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Als der Todessturm losbrach

Abenteuerroman
Bärenklau Exklusiverschienen am01.07.2022
Jahresende 1738.
Das Auswandererschiff PRINCESS AUGUSTA, unterwegs ins gelobte Land Amerika, wird vom Unglück verfolgt. Das Kommando übernimmt der grausame und geldgierige Andrew Brooks, der sich sogleich daranmacht, die Flüchtlinge aus der Pfalz auszubeuten und zu quälen. Nur eine Handvoll aufrechter Männer, der Erste Offizier Charlie Field und die Auswanderer Johann Häussler und Anton Herzog gehören dazu, wagt es, dem erbarmungslosen Kapitän die Stirn zu bieten. Auch Anna Simon, eine starke Frau, wehrt sich nach Kräften. Hunger, Not und Elend peinigen die Passagiere, doch bei der Mannschaft sieht es kaum besser aus. Sie alle verlieren die Hoffnung darauf, noch rechtzeitig Land zu sichten, als ein Wintersturm losbricht und die See sich in ein brüllendes Ungeheuer verwandelt ...
Brooks und seine ihm hörigen Leute, darunter Bootsmann Wenzel, verfolgen trotzdem weiterhin verbrecherische Pläne und treiben die Auswanderer in pure Verzweiflung.
Wird die Gerechtigkeit siegen oder trägt das Böse den Sieg davon?

Dieser abenteuerliche Roman reißt den Leser mit wie eine mächtige Woge ein Schiff.

Die Taschenbuchausgabe dieses Romans umfasst 195 Seiten.


Daniela Behrens ist das Pseudonym einer deutschen Autorin.
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Produkt

KlappentextJahresende 1738.
Das Auswandererschiff PRINCESS AUGUSTA, unterwegs ins gelobte Land Amerika, wird vom Unglück verfolgt. Das Kommando übernimmt der grausame und geldgierige Andrew Brooks, der sich sogleich daranmacht, die Flüchtlinge aus der Pfalz auszubeuten und zu quälen. Nur eine Handvoll aufrechter Männer, der Erste Offizier Charlie Field und die Auswanderer Johann Häussler und Anton Herzog gehören dazu, wagt es, dem erbarmungslosen Kapitän die Stirn zu bieten. Auch Anna Simon, eine starke Frau, wehrt sich nach Kräften. Hunger, Not und Elend peinigen die Passagiere, doch bei der Mannschaft sieht es kaum besser aus. Sie alle verlieren die Hoffnung darauf, noch rechtzeitig Land zu sichten, als ein Wintersturm losbricht und die See sich in ein brüllendes Ungeheuer verwandelt ...
Brooks und seine ihm hörigen Leute, darunter Bootsmann Wenzel, verfolgen trotzdem weiterhin verbrecherische Pläne und treiben die Auswanderer in pure Verzweiflung.
Wird die Gerechtigkeit siegen oder trägt das Böse den Sieg davon?

Dieser abenteuerliche Roman reißt den Leser mit wie eine mächtige Woge ein Schiff.

Die Taschenbuchausgabe dieses Romans umfasst 195 Seiten.


Daniela Behrens ist das Pseudonym einer deutschen Autorin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754681640
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten158 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse447
Artikel-Nr.9873959
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

 

 

Das Schweigen an Bord der PRINCESS AUGUSTA wurde vom Knarren des Tauwerks nicht beeinträchtigt. Die Segel killten. In regelmäßigen Abständen klatschte es außenbords. Die zwei Männer an der Reling bückten sich wieder. Zum letzten Mal.

Eine Frau schluchzte laut auf. Sie barg ihr Gesicht an der Brust des hageren Mannes, der neben ihr stand.

Andrew Brooks nickte. Die Matrosen hievten die Leiche des Kapitäns über Bord. Der Erste Offizier schlug die Bibel zu. Er wandte sich ab.

»Still, Anna! Wir gehen unter Deck. Du musst ausruhen. Es ist jetzt vorüber.«

Anton Herzog redete halblaut auf die schluchzende Frau ein. Er führte sie zum Niedergang und stützte sie, als sie die Treppe erreichten. Das Gesicht des Mannes war bleich. Er hatte eben erst die Vergiftung überstanden, die hundertvierzehn Menschenleben gefordert hatte. Darunter die Hälfte der Mannschaft und der Kapitän.

Anna Simon zwang sich zur Ruhe. Ihre Hände krampften sich um den Oberarm ihres Begleiters. Der Blick ihrer Augen wirkte leer und stumpf. Die Frau war zweiundzwanzig Jahre alt. Ihr abgehärmtes Gesicht, ihr gebeugter Gang, die tief in den Höhlen liegenden Augen und das strähnige Haar ließen sie um zehn Jahre älter erscheinen.

Anton Herzog, ihr Verlobter, nahm das überhaupt nicht wahr. Er wusste um die grausamen Wunden, die der plötzliche Tod von Annas Eltern gerissen hatte. Ihm erschien es jetzt noch wie ein Wunder, dass er und Anna die schwere Vergiftung überstanden hatten und noch lebten.

So wie Anton Herzog erging es auch den zweihundertvierzig Menschen an Bord. Noch am Tag vorher hatte niemand gezweifelt, dass der Tod allen sicher war. Die PRINCESS AUGUSTA hatte keine Fahrt gemacht. Wie ein Totenschiff hatte sie auf dem glänzenden, unbewegten Wasser gelegen. Stöhnen, Keuchen und Schreie Sterbender hallten durch das Schiff. Es hatte nach Verwesung gestunken. Unter Deck war nur geblieben, wer sich nicht erheben konnte, wer zu schwach war, sein Lager zu verlassen.

Unmenschliche Zustände mussten ertragen werden. Schon die Erinnerung daran schnitt Anton Herzog die Atemluft ab.

Das Paar wich einer Gruppe Frauen aus, die energisch die Planken scheuerten. Der Boden war feucht vom Seewasser. Sand knirschte unter den Tritten.

Anton Herzog blieb stehen. Er deutete auf einen Strohsack.

»Nur ein paar Minuten, Anna. Dann geht es dir wieder besser. Du bist noch schwach von der Krankheit. Und ⦠es hat uns alle mitgenommen. Wir müssen dankbar sein, dass wir noch am Leben sind.«

Die Frau legte sich auf den Rücken. Sie hatte die Augen geschlossen.

»Am Leben?«, fragte sie leise. »Ich weiß nicht, was Leben überhaupt ist, Anton. Seit wir dieses Schiff betreten haben, verfolgt uns das Unheil. Wir haben die Heimat verlassen, weil wir dachten, unser Leben ist in Gefahr. Und fast die Hälfte unserer Leidensgenossen hat eben dieses Leben verloren. Alle haben geglaubt, wir würden in eine neue, glückliche Zukunft segeln. Und jetzt? Was steht uns noch bevor, Anton? Werden wenigstens wir diese glückliche Zukunft kennenlernen?«

Der bleiche Mann setzte sich auf den Strohsack.

»Du bist enttäuscht, weil du Schreckliches mitgemacht hast. Du glaubst nicht mehr an die Zukunft, weil dein Körper noch ausgezehrt ist. Du hast noch nicht die Kraft gefunden, zuversichtlich zu sein, Anna. Es werden wieder andere Zeiten kommen. Deine Wunden werden vernarben.«

Anton Herzog erhielt keine Antwort. Anna lag mit geschlossenen Augen da. Ihr Gesicht wirkte noch fahler als an Deck. Sie sah aus wie eine Tote.

Der Mann presste beide Hände vor das Gesicht. Er krallte die Finger in das lockige Haar.

Kommandos schollen über Deck. Und dann ging ein Ruck durch die PRINCESS AUGUSTA. Die Viermastbark nahm Fahrt auf. Das Leben hatte einen neuen Anfang genommen.

Anton Herzog sah den Mann nicht, der neben dem Niedergang stand und zu ihm herüberblickte. Er war groß, wirkte ein wenig klobig und unbeholfen. Seine Schultern waren breit, der Rücken kräftig. Jeder konnte dem blonden Mann ansehen, dass er hart gearbeitet hatte in seinem Leben. Sein Gesicht war flächig, der Mund eine Spur zu breit. Das Kinn war eckig. Es sprang etwas vor und schuf einen Ausgleich zu den breiten, hervorstehenden Backenknochen. Die Stirn war gefurcht, um die Augenwinkel lagen unzählige Falten.

Johann Häussler fuhr sich mit den schwieligen Händen über das kurzgeschorene Haar. Er wandte sich zur Treppe und stapfte nach oben.

Die um die Hälfte dezimierte Mannschaft hatte alle Hände voll zu tun, den Befehlen des Zweiten Offiziers nachzukommen.

Charlie Field stand auf dem Achterdeck. Sein Gesicht war von einem ungesunden Gelb überzogen. Seine Bewegungen wirkten fahrig, als er die Hand an die Stirn hob, um nicht von der Sonne geblendet zu werden. Mit der Linken stützte er sich am Kompasskessel auf. Seine Stimme klang noch schwach.

Johann Häussler blickte hinauf in die Wanten. Ihm wurde schwindlig, als er die Matrosen sah. Sie gaben sich redlich Mühe. Dennoch konnte keiner verbergen, dass seine Kräfte nur einen Teil dessen betrugen, was er sonst leisten konnte. Wenige nur waren ganz verschont geblieben von der furchtbaren Vergiftung, die so viele Opfer gefordert hatte.

Es war ein offenes Geheimnis, wie es zu dieser Katastrophe gekommen war. In den Trinkwasserbehältern hatten sich alte Weinreste befunden. Durch diese Rückstände waren die Trinkwasserreserven ungenießbar geworden.

Als die ersten Krankheitsfälle auftraten, hatte jeder an eine Seuche an Bord geglaubt. Als die wirkliche Ursache aufgedeckt wurde, war es für viele zu spät gewesen. Und der Verantwortliche?

Danach wagte keiner zu fragen. Die Mannschaft kannte ihn. Sie schwieg. Und dies aus gutem Grunde. Denn nach dem Tod des Kapitäns hatte Andrew Brook, der Erste Offizier an Bord der PRINCESS AUGUSTA, das Kommando übernommen. Wer diesen Mann kannte, hasste und fürchtete ihn. Wer ihn leiden konnte, kannte ihn nicht.

Der breitschultrige Pfälzer blickte hinaus auf die glänzende Wasserfläche. Katzenpfoten kräuselten sich. Eine leichte Brise kam auf und vertrieb endgültig den Todeshauch von der PRINCESS AUGUSTA. Sie blähte die Segel.

Charlie Field ließ jeden Fetzen Tuch setzen. Unsicher blickte er auf Brook, der unbemerkt neben ihn getreten war und den Sextanten in der Hand hielt.

»Nun, Mr. Field? Was halten Sie davon?«

Der hagere, schmächtige Mann räusperte sich verlegen. Er hüstelte nervös und zuckte die Schultern.

»Ich weiß nicht, Mr. Brook. Sieht aus, als sollte aus der Flaute ein Sturm entstehen. Meinem Gefühl nach bekommen wir schweres Wetter. Wir sollten möglichst rasch die Position bestimmen und den neuen Kurs abstecken. Falls wir Sturm ⦠ich meine, dass wir bei schwerer See noch weiter vom Kurs abkommen und ⦫

Er hörte zu reden auf, schluckte ein paarmal trocken und zuckte wieder die Schultern. Der verächtliche Blick entging ihm nicht, den Brook ihm zuwarf.

Johann Häussler sah diesen Blick ebenfalls. Nicht zum ersten Mal. Er hatte schon öfter beobachtet, dass Andrew Brook für den Zweiten Offizier nur blanke Verachtung übrighatte.

Vielleicht lag das am Gegensatz der Charaktere. Brook war ein fülliger, fast fettleibiger Mann mittlerer Größe. Sein Kopf saß auf einem kurzen Hals und sah aus wie eine Kugel, die zwischen den Schultern liegt. Das dicke Gesicht glänzte. Die aufgedunsenen Wangen und eine breite Nase ließen seine Augen als dünne Schlitze erscheinen. Eine beträchtliche Stirnglatze vermittelte dem Betrachter das Bild eines glatten, abweisenden Menschen. Nichts an Brook strahlte die dicken Menschen nachgesagte Gemütlichkeit und Ruhe aus.

Unbemerkt hatte sich das Blau des Himmels am Horizont in bleifarbenes Grau verwandelt.

Johann Häussler hatte bereits einen Blick für die verschiedenen Farbtöne des Himmels. Zwei Monate auf See waren eine lange Zeit. Sechzig Tage, in denen auch eine Landratte vieles verstehen lernt.

Andrew Brook verließ seinen Platz. Er verschwand wieder unter Deck. Die Matrosen enterten nieder. Sie hatten weiche Knie von der Anstrengung und kamen Fields Kommando nur widerwillig nach, als seine dünne Stimme über Deck scholl: »Schotten dicht, Männer! Macht schon! Los, bewegt euch endlich!«

Johann Häussler fröstelte, als eine Bö in die Segel fuhr. Sie ließ die Bark leicht rollen. Der Bug schnitt tiefer ins Wasser und eine Gischtwolke sprühte auf. Feiner Wasserstaub wirbelte empor und benetzte das Gesicht des blonden Mannes.

Charlie Field blickte hinauf in die Takelage. Er runzelte die Stirn. Dann befahl er dem Rudergänger, die PRINCESS AUGUSTA dichter an den Wind zu bringen.

Johann Häussler verließ seinen Platz. Er ging an der Reling entlang in Richtung Achterdeck.

Das Achterschiff war für die gewöhnlichen Passagiere Sperrgebiet. Nur ein Dutzend Privilegierter hatte die Erlaubnis, sich auf dem ganzen Schiff frei zu bewegen. Privilegierte, die fast die doppelte Summe für die Überfahrt nach Philadelphia bezahlt hatten. Diesen Passagieren waren Unterkünfte auf dem Achterschiff zugewiesen worden.

Komfort wollte bezahlt sein. Eine Koje konnte sich leisten, wer auch bis jetzt höchst selten erfahren hatte, was Hunger für ein Gefühl ist.

Häussler überkam unwillkürlich ein Lächeln, als er daran dachte. Irgendwo gab es noch das, was Gerechtigkeit genannt wurde. Das war kein Trost, wurde von dem Mann aber als beruhigend empfunden. Vielleicht auch mit einer Spur Genugtuung.

Der Tod war gerecht. Er hatte auch vor den Begüterten nicht haltgemacht. Er hatte sie ebenso weggerafft wie die armen Teufel, die sich im Vorschiff auf faules Stroh betten mussten, und wie...
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