch, wenn sie in verkehrter Richtung durch einen Kreisel fuhren oder in die falsche Straßenseite einbogen.

Unterwegs stoppt Felchlin den Ford Transit in einer Parkbucht, weil Severin pinkeln muss. Ein gleichmäßig grauer Himmel hängt über der Insel, es ist windstill und für einen Sommertag eher kühl. Die Kinder nutzen die Gelegenheit, auf dem Parkplatz herumzutollen und den Hund eines Ehepaars zu tätscheln, der ebenfalls Gassi geht. Chloë beugt sich über den Zaun, ein paar Schafe drängeln blökend herbei und wollen gestreichelt sein. Das Geschrei des Mädchens schreckt die anderen auf. Aufgeregt zeigt Chloë unter einen Busch und hält sich die Nase zu. Wenige Meter entfernt liegt ein totes Schaf im Gras, die Läufe steif von sich gestreckt, das Fell fahl und schmutzig, anstelle der Augen starren leere Höhlen. Dem grausigen Anblick und Aasgeruch zum Trotz sind die Kinder kaum wegzubringen.

»Bestimmt war das Tier alt und krank und darf jetzt im Schafhimmel grasen«, versucht Carla die jüngeren zu beruhigen. Erst nach einer Weile können sie weiterfahren.

Bei der Abzweigung in Richtung Skibbereen verlässt Felchlin die N 71 und fährt zum Einkaufen ins Zentrum der Kleinstadt. Der Parkplatz des Ladenzentrums ist belebt, Frauen mit Kleinkindern und Ehepaare in Windjacken schieben Einkaufswagen zu ihren Autos, offene Kofferräume schlucken gefüllte Papiersäcke. Beim Eingang wartet eine Gruppe dunkelhäutiger Männer. Severin muss schon wieder aufs Klo. Während Carla mit den großen Kindern den Lebensmitteleinkauf erledigt, nimmt Felchlin Severins Hand. Zusammen suchen sie die Männertoilette und steigen ins Untergeschoss.

In dem gelb gekachelten Raum riecht es nach Urin und Erbrochenem. Der Abfalleimer quillt über von zerknülltem Papier, Plastiksäcken und leeren Bierflaschen. Ohne die Tür hinter sich zu verriegeln, schiebt Felchlin den kleinen Jungen in eine Kabine. Breitbeinig stellt sich Severin vor die verschmutzte Schüssel und interessiert sich danach brennend für die Spülmechanik. Um ihn nach drei erfolgreichen Spülvorgängen abzulenken, schlägt Felchlin vor, sie könnten sich mal die irischen Wasserhähne ansehen und dazu die Hände waschen.

»Nice little laddie«, meint ein rotgesichtiger Ire mit einem Blick auf Severin und nickt Felchlin anerkennend zu. Das irische Englisch brockt rau und für Felchlins Ohren ungewohnt aus dem Mund des Mannes, das Wort »nice« klingt wie »nois«. Felchlin nickt und fischt in einem Behälter vergeblich nach einem Papierhandtuch.

»Was hat der Mann gesagt?«, will Severin wissen.

»Dass du ein kleiner Lausbub bist. Wie kommt er bloß darauf, hm? Und jetzt schauen wir nach, was die anderen eingekauft haben.«

Im Bereich zwischen den Kassen und dem Ausgang riecht es wesentlich angenehmer als im Untergrund. Severin macht sich an den abgestellten Einkaufswagen zu schaffen. Felchlin hat Mühe, den Jungen nicht aus den Augen zu verlieren, bis Carla und die Kinder mit einem Wagen voller Lebensmittel auftauchen. Chloë schnuppert an den Baguettes in ihrem Arm, Lukas trägt eine Angelrute vor sich her wie ein Nummerngirl seine Nummer.

»Von meinem Geld«, kommt er Felchlins Frage zuvor, »schließlich sind wir jetzt am Meer.«

»Billigware, und dann noch im Ausverkauf«, flüstert Carla beim Hinausgehen, »ich habe nicht einmal versucht, es ihm auszureden. Und wie war dein Ausflug mit Severin?«

»Ich bekam das Gefühl, dein Sohn interessiert sich mehr für die sanitären Installationen, als dass er wirklich muss.«

»Gut beobachtet. Fremde Klos sind momentan eine seiner Obsessionen«, grinst Carla und wuschelt Severins Haar.

Soll er Carla erzählen, dass ihn ein Ire für Severins Vater hielt? Nach kurzem Überlegen entscheidet sich Felchlin dagegen. Irgendwie passt es nicht in diesen unfreundlichen Hinterhof voller Autos und fremder Menschen.

Wenige Meilen hinter Skibbereen biegt eine einspurige Straße in Richtung Meer ab. Sie durchqueren einen lichten Wald aus Eichen und Buchen, fahren über eine schmale Brücke und sehen danach zu ihrer Linken eine Wasserfläche. Ein baumloser, mit Heidekraut und Farn überwachsener Hügelzug begrenzt das jenseitige Ufer des Gewässers.

»Das muss unser See sein«, sagt Felchlin, »das heißt, wir sind fast am Ziel!«

Nach einer kurzen Strecke durch den Wald hält er vor einem mannshohen Tor, das auf der linken Straßenseite in die ebenso hohe Mauer eingelassen ist. Genau so steht es in der Beschreibung: wenige Meter nach dem Wald ein hölzernes Tor, dahinter liegt das Anwesen. Dort warte Mrs McCann auf sie. Zu sehen ist niemand.

Felchlin steigt aus, rüttelt an der Klinke. Das Tor ist verschlossen, die festgefügten Torflügel geben keinen Millimeter nach. Er klimmt sich auf die Mauer hoch und sieht einen Kiesplatz, umgeben von Hortensienbüschen und Rasen, dahinter ein zweigeschossiges Wohnhaus und angrenzend mehrere kleinere Gebäude, alle weiß getüncht und mit rotbraunen Ziegeln gedeckt. Unterhalb der Häuser fällt eine Wiese in Richtung des Sees ab, gesäumt von einer Allee aus hohen Laubbäumen. Ein leichter Wind bewegt die Baumkronen, außer dem Rauschen des Windes ist nichts zu hören. Das Anwesen ist menschenleer. Weit und breit ist kein anderes Gehöft zu sehen.

Felchlin springt von der Mauer und besieht sich noch einmal das Tor. Zwischen Mauer und Tor klafft eine schmale Lücke; ein Kind könnte sich zur Not durchzwängen, aber kein Erwachsener. Carla und die Kinder sind ausgestiegen und lugen durch die Lücke.

»Jetzt fehlt nur noch Mrs McCann mit dem Schlüssel«, sagt Felchlin, »eigentlich sollte sie hier sein. Drei Uhr, haben wir verabredet, jetzt ist es halb vier. Sie muss jeden Moment eintreffen.«

Die Kinder haben Hunger, Carla bricht ein Baguette in Stücke und reißt eine Tafel Schokolade auf. Eine Flasche Eistee macht die Runde. Alle stehen neben dem Transit und kauen. Lukas hat die Angelrute aus der Verpackung geschält und testet die Rolle, Chloë schürft sich beim Versuch, auf die Mauer zu klettern, weiße Flecken in die Jeans. Sie probiert, sich durch die Lücke neben dem Tor zu zwängen, aber Felchlin ruft sie zurück. Maulend setzt sie sich an den Straßenrand, ihr sei langweilig.

Um Severin am Ausreißen zu hindern, hebt ihn Carla auf die Mauer und hält seine Beine fest.

»Pferde, Pferde!«, schreit der Kleine und stürzt sich zurück in die Arme seiner Mutter.

Tatsächlich hören sie von jenseits der Mauer leises Schnauben. Chloë schnellt hoch. Wie viele Pferde, will sie wissen. Severin zeigt strahlend vier Finger.

In scharfem Tempo nähert sich ein Auto, verlangsamt brüsk seine Fahrt.

»Endlich«, ruft Lukas.

Alle schauen dem Wagen entgegen. Doch als der dunkelblaue Ford im Schritttempo an ihnen vorüberfährt, sehen sie keine Frau, sondern einen Mann in Lederjacke, der sie unfreundlich durch das offene Fenster anstarrt. Das Auto ist älteren Datums, die Karosserie an einigen Stellen von Rost zerfressen. Der Mann beschleunigt wieder, fährt nach dem Haus den Hügel hoch und verschwindet zwischen den Bäumen.

»Komischer Kerl, was hatte der? Ruf mal diese Missis an, Markus«, schlägt Carla vor. »Wir wollen nicht ewig warten.«

Wenige Minuten später taucht ein roter Kleinwagen von der Hügelseite her auf und parkt hinter dem Ford Transit. Eine dunkelblonde Frau in Windjacke und Hosen kommt auf sie zu. Sie spricht schnell, ein melodiöses Englisch mit irischer Färbung, sie entschuldigt sich wortreich. Ihr Hund sei wegen einer Katze ausgebüxt, mindestens eine halbe Stunde sei vergangen, bis sie ihn wieder einfangen konnte. Ob sie gut gereist seien. Sie sperrt das doppelflügelige Tor auf und bittet Lukas, ihr beim Aufstoßen zu helfen. Felchlin fährt hinein und hält auf dem gekiesten Platz, die Kinder rennen hinterher. Wie ein wild gewordenes Kaninchen saust Severin von einem zum anderen. Chloë klettert auf den Zaun, der das Anwesen von der Pferdewiese trennt, und versucht, die Tiere mit Rufen und Schnalzen näher zu locken.

Mrs McCann stößt die Torflügel zu, sperrt die Eingangstür des Hauses auf und führt sie als Erstes durch alle Zimmer. Seit über achtzig Jahren gehöre das Anwesen den Kavanaghs, einer wohlhabenden Familie aus Cork, die es regelmäßig als Sommerresidenz benutzt habe, erklärt sie. Nach dem Tod des alten Mr Kavanagh sei das Haus während etlicher Jahre unbewohnt geblieben. Dann habe es der jüngste Sohn Tom übernommen und rundum auffrischen lassen. Einige Monate im Jahr wolle er es vermieten und zeitweise selbst hier wohnen. Felchlin und seine Familie seien seit Langem die ersten Bewohner.

Das Wohnzimmer ist mit kissenbestückten Sofas, Lehnstühlen, Beistelltischchen und Ständerlampen mit Stoffschirmen überstellt, Büchervitrinen reihen sich an den Wänden, davor steht ein Globus, der sich von innen erleuchten lässt. Den Kaminsims füllen Familienfotos und Porzellannippes. Drei hohe, von bodenlangen Vorhängen gerahmte Fenster geben den Blick zum See frei. Ein TV-Bildschirm steht in einer Ecke, über den Boden verteilt liegen gemusterte Teppiche, in deren Flor die Füße versinken.

»Das ideale Spielzimmer für Severin«, meint Carla und zieht den Kleinen aus dem Bann des illuminierten Globus in die danebenliegende Küche, geräumig und modern eingerichtet. Der Holztisch wartet auf viele Gäste, ebenso...
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Autor

Gerlinde Michel wurde 1947 in Bern geboren. Nach abgeschlossenem Anglistikstudium an den Universitäten Bern und Hull (Großbritannien) arbeitete sie als Englischlehrerin, Leiterin einer internationalen Jugendaustauschorganisation und als Redakteurin einer Fachzeitschrift. Seit 2006 ist Gerlinde Michel freie Autorin. Sie hat eine erwachsene Tochter und lebt in Spiez.

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