Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Das Phänomen Markus Lanz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Klartext Verlagerschienen am26.09.2022
Niemand im deutschen Fernsehen ist so verspottet und beschimpft worden wie Markus Lanz. Spätestens nach dem Ende von 'Wetten, dass ..?' schien der Moderator erledigt, 'einer wie er dürfte eigentlich nie eine Talkshow moderieren', schrieb die Frankfurter Rundschau noch 2019. Wenige Jahre später hat Markus Lanz aus seiner Talkshow eine der wichtigsten politischen Bühne des Landes gemacht, ohne ihn wäre Karl Lauterbach wahrscheinlich nie Bundesgesundheitsminister geworden. Was ist da passiert? Wie wurden aus Lanz viel kritisierten Schwächen ('er fällt seinen Gesprächspartnern immer ins Wort') viel gelobte Stärken ('endlich fragt mal einer nach')? Was hat das alles mit den Demütigungen seiner Kindheit und seiner Bewunderung für Deutschland zu tun? Und wieso kommen so viele Politikerinnen und Politiker gern zu Lanz, obwohl sie dort viel härter rangenommen werden als in anderen Talkshows? Spiegel-Bestseller-Autor Lars Haider beschreibt in seinem neuen Buch, für das er mit 50 Politikern, Journalisten, Wissenschaftlern und Weggefährten von Markus Lanz gesprochen hat, den Fall und Aufstieg eines Mannes, der niemandem eine Schwäche verzeiht. Am wenigsten sich selbst. 'Das Leben ist ein brutales Gemetzel.' Markus Lanz 'Hast du denn wirklich das Gefühl, dass dein Leben von so vielen schweren Niederlagen gezeichnet wird?' Richard David Precht zu Markus Lanz 'Nie werde ich so bemitleidet wie vor und nach meinen Besuchen bei Markus Lanz.' Kevin Kühnert, SPD-Generalsekretär 'Ich schaue selbst übrigens nie fern.' Karl Lauterbach

Lars Haider, Jahrgang 1969, ist Journalist und Autor. Er war in verschiedenen Chefredaktionen bei deutschen Zeitungen tätig, bevor er im Juli 2011 Chefredakteur des Hamburger Abendblatts wurde. 2022 landete er mit seinem Porträt zu Olaf Scholz auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR25,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextNiemand im deutschen Fernsehen ist so verspottet und beschimpft worden wie Markus Lanz. Spätestens nach dem Ende von 'Wetten, dass ..?' schien der Moderator erledigt, 'einer wie er dürfte eigentlich nie eine Talkshow moderieren', schrieb die Frankfurter Rundschau noch 2019. Wenige Jahre später hat Markus Lanz aus seiner Talkshow eine der wichtigsten politischen Bühne des Landes gemacht, ohne ihn wäre Karl Lauterbach wahrscheinlich nie Bundesgesundheitsminister geworden. Was ist da passiert? Wie wurden aus Lanz viel kritisierten Schwächen ('er fällt seinen Gesprächspartnern immer ins Wort') viel gelobte Stärken ('endlich fragt mal einer nach')? Was hat das alles mit den Demütigungen seiner Kindheit und seiner Bewunderung für Deutschland zu tun? Und wieso kommen so viele Politikerinnen und Politiker gern zu Lanz, obwohl sie dort viel härter rangenommen werden als in anderen Talkshows? Spiegel-Bestseller-Autor Lars Haider beschreibt in seinem neuen Buch, für das er mit 50 Politikern, Journalisten, Wissenschaftlern und Weggefährten von Markus Lanz gesprochen hat, den Fall und Aufstieg eines Mannes, der niemandem eine Schwäche verzeiht. Am wenigsten sich selbst. 'Das Leben ist ein brutales Gemetzel.' Markus Lanz 'Hast du denn wirklich das Gefühl, dass dein Leben von so vielen schweren Niederlagen gezeichnet wird?' Richard David Precht zu Markus Lanz 'Nie werde ich so bemitleidet wie vor und nach meinen Besuchen bei Markus Lanz.' Kevin Kühnert, SPD-Generalsekretär 'Ich schaue selbst übrigens nie fern.' Karl Lauterbach

Lars Haider, Jahrgang 1969, ist Journalist und Autor. Er war in verschiedenen Chefredaktionen bei deutschen Zeitungen tätig, bevor er im Juli 2011 Chefredakteur des Hamburger Abendblatts wurde. 2022 landete er mit seinem Porträt zu Olaf Scholz auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783837525090
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum26.09.2022
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1456 Kbytes
Artikel-Nr.9907551
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Es gibt viel zu besprechen

Erst verspottet, dann gefeiert: Die wundersame Wandlung des Markus Lanz

Markus Lanz ist ein Symptom unserer gesellschaftlichen Verhältnisse: Er kann nicht zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden. Aber warum müssen wir ihm dabei zusehen?

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2012)

Im verwirrenden Dauerfeuer der Verlautbarungen und Verordnungen des Coronajahres 2020/21 sorgten die abendlichen Gesprächsrunden mit Markus Lanz und seinen Gesprächspartner:innen für Aufklärung, Einordnung und Orientierung. Ein wichtiger Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs, vor allem in Zeiten des Lockdowns.

(Jury des Deutschen Fernsehpreises, 2021)

Wenige Wochen nach Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 beschloss mein Nachbar, später ins Bett zu gehen. Das Licht in seinem Wohnzimmer brannte plötzlich oft bis nach Mitternacht und der Fernseher lief.

Was guckst du denn noch so spät? , fragte ich.

Ich gucke Markus Lanz , sagte der Nachbar.

Du guckst Markus Lanz? Ich dachte, du kannst den nicht ausstehen, weil er seine Gäste nie ausreden lässt und immer so aggressiv auf dem Stuhl hin und her rutscht.

Das war früher. Heute ist er der Einzige, der wirklich nachfragt. Der lässt keinen entkommen und die meisten Leute, die er einlädt, haben wirklich etwas zu sagen. Hast du gestern Lanz gesehen?

Dies ist die Geschichte einer Wandlung, wie es sie im deutschen Fernsehen nicht oft, vielleicht nie gegeben hat. Es geht um einen Mann und seine Sendung, die beide viele Jahre nicht ernst genommen wurden, und das ist höflich formuliert. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, oben bereits zitiert, schrieb 2013: Er ist kein Tribun, kein Princeps, er fällt kein Urteil und will am Ende mit allen noch ein Bier trinken können. Keinen Streit, nicht mal eine Kontroverse hält er aus. (â¦) Dass es mal ungemütlich wird und man wirklich Argumente liefern muss, braucht in seiner Sendung niemand zu fürchten. Markus Lanz war gerade dabei, Wetten, dass..?, das letzte Lagerfeuer der TV-Nation, auszutreten, seine eigene, nach ihm benannte Talkshow war, nun ja, genau das: eine Talkshow wie viele andere, Unterhaltung halt, man zappte mal rein und dann wieder raus und niemand wäre auf die Idee gekommen, am nächsten Tag den Arbeitskollegen, die Freundin oder eben den Nachbarn zu fragen, ob sie gestern Markus Lanz gesehen haben.

Ein gutes Jahrzehnt später brennt das Lagerfeuer wieder und es ist ausgerechnet Markus Lanz, der es angezündet hat. Micky Beisenherz, selbst Moderator, nannte ihn in der Süddeutschen Zeitung Deutschlands schönste Grillzange , was alte Vorurteile gegenüber Lanz bediente, aber nett gemeint war. Denn spätestens Ende 2020 war der als Fragesteller bei Politikerinnen und Politikern auf einmal so gefürchtet und geachtet wie Marietta Slomka vom heute journal. Ich finde, dass Markus Lanz inzwischen die beste politische Talkshow macht. Es gibt keine Gefälligkeitsfloskeln, man geht nicht nett miteinander um, ich muss einen Test bestehen als Politiker. Und das mache ich immer wieder gern , sagt der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil, obwohl Lanz ihn besonders oft besonders hart befragte. Auch dafür erhielt der Moderator, der im ZDF mit seiner Sendung nach wie vor im Bereich Unterhaltung geführt wird, 2021 den Deutschen Fernsehpreis - in der Kategorie Information, vor den Magazinen Frontal und Panorama. Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Zeit und selbst Gastgeber der Talkshow 3 nach 9, sagte drei Wochen vor der Bundestagswahl im September 2021: Markus Lanz hat die wirkungsvollste politische Bühne, die es im deutschen Fernsehen gibt. Der Podcast, den Lanz ebenfalls im September mit dem Philosophen Richard David Precht startete, verdrängte das Coronavirus-Update des Virologen Christian Drosten von Platz 1 der deutschen Charts. Zuvor hatte bei Markus Lanz das Ende der politischen Karriere des späteren CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet begonnen, genauso wie der Aufstieg des schrägen Karl Lauterbach. Ohne Lanz (und Twitter) wäre der SPD-Politiker niemals Bundesgesundheitsminister geworden.

Micky Beisenherz schrieb, dass es nicht ganz klar ist, wann exakt sich die Sendung des lange unbeliebten, ja verhassten Markus Lanz zur oft interessantesten politischen Talkshow im deutschen Fernsehen entwickelt hat . Dass das so ist, ist unbestritten.

Wie ist es dazu gekommen? Wie hat Markus Lanz es geschafft, aus seinen viel kritisierten Schwächen ( er fällt seinen Gesprächspartnern immer ins Wort ) viel gelobte Stärken ( endlich fragt mal einer nach ) zu machen? Wie ist es ihm gelungen, aus einer Unterhaltungssendung die wichtigste politische Talkshow im deutschen Fernsehen werden zu lassen, und das zu unmöglichen und permanent wechselnden Sendezeiten? Frank Plasberg, Anne Will, Maybrit Illner und Sandra Maischberger, bisher die großen Vier des Politiktalks, haben in der Regel lange Feierabend, wenn Markus Lanz beginnt. Normalerweise ist das irgendwann zwischen 22.45 Uhr und Mitternacht. Anne Will bekommt ihre Zuschauerinnen und Zuschauer vom vorher laufenden Tatort serviert, Maybrit Illner startet direkt nach dem heute journal, das passt. Markus Lanz muss sein Publikum selbst mobilisieren, unter denkbar schwierigsten Bedingungen, weil viele Menschen dienstags, mittwochs und donnerstags kurz vor Mitternacht normalerweise etwas anderes tun, als vor dem Fernseher zu sitzen. Sie schlafen.

Was ist das Geheimnis von Markus Lanz? Wie haben sich Sendung und Gastgeber in all den Jahren verändert? Und was sagt das über den politischen Diskurs, die Gesprächskultur in unserem Land?

Der US-Digitalexperte Jeff Jarvis warnt schon länger vor einer Situation, in der alle sprechen, aber niemand zuhört. Der Hamburger Autor Carsten Brosda, nebenbei auch Kultursenator der Stadt und Vertrauter von Bundeskanzler Olaf Scholz, griff das auf und sagte: Es scheint oft nur darum zu gehen, wer lauter, wer zugespitzter und pointierter ist, es gelingt uns nicht mehr, ein öffentliches Gespräch herzustellen. Und damit verändern sich die Grundlagen unserer Demokratie, weil kaum noch jemand weiß, worum wir uns alle kümmern müssen. Das ist einer der Punkte, an dem Markus Lanz und sein Chefredakteur und Geschäftspartner Markus Heidemanns ansetzen, wenn sie sagen, dass man in die Sendung keine Gäste einlade, damit es kracht , im Gegenteil: Am Ende geht es darum, den Menschen etwas Substanzielles zu erzählen und die Sendezeit zu nutzen. Und ja, es geht auch darum, dass alle, die einschalten, verstehen, was die, die dort sitzen, erzählen. Das ist für Lanz guter Journalismus. Die nahe liegenden Fragen zu stellen, auch wenn sie vielleicht platt wirken, und sich nicht abschütteln zu lassen von Menschen, die trainiert darauf sind, diese Fragen nicht zu beantworten. Der Zuschauer kann bei und mit Lanz im Idealfall die eigene Politisierung vorantreiben , schrieb die taz.

Dabei will Lanz als Fragesteller nicht zynisch wirken, sondern zugewandt und empathisch bleiben. Er ist ein Getriebener, einer, für den das ganze Leben eine einzige große Gesprächsrunde ist. Das hat nicht nur mit all den bösen Kritiken der Vergangenheit zu tun, sondern auch mit seiner Kindheit in Südtirol, dem Hin und Her zwischen Deutschland und Italien, zwischen privatem und öffentlich-rechtlichem Fernsehen. Man muss sich Markus Lanz als zerrissenen Menschen vorstellen, der ausgerechnet in und durch die Corona-Krise dort angekommen ist, wo er immer hinwollte. Und der nach dem Ende der Pandemie mit dem Krieg in der Ukraine ein neues Thema bekam, das ihm erlaubte, genauso weiterzumachen.

Als ich durch einen Zufall selbst als Gast bei ihm eingeladen wurde - ich hatte ein Buch über den neuen Bundeskanzler Olaf Scholz geschrieben, das zu dessen Wahl am 8. Dezember 2021 erschien -, war mir endgültig klar, dass ich mich diesem Mann und seiner Sendung nähern wollte, es, nein, er ließ mich nicht mehr los. Ich bin seit Jahren ein Talkshow-Junkie: Montag Hart, aber fair, Donnerstag Maybrit Illner, Sonntag Anne Will, es musste schon viel passieren, dass ich eine der Sendungen verpasste. Markus Lanz konnte ich lange nicht ertragen, den seltsamen Gästemix von den Geissens über Bushido bis zu Sahra Wagenknecht, die Art der Moderation, die vielen Ungenauigkeiten, dazu die unchristlichen Zeiten. Ich hatte als Hamburger und Chefredakteur des Hamburger Abendblatts ausgerechnet die einzige Hamburger Talkshow mit wachsendem politischen Anspruch etliche Jahre nicht auf dem Schirm. Ich habe deshalb, anders als mein Nachbar, lange nicht bemerkt, wie sich Markus Lanz entwickelt hat. Vielleicht wäre es mir, wäre es uns allen ohne die Corona-Pandemie nie aufgefallen. Ohne diese Ausnahmesituation, in der man abends niemand treffen und sich austauschen konnte, es aber so viel zu besprechen und zu verstehen gab, und ohne den Moment, in dem TV-Sendungen mit Zuschauerinnen und Zuschauern im...
mehr

Autor

Lars Haider, Jahrgang 1969, ist Journalist und Autor. Er war in verschiedenen Chefredaktionen bei deutschen Zeitungen tätig, bevor er im Juli 2011 Chefredakteur des Hamburger Abendblatts wurde. 2022 landete er mit seinem Porträt zu Olaf Scholz auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt