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Ottilie W. Roederstein & Elisabeth H. Winterhalter

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
168 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am08.09.20221. Auflage
Ottilie W. Roederstein und Elisabeth H. Winterhalter sind 50 Jahre lang ein Paar, das nach dem Motto lebt »Gemeinsam frei sein«. In der bildungsbürgerlichen Gesellschaft des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts bedeutet das ein Leben ohne Ehe und Mutterschaft. Die beiden intelligenten, selbstbewussten Frauen erkämpfen sich die Ausbildung in damals typischen Männerberufen und machen eine Karriere, die ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit garantiert. Ihre vielfältigen Verbindungen in der Schweiz, in Frankreich und in Deutschland, häufige Auslandsreisen bis nach Afrika, sowie ein klug gesponnenes soziales Netz, garantieren ihnen ein abwechslungsreiches und erfülltes Leben.

Heide-Renate Döringer, Dr. phil., ist promovierte Linguistin und Poesiepädagogin. Sie unterrichtete während vieler Jahre Deutsch und Englisch an der Frankfurt International School in Oberursel im Taunus und lehrte im Jahre 2008 ein Semester als Gastprofessorin an einer Sprachuniversität in Xi'an (China). Die Begegnung mit Menschen verschiedener Nationalitäten hat sie stets fasziniert und dazu inspiriert, die Welt zu erkunden. Der Schwerpunkt ihrer Publikationen ist China. Veröffentlichungen zu diesem Thema: Seide - Gesponnene Geschichten entlang der Seidenstraße, BoD Norderstedt, 2013 Chinesische Drachen - Mythen-Märchen-Legenden aus dem Reich der Mitte, BoD Norderstedt, 2015 Der erste Kaiser von China - Mythen-Märchen und Legenden um den sagenumwobenen Qin Shihuangdi, BoD Norderstedt, 2016 CIXI Die letzte Herrscherin auf dem chinesischen Drachenthron - Lebensbild einer außergewöhnlichen Frau, BoD Norderstedt 2018 WU ZETIAN Der einzige weibliche Kaiser auf dem Drachenthron - Edition Pauer, Kelkheim, 2020 Emily Mickey Hahn - Abenteuerin, Pionierin, Weltbürgerin BoD Norderstedt 2020 Pandemie bedingt beschränken sich die Recherchen nun auf die nähere Umgebung, in der sich ebenfalls interessante Themen finden: Fortune Marie Hensel-Blanc - Ein Leben zwischen Friedrichsdorf im Taunus und Monte Carlo in Monaco, BoD Norderstedt, 2021 Elizabeth - Landgräfin von Hessen-Homburg - Eine englisch-deutsche Geschichte, BoD Norderstedt, 2021 M'dam Opel - Lebensbild der Sophie Marie Opel geborene Scheller, 1840-1913, BoD Norderstedt, 2022
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR5,99

Produkt

KlappentextOttilie W. Roederstein und Elisabeth H. Winterhalter sind 50 Jahre lang ein Paar, das nach dem Motto lebt »Gemeinsam frei sein«. In der bildungsbürgerlichen Gesellschaft des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts bedeutet das ein Leben ohne Ehe und Mutterschaft. Die beiden intelligenten, selbstbewussten Frauen erkämpfen sich die Ausbildung in damals typischen Männerberufen und machen eine Karriere, die ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit garantiert. Ihre vielfältigen Verbindungen in der Schweiz, in Frankreich und in Deutschland, häufige Auslandsreisen bis nach Afrika, sowie ein klug gesponnenes soziales Netz, garantieren ihnen ein abwechslungsreiches und erfülltes Leben.

Heide-Renate Döringer, Dr. phil., ist promovierte Linguistin und Poesiepädagogin. Sie unterrichtete während vieler Jahre Deutsch und Englisch an der Frankfurt International School in Oberursel im Taunus und lehrte im Jahre 2008 ein Semester als Gastprofessorin an einer Sprachuniversität in Xi'an (China). Die Begegnung mit Menschen verschiedener Nationalitäten hat sie stets fasziniert und dazu inspiriert, die Welt zu erkunden. Der Schwerpunkt ihrer Publikationen ist China. Veröffentlichungen zu diesem Thema: Seide - Gesponnene Geschichten entlang der Seidenstraße, BoD Norderstedt, 2013 Chinesische Drachen - Mythen-Märchen-Legenden aus dem Reich der Mitte, BoD Norderstedt, 2015 Der erste Kaiser von China - Mythen-Märchen und Legenden um den sagenumwobenen Qin Shihuangdi, BoD Norderstedt, 2016 CIXI Die letzte Herrscherin auf dem chinesischen Drachenthron - Lebensbild einer außergewöhnlichen Frau, BoD Norderstedt 2018 WU ZETIAN Der einzige weibliche Kaiser auf dem Drachenthron - Edition Pauer, Kelkheim, 2020 Emily Mickey Hahn - Abenteuerin, Pionierin, Weltbürgerin BoD Norderstedt 2020 Pandemie bedingt beschränken sich die Recherchen nun auf die nähere Umgebung, in der sich ebenfalls interessante Themen finden: Fortune Marie Hensel-Blanc - Ein Leben zwischen Friedrichsdorf im Taunus und Monte Carlo in Monaco, BoD Norderstedt, 2021 Elizabeth - Landgräfin von Hessen-Homburg - Eine englisch-deutsche Geschichte, BoD Norderstedt, 2021 M'dam Opel - Lebensbild der Sophie Marie Opel geborene Scheller, 1840-1913, BoD Norderstedt, 2022
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756864645
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum08.09.2022
Auflage1. Auflage
Seiten168 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9857186
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

I.
Künstlerinnen auf dem Weg
in die Freiheit
Die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert

Frauen, die im bürgerlichen Milieu geboren werden, wachsen als Mädchen behütet auf. Herz und Hand werden für ihre zukünftige Rolle als Hausfrau und Mutter gebildet, denn bis zur Jahrhundertwende gelten Ehe und Familie als die vorbildliche Lebensform. Zwischen den Familienaufgaben von Mann und Frau findet eine strikte Teilung statt: Die Frau ist zuständig für die häuslichen Belange und die Kindererziehung, der Mann sichert die materielle Existenz draußen in der Welt. Ökonomisch sind die Ehefrauen abhängig und der Autorität des Mannes untergeordnet; dies gilt weitgehend für alle Schichten, so unterschiedlich ihre materielle Lage sonst auch sein mag. Der Hochzeitstag gilt gemeinhin als der schönste Tag im Leben einer Frau, weil angeblich mit der Heirat erst ihr Lebensglück beginnt, nämlich die Verwirklichung als Ehefrau und Mutter. Schleier und Kranz werden als Erinnerung daran aufbewahrt, während das bei einfachen Frauen meist schwarze (Seiden-) Kleid für ihr weiteres Leben als einziges gutes Kleid dienen muss. Geselligkeit im besseren Bürgertum hat ihren Ort im Hause oder im halbprivaten Bereich. Man trifft sich in seinem vom Stand und Rang des Mannes abhängigen Umgangskreis zu Diners, Bällen und Kostümfesten. In dieser geschlossenen Gesellschaft erfüllt die Frau eine doppelte Aufgabe: Der Mann sucht mit ihr zu glänzen, mit ihrer Schönheit, ihrem Charme, ihrer Eleganz (nur ja nicht mit ihrem Geist!), und er genießt ihre Ausstrahlung.1

Doch im erzkonservativen Kaiserreich beginnen Frauen sich gegen diese Beschränkung ihres Geistes und ihrer Freiheit aufzulehnen. Es sind insbesondere die an der Kunst und dem Kunstschaffen interessierten Damen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts treten Künstlerinnen erstmals in großer Zahl in die Öffentlichkeit. Noch haben sie keinen Zugang zu den Kunstakademien, die bis auf weiteres nur Männern offen stehen; sie werden vom Kunstmarkt wenig beachtet, aber sie beginnen sich eine professionelle Ausbildung und gesellschaftliche Anerkennung zu erstreiten.

Als im Jahre 1849 im Katalog der englischen Firma Windsor & Newton eine Staffelei mit integriertem Hocker insbesondere auch als bequemer Apparat für den Gebrauch zeichnender Damen angeboten wird, hat man begonnen, malende weibliche Wesen zumindest als Konsumentinnen wahrzunehmen. In London gründen Damen 1855 die Society of of Female Artists, deren Mitglieder sich nun professionell ausbilden lassen können.2

In Deutschland ist noch um 1900 eine Karriere als Malerin ohne elterliche Unterstützung kaum denkbar. Die Stuttgarter Kunstakademie hat zwar eine Damenklasse eröffnet, aber dort dürfen nur junge Frauen studieren, deren männlicher Vormund ihnen eine schriftliche Erlaubnis erteilt hat. Wer im privaten Bereich eine Alternative zu den akademischen Ausbildungsmöglichkeiten der Männer sucht, benötigt finanzielle Unterstützung. Fast nur reiche Erbinnen oder Töchter wohlhabender und wohlwollender Väter können sich den teuren Privatunterricht leisten, bei dem dann allerdings das Aktzeichnen verboten ist. Über die Benachteiligung hinsichtlich einer professionellen Ausbildung und Berufsausbildung von Künstlerinnen schreibt die finnische Landschaftmalerin der Düsseldorfer Schule, Victoria Åberg (1824-1892):

Wir bezahlen für unser Malereistudium, usw., in Gold, während die Männer es an ihren Akademien kostenlos erhalten; zudem zahlen wir nicht nur für die Anleitung, sondern auch für Ateliers, Heizung, Modelle!

Wie kann das Leben in der heutigen Zeit so ungerecht sein?3

Und dennoch wagen es Frauen, sich ihren Berufswunsch zu erfüllen.
Malweiber

Hinaus in die freie Natur!4

Wer mangels offizieller akademischer Förderung und privater Unterstützung sich nicht fortbilden kann, macht sich auf, in freier Natur zu malen. Die meist jungen Frauen ziehen mit Staffelei, Pinsel und Palette ins Freie und malen Landschaftsbilder, in Gegensatz zu den bisher üblichen Atelierbildern. So mancher Zeitgenosse belächelt die eifrigen Damen, die mit Malkittel und Sonnenschirm ausschwärmen, aber diese jungen Künstlerinnen wissen, was sie tun, und haben ein Vorbild in Frankreich: Barbizon. In der Nähe des ehemaligen königlichen Jagdreviers Fontainebleau bei Paris gelegen, ist das die erste einflussreiche Künstlerkolonie, deren Mitglieder sich mit der Natur ideell und stilistisch auseinandersetzen, man arbeitet im Freien, plein air. Diese neue Form des künstlerischen Schaffens wird Dank chemisch-technischer Innovation möglich, denn industriell hergestellte Pigmente sind preisgünstiger, und gleichzeitig vereinfachen vorgrundierte Leinwände in genormten Formaten sowie das Angebot gebrauchsfertiger Ölfarben in Tuben die Arbeit.

Die in Deutschland oft spöttisch und verächtlich als Malweiber bezeichneten Künstlerinnen sind starke Frauen, die ihren selbstbestimmten Weg gehen und beispielhaft zur beginnenden Emanzipation der Frauen beitragen.
Paris - wir kommen!!!

Für alle Frauen, die es mit der Kunst ernst nehmen und mutig genug sind, sich alleine in der Fremde durchzuschlagen, gibt es nur ein Ziel: PARIS. Diese Weltstadt verspricht eine noch nie dagewesene sowohl künstlerische als auch persönliche Freiheit.

Im Jahre 1868 werden in Paris die privat geführten Unternehmen Académie Julian und Académie Colarossi gegründet, die vor allem von ausländischen Schülern und Schülerinnen stark frequentiert werden.

Die Ateliers orientieren sich mit ihrem Lehrbetrieb an den königlichen Akademien, müssen aber ohne staatliche Förderung auskommen und verlangen deshalb ein monatliches Honorar. Rudolph Julian hat seine Académie mit der Zielsetzung gegründet, allen Interessenten eine von Obrigkeitskontrolle unabhängige Kunstausbildung zu bieten und jedem Schüler das Aktzeichnen zu ermöglichen.

Unterrichtet wird in einzelnen Klassen, in denen namhafte Künstler zweimal wöchentlich korrigieren. Rudolph Julian nimmt von Anfang an Frauen auf, denen er als einer der ersten ab 1877 das Aktstudium ermöglicht. Lediglich in den ersten Jahren des Bestehens seiner Académie existieren gemischte Klassen, mit steigendem Interesse werden reine Frauen- und Männerklassen gebildet, die er zu regelmäßigen Leistungsvergleichen anhält. Auch Paula Modersohn-Becker (1876-1907) ist Schülerin von Rudolph Julian. Es zieht sie insgesamt dreimal nach Paris. In Worpswede bemerkt sie:

»Es ist meine Erfahrung, dass die Ehe nicht glücklicher macht... Dies schreibe ich in mein Küchenhaushaltsbuch, sitze in meiner Küche und koche Kalbsbraten.«2

1905 reist Paula ohne ihren Mann Otto Modersohn in die französische Hauptstadt, malt sich nackt, signiert ihr Selbstporträt mit ihrem Mädchennamen und träumt kurz davon, ein Kind alleine großzuziehen.

In der Académie Colarossi wird ebenfalls am Abend nach lebenden Modellen Aktzeichnen geübt, ein Skandal für bürgerliche Sittenhüter. Ida Gerhardi (1862-1927), die schon 1891 Schülerin bei Colarossi ist, erzählt, sie habe schon bald das Gefühl gehabt, in zwei Monaten mehr gelernt zu haben als in vier Monaten in München. Ida bleibt zwei Jahrzehnte lang in Paris.

Paula Modersohn-Becker Selbstbildnis
Öl auf Leinwand um 1905

Viele der jungen Frauen haben in Briefen und Memoiren von ihren Erlebnissen und Erfahrungen berichtet und lassen damit das ereignisreiche Leben in der Welthauptstadt der Kunst wieder auferstehen.

Begeistert beschreibt die junge Annemarie Kruse (1889-1977) das kosmopolitische Ambiente im Quartier Montparnasse:

So kurz und eng die Rue de la Grande Chaumière auch ist, so war sie doch damals so etwas wie ein Weltzentrum. Hier lagen die Akademien Colarossi und Grande Chaumière, zu denen täglich zahllose Kunststudenten aus aller Welt pilgerten, und sie mündete in den Boulevard Montparnasse gerade gegenüber dem Café du Drôme, wo die wichtigsten Kunstfragen von den bedeutendsten Künstlern diskutiert wurden.[...]

Unser damaliger Montparnasse, ein Name für eine ganze Epoche eines bestimmten Lebensstils, war ja ein Zusammenschluss vieler Nationalitäten, er war nicht wirklich französisch - und doch nur so in Frankreich möglich.3

Das Künstlerleben im Quartier Montparnasse ist jedoch nicht immer sorgenfrei. Spätestens im Winter, wenn das Geplauder auf den Caféterrassen verstummt und so manches Atelier ungeheizt bleibt, wird es ungemütlich. Aber selbst das raue, unfreundliche Paris birgt noch genügend Quellen der Inspiration, um manche Enttäuschung wettzumachen. Und so bleiben die Künstlerinnen Wochen, Monate, Jahre und manchmal sogar fast ein Leben lang.

Louise-Cathérine Breslau (1856-1927), die...
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