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Projekt 22

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am25.07.20231. Auflage
Wie fühlt es sich an, ein Experiment zu sein?

Alice hofft auf ein normales Leben: Liebe, Freunde, Arbeit. Doch ihre Eltern wollen sie für immer in die Anstalt stecken. Eine berüchtigte Psychiatrie, versteckt unter der Zentrale eines Pharmakonzerns. In letzter Sekunde flieht Alice aus der elterlichen Villa im bayerischen Grünwald, trampt Richtung Norden und taucht in Hamburg unter. Aber die Hetzjagd auf sie hat längst begonnen. Angeführt von Viktor, dem brutalen Söldner, der für die Anstalt die Drecksarbeit erledigt. Denn Alice ist mehr als eine normale junge Frau ...




Ein atemloser Thriller über die Grenzen der Wissenschaft und die Frage der eigenen Identität


Alexa Linell wurde 1978 in Hamburg geboren. Ob die vielen Actionfilme, das Jurastudium oder die Arbeit in der Rechtsmedizin ihre Leidenschaft für Krimis und Thriller geweckt haben oder ob es umgekehrt war, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Eines ist jedoch erwiesen: Die Autorin ist sowohl dem Lesen als auch dem Schreiben spannender Geschichten hoffnungslos verfallen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextWie fühlt es sich an, ein Experiment zu sein?

Alice hofft auf ein normales Leben: Liebe, Freunde, Arbeit. Doch ihre Eltern wollen sie für immer in die Anstalt stecken. Eine berüchtigte Psychiatrie, versteckt unter der Zentrale eines Pharmakonzerns. In letzter Sekunde flieht Alice aus der elterlichen Villa im bayerischen Grünwald, trampt Richtung Norden und taucht in Hamburg unter. Aber die Hetzjagd auf sie hat längst begonnen. Angeführt von Viktor, dem brutalen Söldner, der für die Anstalt die Drecksarbeit erledigt. Denn Alice ist mehr als eine normale junge Frau ...




Ein atemloser Thriller über die Grenzen der Wissenschaft und die Frage der eigenen Identität


Alexa Linell wurde 1978 in Hamburg geboren. Ob die vielen Actionfilme, das Jurastudium oder die Arbeit in der Rechtsmedizin ihre Leidenschaft für Krimis und Thriller geweckt haben oder ob es umgekehrt war, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Eines ist jedoch erwiesen: Die Autorin ist sowohl dem Lesen als auch dem Schreiben spannender Geschichten hoffnungslos verfallen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783749905409
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum25.07.2023
Auflage1. Auflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1391 Kbytes
Artikel-Nr.9953613
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Acht Tage zuvor

Flügel müsste man haben. Und einen Panzer. Alice legte ihren Zeigefinger an die kühle Scheibe und schnitt dem Marienkäfer den Weg ab. Er stoppte. Hier nützen dir deine Flügel nichts. Sie schaute an Finger und Käfer vorbei aus dem Fenster des Autos.

Sie waren da. Vor dem großen Tor.

»Haben Sie einen Termin?«, fragte der Wachmann.

Vater bejahte und nannte Arzt und Uhrzeit.

»Ihren Ausweis, bitte.«

»Guter Mann, wir kommen seit zwanzig Jahren regelmäßig hierher«, beschwerte sich ihr Vater. »Zu oft für meinen Geschmack. Sie kennen uns. Von Hauensteins.«

Der Wachmann zeigte sich unbeeindruckt. »Ich habe meine Anweisungen.«

»Herrgott!« Vater zog sein Portemonnaie aus dem Jackett und reichte seinen Ausweis hinüber.

»Denk an die Demonstrationen, die es hier schon gegeben hat, Schatz«, sagte Mutter. »Die strengen Auflagen dienen unserem Schutz. Und dem Schutz der Patienten.« Sie hörte sich an wie die Sprecherin eines Werbeclips für GP-Tech, das diese Klinik hier in München als Außenstelle betrieb.

Sie durften passieren.

Alice bekam eine Gänsehaut. Jetzt geht es mir wie dir. Sie beobachtete den Marienkäfer, der immer noch einen Weg ins Freie suchte.

Vater lenkte den satt schnurrenden SUV auf die von Bäumen gesäumte Zufahrt, an deren Ende der schneeweiße Flügelbau mit den Sprossenfenstern inmitten eines blühenden Parks lag.

Sie hielten im Schatten eines Baumes, und ihre Eltern stiegen aus.

Alice hielt dem Marienkäfer den Finger hin, bis er draufkrabbelte.

Mutter klopfte gegen die Scheibe und winkte ungeduldig.

Alice konzentrierte sich auf den Marienkäfer und balancierte ihn auf dem Zeigefinger aus dem Auto. Er krabbelte bis zur Fingerspitze, fühlte die leichte Spätsommerbrise, die durch die Blätter ringsum strich, öffnete seinen gepunkteten Panzer und flog davon.

Viel Glück. Sie sah ihm nach. Wenigstens einer von uns ist frei.

»Alice!«, befahl Vater.

Sie ließ die Schultern hängen und trottete hinter ihren Eltern her zum Haupteingang der Klinik.

»Ach, der Rotschopf ist da«, murmelte die Oberschwester, als sie an Alice vorbeiging. Dann begrüßte sie lächelnd Vater und Mutter, trat hinter den Tresen und griff zum Telefonhörer. »Die von Hauensteins sind da.«

Alice strich sich die Haare hinter die Ohren und schaute zu Boden.

Ein großer, in weiß gekleideter Pfleger kam, um sie abzuholen.

»Der Termin mit Gerrard Knox findet morgen wie geplant um elf Uhr statt«, sagte die Oberschwester zu ihren Eltern.

Vater nickte gönnerhaft. Mutter lächelte unsicher und folgte Alice noch ein Stück in Richtung Fahrstuhl.

»Was für ein Termin?« Alice war nun auf der Hut. Fast immer musste sie nach solchen Besprechungen länger hierbleiben oder sogar in den Hauptsitz nach Buchholz, von Eingeweihten nur »die Anstalt« genannt. Sie war zu einem Routinetermin hier. Worüber wollten ihre Eltern mit Herrn Knox sprechen? Es war Jahre her, dass sie dem Arzt aus Versehen einen Finger gebrochen und dafür wochenlang in der Anstalt gebüßt hatte. Auch geritzt hatte sie sich lange nicht mehr. Alles nur, um nicht nach Buchholz zu den anderen zu müssen. Um Viktor nicht wieder zu begegnen.

»Es geht darum, wie deine Behandlung in Zukunft aussehen wird, Alice. Du bist längst volljährig. Wir können nicht ewig auf dich aufpassen. Bis morgen, Kind.«

Mutter lächelte zerstreut, scheuchte sie mit einer Hand in Richtung Fahrstuhl, ohne sie zu berühren, und eilte dann zurück zu Vater.

Er nickte Alice zum Abschied zu, die sich für das wappnete, was sie erwartete.

Neben dem Fahrstuhl hing ein Bild der Anstalt. Ein in der Sonne glitzernder Glaskasten und darunter stand in silberner Schrift: Institute for Genetic and Pharmacological Technology. Die zwei großen Tore und den doppelten Zaun mit dem NATO-Draht hatten sie nicht mit aufs Bild genommen.

Sie fuhr unter Bewachung des Pflegers nach unten und stieg in einem nach Desinfektionsmitteln riechenden, hell erleuchteten Gang aus.

Mutter sagte immer, ohne diese Klinik gäbe es sie nicht. Aber die Art, wie sie das sagte, hatte sich über die Jahre verändert. Früher hatte es sich froh und hoffnungsvoll angehört. In letzter Zeit klang sie eher resigniert und traurig. Besser wäre es gewesen, sie hätte sich eine Fortpflanzungsklinik gesucht, die nicht gleichzeitig eine psychiatrische Abteilung unterhielt, selbst wenn das zur Betreuung der oft verzweifelten Paare mit Kinderwunsch sinnvoll war.

Wie in Buchholz lag die Psychiatrie auch hier in München im Untergeschoss. Vielleicht hatte sich einer der bösen Geister nachts durch die Wände nach oben in Mutters luxuriöses Zimmer und in die unschuldige, werdende Seele ihrer Tochter geschlichen.

Der Mann neben ihr sagte nichts. Er begleitete sie durch die mit PVC ausgelegten Gänge und passte auf, dass sie nicht stehen blieb, mit niemandem sprach und nirgendwo unerlaubt abbog. Auf dem ganzen Weg spürte sie die Kameralinsen auf sich gerichtet, als wären es die kleinen, blanken Augen unzähliger Krähen. Der Mann führte sie in ein Behandlungszimmer und schloss die Tür von außen ab.

Sie setzte sich auf die Liege und sah zu dem kleinen, hoch angebrachten Fenster, das mit einer Folie verklebt war. Immerhin gab es ein Fenster.

Ob es dem Marienkäfer wohl gut ging? Hoffentlich hatte er einen schönen und sicheren Platz gefunden.

Der Raum war eng, aber hell erleuchtet. Sie versuchte, das Summen der Kamera links oben zu ignorieren, atmete konzentriert.

Was genau ihre Eltern morgen wohl mit Herrn Knox besprechen wollten? Sie hatte vor zwei Monaten ihr Abitur mit sehr guten Noten bestanden und wollte studieren. Psychologie vielleicht, oder Germanistik. Vater meinte, das könne sie mit ihrer Krankheit nicht, aber er irrte sich. Alle irrten sich. So krank war sie gar nicht. Sie wollte etwas lernen und ein eigenes Leben beginnen. Außerdem wären ihre Eltern bestimmt froh, sie aus dem Haus zu haben. Diese Fahrten zur Klinik waren ihnen längst lästig geworden, und sie mussten ständig auf Alice Rücksicht nehmen.

Die Zeit verging, und die Luft in dem kleinen Zimmer wurde stickig.

Was, wenn die Frau mit den dicken, fleischigen Lippen und den quietschenden Turnschuhen aus der Anstalt hierher versetzt worden war? Wenn sie jetzt in dieses Zimmer käme und sie anbrüllen würde? Sie war grob, laut und hatte Spaß daran, ihre Patientinnen am Bett zu fixieren. Wollte Alice ihre Tabletten nicht nehmen, fesselte dieses Miststück sie auch mal mit Kabelbindern an einen Stuhl, griff ihr in die Haare und riss ihren Kopf zurück, bis sie den Mund aufmachte.

Das Türschloss klickte, und Alice schreckte hoch.

Der Pfleger von vorhin kam herein, setzte sich auf einen Hocker, nahm ihren zerstochenen Arm, suchte kurz nach einer geeigneten Stelle und nahm ihr Blut ab. Er tat einfach seine Arbeit, deswegen pikste es nur einmal kurz. In der verfluchten Anstalt dagegen nutzten manche der Pfleger jede Gelegenheit, um den Patienten wehzutun.

Er stellte die immer gleichen Fragen und notierte ihre Antworten. Sie musste sich bis auf die Unterwäsche ausziehen, was ihr extrem peinlich war. Er schoss Fotos von allen Seiten.

Dann folgte das Wiegen. Zu dünn.

Nachdem sie sich wieder angezogen hatte, brachte er sie zum MRT. Als könnte diese lärmende Röhre die lockeren Schrauben in ihrem Kopf finden.

Wieder wartete sie in einem kleinen, engen Raum darauf, abgeholt zu werden. Hier gab es nur schummriges Licht und wahrscheinlich keine Kamera. Ihr gegenüber standen mehrere abgeschlossene Schränke, und ganz links stapelten sich Kisten. Ihr Blick blieb an ihnen hängen. Die Dunkelheit in den Zwischenräumen der Kartons bewegte sich, langsam, wie zähflüssige Lava, und kroch auf sie zu. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Als sie die Augen wieder öffnete, waren die Schatten an ihren Platz zurückgekehrt.

Diesmal musste der andere Arm dran glauben. Für das Kontrastmittel.

Warum machten sie das mehrmals im Jahr? Was sollte sich verändert haben? Und wie lange sollte der ganze Mist noch dauern? Diese tollen, neuen Pillen hatten sie nicht geheilt. Warum also noch testen? Sie verstand den Sinn des Ganzen nicht, aber sie hatte aufgehört nachzufragen. Vor Jahren war sie dafür immer wieder wochenlang in der Anstalt in Buchholz gelandet. Manchmal tagelang in dem Erziehungszimmer ohne Fenster, schallisoliert, nur mit einem Klo, einem Waschbecken und einer Matratze. Das Licht wurde von außen gesteuert. Morgens weckte es grell und zur Nacht wurde es nur einmal kurz abgedimmt, bevor es fast ausging. Fast, weil die Kameras etwas Licht brauchten.

Sie lag ganz still in dem ohrenbetäubend lauten Gerät und träumte sich mit Limo und Sandwiches auf eine rot karierte Picknickdecke neben ihre beste Freundin. Weil sie keine Freundin hatte, stellte sie sich die mit den Sommersprossen aus ihren Pferdebüchern vor. Neben ihnen grasten ihre treuen Ponys.

Nach der Prozedur durfte sie nicht ins Wartezimmer, weil dort eine Leidensgenossin saß, die sie hier schon öfter gesehen hatte. Im Gegensatz zu den meisten anderen durften sie bei ihren Eltern leben und wurden nicht in der Anstalt verwahrt.

Zu gerne hätte sie sich mit der jungen Frau unterhalten. Freundschaft mit ihr geschlossen. Aber das war nicht erlaubt. Taten sie es doch und wurden...
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Autor

Alexa Linell wurde 1978 in Hamburg geboren. Ob die vielen Actionfilme, das Jurastudium oder die Arbeit in der Rechtsmedizin ihre Leidenschaft für Krimis und Thriller geweckt haben, oder ob es umgekehrt war, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Eines ist jedoch erwiesen: Die Autorin ist sowohl dem Lesen, als auch dem Schreiben spannender Geschichten hoffnungslos verfallen.
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Linell, Alexa