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Der Leuchtturm von Stalingrad

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Europa Verlagerschienen am15.09.20221. Auflage
Stalingrad, die entscheidende Schlacht des Zweiten Weltkriegs, forderte von September 1942 bis Anfang Februar 1943 über 1 Million Opfer - Soldaten und Zivilisten. Beide Seiten gaben keinen Millimeter Boden preis in diesem brutalen Häuserkampf. Inmitten dieses Schlachtens lag im Zentrum der Stadt zwischen den Fronten ein Gebäude von hoher strategischer Bedeutung, das den Codenamen 'Leuchtturm' trug. Hier widerstand eine kleine sowjetische Besatzung den Bombardierungen deutscher Luftstreitkräfte und den täglichen Angriffen feindlicher Infanterie- und Panzertruppen. Nach Kriegsende wurde das Gebäude - das sogenannte Pawlow-Haus - als Symbol für den Wiederaufbau gesehen. Anlässlich des 80. Jahrestags präsentiert Iain MacGregor neue Einsichten in diese schicksalhafte Schlacht und schildert, wie sie von einfachen Soldaten und kommandierenden Offizieren aus zwei gegnerischen Divisionen gesehen wurde; darunter sind auch die Tagebücher des deutschen Offiziers Fritz Roske, der zur entscheidenden Figur der deutschen Kapitulation wurde.

Iain MacGregor ist seit über 25 Jahren als Lektor und Verleger von Sachbüchern tätig. Während seines Studiums der Geschichte bereiste er in den frühen 1980er-Jahren das Baltikum und das heutige Russland und widmet sich seitdem mit großer Leidenschaft der Geschichte der Sowjetunion. Er hat Bücher über unterschiedliche Aspekte des Zweiten Weltkriegs an der Ostfront 1941 bis 1945 veröffentlicht und dafür Archive in Sankt Petersburg, Moskau und Wolgograd aufgesucht. Er hält Vorträge und Seminare, arbeitet als Podcaster auf mehreren Plattformen wie BBC History Extra Podcast und ist Mitglied der Royal Historical Society. Iain MacGregor lebt mit Frau und zwei Kindern in London.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR36,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR28,99

Produkt

KlappentextStalingrad, die entscheidende Schlacht des Zweiten Weltkriegs, forderte von September 1942 bis Anfang Februar 1943 über 1 Million Opfer - Soldaten und Zivilisten. Beide Seiten gaben keinen Millimeter Boden preis in diesem brutalen Häuserkampf. Inmitten dieses Schlachtens lag im Zentrum der Stadt zwischen den Fronten ein Gebäude von hoher strategischer Bedeutung, das den Codenamen 'Leuchtturm' trug. Hier widerstand eine kleine sowjetische Besatzung den Bombardierungen deutscher Luftstreitkräfte und den täglichen Angriffen feindlicher Infanterie- und Panzertruppen. Nach Kriegsende wurde das Gebäude - das sogenannte Pawlow-Haus - als Symbol für den Wiederaufbau gesehen. Anlässlich des 80. Jahrestags präsentiert Iain MacGregor neue Einsichten in diese schicksalhafte Schlacht und schildert, wie sie von einfachen Soldaten und kommandierenden Offizieren aus zwei gegnerischen Divisionen gesehen wurde; darunter sind auch die Tagebücher des deutschen Offiziers Fritz Roske, der zur entscheidenden Figur der deutschen Kapitulation wurde.

Iain MacGregor ist seit über 25 Jahren als Lektor und Verleger von Sachbüchern tätig. Während seines Studiums der Geschichte bereiste er in den frühen 1980er-Jahren das Baltikum und das heutige Russland und widmet sich seitdem mit großer Leidenschaft der Geschichte der Sowjetunion. Er hat Bücher über unterschiedliche Aspekte des Zweiten Weltkriegs an der Ostfront 1941 bis 1945 veröffentlicht und dafür Archive in Sankt Petersburg, Moskau und Wolgograd aufgesucht. Er hält Vorträge und Seminare, arbeitet als Podcaster auf mehreren Plattformen wie BBC History Extra Podcast und ist Mitglied der Royal Historical Society. Iain MacGregor lebt mit Frau und zwei Kindern in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958905115
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum15.09.2022
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7425 Kbytes
Illustrationenmit zahlreichen Fotos und Abbildungen
Artikel-Nr.9912814
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vorwort
WIR BESTATTEN UNSERE HELDEN

»Das einprägsamste Ereignis im Leben meines Großvaters war ganz sicher die Schlacht von Stalingrad. Er wollte [nach seinem Tod] dort in der Erde neben seinen Soldaten liegen.«2 Nikolai Tschuikow versagt am Telefon jäh die Stimme. Er hat sich verloren in seinen Erinnerungen an den Tag, als die Bürger Stalingrads, dessen Schicksal über den Ausgang des Zweiten Weltkriegs entschied, auf die Straße gingen und sich dem Trauerzug hinter dem großen Sohn ihrer Stadt anschlossen.

Nikolai ist direkter Nachfahre eines der berühmtesten Offiziere der neueren russischen Geschichte: Wassili Iwanowitsch Tschuikow. Jedes Kind in Russland und die meisten Studenten der Militärgeschichte in aller Welt kennen seinen Namen. Er war Befehlshaber der Armee, die den Deutschen die »Stadt der Helden« entriss. Als Bauernsohn aus der Gegend um Moskau3 befehligte er im zarten Alter von 19 Jahren ein Regiment von Revolutionären und stieg später auf zum hochdekorierten Marschall der Sowjetunion. Von Stalingrad aus führte er die 8. Gardearmee durch die Ukraine und Polen und besiegte mit ihren Männern die besten Einheiten, die Hitler noch aufbieten konnte. Im Mai 1945 nahm er in Berlin die bedingungslose Kapitulation des Dritten Reichs entgegen.4 Der untersetzte, kampflustige, beinharte General war außerdem für seinen Jähzorn bekannt. Auf Fotos von den Stalingrader Siegesfeiern im Februar 1943 schwingt er einen Stock, der den Rücken vieler seiner Untergebenen nur zu gut bekannt war. Seine eigene Todesverachtung war über jeden Zweifel erhaben, doch für seinen allzu freihändigen Umgang mit dem Leben seiner Männer galt das vermutlich nicht. Tschuikows hartnäckige Gegenangriffe während der Verteidigung von Stalingrad bluteten die 6. Armee Nazideutschlands aus, vernichteten aber beinahe auch die eigene. Seiner großen Beliebtheit nach dem Krieg konnte das nichts anhaben. Mit den strubbeligen schwarzen Haaren und dem finsteren Ausdruck seiner tief sitzenden Augen, der nur von den blitzenden Goldzähnen etwas aufgehellt wurde, war Tschuikows Gesicht eines, das man so schnell nicht so vergaß.

Josef Stalin sorgte persönlich dafür, dass dieser Mann ab 1949 die sowjetische Elitetruppe des Militärbezirks Kiew führte - als Bollwerk gegen allfällige Angriffe des Westens in naher Zukunft.5 Im März 1969 wurde Tschuikow in ein hohes politisches Amt befördert und vom Ersten Sekretär Leonid Breschnew als Leiter einer vierköpfigen Delegation nach Washington, D.C., entsandt, um den Kreml beim Begräbnis des ehemaligen Kampfgenossen und Präsidenten der Vereinigten Staaten, Dwight. D. Eisenhower, zu vertreten. An einem stürmischen Wintertag an der Wolga war nun er selbst an der Reihe, von den Menschen dieser Stadt, ohne die nichts so gekommen wäre, wie es kam, seine ehrenvolle Verabschiedung als Soldat zu erfahren.

Tschuikow war seit Längerem schwer krank gewesen. Seinen 82 Jahre alten Körper plagten bis zum Ende Granatsplitter, die er sich 1940 beim Fronteinsatz im Winterkrieg gegen die Finnen zugezogen hatte, und er war schwer gezeichnet von mehreren kleinen, in späteren Jahren erlittenen Schlaganfällen. Ein Herzinfarkt am 18. März 1982 kostete ihn schließlich das Leben. Sein letzter Wunsch war, in Stalingrad begraben zu werden6 - eine besondere Auszeichnung, gewährt von einem Kreml, der die Asche seiner Generäle gewöhnlich innerhalb der eigenen Mauern auf dem Roten Platz beisetzte - und das nicht irgendwo, sondern auf dem Mamajew Kurgan7 oder Mamajew-Hügel, auch »Höhe 102« genannt, einem der höchsten Punkte Stalingrads, wo sich während der Schlacht der berühmteste Gefechtsstand von Tschuikows Armee befunden hatte.8 Direkt an der vordersten Kampflinie hatte seine Armee diese Stellung in die Erde gegraben. Wochenlang hatten Rotarmisten und Wehrmacht mit Artilleriefeuer, in Feuerduellen, Bombenangriffen aus der Luft und brutalen Nahkämpfen darum gerungen. Der zuvor mit Gras überzogene Hügel war infolge der Kämpfe schwarz verkohlt, und noch Jahre später wollte darauf nichts mehr wachsen. Mittlerweile war aus der einstigen Grabstätte der Tataren ein riesiges Ehrenmal geworden für die Zehntausende, die an Ort und Stelle, und die Hunderttausende, die in der Schlacht insgesamt gestorben waren. Bis heute ist der Mamajew mit Trümmern und Menschenknochen übersät. Als Feldmarschall Friedrich Paulus, Oberbefehlshaber der 6. Armee der Wehrmacht, Ende Januar 1943 kapitulierte und in seinem Unterstand von Soldaten der sowjetischen 64. Armee gefangen genommen wurde, fragte er sie als Erstes, wo sich »CP 62« befinde.9 Er meinte Tschuikows Bastion auf dem Mamajew-Hügel.

Mit Auszeichnungen überhäuft und zweifacher »Held der Sowjetunion«, führte Tschuikow auch bei der Neugestaltung des Hügels in den späten Fünfzigerjahren das Regiment. Gemeinsam mit dem berühmten Bildhauer Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitsch10 arbeitete er am Bau der heute weltbekannten Kolossalstatue und Gedenkstätte »Mutterland ruft«.11 Er wusste um seinen Stellenwert in der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges und sorgte wie andere mächtige Zeitgenossen dafür, dass er als Erster unter Gleichen erschien, wenn es darum ging, die Helden im größten Triumph seiner Heimat zu feiern. Ein steinerner Koloss auf einem der Plätze des Mamajew-Ehrenmals trägt unverkennbar und zum Ärger seiner damaligen Stalingrader Mitstreiter die Gesichtszüge Tschuikows.12 Auch bei der offiziellen Eröffnung der Anlage im Oktober 1967 stahl Tschuikow allen anderen die Schau. Die Menge rief seinen Namen, weil sie ihn anstatt der örtlichen Parteivertreter reden hören wollte. Widerstrebend erlaubte man ihm, als Letzter das Wort zu ergreifen. »Stalingrader! Meine Brüder«, begann er, und ein Aufwallen von Jubelrufen antwortete ihm. Ein Vierteljahrhundert später erfüllte sich sein letzter Wunsch: als ehemaliger Befehlshaber der 62. Armee unter seinen Männern auf der Höhe 102 die letzte Ruhe zu finden.

Der Kreml bekräftigte in einem öffentlichen Nachruf Tschuikows militärische und politische Glanzleistungen. Der Erste Sekretär Leonid Breschnew, obwohl selbst zu krank, um an der Beisetzung teilzunehmen, entsandte wichtige Vertreter des Zentralkomitees, die Tschuikow gemeinsam mit den örtlichen Parteigrößen von Wolgograd die letzte Ehre erwiesen. Eine scharfe Osterbrise pfiff durch die am Flussufer wartende Menschenmenge. Die Wolgograder saßen in Bäumen und auf parkenden Bussen, um das Geschehen besser verfolgen zu können. Die ranghöchsten Politiker und Beamten der Sowjetunion waren aus Moskau eingeflogen und standen mit feierlicher Würde neben dem zunächst im Haus der sowjetischen Armee am Suworowskaja-Platz aufgebahrten Sarg. KGB-Chef Juri Andropow sah vorbei an den Angehörigen und der rund um den Sarg postierten Ehrengarde zu den gläsernen Doppeltüren. Draußen drängte sich die Menge, um einen Blick auf den Leichnam zu erhaschen. Neben Andropow stand Außenminister Andrei Gromyko, in Gedanken versunken. Die sowjetischen Streitkräfte wurden von Verteidigungsminister Dmitri Ustinow vertreten, der sich wohlwollend mit einem jüngeren Mann rechts neben ihm unterhielt - einem aufsteigenden Stern der Partei, der erst vor Kurzem zum Sekretär des Zentralkomitees befördert worden war: Michail Sergejewitsch Gorbatschow.

Selbst Staatschef Breschnew hatte großen Respekt vor Tschuikow, dem »Sagenhaften«. Breschnew hatte sich während des Großen Vaterländischen Krieges als politischer Kommissar in der Parteihierarchie hochgedient, später jedoch sehr darauf geachtet, sein Heldentum im Krieg über Gebühr herauszustellen, und sich selbst militärische Ehren verliehen, für die ein Tschuikow Blut vergossen hatte. Das Verhältnis beider Männer zu Nikita Chruschtschow, Breschnews Vorgänger im Amt des Ersten Sekretärs, war von jeher gespannt gewesen. Breschnew bewunderte Tschuikows derben Schneid und lachte darüber, wie dieser öffentlich die Frage gestellt hatte, wo denn eigentlich Chruschtschow während der Schlacht um Stalingrad geblieben sei.13 Wichtiger noch: Breschnew hatte auf Tschuikows Unterstützung gezählt, als 1962 die Zeit gekommen war, das allzu erratische Staatsoberhaupt aus dem Amt zu drängen und im Zentralkomitee die Zügel in die Hand zu nehmen. Er stand seither in Tschuikows Schuld.

Nach einem Vormittag der Aufbahrung war es Zeit für die Beisetzung. Im Gleichschritt mit der Blaskapelle der Roten Armee folgte der Trauerzug dem auf eine blank polierte Lafette montierten und von einem Panzerwagen gezogenen Sarg. Eine Woche zuvor hatte ein später Wintereinbruch die Steppenlandschaft rund um die Stadt in eine Schneedecke gehüllt. Grimmige Kälte hielt Wolgograd in eisernem Griff. Über der Wolga stieg Dunst auf und sammelte sich als schauriger Nebel entlang des Ufers, was zur Feierlichkeit des Ereignisses...
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Iain MacGregor ist seit über 25 Jahren als Lektor und Verleger von Sachbüchern tätig. Während seines Studiums der Geschichte bereiste er in den frühen 1980er-Jahren das Baltikum und das heutige Russland und widmet sich seitdem mit großer Leidenschaft der Geschichte der Sowjetunion. Er hat Bücher über unterschiedliche Aspekte des Zweiten Weltkriegs an der Ostfront 1941 bis 1945 veröffentlicht und dafür Archive in Sankt Petersburg, Moskau und Wolgograd aufgesucht. Er hält Vorträge und Seminare, arbeitet als Podcaster auf mehreren Plattformen wie BBC History Extra Podcast und ist Mitglied der Royal Historical Society. Iain MacGregor lebt mit Frau und zwei Kindern in London.