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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Eccoerschienen am23.05.20231. Auflage
»Eine rauschhafte Hymne auf Schwarze Frauen.« The New York Times Book Review

Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann kehrt Miriam mit ihren Kindern zurück nach Memphis in das Elternhaus, das ihr Vater in den Vierzigerjahren selbst gebaut hat. Beim letzten Besuch war ihre Tochter Joan noch ein kleines Kind, sie erinnert sich weder an die Geschäftigkeit der Beale Street an einem lauen Sommerabend noch an den Geruch der Blumen vor der Veranda. Doch als sich nun die Tür zum Haus öffnet, stürzen tief verdrängte Ereignisse auf Joan ein - dunkle, abgründige Erinnerungen an ihren Cousin Derek.
Das alte Haus hält zahlreiche Geschichten bereit, von denen niemand mehr spricht - und auch Memphis hat sich seit der Zeit von Joans Großeltern verändert: lebhafte Straßen, die einst Heimat von Bluesmusik waren, gelten nun als gefährlich.


Tara M. Stringfellow erzählt in einem vielstimmigen Porträt von drei Generationen einer Schwarzen Familie im legendären Memphis und von einer jungen Frau, die das Vermächtnis ihrer Familie ändern kann.


Tara M. Stringfellow ist ehemalige Anwältin, Master-Absolventin der Northwestern University und Halbfinalistin für das Fulbright-Stipendium. Sie schrieb unter anderem für Collective Unrest, Minerva Rising und das WomensArts Quarterly Journal. Nach Stationen in Okinawa, Ghana, Chicago, Kuba, Spanien, Italien und Washington D.C. zog sie zurück nach Memphis, wo sie nun jeden Abend mit ihrem Hund Huckleberry auf ihrer Veranda sitzt, Platten hört und mit Nachbarn plaudert.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

Klappentext»Eine rauschhafte Hymne auf Schwarze Frauen.« The New York Times Book Review

Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann kehrt Miriam mit ihren Kindern zurück nach Memphis in das Elternhaus, das ihr Vater in den Vierzigerjahren selbst gebaut hat. Beim letzten Besuch war ihre Tochter Joan noch ein kleines Kind, sie erinnert sich weder an die Geschäftigkeit der Beale Street an einem lauen Sommerabend noch an den Geruch der Blumen vor der Veranda. Doch als sich nun die Tür zum Haus öffnet, stürzen tief verdrängte Ereignisse auf Joan ein - dunkle, abgründige Erinnerungen an ihren Cousin Derek.
Das alte Haus hält zahlreiche Geschichten bereit, von denen niemand mehr spricht - und auch Memphis hat sich seit der Zeit von Joans Großeltern verändert: lebhafte Straßen, die einst Heimat von Bluesmusik waren, gelten nun als gefährlich.


Tara M. Stringfellow erzählt in einem vielstimmigen Porträt von drei Generationen einer Schwarzen Familie im legendären Memphis und von einer jungen Frau, die das Vermächtnis ihrer Familie ändern kann.


Tara M. Stringfellow ist ehemalige Anwältin, Master-Absolventin der Northwestern University und Halbfinalistin für das Fulbright-Stipendium. Sie schrieb unter anderem für Collective Unrest, Minerva Rising und das WomensArts Quarterly Journal. Nach Stationen in Okinawa, Ghana, Chicago, Kuba, Spanien, Italien und Washington D.C. zog sie zurück nach Memphis, wo sie nun jeden Abend mit ihrem Hund Huckleberry auf ihrer Veranda sitzt, Platten hört und mit Nachbarn plaudert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783753000848
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum23.05.2023
Auflage1. Auflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9953573
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

JOAN

1995

Das Haus schien zu leben. Mama hielt mich fest an der Hand, während wir drei das Anwesen betrachteten. Unsere bleierne Müdigkeit passte nicht zu dem vor uns liegenden belebten Glanz.

»Papa Myron hat jeden Stein für das Fundament des Hauses selbst ausgesucht und gelegt«, flüsterte Mama mir und Mya zu. »Mit der Geduld und Fürsorge eines zutiefst verliebten Mannes.«

Das niedrige Gebäude erinnerte an eine im Schatten von Pflaumenbäumen dösende Katze. Es war ganz und gar nicht so wie die dreistöckigen viktorianischen Festungen, die wir kurz zuvor verlassen hatten. Dieses Haus wirkte groß und klein zugleich. Viele verschiedene Ebenen erstreckten sich in alle Richtungen hin zu einem wilden Irrgarten des Südens. Eine lange Einfahrt, in der Mitte durch ein klappbares hölzernes Scheunentor unterbrochen, zog sich durch den Hof. Doch was das Haus atmen ließ, seine Lunge, bestand aus der vorderen Veranda, zu der breite mit tiefgrünem Efeu, Heckenkirschen und Prunkwinden berankte Steintreppen führten. Auf diesem Vorbau hatte mein Großvater eine hölzerne Pergola errichtet. Die Sonnenstrahlen, die durch die Weinreben und Holzplanken drangen, verwandelten die Veranda in ein naturwüchsiges Treibhaus. Die Heckenkirschen zogen Kolibris an, so groß wie Baseballs; indigoblau, smaragdgrün und burgunderrot flatterten sie über dem Vordach. Ich konnte Katzen sehen - vielleicht ein ganzes Dutzend, wie ich schnell zählte, obwohl die Zahl unmöglich schien. Einige schliefen in daunenweichen Knäueln, andere saßen auf dem grünen Vordach und schlugen mit den Pfoten nach den Vögeln. Handgroße Bienen summten umher, bestäubten die Prunkwinden und gaben dem Hof den Anschein, als wäre die grüne Fläche selbst lebendig, summend und in Bewegung. Die Schmetterlinge verstärkten meine Faszination. Klein und violett tanzten sie um das Vordach. Sie waren zum Leben erweckte afrikanische Veilchen, der Schlussakkord einer Symphonie des Südens, die auf einem Viertel Morgen Land aufgeführt wurde.

»Jetzt nicht, Joan«, seufzte Mama.

Ich hielt mein kleines Skizzenbuch in der Hand und fummelte schon in den vielen Taschen meines Levi-Overalls nach Kohlestiften. Der größere Zeichenblock, die leeren teetassengroßen Leinwandrollen, meine Pinsel, Tinten und Ölfarben lagen noch gut verpackt im Auto. Doch mein kleines Malbuch hatte ich immer bei mir, wohin ich auch ging.

Ich wollte das Leben auf der vorderen Veranda einfangen, es in meinem Notizbuch und in meiner Erinnerung bewahren. Eine schnell gezeichnete Landschaft. Es hätte nur wenige Minuten gedauert, aber Mama hatte recht. Wir waren alle hundemüde. Selbst Wolf, die die meiste Zeit der Reise geschlafen hatte. Aus Myas Gesicht war das übliche Funkeln verschwunden. Nachdem ich, mich geschlagen gebend, das Skizzenbuch wieder in meine Gesäßtasche gesteckt hatte, nahm ich ihre Hand, die sich heiß und schlaff anfühlte.

Mya, Mama und ich gingen Hand in Hand die breiten steinernen Eingangsstufen hinauf. Meine Erinnerungen an frühere Aufenthalte hier waren vage. Ich war erst drei Jahre alt gewesen, und das schien ein ganzes Leben zurückzuliegen. Doch nun erinnerte ich mich daran, wie ich auf der Veranda gesessen und Milch in die Schälchen der Katzen gegossen hatte. Mamas zwecklose Ermahnung, nichts zu verschütten, fiel mir wieder ein. Auch ihr Lachen, das wie ein Muschelglockenspiel aus dem Haus zu mir drang, während ich mit den Katzen spielte, hallte jetzt nach vielen Jahren in meinen Gedanken wider. Und ich erinnerte mich an diese Tür. Sie war eine mächtige Bestie. Ein vergoldeter Löwenkopf mit einem goldenen Reif im Maul war auf dem maisgelb gestrichenen Holz angebracht. Ich musste ein Bild davon malen, selbst wenn es Monate oder Jahre dauern sollte, bis ich die perfekten Farben gefunden hätte. Es war ebenso großartig wie erschreckend. Als wir an diese Tür klopften, wusste ich, wenn sie sich öffnete, würden wir eine ganze Schar von Geistern herauslassen.

Mama hob die Hand, ergriff den Ring des Löwen und klopfte drei Mal.

Ein kittfarbenes Kätzchen bewegte sich im Zickzackkurs zwischen Myas Beinen hin und her.

Mya ließ meine Hand los, um sein Fell zu streicheln und sanft mit ihm zu schmusen.

Wir hatten Wolf im Auto gelassen. Mama erklärte uns, dass wir sie durch den Hinterhof hereinlassen sollten, damit sie nicht in Versuchung geriet, die vor dem Haus umherstreifende Tierwelt anzugreifen. Sie saß auf dem Beifahrersitz neben dem heruntergelassenen Fenster. Herausspringen würde sie nicht. Dazu war sie zu groß. Mehr Mammut als Hund. Und obwohl sie gegenüber allen Hunden friedlicher als eine Kirchenmaus war, misstraute sie Menschen, die nicht zur Familie gehörten. Wenn sie ihre Lefzen hochzog und die Zähne bleckte, genügte das, um die meisten erwachsenen Männer auf die andere Straßenseite rennen zu lassen. Als Mya noch ein Kleinkind gewesen war, hatte sie Wolf »Pferd« genannt. Damals trug Wolf sie auf dem Rücken, während Mya sie an den Ohren zog, als ob es Zügel wären. Wolf nahm das ebenso gelassen hin wie Myas pummelige Beinchen, die sich in ihrem dicken Fell vergruben. Bald schon wartete Wolf auf diese Ponyritte. Sie stupste Mya an, leckte ihr über das ganze Gesicht und die geschlossenen Augen und zwickte sie dann sanft in ihre Stupsnase, um uns zu zeigen, dass sie bereit war, sich reiten zu lassen.

Jetzt streckte Wolf ihren dicken grau behaarten Kopf aus dem Kastenwagen und knurrte leise. Sie hatte noch vor uns bemerkt, dass die Eingangstür aufging. Gerade als Mama die Hand hob, um nochmals zu klopfen, öffnete sich die gelbe Tür, und Auntie August erschien. Sie hatte die Haare auf große rosafarbene Lockenwickler gerollt, solche, wie ich sie auf alten Pin-up-Girl-Abbildungen gesehen hatte. Und sie trug einen langen cremefarbenen Seidenkimono. Auf seiner Vorderseite waren in den Farben des Sonnenuntergangs Kraniche aufgestickt, die sich aus einem grünen Pool schwangen. Sie schien den Kimono in Eile übergeworfen zu haben: Der Stoff, der kaum die vollen Brüste und Hüften bedeckte, die sich aus seinen Falten befreien wollten, wurde von einer rotbraunen Männerkrawatte aufs Geratewohl zusammengehalten. Meine Tante stand da und blinzelte in das helle Morgenlicht. Ihr Gesichtsausdruck mit einer Mischung aus Resignation und Erschöpfung ließ sie genau wie Mama aussehen.

»Was für einen Krieg habt ihr denn verloren?«, fragte Auntie August.

Sie sah aus wie die größere, majestätische Version von Mama. Auntie August war fast eins achtzig groß. Ich hatte Anansi-Geschichten gelesen und wusste daher, dass die uralten Dörfer oft Frauen in die Schlacht geschickt hatten, die groß wie Bäume und grimmiger als Gott waren. Wenn Mama die schöne Helena war, dann war August Asafo. Sie schien sich unendlich auszudehnen und so hoch wie die Tür selbst zu sein. Um ihre kräftigen, breiten Hüften in Stein zu meißeln, hätten griechische Bildhauer Monate gebraucht. Ihre Haut war auffallend dunkler, selbst als meine, und ich spürte einen Anflug von Stolz. Ich hatte schon immer Frauen mit dunklerer Hauttönung um ihre Farbe beneidet. Ihre Schönheit war von einem Geheimnis umwoben, sirenengleich, das mich hypnotisierte. In den Magazinen, die wir abonniert hatten, Jet, Ebony oder Essence, konnte man diese Frauen fast niemals sehen, es sei denn, sie waren selbst berühmt - wie die Mutter in Der Prinz von Bel Air, Whoopi Goldberg, Jackie Joyner, Oprah. Die meisten Schwarzen Frauen, die in der Gesellschaft als schön galten, sahen aus wie Mama. Schwarze Barbies. Hell. Eher gewelltes als lockiges Haar. Schlank. Als Auntie August also diese Tür öffnete, sah ich, dass ihre Haut so dunkel war, dass sie alle Farben in ihrer Umgebung reflektierte - das Gelb der Morgensonne, das Gelb der Tür, die Pfirsichfarbe der Kattun-Katze, die zwischen Myas kurzen Beinen hin und her huschte. Da wusste ich, dass die Tante, an die ich mich kaum erinnern konnte, an und für sich ein kleines köstliches Wunder war.

»Hast du irgendetwas zu essen im Kühlschrank?«, fragte Mama.

August öffnete die Tür weiter und betrachtete die Szene, die sich ihr bot. »Ist der Papst katholisch?«

Mama zuckte mit den Schultern.

Über das Summen und Schwirren der Bienen und Kolibris hinweg konnte ich Wolf wieder knurren hören.

»Meine Güte«, sagte August dann flüsternd. »Ist es so schlimm geworden?«

»Ich nehme mein altes Zimmer, wenn ich es haben kann«, sagte Mama.

Auntie August fummelte nach etwas in den tiefen Falten ihres seidenen Kimonos und verzog kurzzeitig leicht verärgert das Gesicht. So als hätte sie einen Juckreiz, den sie nicht ganz loswerden konnte. Aus der Tasche ihrer Robe zog sie dann eine Schachtel Kools in der unverwechselbaren grün-weißen Verpackung, und die Erleichterung war ihr ins Gesicht geschrieben. Diese Zigarettenpackung. Ich spürte einen stechenden Schmerz in den Rippen, so als wäre eine entfernt worden. Daddy hatte Kools geraucht. Er hatte die grün-weiße Packung immer ganz andächtig aus der Tasche gezogen und damit ein paarmal gegen sein Knie geklopft, bevor er eine Zigarette herausnahm, sie ansteckte und fragte, ob Mya und ich noch eine Spukgeschichte hören wollten.

Mit flinken Bewegungen nahm Auntie August eine Zigarette aus der Schachtel und in die andere Hand ein Feuerzeug. Mit der Zigarette zeigte sie erst auf Mya und dann auf mich. »Und die Mädchen?« Ihr Blick schien länger auf mir als auf Mya zu haften.

»Zusammen. Im Quilting-Zimmer«, sagte Mama mit einer Schärfe in der Stimme, die fast defensiv klang, aber in der etwas mitschwang, das ich nicht einordnen...
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Tara M. Stringfellow ist ehemalige Anwältin, Master-Absolventin der Northwestern University und Halbfinalistin für das Fulbright-Stipendium. Sie schrieb unter anderem für Collective Unrest, Minerva Rising und das WomensArts Quarterly Journal. Nach Stationen in Okinawa, Ghana, Chicago, Kuba, Spanien, Italien und Washington D.C. zog sie zurück nach Memphis, wo sie nun jeden Abend mit ihrem Hund Huckleberry auf ihrer Veranda sitzt, Platten hört und mit Nachbarn plaudert.