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Am Ende zu viel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Blatt Verlagerschienen am01.09.20221. Auflage
Anton ist alt und weiß nicht, wozu er noch auf der Welt ist. Zofia ist jung und nimmt das Leben, wie es kommt. Thomas ist ausgebrannt und träumt vom Häuschen auf dem Land. Ein langer, heißer Sommer auf dem Dorf. Lähmende Hitze liegt über den Häusern, bis ein junger Familienvater im Wald tot aufgefunden wird. Der Bänker schien aufgerieben von seinem Alltag - das wissen die beiden Alten, die ihre Tage in der Bushaltestelle verbringen, das wissen auch die Damen aus dem Grill, deren Leben aus zwanzig Quadratmetern Frittenschmiede besteht. Anton, Zofia und Thomas entdecken, was sich hinter dem strahlenden Beraterlächeln des Bänkers verbarg, kommen dabei aber an ihre eigenen Grenzen.

Kathrin Heinrichs wurde 1970 im Sauerland geboren, studierte in Köln Germanistik und Anglistik und arbeitet seit 1999 als freie Autorin und Kabarettistin. Bekannt wurde sie mit ihrer Krimireihe um Hauptfigur Vincent Jakobs, bevor sie mit dem alten Anton und seiner temperamentvollen Pflegerin Zofia ihr neues Herzenspersonal schuf. Bislang erschienen in der Reihe die Bände 'Nichts wie es war' und 'Bis auf den Grund'. 2022 gewann Kathrin Heinrichs den Glauser-Preis in der Kategorie 'Bester Kurzkrimi'. Sie hat drei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Menden.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,90

Produkt

KlappentextAnton ist alt und weiß nicht, wozu er noch auf der Welt ist. Zofia ist jung und nimmt das Leben, wie es kommt. Thomas ist ausgebrannt und träumt vom Häuschen auf dem Land. Ein langer, heißer Sommer auf dem Dorf. Lähmende Hitze liegt über den Häusern, bis ein junger Familienvater im Wald tot aufgefunden wird. Der Bänker schien aufgerieben von seinem Alltag - das wissen die beiden Alten, die ihre Tage in der Bushaltestelle verbringen, das wissen auch die Damen aus dem Grill, deren Leben aus zwanzig Quadratmetern Frittenschmiede besteht. Anton, Zofia und Thomas entdecken, was sich hinter dem strahlenden Beraterlächeln des Bänkers verbarg, kommen dabei aber an ihre eigenen Grenzen.

Kathrin Heinrichs wurde 1970 im Sauerland geboren, studierte in Köln Germanistik und Anglistik und arbeitet seit 1999 als freie Autorin und Kabarettistin. Bekannt wurde sie mit ihrer Krimireihe um Hauptfigur Vincent Jakobs, bevor sie mit dem alten Anton und seiner temperamentvollen Pflegerin Zofia ihr neues Herzenspersonal schuf. Bislang erschienen in der Reihe die Bände 'Nichts wie es war' und 'Bis auf den Grund'. 2022 gewann Kathrin Heinrichs den Glauser-Preis in der Kategorie 'Bester Kurzkrimi'. Sie hat drei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Menden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783934327641
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.09.2022
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2359 Kbytes
Artikel-Nr.9839900
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Anton Wieneke wurde bald achtzig Jahre alt und wusste nicht, wozu er noch auf der Welt war. Seit seinem Schlaganfall konnte er kaum laufen, alle Glieder taten ihm weh und manchmal bekam er schlecht Luft. Das Leben war beschwerlich geworden, und oft fragte er sich, wie lange er seiner Umgebung noch zur Last fallen wollte.

Jetzt gerade quälte er sich damit, auf seinem neuen Handy eine Nachricht zu schreiben. Seine Tochter hatte ihm das Ding geschenkt, es hatte besonders große Tasten, damit er mit seinen ungelenken Fingern überhaupt eine Chance hatte, irgendetwas zu treffen. Trotzdem tat Anton sich schwer.

Liebe Sabine! , weiter war er bislang nicht gekommen.

Danke für das Handy, das Du mir geschenkt hast, ich übe fleißig, es zu bedienen, es läuft ganz gut.

Diesen Satz hatte er auf seinem Schreibblock notiert, aber der Weg vom Block in sein Handy erschien ihm so weit wie die bucklige Strecke mit dem Rollator über den Friedhof, wenn er seine Frau besuchen wollte. Mit seiner unversehrten Rechten tippte er langsam vor sich hin und hatte doch das Gefühl, kaum eine Silbe voranzukommen. Das Tückische war ja, dass diese Handys ein Eigenleben führten. Kaum hatte man ein Wort angefangen, machte das Gerät einen eigenen Vorschlag. Als Anton mal zwischendurch schaute, was er bislang fabriziert hatte, stand dort: Flanke für das Handout .

Er fluchte leise vor sich hin. Wie kamen andere Menschen mit diesen Korrekturen zurecht? Seine polnische Pflegerin Zofia beispielsweise tippte mit beiden Händen - und zwar so schnell, dass sie, allein zwischen dem Aufschlagen des Spiegeleis in der Pfanne und dem ersten Wenden nach zwei Minuten, einen ganzen Roman geschrieben hatte. Aber gut, Zofia war vierunddreißig, eine temperamentvolle, kluge Frau. Sie kam mit allem gut zurecht, sogar mit ihm.

Anton verbesserte die Flanke und schrieb eifrig weiter. Nach einigen Minuten las er erneut das Geschriebene durch. Sein Display zeigte: Danke für das Handy, dass du eingerenkt hast, ich liebe heißer bei den Bienen, es säuft mit Hut.

Anton hätte das Handy am liebsten in die Ecke gepfeffert. Feierabend! schrieb er aus Trotz. Das Handy machte daraus Feuerbestattung!

Resigniert gab Anton auf. Er passte einfach nicht mehr in diese Welt. Die drehte sich so schnell, dass er nicht mitkam. Online-Banking . Internet-Recherche . Facetime . Irgendwann würde er sich sogar für den Seniorennachmittag im Dorfgemeinschaftshaus mit dem Computer anmelden müssen. Ihm wurde das alles zu viel.

Als es an der Haustür klingelte, rührte er sich nicht. Wer konnte das schon sein? Der Bofrost-Mann, dem Zofia manchmal ein paar schnelle Gerichte abnahm? Oder jemand aus dem Dorf, der sich seiner erbarmte und das anschließend als gute Tat der Woche in seinen Kalender eintrug? Anton hörte Zofia zur Tür gehen. Sie hatte offenbar Wäsche aus dem Keller geholt und stellte nun den Korb im Flur ab, um die Haustür zu öffnen.

Gedämpft vernahm Anton eine männliche Stimme, die er nicht einordnen konnte. Kurz darauf steckte Zofia den Kopf zur Tür herein. Ihr flotter Kurzhaarschnitt und ihre großen wachen Augen hatten immer etwas Erfrischendes, aber heute konnte ihn selbst das nicht aufmuntern.

Ist Besuch für Sie da , sagte Zofia fröhlich und öffnete die Tür, damit der Gast eintreten konnte.

Und nun war Anton doch überrascht. Nolli! Reinold Weitmann! Wann hatte der noch seine Lehre bei ihm gemacht? Vierzig Jahre musste das her sein, denn Nolli war jetzt selbst schon über sechzig. Er hatte sich irgendwann in seinem Heimatdorf selbständig gemacht, aber nicht als Schreiner, sondern als Bestatter. Feuerbestattung kam es Anton in den Sinn.

Nolli! , brachte er trotzdem heraus. Das ist aber seltener Besuch!

Kann man wohl sagen , Nolli gab ihm die Hand. Er sah gut aus. Weniger Haare inzwischen, aber drahtig wie eh und je. Tut mir leid, dass ich so lange nicht hier war.

Um Gottes willen, das erwartet doch keiner, du hast sicher eine Menge zu tun. Setz dich doch, Nolli.

Anton spürte, dass Zofia ihn beobachtete. Klar, sie war froh über jeden Besuch. Dann war er beschäftigt und sie hatte ein besseres Gefühl.

Kann ich bringen etwas zu trinken? , bot sie jetzt an.

Vielleicht ein Glas Wasser , bat Nolli, bei diesen heißen Sommern muss man ja auf genügend Flüssigkeit achten.

Zofia verschwand und Nolli wandte sich ohne Umschweife ihm zu, als hätte er keine Zeit zu verlieren.

Früher bin ich öfter gekommen, weißt du noch, Anton?

Anton nickte, das wusste er sehr wohl. Nolli hatte ihn manchmal um Rat gefragt, wenn betriebliche Investitionen angestanden hatten: In welcher Größe sollte er das Sarglager planen? Konnte er jemanden einstellen? Und wie war das mit einem Verabschiedungsraum?

Das war ewig her. Anton hatte ihn immer nach bestem Gewissen beraten, obwohl er mit dem Bestattungswesen nichts zu tun gehabt hatte. Trotzdem war er Nolli lange Zeit eine Art väterlicher Berater geblieben, das hatte ihn natürlich gefreut.

Jetzt brauche ich wieder deinen Rat!

Anton wurde verlegen. Wo sollte er schon helfen? Er war seit Ewigkeiten aus seinem Schreinereibetrieb raus. Im Grunde war er aus dem gesamten Leben irgendwie raus.

Angespannt rückte Nolli auf seinem Stuhl nach vorn. Hast du vom Tod dieses jungen Bänkers gehört?

Anton war überrascht. Junger Bänker? Nicht dass ich wüsste.

Ist gestern Abend passiert. Ich dachte, es hätte schon die Runde gemacht. Bei solch tragischen Fällen geht das ja manchmal ganz schnell.

Ist er hier aus dem Dorf?

Nein, aus Bramschede, Neubaugebiet oben am Rehberg.

Bramschede, das Nachbardorf. Das große Nachbardorf mit bestimmt dreitausend Einwohnern. In Bramschede gab es ein bisschen was. Eine Bäckerei, einen Imbiss, ein Schreibwarengeschäft. Hier in ihrem eigenen Dorf war man froh, dass man wenigstens den Gasthof noch hatte, und selbst das war nur eine Frage der Zeit.

Markus Hammecke, schon mal gehört?

Anton überlegte. Ich kenne einen Gerd Hammecke aus Brüsbern, haben die miteinander zu tun?

Du kanntest einen Gerd Hammecke. Den habe ich schon vor zehn Jahren unter die Erde gebracht.

Genau , versuchte Anton sich keine Blöße zu geben, der ist früh gestorben.

Stimmt, Herzinfarkt mit Anfang sechzig. Markus ist sein Sohn.

Gut, dann weiß ich das jetzt. Aber der Sohn ist mir noch nie untergekommen.

Vierundvierzig Jahre, verheiratet, zwei Kinder. Hat bei der Langerner Bank gearbeitet.

Oh Gott! Und der ist gestern verunglückt?

Nicht verunglückt. Ein Herzinfarkt. Angeblich. Das ist genau der Punkt. Nolli kaute auf seiner Unterlippe.

Anton überkam eine Ahnung. Vielleicht war er als Ansprechpartner interessant, wenn es nicht um das Leben ging, sondern um den Tod.

Kennst du Dr. Busch aus Langern? , wollte Nolli nun wissen.

Den Internisten? Den kenne ich. Ich habe seit einiger Zeit mit meinem Herzen zu tun. Ich muss regelmäßig zu ihm hin.

Nolli nickte. Er hat den Toten gefunden.

Jetzt wurde es interessant. Wo hat er denn gelegen?

Es ist beim Joggen passiert, oben am Bramscheder Kamp. Angeblich hatte auch der junge Hammecke Herzprobleme, deswegen hat er mit Ausdauersport angefangen.

Und da ist sein Arzt mitgelaufen? , fragte Anton, allein, um die Sache ein bisschen in Schwung zu bringen.

Nein, nein , Nolli wirkte ein wenig zerfahren. Seine Frau hat sich irgendwann Sorgen gemacht, als ihr Mann nicht vom Joggen zurückkam. Sie haben eine Suchaktion gestartet, und da war Dr. Busch dabei, rein privat.

Verstehe, und dann hat man ihn auf seiner Dauerlaufstrecke gefunden.

Genau, abends gegen elf. Sie haben den Rettungswagen gerufen, aber der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen - genau wie vorher schon Dr. Busch. Herzinfarkt steht im Totenschein.

Aber du hast Zweifel daran , bohrte Anton nach.

Allerdings , Nolli wirkte jetzt aufgewühlt, wegen der großen Zahl an Petechien.

Petwas?

Petechien. Das sind Einblutungen in der Haut und im Bindegewebe, stecknadelkopfgroß.

Und was bedeuten die?

Dass sich das Blut gestaut hat und daraufhin die Gefäße geplatzt sind.

Anton versuchte sich das zu vorzustellen. Klang wie ein geplatzter Gartenschlauch, wenn das Wasser...
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Kathrin Heinrichs wurde 1970 im Sauerland geboren, studierte in Köln Germanistik und Anglistik und arbeitet seit 1999 als freie Autorin und Kabarettistin. Bekannt wurde sie mit ihrer Krimireihe um Hauptfigur Vincent Jakobs, bevor sie mit dem alten Anton und seiner temperamentvollen Pflegerin Zofia ihr neues Herzenspersonal schuf. Bislang erschienen in der Reihe die Bände "Nichts wie es war" und "Bis auf den Grund". 2022 gewann Kathrin Heinrichs den Glauser-Preis in der Kategorie "Bester Kurzkrimi". Sie hat drei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Menden.