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Die Schatten von Weißenbach

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
dp DIGITAL PUBLISHERS GmbHerschienen am29.09.20222. Auflage
Welches mysteriöse Vermächtnis verbirgt sich in den Irrgängen von Weißenbach?
Ein spannendes Familiengeheimnis mit einem Hauch Mystery

Verena besitzt die außergewöhnliche und unheimliche Gabe die Aura von Menschen zu sehen und zu erkennen, ob diese dem Tode geweiht sind. Genau diese Gabe bringt die junge Medizinstudentin in Schwierigkeiten und sie muss für eine Zeit untertauchen. Darum nimmt sie eine Stelle zur Pflege einer alten Dame an. Verena ist nicht nur fasziniert von dem geheimnisvollen, labyrinthartigen Herrenhaus, sondern auch von dem charismatischen Sohn, der bei seiner Mutter lebt. Doch ihre Gefühle und ihre Gabe sprechen eine unterschiedliche Sprache. Und auch im Haus geht es nicht mit rechten Dingen zu. Verena macht sich auf die Suche nach Erklärungen über die Familie von Hagendorf und stößt dabei auf ein Geheimnis, das ihr Leben komplett aus der Bahn wirft …

Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Fluch der Ewigkeit.

Erste Leser:innenstimmen
"Das geheimnisvolle Herrenhaus hat auch mich sofort in den Bann gezogen …"
"Mystische, fesselnde Story, die ich in einem Rutsch weggelesen habe!"
"Eine fantastische Mischung aus Spannung, Liebe und Familiengeheimnis."
"Kann ich für gemütliche Herbstabende nur empfehlen!"


Linda Budinger wollte Schriftstellerin werden, seit sie lesen konnte, und war wild entschlossen, Kindheit und Jugend mit dem Sammeln literarisch verwertbarer Erfahrungen in Theorie und Praxis zu verbringen. Tatsächlich ist ihr Werk daher ähnlich vielseitig wie ihre (Lese-)Interessen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR5,99

Produkt

KlappentextWelches mysteriöse Vermächtnis verbirgt sich in den Irrgängen von Weißenbach?
Ein spannendes Familiengeheimnis mit einem Hauch Mystery

Verena besitzt die außergewöhnliche und unheimliche Gabe die Aura von Menschen zu sehen und zu erkennen, ob diese dem Tode geweiht sind. Genau diese Gabe bringt die junge Medizinstudentin in Schwierigkeiten und sie muss für eine Zeit untertauchen. Darum nimmt sie eine Stelle zur Pflege einer alten Dame an. Verena ist nicht nur fasziniert von dem geheimnisvollen, labyrinthartigen Herrenhaus, sondern auch von dem charismatischen Sohn, der bei seiner Mutter lebt. Doch ihre Gefühle und ihre Gabe sprechen eine unterschiedliche Sprache. Und auch im Haus geht es nicht mit rechten Dingen zu. Verena macht sich auf die Suche nach Erklärungen über die Familie von Hagendorf und stößt dabei auf ein Geheimnis, das ihr Leben komplett aus der Bahn wirft …

Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Fluch der Ewigkeit.

Erste Leser:innenstimmen
"Das geheimnisvolle Herrenhaus hat auch mich sofort in den Bann gezogen …"
"Mystische, fesselnde Story, die ich in einem Rutsch weggelesen habe!"
"Eine fantastische Mischung aus Spannung, Liebe und Familiengeheimnis."
"Kann ich für gemütliche Herbstabende nur empfehlen!"


Linda Budinger wollte Schriftstellerin werden, seit sie lesen konnte, und war wild entschlossen, Kindheit und Jugend mit dem Sammeln literarisch verwertbarer Erfahrungen in Theorie und Praxis zu verbringen. Tatsächlich ist ihr Werk daher ähnlich vielseitig wie ihre (Lese-)Interessen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783986371739
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum29.09.2022
Auflage2. Auflage
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9855705
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1



»Wenn ich am Kopfende des Bettes stehe, wird der Kranke nicht mehr genesen. Siehst du mich aber am Fußende stehen, so wird der Kranke gesund, so schwer sein Leiden auch sein mag.«



Die Herrin des Todes und ihr Patensohn



Märchen aus Frankreich


 

Frau Melzer würde nicht durchkommen, so viel wusste Verena beim ersten Blick auf die Aura der Patientin. Violette Fäden faserten vom inneren Licht der bettlägerigen Frau ab, der goldene Schein um den Körper verblasste und blutete ins Nichts.

Verena hatte das Dutzende Male erlebt, wenn die Lebenskraft derart abnahm, dass sie sich wie ein ausbrennendes Feuer selbst verzehrte. Sie gab der Patientin noch zwei, drei Stunden und bettete Frau Melzer höher, damit sie besser Luft bekam.

Ihr eigener Kehlkopf verkantete sich. Verenas übernatürliche Gabe half bei der Bestimmung von Krankheiten oder Verletzungen. Sie hatte sogar einen Patienten vor einer falschen Bluttransfusion bewahrt, weil sie auch unterschiedliche Blutgruppen und Reste der persönlichen Aura darin wahrnahm.

Doch den Tod konnte niemand aufhalten. Dem Sterben machtlos ins Auge zu sehen war der schwierigste Teil des Berufs. Die auf unorthodoxe Weise erlangten Erkenntnisse weiterzugeben war ein anderes Problem.

Verena beschränkte sich auf dezente Empfehlungen, um die Kollegen auf die richtige Spur zu bringen und Revierkämpfe mit den Ärzten zu vermeiden. Da ihre Einschätzung der Todeszeit oft stimmte, nannte man sie hinter ihrem Rücken bereits Todesengel.

Getuschel im Schwesternzimmer war das eine. Falls Verena jedoch verriet, wie sie ihr Wissen gewann, drohte ihr die Einweisung in eine Klinik ganz anderer Art.

 

Im Bus nach Hause döste Verena neben schläfrigen Frühaufstehern dem Bett entgegen.

Zuhause waren dann die Kapitel über Gefäßkrankheiten dran, ehe sie endlich in die Kissen sinken konnte. Sie hoffte auf einen ruhigen Morgen, um Kräfte für die Medizin-Vorlesung um 12 Uhr zu schöpfen. Wenigstens fingen bald die Semesterferien an, da konnte sie sich voll auf das Lernen für die Klausuren konzentrieren. Und ausschlafen, ein rarer Luxus, in der für Nachtarbeiter schlecht eingerichteten Welt.

Es war wohl bitter nötig, nachdem sogar Oberarzt Karden sie vorhin angesprochen hatte. Seine skeptischen Worte klangen ihr noch im Ohr: »So erschöpft, wie Sie aussehen, weiß man ja nie, ob Sie in ein Bett auf Station gehören oder ins Schwesternzimmer, Frau Seiler. Ich begrüße es, wenn Leute mehr aus sich machen wollen. Aber sind Sie der doppelten Belastung wirklich gewachsen?«

Als sie ihm versichert hatte, dass es ihr gut ging, hatte Karden Zähne gezeigt, was wohl Sympathie ausdrücken sollte. Dieser falsche Hund!

Seit durchgesickert war, dass sie sich weiterbildete, um eines Tages Ärztin zu werden, hatte er sie auf dem Kieker. Dabei stammte er selbst aus einer Medizinerfamilie und war, im Gegenteil zu ihr, auf einem weichen finanziellen Polster durchs Studium gerutscht.

Verena gähnte. Der Mond spiegelte sich im Seitenfenster, und sie lehnte den bleischweren Kopf ans kühle Glas. Zwei Stationen noch. Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen und nickte ein.

 

Zu den Seiten der Autobahn zogen Scheinwerfer vorbei. Regentropfen malten Batikmuster auf die Glasscheiben, doch als die Familienkutsche Tempo aufnahm, spülte der Luftzug sie wieder weg. Verena spürte die Beschleunigung im Bauch. Sie äugte zu ihrer jüngeren Schwester im Kindersitz hinüber. Marion war endlich eingeschlafen, nachdem sie gerade erst am Gurtschloss gespielt hatte.

Reifen und Motor erzeugten ein einschläferndes Brummen, Wasser spritzte seitlich hoch.

Plötzlich bockte der VW wie ein Wildpferd, und der Gurt straffte sich. Verena sah vorüberjagende Pfosten und die Leitplanke, dann folgten ein Knall und ein Stoß. Im Rückspiegel blitzte Papas angespanntes Gesicht auf. Er kurbelte wild am Lenkrad, Mama duckte sich auf dem Beifahrersitz.

Ein heftiger Ruck schüttelte den Wagen, und danach geschah etwas mit dem Auto, geschah mit der Welt.

Die Umgebung kippte. Der Sicherheitsgurt drückte Verena die Luft aus dem Brustkorb. Marion purzelte kreischend umher.

Das Autodach verformte sich, wollte sie erdrücken. Entsetzt schrie Verena auf, prallte seitlich gegen das Fenster und schlug sich den Kopf an. Alles drehte sich und versank im Chaos.

Nachdem der VW zur Ruhe gekommen war, herrschte gespenstische Stille. Verena war schwindelig, und sie schmeckte Blut. Im Auto roch es scharf und metallisch. Verena steckte zwischen Sitz und eingedrückter Seitenwand fest.

»Mama?« Ihr Fuß schmerzte, und als sie sich vorbeugen wollte, fühlte es sich auch noch so an, als steche ein Messer durch ihr Bein. Sie tastete vorsichtig die Jeans entlang. Der Stoff war nass und klebrig, und sie spürte darunter Splitter! Schlagartig wurde ihr übel.

»Mama? Papa? Es tut so weh!«

Niemand rührte sich auf den Vordersitzen. Waren sie bewusstlos? Verena kämpfte gegen die Qualen an, aber sie schaffte es nicht einmal, ihre Mutter zu berühren. Sie fing am ganzen Leib zu zittern an.

Im Fußraum auf der anderen Seite weinte Marion. Sie musste aus dem Kindersitz geschleudert worden sein.

Die kleine Gestalt, in rötliches Licht getaucht, war nur eine Umarmung weit fort, doch für Verena war sie unerreichbar. Haarsträhnen verdeckten das Kindergesicht, und darunter sah Verena Blut! Sie reckte sich, aber die Schmerzen im Bein rissen sie brutaler zurück als der verklemmte Gurt.

Grünes Schimmern erfüllte die komplette Wagenfront.

»Mama, Papa, wacht bitte auf! Ihr macht Marion Angst.« Die Panik nistete sich in ihrem Brustkorb ein. Verena biss sich auf die Unterlippe und spähte durch den Spalt zwischen den Vordersitzen. Eine verkrümmte Faust mit Ehering umklammerte die Handbremse. Und war das da Marions zerdrücktes Kuscheltier oder der Kopf ihrer ...?

»Nein ... nein«, stammelte sie. Das fahlgrüne Licht, das sie für Armaturenbeleuchtung gehalten hatte, umgab die Erwachsenen wie ein phosphorisierendes Leichentuch.

Angst schnürte ihre Kehle zu. Sie zitterte schlimmer als zuvor und schloss die Augen, um das kalte Leuchten auszusperren. Verena wollte sich nur zusammenkauern, sie musste Marion trösten, die aus vollem Hals brüllte.

»Bleib ruhig, Süße!«, sagte sie unter Tränen und zerrte am Gurt, um die Kleine wenigstens in die Arme zu nehmen. Vergeblich. »Komm rüber! Ich puste das Aua weg!«

Das Geschrei wurde zu leisen Schluchzern, dann wimmerte das Kind bloß noch. Das eigenartige Licht um Marion wechselte von Rot zu fahlem Grün.

Das kalte Metall und das Leid drückten Verena die Luft ab, und bis die Helfer eintrafen und das Blitzen der Ambulanz alle Farben im Auto überstrahlte, hatte sie ihre Familie sterben sehen.

 

Etwas berührte Verenas Gesicht, und ruckartig erwachte sie im Bus aus dem Traum vom furchtbaren Tag, der ihr Leben zertrümmert hatte. Sie wischte den großen Nachtfalter weg, der mit ihr im Bus eingesperrt war und nun immer wieder vor die Scheibe flog.

Nur dank langjähriger Verhaltenstherapie hatte sie gelernt, die Fahrt in einem geschlossenen Fahrzeug angstfrei zu überstehen. Sie selbst besaß weder Führerschein noch Wagen.

Als der Bus an ihrer Station hielt, stieg Verena vorsichtig aus, um auf den Stufen nicht zu stolpern. Das lädierte Knie tat nach der ereignisreichen Nachtwache ohnehin weh.

Ihr Heimweg führte am Blankenrainer Park mit den nebeligen Wiesen und dem Wäldchen entlang. Vögel zwitscherten. Ein Kaninchen hoppelte übers Gras und malte einen silbrigen Streifen ins nasse Grün. Es war trächtig, das verriet das warme Orange ums Fell. Tierische Auren waren einfach zu lesen, in menschlichen dagegen konnte Verena sich verlieren. Sie hatte gelernt, den zusätzlichen Sinn größtenteils zurückzunehmen, um nicht von der Fülle an Eindrücken erschlagen zu werden.

In der Hoffnung, ihr Talent besser zu verstehen, hatte Verena sich früher mit Esoterik beschäftigt. Laut Grenzwissenschaft und fernöstlichen Lehren besaßen Menschen ein mystisches Auge auf der Stirn. Bei den meisten Leuten schlief dieses sogenannte Dritte Auge. Manchmal, wie in Verenas Fall, wurden übersinnliche Fähigkeiten durch Krisen aktiviert. Die Erklärung, dass dafür der Autounfall und der Verlust ihrer ganzen Familie verantwortlich waren, erschien ihr zumindest nicht schlechter als andere.

Die Gesundheitsdeutung per Aura hatte Verena sich allein erarbeitet, da ihre Wahrnehmung sehr speziell zu sein schien.

Die Gegend war wie ausgestorben. Um die Straßenlaternen flatterten allerhand späte Nachtfalter, angelockt vom hellen Licht, dass ihnen Mondschein hinter Glas vorgaukelte. Die Nachtschwärmer sollten langsam schlafen gehen, genau wie sie. Verena ertappte sich dabei, wie sie beim Gähnen die Augenlider immer ein wenig länger geschlossen hielt. Als es in den Holunderbüschen neben ihr raschelte, schrak sie daher zusammen. Doch es flatterte bloß eine Amsel heraus.

Der Weg rückte näher an den bewaldeten Teil der Anlage. Verena gelangte an ein Drängelgitter, das Radfahrern den Zugang erschweren sollte. Ausgerechnet an dieser Stelle lagen die Reste eines Trinkgelages. Als sie versuchte, Glasscherben und Bierdosen auszuweichen, verhakte sich die Handtasche an einer Metallstrebe. Aus dem Tritt gebracht, prallte Verena mit der Hüfte gegen die Stange. Au, verdammt!

Ihr Atem beschleunigte sich instinktiv. Sie...

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