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Hinterm Mond

... und weiter
Hybrid Verlagerschienen am01.07.2022
Die Besatzung eines Forschungsstützpunktes auf der Mondrückseite meldet sich nicht mehr. Im Erdorbit taucht unvermittelt ein nicht identifizierbares Objekt auf. Ein Flugkörper gräbt sich neben der Rückseitenstation in den Mondboden. Drei Erzählungen aus der Zukunft und dem Areal Hinterm Mond ...

M. Pastore erblickte 1960 in Dresden das Licht dieser Welt, wurde Ingenieur, Schauspiel-Amateur und Liebhaber von Sprache und Literatur. In den Anthologien 'grenzenlos' des Deutschen Schriftstellerforums und 'Vollkommenheit' beim Hybrid Verlag veröffentlichte er erste Kurzgeschichten. Ebenfalls bei Hybrid Verlag erschienen die Romane 'Planet Centronos' und 'Das Billardcafé'.
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Produkt

KlappentextDie Besatzung eines Forschungsstützpunktes auf der Mondrückseite meldet sich nicht mehr. Im Erdorbit taucht unvermittelt ein nicht identifizierbares Objekt auf. Ein Flugkörper gräbt sich neben der Rückseitenstation in den Mondboden. Drei Erzählungen aus der Zukunft und dem Areal Hinterm Mond ...

M. Pastore erblickte 1960 in Dresden das Licht dieser Welt, wurde Ingenieur, Schauspiel-Amateur und Liebhaber von Sprache und Literatur. In den Anthologien 'grenzenlos' des Deutschen Schriftstellerforums und 'Vollkommenheit' beim Hybrid Verlag veröffentlichte er erste Kurzgeschichten. Ebenfalls bei Hybrid Verlag erschienen die Romane 'Planet Centronos' und 'Das Billardcafé'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783967411409
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2389
Artikel-Nr.9881201
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1.

 

Gennadi näherte sich unaufhaltsam einem mentalen Tiefpunkt. Nicht genug, dass seine Maschine in Beauvais landete, statt wie geplant Orly anzufliegen. Folgerichtig kam er zu spät. Und nun redeten hier alle über ihn und die fabelhaften Möglichkeiten, die seine Mitwirkung böte, aber niemand hielt es für nötig, ihn einzubeziehen oder wenigstens zu begrüßen. Glaubten sie wirklich, er sei des Englischen nicht mächtig? Warum holte man ihn von Moskau nach Paris? Welchem Zweck sollte seine Anwesenheit dienen? Bisher ließen sich nicht einmal grobe Umrisse erahnen, woran er mitwirken sollte. Es genügte. Am besten aufstehen und den Raum verlassen.

Gerade als er dieses Vorhaben in die Tat umsetzen wollte, begann ein blasses, dürres Jüngelchen plötzlich, in einem hundsmiserablen Russisch zu radebrechen.

»Excuse me«, unterbrach ihn Gennadi mit nahezu akzentfreiem Oxfordenglisch, »sollte dieses Kauderwelsch eben mir gegolten haben, lassen Sie es bitte bleiben. Halten Sie sich an Ihr schlechtes Englisch, das lässt sich wenigstens verstehen.«

Die Runde sah überrascht auf.

»Iswinite, poshaluista, ich wusste nicht, dass Sie ...«, stammelte der blasse Hungerkünstler.

»Sie verbreiten sich in aller Ausführlichkeit darüber, dass ich als Kommandant des Mannschaftstransporters an der internationalen Mission zum Aufbau der Station auf der erdabgewandten Seite des Mondes teilnahm und bezweifeln meine Sprachkenntnisse? Aus welchem Mustopf kommen Sie denn gekrochen?«

Der ältere, breitschultrige Mann, der Gennadi gegenüber saß, stellte sich als Chefkoordinator vor.

»Ich glaube, wir vergaßen auf Grund der komplizierten Lage einige Grundregeln. Gennadi Pawlowitsch, wir danken Ihnen und Ihrer Regierung für die Bereitschaft, uns zu helfen.«

Für den Austausch diplomatischer Höflichkeiten fehlte Gennadi gerade der Sinn.

»Kann mir erst einmal jemand sagen, worum es in dieser Runde geht? Und mit wem ich hier spreche?«

»Ja, Gennadi Pawlowitsch, äh, Entschuldigung ...« Der Chefkoordinator machte kurz mit seinem Stab bekannt und begann dann ruhig, aber bestimmt: »Wir können seit einem halben Jahr keinen Kontakt zur Rückseitenstation aufnehmen.«

»Und jetzt brauchen Sie eine Mission, die mal schaut, was die Roboter so treiben und weshalb sie keine Lust verspüren, mit Paris zu reden, richtig?«

»Nun ja, die ursprüngliche Planung der Station sah weitgehend automatischen Betrieb vor, allerdings verlagerten wir in den letzten Jahren noch ein paar zusätzliche Aufgaben vom Erdorbit auf die Mondrückseite, erweiterten die Station um drei Module und betreiben sie seitdem mit zwei Mann Besatzung.«

Gennadi fiel fast vom Sessel.

»Da melden sich zwei Mann nicht mehr, und ihr kommt nach einem halben Jahr auf die Idee, mal nachzusehen, wo es dort klemmt?«

»Gennadi Pawlowitsch, das mag von außen einfach aussehen, aber wenn wir einen solchen Vorfall an die große Glocke hängen, verlieren wir unsere Finanzierungsquellen. Weder Privatunternehmen noch Regierungen dürfen wir in irgendeiner Weise mit schweren Vorkommnissen in Zusammenhang bringen, die springen sofort ab! Andererseits setzte die Station definitiv kein Notsignal ab, die Telemetrie signalisiert normale Funktion aller Systeme, es handelt sich also wahrscheinlich um ein Problem mit den Datenkanälen und hinterm Mond geht alles bestens.

Außerdem fehlen uns eigene Transportkapazitäten für bemannte Missionen, wir sind diesbezüglich auf Partner angewiesen. Die entsprechenden Verhandlungen gestalteten sich sehr schwierig. Unsere amerikanischen Freunde traf bekanntlich ein gewisser Engpass und China kann das benötigte Volumen nicht erbringen.«

Insgeheim ergänzte Gennadi: Und Verhandlungen mit Moskau gestalten sich immer etwas ... diffizil und grinste. »Und weshalb sitze nun ich in der erlauchten Runde?«

Auf einen Wink des Chefkoordinators erhob sich Signore Belotto, der Missionsleiter Rückseite.

»Ja, also, keiner der Raumfahrer, die sich am Aufbau der Station beteiligten und die deshalb die Kernbereiche am besten kennen, gehört noch zum aktiven Korps. Bis auf einen. Der könnte als Idealbesetzung für den Kommandanten der Mission gelten. Also Sie, Gennadi Pawlowitsch.«

Gennadi suchten Hitzewellen heim. Er hatte die ganze Zeit damit gerechnet, man wolle ihn als zusätzlichen Berater beim Missionsdienst in der Bodenstation einsetzen, aber noch einmal fliegen?

Eine solche Chance kannst du dir nicht entgehen lassen, sagte er sich, und: Stopp, keine überstürzte Entscheidung. Langsam stand er auf.

»Ich teile Ihnen morgen um diese Zeit meine Entscheidung mit, ob ich als Kommandant eines Raumschiffes noch einmal die Mondrückseite anfliege. Guten Tag.« Er sah auf seine Uhr und verließ den Beratungsraum. Noch ehe er das Hotel erreichte, stand seine Entscheidung fest.

 

Gennadi saß am Kommandopult, definitiv zum letzten Mal. Ein schöner Abschluss. Seine letzte Mission glich der Ersten, mit einem internationalen Team zur Mondrückseite. Den Jungfernflug verdankte er seinen exzellenten Sprachkenntnissen, das Finale seinem ersten Einsatz. Gennadi spürte eine gewisse Zufriedenheit. Vor ihm füllte die Mondrückseite längst das gesamte Blickfeld, die Landung stand unmittelbar bevor.

Rechts von ihm wühlte Knut mit zittrigen Fingern in den Handbüchern. Die Nervosität des Schweden nahm langsam groteske Züge an. Knut verfügte über die notwendige Qualifikation zur Führung des Schiffes und trotzdem bestimmte Angst sein Denken, Angst vor einer Situation, die ihm diese Fähigkeiten abverlangte.

Ganz anders die zwei zu Gennadis Linker.

Pierre, ein Elektronikbastler aus Frankreich mit unerschütterlich guter Laune, vor allem aber exzellenter Spezialist für Kommunikationsgeräte, und der Schweizer Software- und Robotikexperte, die personifizierte Ausgeglichenheit. Theo schienen hastige Bewegungen völlig fremd.

Gennadi prüfte noch einmal die Position des Schiffes und rief dann: »Kommandant an Besatzung: Schließen Sie die Gurte!«

Pierre schwebte zu seinem Sessel, schloss die Gurte über dem leeren Sitz und fragte »Recht so?«

»Wenn Missionsingenieur Pierre noch die Luft unter den Gurten verdrängt, stünde der Zufriedenheit des Kommandanten nichts im Wege. Sonst könnte der genannte Missionsingenieur bei den bevorstehenden Manövern ziemlich hart anecken. In fünf Minuten erstes Bremsmanöver. In einer halben Stunde Bodenkontakt an der Station.«

Neben dem Kommandanten suchten fliegende Hände nach Informationen in den Büchern.

»Reiß dich zusammen Knut«, ermahnte Gennadi. »Bei den Manövern brauche ich deine Hilfe. Im Übrigen kannst du davon ausgehen, dass ich diese Mission genauso lebendig beende wie die bisherigen, du musst dich also nicht vor irgendwelcher Verantwortung fürchten.«

 

Sie landeten in einer riesigen Staubwolke.

Pierre sah durch das Kabinenfenster: »Konnten die denn nicht mal den Landeplatz fegen? Verlangt man denn da schon zu viel? Was sagst du dazu, Kommandant?«

Gennadi sagte nichts. Er überlegte angestrengt, wie der Staub an diese Stelle kam. Denn der Landeplatz staubt nicht ein. Nicht auf dem Mond, nicht in der kurzen Zeit seit der letzten Mission. Die Besatzung der Station musste ihm eine Menge erzählen und vor allem erklären.

»Landecheck«, rief er und hoffte bis zum Abschluss der Prüfungen auf einigermaßen klare Sicht zur Station. Diese Hoffnung erfüllte sich, und Gennadi vermutete nun, die Sache mit dem Staub besäße sicher ganz natürliche Ursachen, vielleicht fiel ihm das bei seiner letzten Visite nur wegen des Landechecks nicht auf. Er konnte jedenfalls die Kuppel der Station sehen und das »Containerdorf«, das die drei Zusatzmodule enthielt. Rechts, links und hinter dem halbkugeligen Panorama-Ausguck mit der Sendeantenne obenauf - sieht immer noch toll aus, dachte Gennadi - stand jeweils eine Doppelreihe in drei Etagen angeordneter Wohncontainer, wie man sie auf großen Baustellen findet, mit außenliegender Verkabelung, alles provisorisch, und jede Reihe zehn Container lang. Mit Verlaub, dachte der Kommandant, diese Erweiterung wirkt technisch und architektonisch sehr mangelhaft.

Pierre kam dazu, sah kurz hinüber und bemerkte lakonisch: »Der Anbau sieht scheiße aus.«

»So kann man auch ausdrücken, was ich die ganze Zeit denke«, gab Gennadi zurück, »und scheinbar weilt keiner zu Hause.«

Die hohen Rundbögen mit den kleinen Gucklöchern darin, die sich am Sockel der Kuppel ringsum zogen, blieben dunkel, obwohl die Ankunft von Besuchern längst in allen Abteilungen der Station für Aufregung sorgen müsste.

Achselzuckend wandte sich Pierre wieder ab. »Wenigstens das Licht könnten sie einschalten.«

Gennadi blieb in den Anblick der Station vertieft. »Ja«, murmelte er, »da wüssten wir wenigstens, dass da drüben noch irgendwas funktioniert. Aber so müssen wir davon ausgehen, dass wir auf der Station keine Besatzung vorfinden.«

Mit einem Ruck sahen alle zum Kommandanten.

»Na, guckt nicht so«, wehrte Gennadi ab, »nach einem halben Jahr Sendepause durften wir ja wohl auch mit etwas Derartigem rechnen.«

»Aber wohin können sie gegangen sein?«, fragte Knut aufgeregt. »Zur Ausrüstung hier gehört nicht einmal ein Rover, und selbst mit dem erreichen sie niemals den nächstgelegenen Stützpunkt. Der liegt knapp dreitausend Kilometer entfernt. Da muss man schon fliegen, und dazu braucht es Hilfe von der Erde.«

»Eben. Wir finden die Zwei also da drüben....
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