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Die schöne Blonde

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
119 Seiten
Deutsch
neobookserschienen am19.09.2022
Durch eine schicksalhafte Begegnung gerät eine strahlend schöne junge Dame in die besten Kreise und bezaubert dort die Herzen im Sturm. Doch was als zuckriger Gesellschaftsroman beginnt, wird nach einer anonymen Anzeige sehr rasch zum spannenden Kriminalfall! Ein Berliner Kommissar müht sich im Wettlauf mit der Zeit, gerade noch das Allerschlimmste zu verhindern.

Jean Louis 'Hans' Hyan war ein deutscher Kabarettist, Gerichtsreporter und Schriftsteller. Er verfasste vor allem Kriminalromane, aber auch Drehbücher.
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Produkt

KlappentextDurch eine schicksalhafte Begegnung gerät eine strahlend schöne junge Dame in die besten Kreise und bezaubert dort die Herzen im Sturm. Doch was als zuckriger Gesellschaftsroman beginnt, wird nach einer anonymen Anzeige sehr rasch zum spannenden Kriminalfall! Ein Berliner Kommissar müht sich im Wettlauf mit der Zeit, gerade noch das Allerschlimmste zu verhindern.

Jean Louis 'Hans' Hyan war ein deutscher Kabarettist, Gerichtsreporter und Schriftsteller. Er verfasste vor allem Kriminalromane, aber auch Drehbücher.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754199398
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum19.09.2022
Seiten119 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse759 Kbytes
Artikel-Nr.9895044
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die schöne Blonde

Seit Tagen lag über der Stadt die Schwüle des Gewitters. Am Tage war der Himmel wie ein ungeheueres Brennglas voll bläulich weißer Hitze. Und der Abend floß wie giftig brennender Schwefel und violette Lavaströme in der Schwärze des Horizontes zusammen. Der Asphalt der Straßen wurde weich bei der abnormen Temperatur und ließ die Radspuren der Gefährte erkennen. Selbst in der Nacht glühte dies Labyrinth von Stein und Eisen und spie die aufgesogenen Gluten aus, die die neue Sonne doppelt über die grauen Schieferdächer hingoß â¦ Der Morgen kam ohne Frische, und das Leben wachte mutlos auf. Die Straßenbäume, diese Stiefkinder des unfruchtbaren Pflasters, ließen ihre bestaubten Blätter hängen, und zwischen ihnen rollten die pferdelosen Sprengwagenungetüme auf den breiten Straßen dahin, die ihr Wasser verspritzten, das schon in der heißen, atembeklemmenden Luft verdunstete.

Frau Henriette von Lehnemark hätte ihre Villa in der Margaretenstraße heute sicher nicht verlassen, wäre ihr durch den Geburtstag einer Freundin deren Besuch nicht zu einer unabwendigen Pflicht geworden ⦠Die alte Dame trat eben aus dem Hause, im Süden der Stadt, und dachte, ein Auto sollte sie schnell aus dieser Glut heimbringen. Aber nicht einmal eine Pferdedroschke war hier zu haben ⦠So stieg Frau von Lehnemark recht matt in die elektrische Straßenbahn.

Gleich nach ihr betrat ein hellgekleidetes, auffallend schönes, junges Mädchen die Elektrische und setzte sich dicht neben Frau v. Lehnemark, die in ihrem apartgemachten Kleide aus brauner Rohseide mit dem gleichfarbigen Kapothütchen distinguiert aussah â¦

Für einen Moment blickten beide Damen auf den Herrn, der dem Fräulein auf dem Fuße gefolgt war und sich jetzt ihnen gegenüber niederließ â¦ Im Gesicht des schönen, hochblonden Mädchens war jene kühle, etwas gereizte Abwehr, durch die anständige Frauen es bewußt und vielleicht auch ganz instinktiv bemerklich machen, daß ihnen die Bewunderung eines Mannes aufdringlich erscheint und lästig fällt â¦

Frau Henriette von Lehnemark, der dies stumme Spiel nicht entging und die mit ihrer ganzen Sympathie sofort auf seiten des schönen Mädchens stand, führte absichtlich ihr goldenes Lorgnon an die Augen und blickte auf den vielleicht in den Dreißigern stehenden Herrn, der seine Taktlosigkeit so weit trieb, diese stumme Zurechtweisung der alten Dame mit einem höhnischen Lächeln zu quittieren, und der nach wie vor mit seinen halbgeschlossenen, dreisten, schwarzen Augen die junge Schönheit fixierte.

Dieser Mensch war selber gar nicht häßlich. Sein schwarzer, wohlgepflegter Schnurrbart, die brennende Glut des Blicks unter langen Wimpern und der harte, doch nicht unedle Schnitt des brünetten Kopfes konnten ihn einer Frau wohl interessant und sogar anziehend erscheinen lassen. Aber wenn man ihn länger ansah, störten der Mund mit seinem zynisch überheblichen Lächeln und der kalte, ja grausame Zug um die an sich so leidenschaftlichen Augen ⦠Er schien gar keine Furcht zu empfinden, daß man ihn etwa zur Rede stellen könne, seines unschönen Benehmens wegen. Er mochte wohl auch dem jungen Mädchen schon längere Zeit gefolgt und dieses nur, um seine unerwünschte Begleitung los zu werden, auf die elektrische Bahn gestiegen sein â¦

Frau von Lehnemark tupfte sich empört mit ihrem Spitzentuch die Stirn und sah dann ihre Nachbarin mit einem ermutigenden Lächeln an, als wollte sie sagen: Fürchte dich nicht, mein Kind; solange du in meiner Gegenwart bist, kann dir nicht Böses geschehn! ⦠Und wie das freundliche und trotz ihrer sechzig Jahre noch so lebensfrische Gesicht der alten Dame und die junge Schönheit einander anblickten, da war es, als schwände die Angst aus den hellen Zügen der Blonden und als vertraue sie sich in beredtem Schweigen ganz dem Schutz der älteren Geschlechtsgenossin an â¦

Und wie jetzt Frau von Lehnemark den feuchten Glanz einer heimlichen Träne im großen, tiefblauen Auge der jüngeren sah - da war die Seele dieser alten Frau, die trotz aller Geselligkeit allein und innerlich einsam lebte, gefangen. Und der Wunsch, das beinahe schmerzliche Verlangen stieg in ihr auf, so ein schönes, liebreizendes Bild zu jeder Stunde um sich zu haben; auf diese runden, jugendkräftigen Schultern ein wenig von der Last des Lebens, das ihr selbst schon schwer ward, abzuwälzen und so, allmählich vielleicht, im Alter noch die junge Tochter zu gewinnen, die sie sich so oft vergeblich gewünscht hatte ⦠Daß dieses Begehren sich erfüllen könnte, daran dachte Frau Hety wohl kaum. Nach der ganzen Erscheinung der schönen Blonden, die mit geschmackvoller Sauberkeit, dabei aber außerordentlich einfach angezogen war, konnte die alte Dame nur annehmen, daß ein junges Mädchen aus einem guten, wohlbestellten Bürgerhause neben ihr sitze.

Da schob der übrigens sehr elegant gekleidete Herr ihr gegenüber, zweifellos ganz absichtlich, den schmalen Lackstiefel vor und berührte den Fuß der jungen Dame, die mit einem Laut des Erschreckens und mit einer krampfhaft hastigen Bewegung ihre Füße bis ganz an die Bank des Wagens zurückzog â¦

Frau von Lehnemark wollte, bebend vor Entrüstung, eben für ihre Nachbarin eintreten, als sie eine leise Berührung am Arme spürte. Zur Seite blickend, das Wort der schärfsten Rüge schon auf den Lippen, sah sie das Fräulein mit dem Kopf, auf dem sich der helle Florentiner verschob, gegen die Glasscheibe fallen und in einer tiefen Ohnmacht zurücksinken.

Frau von Lehnemark umschlang und hielt die Besinnungslose. Die übrigen Fahrgäste, von der Dumpfheit und Lethargie dieses glühenden Tages in Bann gehalten, erhoben sich beim Anblick der Ohnmächtigen erschreckt und mitleidig von ihren Sitzen. Eine Dame bot ihr Riechsalz, und damit gelang es, die Lebensgeister des jungen Mädchens wieder zu erwecken â¦

Der Urheber des peinlichen Vorfalles, dem dieser Ausgang seiner Unarten doch wohl etwas überraschend gekommen war, wollte sich, wie es schien, aus dem Staube machen. Wenigstens verließ er mit einigen unverständlich gemurmelten Worten, den Zylinder leicht vom Kopf hebend, den Wagen - allerdings nur, um draußen von der Plattform aus den Hergang der Szene weiter zu beobachten â¦

Frau von Lehnemark sah ihm wohl mit einer flammenden Verachtung nach; aber sie war zu sehr Dame, um noch ein Wort an einen derartigen Menschen zu verschwenden. Ihre ganze Teilnahme wandte sich diesem bemitleidenswerten Wesen zu, das eben die Augen aufschlug und in denen die schlimme Nervenspannung sich jetzt in Weinen löste â¦

Grämen Sie sich doch nicht mehr , tröstete die Ältere, oder fürchten Sie sich, jetzt allein nach Hause zu gehen? Dann will ich Sie gern zu Ihren Eltern begleiten! â¦

Ich habe ja niemand hier, ich bin fremd ⦠das ist ja gerade das Schreckliche! ⦠ich hätte das nie geglaubt ⦠man tut doch keinem Menschen etwas ⦠und ⦠sie schluchzte noch heftiger, die schöne Blonde, und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen, deren rosige Finger aus den hellen Handschuhen hervorlugten.

Alle Passagiere, auch die den Hergang nicht beobachtet und sich erst nachträglich erkundigt hatten, blickten jetzt voller Unwillen nach draußen; ein Herr erhob sich; seiner entschlossenen Bewegung merkte man die Absicht an, den Zudringlichen, der noch immer auf der Plattform stand, zur Rede zu stellen. In diesem Augenblick aber sah man den Menschen durch die offene Wagentür nochmals hereinschauen und dann eiligst von dem in voller Fahrt befindlichen Wagen abspringen.

Gleich darauf hielt die Bahn und, einer raschen Eingebung folgend, sagte Frau von Lehnemark zu der Blonden, die ihre Tränen trocknete:

Ich steige hier aus, liebes Kind ⦠wenn Sie es nicht gar eilig haben, so begleiten Sie mich ein bißchen und erholen sich bei mir, in meinem Hause von Ihrem Schrecken!

Ach, ich ⦠sagte die Kleine, sichtlich überrascht von diesem gutmütigen Anerbieten, ich ⦠ich weiß ja nicht ⦠ob die gnädige Frau ⦠ihre Tränen flossen von neuem, sie schien ganz fassungslos.

Kommen Sie nur! Kommen Sie! Frau von Lehnemark strich sanft über die leichte Seide, die die zarte Haut der Schulter des jungen Geschöpfes hindurchschimmern ließ. Und da die Bahn inzwischen wieder weiterfuhr und sie so noch auf ihrem Platze bleiben mußte, redete sie leise der Blonden zu, die mit einem kindlichen Aufblick ihrer unter hohen, edel geschwungenen Bögen strahlenden Augen dieser liebevollen Sprache wie einer süßen Musik lauschte.

Frau von Lehnemark war jetzt selbst ein wenig befangen. Die gerührte, fast begeisterte Zustimmung auf den Gesichtern der Damen um sie her, die sich auch in Worten äußerte, war ihr nicht angenehm; ja sie schien ihr fast wie eine Herabminderung ihrer guten, so gar nicht nach Beifall haschenden Absichten! Und dann dachte die alte Dame an ihren Sohn, was der wohl zu dem ganzen Vorgang gesagt haben würde. Sie kannte seine Abneigung gegen jedes öffentliche Aufsehen; und obwohl er fern von ihr war, sah sie doch sein schmales Gesicht mit dem langen, schwarzen Vollbart sardonisch lächeln. Das machte sie unsicher, und sie war recht froh, daß der Wagen nun von neuem stillstand, den sie, ohne rechts und links zu schauen, mit ihrem Schützling verließ. Draußen auf der Straße hatte sie das Glück, sofort ein Automobil zu treffen, dessen Lenker, vom Kondukteur der Elektrischen aufmerksam gemacht, anhielt.

Aufatmend lehnte sich die alte Dame in die Kissen des Gefährts, das sie und ihre Begleiterin rasch davonführte. Und nun schien auch das blonde Mädchen seinen Mut, seine Sicherheit wiederzugewinnen.

Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll, gnädige Frau , sie atmete tief, ihr hübscher Busen hob sich, wie...
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