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Whiskyliebe in den Highlands

tolino mediaerschienen am01.07.2022
Hingabe ist das Elixier des Lebens, ohne das das Leben sinnlos ist. Nach dem überraschenden Tod ihres Patenonkels reist Eileen mit einem klaren Ziel nach Schottland: Sie will seine Destillerie in gute Hände verkaufen. Der hochnäsige Ninian Kerr ist dafür sicher nicht geeignet, obwohl er mit jedem Tag die Liebe zur Brennerei mehr in ihr weckt. Doch eins kann Eileen nicht: bleiben. Für die Anerkennung seines Vaters würde Ninian alles tun. Als die verwöhnte Nichte seines verstorbenen Freundes dessen Whiskybrennerei erbt, leitet er alles in die Wege, um sie gleich wieder loszuwerden. Doch sie macht ihn sprachlos - wortwörtlich. Und er weiss: Von seinem Verrat darf sie nie erfahren.

Die Autorin Andrea Ego entdeckte schon in ihrer frühesten Schulzeit Bücher für sich. Das Abtauchen in fremde Welten hat sie von Beginn weg fasziniert. In ihrer Jugendzeit hat sie mit dem Schreiben begonnen und seither hat es sie nie mehr so richtig losgelassen. Andrea liebt neben dem Schreiben ihre Familie über alles, die Schweizer Berge, Schokolade, ihren Garten und das Fotografieren.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,99

Produkt

KlappentextHingabe ist das Elixier des Lebens, ohne das das Leben sinnlos ist. Nach dem überraschenden Tod ihres Patenonkels reist Eileen mit einem klaren Ziel nach Schottland: Sie will seine Destillerie in gute Hände verkaufen. Der hochnäsige Ninian Kerr ist dafür sicher nicht geeignet, obwohl er mit jedem Tag die Liebe zur Brennerei mehr in ihr weckt. Doch eins kann Eileen nicht: bleiben. Für die Anerkennung seines Vaters würde Ninian alles tun. Als die verwöhnte Nichte seines verstorbenen Freundes dessen Whiskybrennerei erbt, leitet er alles in die Wege, um sie gleich wieder loszuwerden. Doch sie macht ihn sprachlos - wortwörtlich. Und er weiss: Von seinem Verrat darf sie nie erfahren.

Die Autorin Andrea Ego entdeckte schon in ihrer frühesten Schulzeit Bücher für sich. Das Abtauchen in fremde Welten hat sie von Beginn weg fasziniert. In ihrer Jugendzeit hat sie mit dem Schreiben begonnen und seither hat es sie nie mehr so richtig losgelassen. Andrea liebt neben dem Schreiben ihre Familie über alles, die Schweizer Berge, Schokolade, ihren Garten und das Fotografieren.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754674925
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
SpracheDeutsch
Dateigrösse664
Artikel-Nr.9914512
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Eileen

Eileen parkte vor Onkel Sams Haus - nein, vor ihrem Haus. Noch wagte sie es nicht, aus dem Auto zu steigen und das Grundstück zu betreten. Stattdessen betrachtete sie das schnuckelige Häuschen. Kleine Fenster durchbrachen das Grau der Mauersteine, die Tür führte in den ansehnlichen Garten davor, in dem knorrige Apfelbäume wuchsen, als wären sie verzaubert.

Der Schlüsselbund klimperte, als sie ihn von der einen in die andere Hand gab. Früher hatte sie sich vorgestellt, dass sie sich freuen würde, wenn sie die Schlüssel zu einem eigenen Haus in den Händen hielt. Doch sie freute sich nicht. Um der Wahrheit noch einen Moment länger nicht in die Augen blicken zu müssen, musterte sie den Schlüsselbund. Ein Schlüssel war für ihre Wohnung, einer für die ihrer Eltern, einer für das Büro, in dem sie arbeitete, einer für den Mietwagen und einer für dieses Haus.

Sie atmete tief durch und sah nach draussen, doch nicht mehr zum Garten oder zum Haus, sondern einfach weg. Weg, weil es nicht so schwierig war wie alles andere. Weggehen war einfach. Wenn man blieb, gab es früher oder später Probleme mit denen, die da gewesen waren, bevor man selbst angekommen war. Am Anfang ertrugen Menschen einander, später sprangen sie sich gegenseitig an die Kehle. Deshalb würde sie so früh wie möglich wieder abreisen, damit sie diese Enge in der Brust nicht aushalten musste.

Eileen gab sich einen Ruck und stieg aus dem Mietwagen. Das gemauerte Haus duckte sich unter dem tiefen Dach. Büsche und bunt durcheinandergewürfelte Blumen rahmten den Klinkerweg bis zur Tür ein, obwohl der Herbst seinen kühlen Wind über die schottischen Hügel schickte. Wie lange war sie nicht mehr hier gewesen? Zehn, zwölf Jahre? Es sah aus wie damals, nur dass die Bäume ein kleines Stück grösser wirkten, obwohl das raue Klima dies zu verhindern versuchte.

Schweren Herzens öffnete sie das weiss gestrichene, kniehohe Gartentor und hielt auf das Haus zu, mit dem sie so viele Kindheitserinnerungen verband: Lachen, Freiheit und ganz viel Wind. Sie liebte ihn, doch nun wünschte sie sich ihn weit weg, genau wie das Haus und das, was die Leere darin bedeutete. Als sie die Haustür aufschloss, liess sie ihre Gefühle draussen, verbannte sie in die Kälte. Zwei Wochen, das würde sie aushalten. Nur zwei Wochen. Danach konnte sie fliehen.

Abgestandene Luft schlug ihr entgegen. Kein Wunder, nachdem seit Wochen niemand mehr gelüftet hatte. Soweit sie erfahren hatte, kam Sams Haushälterin nur sporadisch hierher, um das Nötigste zu erledigen. Auf dem kleinen Tisch neben der Garderobe lagen zwei Stapel Briefe, Werbeprospekte und Informationsbroschüren.

Ohne sich um die Post zu kümmern, schlüpfte Eileen aus den Schuhen und liess den Blick durch das Erdgeschoss schweifen. In der düsteren Werkstatt, in der ihr Patenonkel die meisten Reparaturen selbst erledigt hatte, herrschte absolute Ordnung. Sie hätte mit einem Massband überprüfen können, dass er seine Werkzeuge in perfektem Abstand zueinander aufbewahrte. Und wehe, die Inbusschlüssel lagen nicht der Grösse nach geordnet nebeneinander! Das hatte ihn zur Weissglut getrieben.

Ein schwaches Lächeln huschte über Eileens Wangen, und sie öffnete die Tür zu ihrer Rechten. Der Technikraum mit Heizung, Waschmaschine und Stromkasten erinnerte sie an ihre Ferien, wenn ein Gewitter über sie hinweggefegt war. Manchmal hatten sich Sicherungen willkürlich ausgeschaltet. Sam hatte finsteren Wesen die Schuld gegeben, den Fae, wie er sie genannt hatte. Eileen hatte nur gelacht und ihm erklärt, dass solche Dinge bei einem Sturm nun einmal passierten.

Um die Erinnerungen nicht zu detailliert vor sich zu sehen, biss sie sich auf die Unterlippe, bis es schmerzte, und zog die Tür ins Schloss. Sobald sie das Haus und die Brennerei verkauft hatte, war sie frei, dorthin zu reisen, wohin auch immer ihre Gedanken sie führten. Nur ein paar Tage.

Sie nahm die Treppe in den oberen Stock, der sich in düsterem Dämmerlicht präsentierte. Durch die zugezogenen Vorhänge drang ein wenig Licht, der Wohnbereich wirkte finster und verlassen. Was er ja auch war. Seit fast zwei Monaten war nur der gröbste Staub entfernt und die Post hereingebracht worden. Zwei Monate war es schon her, seit Sam verstorben war.

Den Gedanken verdrängend, liess Eileen den schweren Koffer stehen und riss die Fenster im Wohnzimmer, in der Küche, den beiden Schlafzimmern und im grosszügigen Bad auf. Der kühle Wind beruhigte nicht nur ihren Kopf, sondern auch die Trauer in ihr. Sie hatte Sam gemocht, und das nicht nur, weil er ihr Patenonkel gewesen war, sondern auch wegen seines Humors. Dennoch ... Was sie im Moment mit ihm in Verbindung brachte, war die Ruhe, die er stets ausgestrahlt hatte.

Jedes Möbelstück rief neue Bilder in ihr wach. In der Küche entdeckte sie den kleinen Topf, in dem er Wasser für seinen geliebten Tee gekocht hatte. Er hatte alle Teesorten geliebt: schwarz, grün, fruchtig, würzig, exotisch. Für jeden Geschmack hatte er ein schwärmerisches Lob gefunden.

Abermals schlich sich ein trauriges Lächeln auf ihre Lippen, als sie den Tee mit Brombeer- und Rosmaringeschmack im Regal fand. Kurz entschlossen füllte sie ein Tee-Ei mit der Mischung und den Topf mit Wasser, um es auf der Platte zu erhitzen. Onkel Sam hatte ihr immer Tee gemacht, selbst wenn sie getobt und geschrien hatte. Das war aber nicht oft vorgekommen. Manchmal hatte er ihr sogar morgens um fünf, wenn sie nicht mehr hatte schlafen können, eine dampfende Tasse auf den Tisch gestellt.

Eileen brachte den Koffer ins kleinere Schlafzimmer und setzte sich mit dem Tee in den wildromantischen, heimeligen Garten. In der Ecke beim Erker zog der Wind nicht so stark, sodass eine Decke um ihre Schultern reichte, um die Kälte abzuhalten. In wenigen Wochen würde das Land in kräftigen Rot- und Gelbtönen erstrahlen, wenn die Herbstsonne nach einem Regenschauer hinter dunkelgrauen Wolken hervorblickte.

Noch immer fiel es Eileen schwer, von ihrem Haus zu denken. Sam hatte es ihr vererbt, ebenso die Brennerei zwei Strassen weiter. Hier bedeuteten zwei Strassen eine zehnminütige Fahrt mit dem Rad.

Eileen nippte an ihrem Tee, schlang die Finger um die warme Tasse und schloss die Augen. In einem trägen Takt pumpte ihr Herz Blut durch den Körper. Es weinte noch immer, selbst wenn ihre Augen längst trocken waren. Sam war nicht mehr der Jüngste gewesen, und besonders in den letzten Jahren hatten ihn gesundheitliche Probleme geplagt. Das Herz hatte nicht mehr mitgespielt, Diabetes war hinzugekommen, und irgendwann war er eingeschlafen. Jedenfalls war es das, was man ihr erzählt hatte und was sie hoffte.

Seinen Besitz zu verkaufen fiel ihr unheimlich schwer. Mit keinem einzigen Wort hatte er angedeutet, dass er ihr diese Bürde auferlegen würde. Sie hatte nicht damit gerechnet, vor allem nicht, weil sie ihn schon so lange nicht mehr besucht hatte. Das Haus kannte sie noch, den weitläufigen Garten mit den verwunschenen Ecken und den gepflegten Rosen, den wilden Blumen und hohen Bäumen. Wie hatte sie es geliebt, barfuss durch das regennasse Gras zu springen!

Eileen schlug die Augen auf. Heute Morgen hatte es auf dem Weg hierher geregnet. Ohne zu überlegen, schlüpfte sie aus Schuhen und Socken, grub ihre Zehen in den Rasen. Prickelnd kühl wanderte ein Schauder von ihren Füssen bis zum Rücken, wo er explodierte und in alle Richtungen zerstob. Eileens Lächeln verbreiterte sich, als sie durch das Gras spazierte, die Zehen kalt und doch so voller Leben, wie sie sich seit Monaten nicht mehr gefühlt hatte.

Miss Brodie erschien hinter dem Apfelbaum, der als Einziger keine Früchte trug. Ihren vom Wind umspielten, hellblauen Filzhut hielt sie mit der einen Hand fest, während sie Eileens Mietwagen neugierig musterte.

Um die Dame nicht zu erschrecken, unterdrückte Eileen ein Lachen. Stattdessen hielt sie auf den weissen Zaun zu. »Guten Tag, Miss Brodie.«

Miss Brodie musste uralt sein. Schon als Eileen noch ein Kind gewesen war, hatte sie ihren Gehstock täglich ausgeführt. Manchmal hatte sie Apple Pie mitgebracht, wenn Onkel Sam ihr einen Korb voller Äpfel vor die Tür gestellt hatte. Wie schon damals trug sie ihre weissen Haare zu einer Dauerwelle frisiert.

Die betagte Dame blieb stehen und wandte Eileen den Blick zu. Ihre Augenbrauen wanderten näher zusammen, und sie streckte den Hals, um die junge Frau um einen Apfelbaum herum besser sehen zu können. Schliesslich schüttelte sie den Kopf. »Was haben Sie bei Sam zu suchen? Möge seine Seele in Frieden ruhen.« Sie schlug ein Kreuz in die Luft.

Leise lachte Eileen. »Erkennen Sie mich nicht? Ich bin es, Eileen. Als Kind war ich ab und zu hier im Urlaub. Manchmal haben Sie uns leckeren Apple Pie vorbeigebracht.«

Die grauen Zellen der alten Frau schufteten, bis sich ein erfreutes Lächeln in ihrem Gesicht ausbreitete. »Was für eine Freude, Eileen! Wie gross du geworden bist. Oder soll ich nun Miss Riach sagen?« Mit einem warmen Blick musterte Miss Brodie sie von oben bis unten und wieder zurück. »Gut, dass du da bist. Es freut mich, dass Sams Erbe nicht dem Zahn der Zeit zum Opfer fällt. Wir beide können uns zum Tee treffen«, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu.

»Solange Sie Apple Pie vorbeibringen, dürfen Sie mich gerne besuchen kommen.« Mit einem breiten Lächeln zwinkerte Eileen der alten Dame zu, was dieser einen noch wärmeren Blick entlockte. »Ich heisse Keller, nicht Riach. Meine Mutter ist ja Sams Schwester und hat geheiratet. Aber bitte bleiben Sie bei Eileen.« Mit dem erfreuten Hüpfen ihres Herzens, das ihre Brust erfüllte, weil Miss Brodie sich noch an sie erinnerte, hatte sie nicht gerechnet. Wenigstens etwas, das sich seit ihrem letzten Besuch nicht...

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