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Weihnachten auf Hiddensee

tolino mediaerschienen am01.07.2022
Kurz vor Weihnachten flüchtet Silke zu ihren Freundinnen Caro und Marie auf die Ostseeinsel Hiddensee. Ihr Mann will auf der Karriereleiter nach oben klettern, ohne Rücksicht auf ihren Traum, wieder als Grundschullehrerin zu arbeiten. Ganz zu schweigen davon, dass er keine Zeit mehr für ihre kleine Familien haben wird. Kurz entschlossen reist sie nach Hiddensee ins Traumschlösschen, der Buchhandlung mit angeschlossenem Blumenladen ihrer Freundinnen. Dort versucht Silke, sich mit der Arbeit, Oma Gertruds Sanddornkeksen und den Weissagungen der eigenwilligen, aber nicht minder liebenswürdigen Inselschamanin abzulenken. Dabei macht ihr Felix, ein Weltreisender, der auf der Insel gestrandet ist, eindeutige Avancen. Als die Stelle der Dorfschullehrerin frei wird, muss Silke sich entscheiden, wohin sie gehört. Und wer ist die Frau, die einfach an Franks Handy geht?

Hinter Nele Blohm steht die erfolgreiche Bestsellerautorin und Selfpublisherin Mila Summers. Sie wurde 1984 in Würzburg geboren. Als Kulturwissenschaftlerin arbeitete sie lange für eine Onlinedruckerei, bevor sie in der Elternzeit zum Schreiben fand, dem sie sich nun ganz widmet. Sie liebt das Meer und Liebesgeschichten mit Happy End, die uns an wunderschöne Orte entführen. Mit Mann, Kindern und zwei Schildkröten lebt sie in ihrer Heimatstadt.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR10,99

Produkt

KlappentextKurz vor Weihnachten flüchtet Silke zu ihren Freundinnen Caro und Marie auf die Ostseeinsel Hiddensee. Ihr Mann will auf der Karriereleiter nach oben klettern, ohne Rücksicht auf ihren Traum, wieder als Grundschullehrerin zu arbeiten. Ganz zu schweigen davon, dass er keine Zeit mehr für ihre kleine Familien haben wird. Kurz entschlossen reist sie nach Hiddensee ins Traumschlösschen, der Buchhandlung mit angeschlossenem Blumenladen ihrer Freundinnen. Dort versucht Silke, sich mit der Arbeit, Oma Gertruds Sanddornkeksen und den Weissagungen der eigenwilligen, aber nicht minder liebenswürdigen Inselschamanin abzulenken. Dabei macht ihr Felix, ein Weltreisender, der auf der Insel gestrandet ist, eindeutige Avancen. Als die Stelle der Dorfschullehrerin frei wird, muss Silke sich entscheiden, wohin sie gehört. Und wer ist die Frau, die einfach an Franks Handy geht?

Hinter Nele Blohm steht die erfolgreiche Bestsellerautorin und Selfpublisherin Mila Summers. Sie wurde 1984 in Würzburg geboren. Als Kulturwissenschaftlerin arbeitete sie lange für eine Onlinedruckerei, bevor sie in der Elternzeit zum Schreiben fand, dem sie sich nun ganz widmet. Sie liebt das Meer und Liebesgeschichten mit Happy End, die uns an wunderschöne Orte entführen. Mit Mann, Kindern und zwei Schildkröten lebt sie in ihrer Heimatstadt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754661215
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse179
Artikel-Nr.9912780
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 2

 

 

Im Morgengrauen weckte mich Pauls kleine Hand, die auf meiner Wange lag, aus einem ruhelosen Schlaf.

Frank hatte gestern Abend noch dreimal versucht, mich anzurufen. Offenbar war er wieder spät nach Hause gekommen, sodass er meinen Brief in der Küche nicht früher finden konnte. Nach dem dritten Versuch hatte ich das Telefon ausgeschaltet. Die Nachrichten, die er mir schickte, wollte ich erst gar nicht lesen. Dennoch galt ihnen an diesem Morgen mein erster Gedanke.

Paul schmiegte sein kleines Köpfchen an mich und hielt sich an mir fest. Ich kuschelte mich an meinen kleinen Jungen und zwang mich, stark zu sein und meine Entscheidung nicht zu hinterfragen.

Der Wind hatte nachgelassen. Zum ersten Mal war es mir möglich, Hiddensee bei Tageslicht zu sehen. Als wir gestern gegen achtzehn Uhr von der Fähre stiegen, war es bereits dunkel, nass und kalt gewesen.

Auch heute war der Himmel bedeckt, doch einzelne Sonnenstrahlen kämpften sich durch die Wolkendecke. Bisher lag noch kein Schnee. Marie hatte mir bereits vor einigen Tagen gesagt, dass alle sehnsüchtig auf den ersten Schnee des Jahres warteten.

In München hatte es hingegen schon mehrmals geschneit. Aber so richtig daran erfreuen hatte ich mich nicht können.

Während Paul nach wie vor ganz ruhig an meiner Seite lag, angelte ich mein Handy aus der Handtasche. Kaum dass ich das Gerät angeschaltet hatte, ploppten unzählige Nachrichten und Anrufe von Frank auf.

»Wo bist du?«

»Was ist mit Paul?«

»Wann kommst du wieder?«

»Geh endlich an dein verdammtes Handy!«

»Bitte.«

»Ich versteh das nicht.«

Es folgten noch viele Benachrichtigungen. Doch ich hatte gerade nicht die Kraft, sie alle zu lesen. Das Spektrum reichte von vorwurfsvoll bis flehend. Ähnlich wie in unserer Ehe.

Als ich gerade das Handy wieder zur Seite legte, ging ein Newsletter ein: »In wenigen Tagen ist Weihnachten. Haben Sie schon alle Geschenke zusammen?«

Ohne mir die Nachricht anzusehen, löschte ich die Mail schnell wieder.

An das Fest der Liebe wollte ich jetzt erst recht nicht denken. Konnte ich mir doch nicht vorstellen, dass es in diesem Jahr auch nur ansatzweise so schön werden könnte wie in den vergangenen Jahren.

Paul drehte sich auf die andere Seite und schnappte sich statt meiner Hand seinen Pinguin. Marie hatte ihm das Plüschtier zur Geburt geschenkt. Andere wichtige Dinge hatte ich leider in München vergessen. Aber ich hatte so schnell gepackt, dass ich nicht lange darüber nachdenken konnte, was ich mitnehmen wollte. Für gewöhnlich erstellte ich Wochen vor einer Reise eine Liste mit allem, was ich glaubte, für den Urlaub zu benötigen. Diese passte ich dann immer wieder an, bis ich der Meinung war, dass sie komplett war.

Die Zeit war mir diesmal nicht geblieben.

Behutsam schlug ich die Bettdecke zur Seite, schlüpfte in meine Lammfellhausschuhe und zog mir den Morgenmantel über. Bevor ich das Zimmer auf der Suche nach einem starken Kaffee verließ, vergewisserte ich mich, dass Paul nicht aus dem Bett fallen konnte.

Vorsichtig öffnete ich die Tür. Sie quietschte leicht. Doch Paul ließ sich davon nicht aufwecken, er hatte einen gesegneten Schlaf.

Auf Zehenspitzen durchschritt ich den Flur in Richtung Küche. Kein Laut war zu vernehmen, doch es duftete bereits nach Kaffee.

Mit einem »Guten Morgen« öffnete ich die leicht angelehnte Tür zur Wohnküche.

Oma Gertrud stellte augenblicklich das Radio leiser.

»War ich zu laut? Hab ich euch beide geweckt?«, fragte sie besorgt.

»Nein, nein. Paul schläft noch und ich ... konnte einfach nicht länger liegen.« Ich bemühte mich, ihre Sorgenfalten glattzustreichen.

»Kaffee?«, fragte Oma Gertrud und hielt mir wenig später eine dampfende Tasse hin.

Ich nahm einen Schluck davon und sah abermals hinaus in Richtung Meer.

Das Wasser schimmerte bläulich. Einzelne Sonnenstrahlen tanzten einen wahren Reigen auf dem Wasser, während der Wind abermals an Geschwindigkeit zunahm.

»Man sieht überhaupt keine Menschen am Strand«, bemerkte ich.

»Der Winter auf Hiddensee ist nicht vergleichbar mit dem trubeligen Frühling und Sommer. Man muss die Stille mögen, wenn man in den kalten Monaten auf die Insel kommt. Und man darf sich vom Wetter nicht die Stimmung verhageln lassen. Man kann ganz schön einsam und trübsinnig werden, wenn man sich zu sehr nach dem Wetter richtet.«

»Ich sollte mich demnächst bei Marie und Caro melden«, sagte ich und versuchte nicht daran zu denken, was das für Folgen nach sich tragen würde.

»Die beiden werden sich wahnsinnig freuen, Paul und dich zu sehen. Sie haben mit einem erneuten Besuch von euch erst im Frühjahr des nächsten Jahres gerechnet. Die Mädels werden Augen machen, wenn ihr schon heute im Traumschlösschen aufschlagt.«

Oma Gertrud summte einen alten Klassiker von Nina Hagen. Es ging um Hiddensee, so viel wusste ich. Und irgendwas mit einem Farbfilm kam darin vor. Der Rest des Liedes wollte mir jedoch nicht einfallen. Dennoch summte ich das Lied in Gedanken mit.

»Ich bin einfach abgehauen«, hörte ich mich plötzlich sagen.

Die Worte kamen völlig ungefiltert aus meinem Mund, ich war nicht in der Lage, sie zurückzuhalten. Wie bei einer Wasserflasche mit Kohlensäure, die man kräftig schüttelt, sprudelten sie aus mir heraus.

»Du wirst deine Gründe haben«, sagte Oma Gertrud nur, setzte sich neben mich auf die Eckbank und legte ihre Hand auf meine.

»Frank ... Er ist befördert worden«, holte ich weiter aus.

»Das sind doch gute Neuigkeiten«, sprach sie mir Mut zu.

Ich schüttelte den Kopf.

Noch bevor ich weitersprechen konnte, hörte ich Paul weinen. Er war in einer fremden Umgebung aufgewacht und hatte mich nicht gesehen.

Schon eilte ich zur Tür hinaus, um meinen Kleinen zu beruhigen.

Dicke Tränen kullerten aus Pauls Augen. Als er mich sah, streckte er seine kleinen Patschehändchen nach mir aus.

Ich lief zu ihm und nahm ihn in den Arm. Dabei musste ich mal wieder feststellen, wie ähnlich er Frank sah. Seine Augen, die geschwungenen Lippen, die Haare ... Eine Tatsache, die es mir nicht leichter machte.

 

Knapp zwei Stunden später schwang ich mich auf eines der Räder, die in Oma Gertruds Schuppen im Garten lagerten. Sie hatte sogar einen Anhänger für Paul, in dem ich den Kleinen festmachte.

Nach dem reichhaltigen Frühstück würde er vermutlich gleich wieder einschlafen. Die gute Ostseeluft würde ihr Übriges dazu beitragen, dass er in den Schlaf fand.

So radelte ich zu meinen Freundinnen rüber nach Vitte und ließ Kloster hinter mir.

Der Tag war noch jung. Auf den autofreien Straßen sah ich nur wenige Fußgänger. Zwei Fahrradfahrer kamen mir entgegen und grüßten mich freundlich. Der Winter auf Hiddensee war definitiv nicht mit den Monaten des Jahres vergleichbar, in denen die Touristen, mich eingeschlossen, wie Heuschreckenschwärme auf die Insel strömten, einen der zahllosen Handwagen in den Häfen der Insel für sich beanspruchten und damit oder mit einer der Pferdekutschten zu ihrer Ferienwohnung oder dem Hotel aufbrachen.

Ich warf einen Blick zurück zu Paul, der tatsächlich eingeschlafen war. Er sah so klein aus, wie er dort im Anhänger lag. Dabei würde er schon bald eineinhalb werden.

Mal wieder fragte ich mich, wo nur die Zeit geblieben war. Gerade noch hielt ich ihn kurz nach der Geburt in den Armen, sah seine winzig kleinen Händchen und diesen wie zum Kuss geformten Mund. Und wenig später war er schon so groß, dass er allein sitzen und laufen konnte. Oder eben im Fahrradanhänger ohne diesen Einsatz für Neugeborene saß.

Paul lag derweil einfach nur seelenruhig da, das Köpfchen leicht zur Seite geneigt, wie er es meist im Schlaf hielt.

Als ich den Kopf wieder in Fahrtrichtung drehte, sah ich am Horizont schon die ersten Häuser von Vitte. Meine Fahrt würde gleich ein Ende nehmen, doch das war erst der Anfang.

Trotzdem verlangsamte ich meine Geschwindigkeit nicht. Und das nicht nur, um sicherzustellen, dass Paul auch tief und fest schlief, wenn ich bei Caro und Marie ankam. Ich wollte es hinter mich bringen und Caro und Marie erklären, was bei mir los war. Gleichzeitig sehnte ich mich schrecklich danach, meine Freundinnen, die ich zuletzt im September gesehen hatte, endlich wieder in den Arm zu nehmen.

Seit sie nach Hiddensee gezogen waren, um sich beruflich zu verändern, war es in München für mich sehr einsam geworden. Mit den übrigen Grundschullehrerinnen an meiner Schule hatte ich nur losen Kontakt. Auch dort gab es einen steten Wechsel. Entweder kam gerade jemand aus der Elternzeit zurück oder stand kurz davor.

Beständigkeit sah definitiv anders aus.

Die Mütter, die ich mit Paul auf dem Spielplatz kennenlernte, waren oft schon vorher vernetzt gewesen, sodass es mir schwerfiel, Anschluss zu finden. Viele von ihnen waren zudem noch berufstätig und hasteten von einem Termin zum anderen. Da wollte ich nur ungern stören. Wenn ich es doch mal schaffte, mich zu verabreden, saßen wir Mütter am Rand des Sandkastens und hielten unsere Kleinen davon ab, ihn leer zu futtern.

Was bitte schmeckte an Sand so besonders, dass sie es immer wieder versuchten?

Mit diesen und ganz ähnlichen Gedanken kam ich schließlich beim Traumschlösschen an. Nun, da ich da war, überkam mich eine gewisse Unruhe, als ich vom Fahrrad stieg.

Der Wind in meinem Rücken trieb mich an, doch noch brauchte ich einen Moment, um mich zu sammeln, mir die richtigen Worte zurechtzulegen auf Fragen, die schon in wenigen...
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