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Kretische Nacht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am29.03.20231. Auflage
War es ein tragischer Unfall oder ein geplanter Mord? - Der fünfte Fall für Kommissar Michalis Charisteas  Es ist Juli auf Kreta, und die Zeit der langen, warmen Nächte hat begonnen. Früh am Morgen wird Michalis Charisteas zu einem Tatort im äußersten Nordwesten Kretas, zur Lagune von Balos, gerufen. An der Spitze der unbewohnten Halbinsel Gramvousa liegt diese traumhaft schöne Lagune, die mit ihrem flachen, türkisfarbenen Wasser und dem langgezogenen feinen Sandstrand bei Touristen sehr beliebt ist. An diesem malerischen Ort ist in der Nacht eine Motorjacht gegen die Felsen gerast. Drei Menschen sind tot. Der Leiter des Polizeireviers von Kissamos geht von einem tragischen Unfall aus, vermutlich unter Alkoholeinfluss. Doch der Sohn des Bootsbesitzers, dessen Verlobte auch ums Leben kam, glaubt an einen gezielten Mordanschlag. Michalis und sein Kollege Koronaios geraten bei ihren Ermittlungen in ein Geflecht der Rache und ohnmächtiger Verzweiflung, und zum ersten Mal ist Michalis gezwungen, seine Dienstwaffe einzusetzen.

Nikos Milonás alias Frank D. Müller hat sich bereits im Alter von 17 Jahren bei seiner ersten Kreta-Reise in die Mittelmeerinsel verliebt. Aus einem kühlen norddeutschen Sommer kommend, war er überwältigt, als er vom Schiff aus die Küste sehen konnte und der intensive Duft von wildem Thymian übers Meer zu ihm herüberwehte. Seither verbringt er so viel Zeit wie möglich auf Kreta und hat Land und Leute fest ins Herz geschlossen. In seinem deutschen Leben wohnt der gebürtige Hamburger in München, arbeitet als Regieassistent und Dokumentarfilmer und ist (Co-)Autor diverser TV-Sendungen (u.a. »München 7«).
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Produkt

KlappentextWar es ein tragischer Unfall oder ein geplanter Mord? - Der fünfte Fall für Kommissar Michalis Charisteas  Es ist Juli auf Kreta, und die Zeit der langen, warmen Nächte hat begonnen. Früh am Morgen wird Michalis Charisteas zu einem Tatort im äußersten Nordwesten Kretas, zur Lagune von Balos, gerufen. An der Spitze der unbewohnten Halbinsel Gramvousa liegt diese traumhaft schöne Lagune, die mit ihrem flachen, türkisfarbenen Wasser und dem langgezogenen feinen Sandstrand bei Touristen sehr beliebt ist. An diesem malerischen Ort ist in der Nacht eine Motorjacht gegen die Felsen gerast. Drei Menschen sind tot. Der Leiter des Polizeireviers von Kissamos geht von einem tragischen Unfall aus, vermutlich unter Alkoholeinfluss. Doch der Sohn des Bootsbesitzers, dessen Verlobte auch ums Leben kam, glaubt an einen gezielten Mordanschlag. Michalis und sein Kollege Koronaios geraten bei ihren Ermittlungen in ein Geflecht der Rache und ohnmächtiger Verzweiflung, und zum ersten Mal ist Michalis gezwungen, seine Dienstwaffe einzusetzen.

Nikos Milonás alias Frank D. Müller hat sich bereits im Alter von 17 Jahren bei seiner ersten Kreta-Reise in die Mittelmeerinsel verliebt. Aus einem kühlen norddeutschen Sommer kommend, war er überwältigt, als er vom Schiff aus die Küste sehen konnte und der intensive Duft von wildem Thymian übers Meer zu ihm herüberwehte. Seither verbringt er so viel Zeit wie möglich auf Kreta und hat Land und Leute fest ins Herz geschlossen. In seinem deutschen Leben wohnt der gebürtige Hamburger in München, arbeitet als Regieassistent und Dokumentarfilmer und ist (Co-)Autor diverser TV-Sendungen (u.a. »München 7«).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104915630
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum29.03.2023
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse3008 Kbytes
Artikel-Nr.9988022
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

»Du versprichst mir, dass niemand davon erfährt?«, vergewisserte sich Michalis.

»Selbstverständlich. Das hab ich dir doch schon versprochen.«

Michalis nahm die Ringe aus der kleinen Schatulle, streifte sich einen über den Ringfinger und betrachtete ihn. Er hatte mit dem Juwelier einen Termin außerhalb der Öffnungszeiten ausgemacht, damit keiner mitbekam, dass er Ringe kaufte.

Aus der kleinen Werkstatt hinter dem Verkaufstresen waren Geräusche zu hören.

»Da ist doch jemand«, sagte Michalis.

»Nur meine Schwester. Aber die kann ein Geheimnis für sich behalten«, antwortete der Juwelier.

Die Schwester des Juweliers. Wenn diese Frau auch nur einen Hauch von Ähnlichkeit mit seiner eigenen Schwester hatte, dann würde sich noch heute Abend in Chania verbreiten, dass der Kriminalkommissar Michalis Charisteas heimlich Verlobungsringe kaufte, während seine zukünftige Ehefrau für ein paar Tage beruflich in London war.

Michalis betrachtete die Ringe ein letztes Mal, bevor er sie in die Schatulle zurücklegte. Er hatte Ringe ausgewählt, die grob gebürstet, kantig und ohne Stein waren. Irritiert hatte der Juwelier angemerkt, dass es sich um Herrenringe handelte, und er war regelrecht entsetzt, als er begriff, dass Michalis genau das wollte - und zwar den gleichen Ring für sich und Hannah. Er war sicher, das würde Hannah gefallen, denn die Rollenverteilung zwischen ihnen würde nicht wie in einer traditionellen kretischen Ehe sein. Hannah würde nur Ja sagen, wenn sie nach der Hochzeit die gleichen Möglichkeiten wie vorher hatte und mehr als lediglich Mutter und Hausfrau sein konnte.

 

Michalis machte einen Abstecher in die Wohnung in der Odos Georgiou Pezanou, versteckte die Schatulle mit den Ringen in einem seiner Winterstiefel und ging ins Athena, die Taverne seiner Familie. Seit Tagen fiel ihm dieser Weg immer schwerer, da ihn dort fragende Gesichter und skeptische Bemerkungen erwarteten: Wann ist Hannah endlich wieder auf Kreta? Warum ist sie ständig unterwegs? Hast du heute schon mit ihr gesprochen?

 

Heute wurde Michalis jedoch fast euphorisch empfangen, obwohl das Athena am venezianischen Hafen von Chania voller Gäste war. Sein Bruder Sotiris, seine Schwester Elena und auch sein Vater Takis nahmen unentwegt Bestellungen auf und servierten Getränke und Gerichte.

»Ich komm sofort!«, rief Takis, und als seine Mutter Loukia sogar die Küche verließ, um ihren jüngsten Sohn Michalis zu begrüßen, befürchtete er: Die Schwester des Juweliers hatte nicht geschwiegen.

»Wie war dein Tag? Willst du jetzt oder später essen?«, fragte seine Mutter und strahlte ihn an.

Michalis nahm an dem Tisch Platz, an dem normalerweise Takis saß. Jetzt im Juli war die Promenade voller Menschen und im Athena jeder Tisch besetzt.

»Setz dich schon mal, wir beide spielen eine Runde Tavli. Nicola kommt gleich und hilft, dann werd ich nicht mehr gebraucht.«

Auch das verstärkte Michalis´ Eindruck, seine Familie könnte von den Verlobungsringen wissen. Nicola, die Frau seines Bruders Sotiris, kam nur dann zur Unterstützung, wenn jemand ausfiel. Und heute sollte Takis wohl Zeit haben, um im Auftrag der Familie etwas über die Hochzeit mit Hannah zu erfahren.

Takis war ein herausragender Tavli-Spieler und Michalis kein ebenbürtiger Gegner. Auch deshalb war er sicher, dass sein Vater nur mit ihm spielte, um ihn dabei aushorchen zu können. Vielleicht war er auch von den Frauen der Familie dazu gedrängt worden, denn Takis spielte schlechter als sonst, da er sich eher auf das Thema Hannah und die Zukunftsplanung konzentrierte als auf die Spielsteine. Er erwähnte einen Bekannten, dessen Sohn zur Hochzeit außerhalb von Chania ein Haus geschenkt bekommen hatte.

»Ist euch eure Wohnung nicht langsam zu klein? Ihr habt doch nur das Wohnzimmer mit Küche sowie das Schlafzimmer. Viel ist das nicht«, sagte Takis.

»Die Wohnung ist völlig ausreichend«, entgegnete Michalis.

»Ja, jetzt noch. Aber vielleicht braucht ihr ja mal mehr Platz. Und da schadet es nicht, sich rechtzeitig umzusehen.«

»Wenn wir irgendwann mehr Platz brauchen sollten, werden wir eine Lösung finden«, erwiderte Michalis.

Während Takis noch darüber nachdachte, wie er das Thema Hochzeit diskret ansprechen könnte, wurde ihm plötzlich klar, dass es auf dem Spielbrett schlecht für ihn stand. Michalis hatte die Unkonzentriertheit seines Vaters genutzt und war kurz davor, auch seine letzten Steine vom Spielfeld zu würfeln und die erste der drei Runden im Tavli, die Portes, zu gewinnen. Takis ärgerte sich, konnte aber seine Niederlage in dieser Runde nicht mehr verhindern. Michalis lächelte, denn so leicht hatte es ihm sein Vater nicht mehr gemacht, seit er Kind gewesen war. Und er war sicher, dass Takis ihn heute nicht wie früher absichtlich gewinnen ließ, was sich in der nächsten Runde, dem Plakoto, bestätigte. Takis war hochkonzentriert, stellte keinerlei Fragen mehr Richtung Hochzeit und ließ Michalis keine Chance. Doch als er gerade alle Steine in sein Zielfeld gewürfelt hatte und mit dem Aussteigen beginnen wollte, klingelte Michalis´ Smartphone. Hannahs Gesicht erschien auf dem Display, und er ging sofort ran.

»Hey!«

»Wo bist du gerade? Ich hätte jetzt eine Stunde Zeit. Danach muss ich mit dem Kollegen aus Athen und dem Londoner Assistenten essen gehen. Hab zwar wenig Lust, aber da muss ich durch. Wie sieht es bei dir aus?«, fragte Hannah.

Michalis blickte seinen Vater an.

»Ich muss leider nach Hause. Hannah kann nur jetzt.«

»Aber wir sind mitten im Spiel, und du hast auch noch nichts gegessen.«

»Wir spielen ein anderes Mal weiter. Hannah? Ich klingel in zehn Minuten bei dir durch, okay?«

»Gern. Super!«

Michalis legte auf. »Tut mir leid. Aber das ist im Moment die einzige Chance, Hannah zu sehen und mit ihr zu reden«, sagte er, stand auf und ging los. Er hatte den letzten Tisch des Athena noch nicht ganz erreicht, da kamen seine Mutter Loukia und seine Schwester Elena bereits auf Takis zu. Der zuckte mit den Schulter, sah in die vorwurfsvollen Gesichter der beiden und konnte nicht bestätigen, was sie so gern wissen wollten.

 

»Hey!«

»Hey!«

Sie begrüßten sich noch immer wie ganz am Anfang, und noch immer strahlten sie, wenn sie sich nach fast einem Tag wiedersahen. Auch wenn es nur am Computerbildschirm war und Michalis sich nicht daran gewöhnen konnte, alle paar Tage neue Hotelzimmer kennenzulernen, in denen Hannah wohnte.

»Wie war dein Tag?«, fragte Hannah.

»Es ist gerade ruhig. Zum Glück. Und bei dir?«

»Manchmal ist es schwer, zu durchschauen, ob die Kollegen hier in London an der Ausstellung wirklich interessiert sind oder ob sie ihre griechischen Kollegen für Schlitzohren halten, die die britischen Exponate nicht wieder rausrücken.« Hannah stöhnte. »Wenn es in dem Tempo weitergeht, bekommen wir die Ausstellung in diesem Jahrzehnt nicht mehr organisiert.« Sie grinste. »Du siehst: Es ist wie all die letzten Tage. Morgen verhandeln wir weiter, und übermorgen fliegen wir endlich zurück nach Heraklion. Dann habe ich noch einige Termine, aber abends bin ich wieder in Chania.«

Michalis hörte, dass jemand bei Hannah klopfte. Sie stand auf, und Michalis konnte sehen, wie sie an der Tür mit einem jungen Mann sprach und dann zurück zum Computer kam.

»Es tut mir leid, wir müssen aufbrechen. Bevor wir gleich mit den Briten essen, haben wir noch eine Video-Konferenz mit unserem Boss in Athen.« Hannah schüttelte den Kopf. »Es ist eine verrückte Phase. In den nächsten Tagen könnte sich entscheiden, ob die ganze Arbeit womöglich umsonst war.«

Dieses Projekt war längst eine Herzensangelegenheit für Hannah. Die archäologischen Sammlungen von Athen, Rom, Madrid, London und Berlin wollten mit herausragenden Exponaten ihres Bestands eine Wanderausstellung zusammenstellen, die über mehrere Jahre weltweit zu sehen sein würde. Ursprünglich hatte Hannah für die Griechen vor allem mit der deutschen Seite verhandeln sollen, doch inzwischen war sie in alle Besprechungen eingebunden. Und sie hatte schnell festgestellt, dass Berlin von allen Beteiligten der komplizierteste Partner war.

Michalis und Hannah warfen sich am Monitor Küsse zu, lächelten wehmütig und beendeten wie immer bei ihren Videotelefonaten gleichzeitig die Sitzung. Michalis starrte noch einen Moment auf den leeren Monitor, dann riss er sich los und ging auf den Balkon. Die Hitze des Sommers war jetzt am Abend gewichen, und die Dämmerung hatte eingesetzt. In einer Stunde würde es dunkel sein.

 

»Michalis!«

Michalis hörte die Stimme seines Bruders und beugte sich über die Balkonbrüstung. Unten auf der Gasse stand Sotiris mit einer Tasche, in der eindeutig etwas zu essen war.

»Ich mach dir auf!«, rief Michalis, und kurz danach betrat Sotiris die Wohnung.

»Ich hab mir gedacht, dass du nicht mehr kommst. Nicola hat etwas eingepackt, als unsere Mutter nicht in der Küche war.«

Für einen Moment befürchtete Michalis, Sotiris hätte sich dazu drängen lassen, ihn wegen der möglichen Hochzeit auszuhorchen. Doch dieser Verdacht war unbegründet.

»Ich kann mir vorstellen, dass es für dich nicht einfach ist, wenn Hannah unterwegs ist. Aber ständig ausgefragt werden macht es ja nicht besser. Ich hab unseren Eltern und Elena gesagt, sie sollen dir nicht auf die Nerven gehen«, erklärte Sotiris.

Der Satz Wenn du über etwas reden willst, kannst du es mir gern...
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Nikos Milonás alias Frank D. Müller hat sich bereits im Alter von 17 Jahren bei seiner ersten Kreta-Reise in die Mittelmeerinsel verliebt. Aus einem kühlen norddeutschen Sommer kommend, war er überwältigt, als er vom Schiff aus die Küste sehen konnte und der intensive Duft von wildem Thymian übers Meer zu ihm herüberwehte. Seither verbringt er so viel Zeit wie möglich auf Kreta und hat Land und Leute fest ins Herz geschlossen. In seinem deutschen Leben wohnt der gebürtige Hamburger in München, arbeitet als Regieassistent und Dokumentarfilmer und ist (Co-)Autor diverser TV-Sendungen (u.a. »München 7«).