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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Allitera Verlagerschienen am29.05.20171
Gregor Cornelius, emeritierter Münchner Geschichtsprofessor, freut sich auf einen erholsamen Kurzurlaub im niederbayerischen Neukirchen. Anstatt der ländlichen Idylle erwartet ihn jedoch eine äußerst aufgeheizte Stimmung: Geht es nach einem ortsansässigen Bauunternehmer, soll schon bald in unmittelbarer Nähe zum Dorf ein Freizeitpark entstehen. Gegner und Befürworter sind nicht gut aufeinander zu sprechen. Nachdem mit Konrad Stadler auch der letzte Landwirt einknickt und einem Verkauf seiner Felder zustimmt, scheint das Projekt beschlossene Sache zu sein. Bis Cornelius bei einem Morgenspaziergang die Leiche des Landwirts findet ...

Karoline Eisenschenk, geboren 1975, veröffentlichte unter dem Pseu­donym Katelyn Edwards die Kriminalromane »Der Shakespeare-Mörder« und »Pfadfinderehrenwort« (beide 2011). Nach ihrem Studium der englischen Sprach- und Literaturwissenschaft lebt sie heute in Geiselhöring und arbeitet in München. Im Allitera Verlag sind von ihr die Niederbayern-Krimis »Walpurgisnacht« und »Der letzte Tanz« erschienen.
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Verfügbare Formate
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Produkt

KlappentextGregor Cornelius, emeritierter Münchner Geschichtsprofessor, freut sich auf einen erholsamen Kurzurlaub im niederbayerischen Neukirchen. Anstatt der ländlichen Idylle erwartet ihn jedoch eine äußerst aufgeheizte Stimmung: Geht es nach einem ortsansässigen Bauunternehmer, soll schon bald in unmittelbarer Nähe zum Dorf ein Freizeitpark entstehen. Gegner und Befürworter sind nicht gut aufeinander zu sprechen. Nachdem mit Konrad Stadler auch der letzte Landwirt einknickt und einem Verkauf seiner Felder zustimmt, scheint das Projekt beschlossene Sache zu sein. Bis Cornelius bei einem Morgenspaziergang die Leiche des Landwirts findet ...

Karoline Eisenschenk, geboren 1975, veröffentlichte unter dem Pseu­donym Katelyn Edwards die Kriminalromane »Der Shakespeare-Mörder« und »Pfadfinderehrenwort« (beide 2011). Nach ihrem Studium der englischen Sprach- und Literaturwissenschaft lebt sie heute in Geiselhöring und arbeitet in München. Im Allitera Verlag sind von ihr die Niederbayern-Krimis »Walpurgisnacht« und »Der letzte Tanz« erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783869069951
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum29.05.2017
Auflage1
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1025 Kbytes
Artikel-Nr.9841971
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 2

Anna Leitner saß vor dem Spiegel des Friseursalons in Altenberg und beobachtete Tanja Rohrbach beim Glätten ihrer Locken. Nichts entspannte die Wirtin so sehr, wie ausnahmsweise jemand anderem bei der Arbeit zuzusehen, vor allem wenn dieser so geschickt vorging wie Tanja. Deshalb hatte sie auch nicht lange gezögert, als die angehende Friseurmeisterin sie vor einigen Tagen gebeten hatte, noch einmal Modell zu sitzen. Es war schon nach Feierabend und außer den beiden Frauen niemand mehr im Salon.

»Um deine Prüfung musst du dir keine Sorgen machen. Du bist die Einzige, die meinen Krautkopf zähmen kann«, stellte Anna zufrieden fest.

»Du hast doch keinen Krautkopf. Du musst einfach öfter das Glätteisen benutzen.« Wie zur Bestätigung ihrer Worte hielt Tanja die kleine Wunderwaffe in den Spiegel, ehe sie sich an der nächsten Haarsträhne zu schaffen machte. »Magst du nicht vielleicht doch ein paar Aufheller ⦫

»Nix da«, wurde sie sogleich von Anna unterbrochen. »Bleib mir bloß mit deinem Farbtopf vom Leib. Solange ich nicht grau werde, lassen wir alles, wie es ist.«

Da Tanja zu ihrem Leidwesen kein einziges graues Haar in Annas dunkelbrauner Lockenmähne entdecken konnte, würde es auch an diesem Abend nichts mit einem Farbexperiment werden.

»Wenn ich für die Prüfung übe, kostet es dich doch nichts«, startete Tanja einen letzten Versuch.

»Mir geht es nicht ums Geld«, entgegnete Anna. »Ich verspreche dir, du wirst die Erste sein, die ich anrufe, sollte ich eines Tages ein graues Haar finden.«

Tanja schnitt eine Grimasse in Richtung Spiegel.

»Bist du froh, wenn die Prüfung endlich vorbei ist?«

»Das kannst du laut sagen. Eigentlich wäre ich ja schon längst fertig, aber nach der Sache im Februar hat es doch eine Zeit gedauert, bis ich wieder ganz fit war.«

Anna war unfreiwillig Augenzeuge gewesen, als Tanja vor einigen Monaten mit einer blutenden Kopfwunde und einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Mit Schaudern dachte sie an die nächtlichen Vorkommnisse im Nachbarhaus des Friseursalons zurück, wo sich die Apotheke von Dr. Benedikt Rehberg befand. Dessen Neffe hatte Tanja damals in Panik niedergeschlagen, nachdem sie ihn beim Stehlen von Medikamenten überrascht hatte. Der Vorfall hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet und Benedikt Rehberg seit jener Nacht nicht nur in der Kreisstadt, sondern auch in Neukirchen, an dessen Dorfrand er eine protzige Villa bewohnte, einen schweren Stand bereitet. Dass er davor bereits das Ende seiner Ehe verkraften musste, weil seine Frau sich für den Umzug aufs Land mit einer Liebesaffäre rächte, heizte die Gerüchteküche nur noch mehr an.

Obwohl Anna die überhebliche Art des Apothekers nicht mochte und nie viel mit ihm zu tun gehabt hatte, hatte sie doch bemerkt, dass er sich kaum mehr im Dorf blicken ließ. Auch ihren Gasthof mied er und wie sie vor einiger Zeit erfahren hatte, war er sogar als Sponsor der Neukirchner Fußballmannschaft zurückgetreten. Schon wurden Stimmen laut, dass die Apotheke vor der Insolvenz stehen und Benedikt Rehberg die Villa verkaufen und nach München zurückkehren würde. Womöglich hatte der Dorfklatsch nicht ganz Unrecht, denn wann immer Anna in der Palmen Apotheke einkaufte, war sie die einzige Kundin im Laden.

»Eigentlich gibt es nichts, was ich nicht zigmal geübt habe, aber bis zur Prüfung nur untätig herumzusitzen macht mich wahnsinnig.« Tanjas Plauderei holte Anna aus ihren Gedanken zurück.

»Du findest bestimmt noch jemanden zum Haarefärben. Hast denn gar keine Kundin, die du fragen könntest?«

Tanja nahm sich die nächste Haarsträhne vor. »Die Marie Lechner hat früher immer gern etwas Neues ausprobiert. Aber jetzt hab ich sie schon lange nicht mehr hier im Salon gesehen.«

»Ich glaube, der Marie geht es im Moment nicht so gut«, sagte Anna nach einem kurzen Zögern.

»Dann stimmt es also, dass die Lechners Geldprobleme haben und der Hof hoch verschuldet ist? Die Förster Roswitha hat sich neulich mit einer anderen Kundin darüber unterhalten.«

Anna ließ ein unschönes Lachen hören. »Das ist mal wieder typisch. Diese alte Ratschen!«

Roswitha Förster gehörte der Gemischtwarenladen in Neukirchen und sie selbst zu den eifrigsten Nachrichtenkorrespondentinnen des Dorfes. Dabei waren neben dem Verbreiten von Neuigkeiten insbesondere das Anstellen von Vermutungen und Schüren von Gerüchten ihre Spezialgebiete.

»Die arme Marie«, murmelte Tanja. »Was ist denn da schiefgelaufen? Der Lechner Hof ist doch ein großer und schöner Bauernhof. Als Kind hab ich oft beim alten Lechner die Eier für die Mama abholen dürfen.«

»Ich weiß es nicht. Am Stammtisch wird auch schon geredet. Und der Max lässt sich seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr im Gasthaus sehen.«

Anna hatte gehofft, das ganze Getratsche würde sich als heiße Luft herausstellen. Doch der Gesichtsausdruck von Maximilian Lechner, der ihr vor zwei Tagen in der Altenberger Sparkasse über den Weg gelaufen war, hatte Annas schlimmste Befürchtungen bestätigt. Das wollte sie Tanja jetzt aber nicht auf die Nase binden.

»Ruf die Marie doch einfach an und frag, ob sie Modell für dich sitzen will«, sagte sie stattdessen.

»Aber nicht, dass sie es in den falschen Hals bekommt und denkt, ich will ihr aus Mitleid etwas schenken.«

»Musst es halt entsprechend verpacken. Da fällt dir doch bestimmt etwas ein.«

In diesem Augenblick klingelte Tanjas Mobiltelefon. Fragend blickte sie in Annas Richtung.

»Geh ruhig hin.«

Während Tanja telefonierte, kreisten Annas Gedanken weiter um den Lechner Hof. Wenn man den Gerüchten glauben konnte, war Maximilians Entscheidung, nach dem Fall der Milchquote den Milchviehbestand zu erweitern, der Auslöser der ganzen Misere. Dazu kamen offenbar noch einige andere, nicht sehr wohlüberlegte Investitionen, die das Budget der Lechners über die Maßen strapaziert hatten. Anna hatte bis zu ihrer Scheidung selbst einen Hof bewirtschaftet und kannte das Anwesen und Maximilian Lechner, einen gelernten Landmaschinentechniker, seine Frau Marie und die gemeinsame Tochter Julia gut. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er mit leichtfertigen Entscheidungen ihre gesamte Existenz riskieren würde. Er hatte den Hof vor einigen Jahren von seinen Eltern übernommen, nachdem sein älterer Bruder in einen Bauernhof in Ebersbach eingeheiratet hatte.

Anna mochte Marie. Sie war eine warmherzige Frau, die oft lachte und andere mit ihrer Fröhlichkeit anzustecken wusste, und sie war immer zur Stelle, wenn eine helfende Hand gebraucht wurde. Eine Torte für das Kuchenbüfett der Landfrauen, Blumenschmuck für die Kirche, Mithilfe bei den Dorffesten, Marie hatte Anna nie abgewiesen. Deshalb war Anna nicht entgangen, dass sie sich in den letzten Wochen spürbar zurückgezogen hatte. Trafen sie doch im Dorfladen oder nach dem Gottesdienst aufeinander, war Marie meist in Eile. Annas vorsichtigem Nachfragen, ob denn alles in Ordnung sei, wich sie stets aus. Aber auch ihr dünnes Lächeln konnte nicht über ihre Augenringe und die blassen Wangen hinwegtäuschen.

Die plötzliche Stille im Salon ließ Anna aufblicken. Tanja hatte ihr Telefonat beendet. An ihrem geröteten Gesicht konnte Anna erkennen, dass irgendetwas nicht stimmte.

»Was ist denn los? Ist was passiert?«

»Stell dir vor, der Stadler will jetzt doch verkaufen.«

Anna setzte sich kerzengerade auf. »Wer sagt das?«

»Der Papa war am Telefon. Er kommt gerade aus der Stadtratssitzung. Der Stadler war am Vormittag beim Bürgermeister und hat ihm mitgeteilt, er könne mit seinen Feldern rechnen.«

»Das darf doch nicht wahr sein!«

Es war momentan das beherrschende Thema in Altenberg und den umliegenden Dörfern: Ein Anna nur allzu bekannter Bauunternehmer war vor einigen Monaten samt Investor mit Plänen für einen Freizeitpark auf den Altenberger Bürgermeister zugekommen. Der hatte nicht lange gezögert und sofort die entsprechenden Hebel in Bewegung gesetzt. Ein Gutachten wurde in Auftrag gegeben und Experten in Sachen Eventmanagement und Tourismus um ihre fundierte Meinung gebeten. Schließlich wurden mehrere zusammenhängende Ackerflächen bei Neukirchen als das geeignete Areal auserkoren. Anna hatte all dem zuerst keine rechte Beachtung geschenkt, immerhin war es nicht das erste Großprojekt, das die Altenberger Rathausspitze in die Tat umsetzen wollte. Doch während sich seine Vorgänger stets als Luftschlösser erwiesen hatten, nahm der Freizeitpark konkrete Formen an, wie man nicht nur den zahlreichen Artikeln in den Altenberger Nachrichten entnehmen konnte. Der Landrat signalisierte ebenfalls seine Unterstützung, was Anna allerdings weniger verwunderte, waren er und der Bauunternehmer doch langjährige Spezln, wo gern eine Hand die andere wusch.

Der Geldgeber, eine Münchner Unternehmensgruppe, war offenbar bereit, eine ordentliche Summe in das Projekt zu investieren. Informationsabende für die Bevölkerung fanden statt und schließlich machte die Nachricht die Runde, die ersten Bauern hätten sich mit dem Verkauf ihrer Ackerflächen an die Investoren einverstanden erklärt. Dann ging plötzlich alles rasend schnell. Immer mehr Landwirte stimmten zu, bis am Ende nur noch Konrad Stadler übrig blieb.

Anna machten die Freizeitparkpläne große Angst. Wie sollten sie den geplanten Besucheransturm - euphorische Prognosen sprachen von Zahlen im mittleren sechsstelligen Bereich - in Zukunft bewältigen, ohne dabei Schaden zu nehmen? Neukirchen würde von Touristen regelrecht überrollt werden und mit der viel gepriesenen ländlichen Ruhe würde es schneller vorbei sein als manch einer »Freizeitpark«...
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Karoline Eisenschenk, geboren 1975, veröffentlichte unter dem Pseu­donym Katelyn Edwards die Kriminalromane »Der Shakespeare-Mörder« und »Pfadfinderehrenwort« (beide 2011). Nach ihrem Studium der englischen Sprach- und Literaturwissenschaft lebt sie heute in Geiselhöring und arbeitet in München. Im Allitera Verlag sind von ihr die Niederbayern-Krimis »Walpurgisnacht« und »Der letzte Tanz« erschienen.