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Lass mich dir von einem Mann erzählen, den ich kannte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
335 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am15.05.20231. Auflage
»Einer der schönsten Romane des Jahres« Elke Heidenreich

Saint-Rémy-de-Provence, 1889: Jeanne Trabuc ist fünfundfünfzig, die Kinder sind längst aus dem Haus, sie kommt wenig unter Leute. Ihr Mann Charles leitet die örtliche Heilanstalt, und von der einstigen Verliebtheit der beiden ist nichts mehr zu spüren. Eines Tages kommt ein neuer Patient in die Heilanstalt, ein Maler, über den gesagt wird, er schere sich nicht um Konventionen, und dessen neue Art zu malen unerhört sein soll. Jeanne begegnet ihm - es ist Vincent Van Gogh - beim Malen im Olivenhain, und die Gespräche mit ihm wecken in ihr Erinnerungen an ihre Jugend und an ihre ersten Ehejahre. Sie spürt wieder, wie frei sie sich als junge Frau gefühlt hat, und wie wunderbar die ersten Jahre mit Charles waren, als sie einander noch aufmerksam und voller Liebe zugewandt waren - und setzt alles daran, die einstige Verbundenheit wiederaufleben zu lassen.

Kann es in einer langen Ehe einen Neuanfang geben? Susan Fletcher erzählt einfühlsam und bewegend von einer Frau, die aus ihrem Dasein als Haus- und Ehefrau ausbrechen und sich selbst und ihrem Mann neu begegnen will.


Susan Fletcher wurde 1979 in Birmingham geboren und lebt in Stratford-upon-Avon. Sie hat mehrere Romane geschrieben, gleich für ihren ersten, Eve Green, erhielt sie den Whitbread First Novel Award.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR23,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

Klappentext»Einer der schönsten Romane des Jahres« Elke Heidenreich

Saint-Rémy-de-Provence, 1889: Jeanne Trabuc ist fünfundfünfzig, die Kinder sind längst aus dem Haus, sie kommt wenig unter Leute. Ihr Mann Charles leitet die örtliche Heilanstalt, und von der einstigen Verliebtheit der beiden ist nichts mehr zu spüren. Eines Tages kommt ein neuer Patient in die Heilanstalt, ein Maler, über den gesagt wird, er schere sich nicht um Konventionen, und dessen neue Art zu malen unerhört sein soll. Jeanne begegnet ihm - es ist Vincent Van Gogh - beim Malen im Olivenhain, und die Gespräche mit ihm wecken in ihr Erinnerungen an ihre Jugend und an ihre ersten Ehejahre. Sie spürt wieder, wie frei sie sich als junge Frau gefühlt hat, und wie wunderbar die ersten Jahre mit Charles waren, als sie einander noch aufmerksam und voller Liebe zugewandt waren - und setzt alles daran, die einstige Verbundenheit wiederaufleben zu lassen.

Kann es in einer langen Ehe einen Neuanfang geben? Susan Fletcher erzählt einfühlsam und bewegend von einer Frau, die aus ihrem Dasein als Haus- und Ehefrau ausbrechen und sich selbst und ihrem Mann neu begegnen will.


Susan Fletcher wurde 1979 in Birmingham geboren und lebt in Stratford-upon-Avon. Sie hat mehrere Romane geschrieben, gleich für ihren ersten, Eve Green, erhielt sie den Whitbread First Novel Award.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458776338
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.05.2023
Auflage1. Auflage
Seiten335 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9932942
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1


Den ganzen Morgen wäscht sie ihre Kleider im Hof unter der Linde, den Zinkzuber neben sich. Sie kauert auf einem Schemel. Sie breitet die nassen Sachen aus, seift sie ein und schrubbt den Stoff auf dem hölzernen Waschbrett. Spült. Schrubbt. Spült. Wringt das Wasser heraus.

Danach hängt sie die Wäsche auf - an einer Leine, die zwischen der Linde und der Steinmauer gespannt ist. Sie macht es mit Sorgfalt, lässt eine Handbreit zwischen den einzelnen Kleidungsstücken frei. Dann hebt Jeanne die Leine mit einem gegabelten Ast an, so dass der Wind die Kleider erfasst und über der flachgetretenen Erde, ihrem eigenen Schatten, dem Schemel und dem Metallzuber flattern lässt.

Sie hält inne. Blickt über die Felder.

Der Wind fährt in den Saum ihrer Schürze und ihres Rocks.

Kurz würde Jeanne gern die Augen schließen - um den Wind zu spüren, mit geöffnetem Mund, als wolle sie ihn trinken. Der Mistral schmeckt kühl, wie sie weiß. Doch dies ist nicht der Mistral. Es ist ein warmer südlicher Wind - und Jeanne geht wieder zum Zuber, packt ihn an beiden Griffen, hebt ihn hoch und stützt ihn auf ihrer Hüfte ab, und so eilt sie schwankend zur Westseite ihres Hauses und der Grenzmauer, wo außer Löwenzahn und Moos kaum etwas wächst. Sie spannt kurz den Körper an; dann plötzlich ein schepperndes Geräusch, der Zuber kippt zur Seite, das graue Wasser verteilt sich auf dem Boden und läuft an der Mauer entlang. Jeanne steht da und sieht zu. Als sie jung war, malte sie sich bei jedem umgestürzten Eimer den Weg aus, den das Wasser nehmen würde, sein zweites Leben. Wo war es jetzt? Was mochte es tun? Jeanne sann darüber nach - über die Wurzeln, die dunkle und dunkel duftende Welt unter ihren Füßen, wo Würmer und fleißige samtige Maulwürfe vielleicht die Woge spürten und ihr Graben unterbrachen, von Tunneln, die dieses Wasser in Bäche leiteten oder sogar bis in die Rhône oder sonst wohin. Ins Meer? Würde es auf ferne Länder stoßen? Auf Prinzen und Königreiche? Oder würde er - Jeannes geleerter Eimer - neue Bäume und Blumen sprießen lassen? Rosen um meinetwillen.

Daran denkt sie jetzt, während das Wasser versickert. Rosen, die, in ihr Haar gesteckt, eine nach Rosen duftende Spur hinterlassen würden. Sie wachsen im Juni und Juli an der Grenzmauer. Sie hat die Blüten mit den Händen umschlossen und eingeatmet.

Der Zuber ist leer, und Jeanne lehnt ihn zum Trocknen an die Mauer. Geht zurück in den Hof und ins Haus.

In dieser Gegend achtet man auf den Mistral. Meist ist er ein Herbstwind - doch im vergangenen Jahr kam er früh, blies schon, als die Kastanien noch reiften. Er zersplitterte Glas. Er schlug jede unverschlossene Tür hin und her, so dass die Stadt in ihren Angeln krachte und das Vieh an Südmauern Schutz suchte. Mistrau im hiesigen Dialekt. Wind des Wechsels, des leichten Schlafs. Im November waren die Hügel mit Schnee überzuckert, und auf den Feldern lag Schneematsch. Nachmittags konnte Jeanne das bläuliche Schimmern des Mont Gaussier sehen, wenn sie, den Schal ans Kinn gepresst, durch den Olivenhain zurückging.

»Der Frühling wird kommen«, versicherte Charles ihr. Im März schossen neben dem Tor grüne Triebe aus der Erde; April war der Monat tropfnasser Wege und schwächerer, jüngerer Blöklaute in der umherstreifenden Ziegenherde. Erst jetzt, im Mai, hat die Sonne genügend Wärme, so dass Jeanne Kleider trocknen und ohne ihr wollenes Tuch umherlaufen kann, also geht sie von Zimmer zu Zimmer, öffnet die Fenster, die so lange geschlossen waren, und stößt sie weit auf, damit diese neue, warme Luft den Weg in die Ecken und Winkel ihres Hauses findet.

Jeder Fenstergriff knarzt von ihrem Gewicht, wie ein Siegel.

Jeder Ausblick ist ihr vertraut. Vom Wohnzimmer kann Jeanne den Weg und dahinter die Olivenbäume sehen. Auch die Küche ist zum Weg ausgerichtet - doch das kleinere zweite Fenster geht auf den Hof mit seinen trocknenden Kleidern, der Linde, dem Waschhaus und einer Henne. Sie öffnet dieses Fenster; die Henne blickt auf.

Sie steigt die Treppe zum Schlafzimmer hoch - der gemeinsame Raum mit den beiden Einzelbetten liegt über dem Wohnzimmer. Jetzt ist sie weiter oben; sie kann mehr sehen. Mehr Olivenbäume in ihren Reihen. Da ist der Dachvorsprung von Peyrons Haus neben den Mauern der Nervenheilanstalt. Wenn Jeanne sich aus diesem Fenster lehnt und nach rechts schaut, kann sie den Mont Gaussier, die Deux Trous und die fünf schwankenden Zypressen sehen, und das tat sie gern, als sie jung verheiratet war - lehnte sich hinaus, die Hände auf der Fensterbank, und lächelte, spürte die Sonne auf ihrem Gesicht. Ihr bester Ausblick nach Süden. Unter ihr die Straße nach Saint-Rémy. Manchmal blickt sie von oben auf Köpfe. Auf die staubigen Rücken von Maultieren.

Ein zweites Schlafzimmer. Von hier sieht man in die Linde - grüne, gesprenkelte Mauern.

Und dann ist da ein letztes Zimmer. War es ein Schrank gewesen, bevor sie hier lebten? Oder überhaupt ein Raum? Es ist der höchste Teil des Hauses, über drei weitere Stufen zu erreichen, was bedeutet, dass es ihr hier sicher erscheint - ein kleines, abgelegenes Land. Früher war es das Kinderzimmer. Hier wiegte und stillte sie jeden der Jungen und sang ihm vor - was diesen Raum für sie eine Zeitlang zum besten Platz der Welt machte. Wie sie mit all ihren fünf Fingern nach Jeannes Finger griffen und ihr mit ihren weichen, saugenden Lauten und den runden, blanken Augen wie Fische vorkamen - für sie wirkten sie außerirdisch, wie gemacht für einen anderen Ort. Jeanne kommt jetzt nur noch selten hierher. Doch wenn sie es tut, spürt sie, wie ihr das Herz für die Jungen schwillt; jetzt schwillt es, als sie mit fünf Schritten über den Fußboden zum Fenster geht und die Läden aufklappt, so dass der Raum sich mit Licht füllt.

Sieh nur. Ihr Gemüsegarten, von dem sie mit aufgehängten Löffeln die Krähen fernzuhalten versucht. Der Graben, aus dem die Maultiere trinken. Dieselbe weiße Henne.

Und da ...

Jeanne lässt die Hand von den Augen sinken. Die Nervenheilanstalt. Saint-Paul-de-Mausole. Aus diesem Zimmer sieht sie das Gebäude sehr deutlich; es ist ein wettergegerbtes Schiff in einem Meer aus Oliven und Gras. Sein Dach ist von der Sonne gebleicht. Die blassblauen Läden vor jedem Fenster werden, wie sie weiß, mit rostigen Haken verschlossen, die die Haut aufschürfen, und sie werden jeden Abend geschlossen, im Sommer auch wegen des Schattens - doch heute stehen sie offen. Reihenweise aufgeklappt. Jedes Fenster, denkt sie, ist ein Auge. Oder jedes ist wie eine winzige Höhle, in die ihre Jungen den Finger hätten stecken können, um herauszufinden, was sich in ihrer Dunkelheit verbarg. Die blassblaue Farbe ist alt. Sie blättert ab, segelt in Fetzen hinunter in den Garten, weswegen manche Patienten glaubten, es seien Schmetterlinge oder Schmetterlingsflügel oder Schneeflocken. Sie in zitternden Händen bargen.

Dieser alte, vertraute Ort. Ein Garten voller Efeu. Seine Grenzmauern und Korridore, seine Kreuzgänge und Pinien. Der moosüberwucherte Brunnen.

Und er. Ein Patient sitzt auf einer Bank.

Er ist weit weg und halb im Schatten, aber Jeanne weiß, wer er ist. Mit seinen Händen.

Der Mistral kann ihren Zustand verschlechtern. Ihr Leben lang hat sie das gehört - dass dieser wilde Herbstwind Kummer oder Wut hervorrufen kann oder jene Ängste, die seit der Kindheit weggesperrt sind. Dass er das Animalische in einem Menschen weckt, der stets friedlich zu sein schien. Da gibt es unzählige Geschichten. In der Anstalt das Zerreißen von Fesseln; wie ein Mann sich so lange auf die Brust schlug, bis er sich verletzte. Aber Jeanne kann auch eigene Geschichten hinzufügen - wie Laure sich manchmal auf die Zehen stellte und die Luft schnupperte, wenn der Mistral blies. Oder wie einmal, als sie, Jeanne, die Kinderzimmerfenster öffnete, ein Vogel hereinflog. Schwarz und gleichzeitig leuchtend. Ein scharfes, knallendes Geräusch. Der Vogel prallte gegen die Wand und gegen ihre Arme, es entstand ein Luftzug, als er in seiner Panik mit den Flügeln schlug und Federn verlor; später bemerkte Jeanne nicht das Blut an ihren Armen. Sie dachte nur an Benoît - mein Kind. Doch er war unverletzt und ahnungslos. Schlief in seinem kühlen, mit schwarzen Federn ...
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Autor

Susan Fletcher wurde 1979 in Birmingham geboren und lebt in Stratford-upon-Avon. Sie hat mehrere Romane geschrieben, gleich für ihren ersten, Eve Green, erhielt sie den Whitbread First Novel Award.
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