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Ein Zimmer für sich allein

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am27.09.20231. Auflage
»Ein eigenes Zimmer« entstand aus zwei Vorträgen, die Virginia Woolf 1928 am Girton College in Cambridge hielt, und wurde zu einem ikonischen Essay feministischen Denkens, der bis heute nicht an Gültigkeit verloren hat. Von der Frage, warum eine Frau Geld und ein eigenes Zimmer haben muss, wenn sie schreiben will, über Autorinnen wie Jane Austen und die Brontë-Schwestern bis hin zur tragischen Geschichte von Shakespeares (fiktiver) Schwester Judith, ist und bleibt Virginia Woolfs vielleicht bekanntester Essay ein leidenschaftliches Plädoyer für weibliche Kunst, Kreativität und Unabhängigkeit in einer von Männern dominierten Welt. »Virginia Woolfs berühmter Essay ?Ein Zimmer für sich allein? zählt zu den Meilensteinen feministischer Literatur.«  Tobias Schwartz, Die Welt

Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 als Tochter des Biographen und Literaten Sir Leslie Stephen in London geboren. Zusammen mit ihrem Mann, dem Kritiker Leonard Woolf, gründete sie 1917 den Verlag The Hogarth Press. Ihre Romane stellen sie als Schriftstellerin neben James Joyce und Marcel Proust. Zugleich war sie eine der lebendigsten Essayistinnen ihrer Zeit und hinterließ ein umfangreiches Tagebuch- und Briefwerk. Virginia Woolf nahm sich am 28. März 1941 in dem Fluß Ouse bei Lewes (Sussex) das Leben.
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Produkt

Klappentext»Ein eigenes Zimmer« entstand aus zwei Vorträgen, die Virginia Woolf 1928 am Girton College in Cambridge hielt, und wurde zu einem ikonischen Essay feministischen Denkens, der bis heute nicht an Gültigkeit verloren hat. Von der Frage, warum eine Frau Geld und ein eigenes Zimmer haben muss, wenn sie schreiben will, über Autorinnen wie Jane Austen und die Brontë-Schwestern bis hin zur tragischen Geschichte von Shakespeares (fiktiver) Schwester Judith, ist und bleibt Virginia Woolfs vielleicht bekanntester Essay ein leidenschaftliches Plädoyer für weibliche Kunst, Kreativität und Unabhängigkeit in einer von Männern dominierten Welt. »Virginia Woolfs berühmter Essay ?Ein Zimmer für sich allein? zählt zu den Meilensteinen feministischer Literatur.«  Tobias Schwartz, Die Welt

Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 als Tochter des Biographen und Literaten Sir Leslie Stephen in London geboren. Zusammen mit ihrem Mann, dem Kritiker Leonard Woolf, gründete sie 1917 den Verlag The Hogarth Press. Ihre Romane stellen sie als Schriftstellerin neben James Joyce und Marcel Proust. Zugleich war sie eine der lebendigsten Essayistinnen ihrer Zeit und hinterließ ein umfangreiches Tagebuch- und Briefwerk. Virginia Woolf nahm sich am 28. März 1941 in dem Fluß Ouse bei Lewes (Sussex) das Leben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104917788
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum27.09.2023
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse5223 Kbytes
Artikel-Nr.9988045
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2. Kapitel

Die Szene, wenn ich Sie bitten darf, mir zu folgen, hatte sich jetzt geändert. Das Laub fiel immer noch, aber jetzt in London, nicht in Oxbridge; und ich muss Sie bitten, sich ein Zimmer vorzustellen, wie es viele Tausende gibt, dazu ein Fenster mit Blick über die Hüte von Passanten und über Lieferwagen und Automobile hinweg zu anderen Fenstern, und auf dem Tisch in dem Zimmer ein leeres Blatt Papier, auf dem in großen Buchstaben FRAUEN UND LITERATUR geschrieben stand, sonst nichts. Die unvermeidliche Folge eines Lunchs und Dinners in Oxbridge schien leider ein Besuch im Britischen Museum zu sein. Man musste herausfiltern, was in all diesen Eindrücken persönlich und zufällig war, und so zur reinen Flüssigkeit gelangen, dem schieren Öl der Wahrheit. Denn jener Besuch in Oxbridge mit seinen beiden Mahlzeiten hatte einen Schwarm von Fragen aufgescheucht. Warum tranken Männer Wein und Frauen Wasser? Warum war ein Geschlecht so wohlhabend und das andere so arm? Welche Wirkung hat Armut auf die Literatur? Welche Bedingungen sind für die Erschaffung von Kunstwerken unerlässlich - sofort drängten sich tausend Fragen auf. Aber man brauchte Antworten, keine Fragen; und eine Antwort war nur zu erlangen, indem man bei den Gelehrten und den Vorurteilsfreien nachschlug, die sich über den Zank der Zunge und das Chaos des Körpers erhoben und das Ergebnis ihrer Überlegungen und Untersuchungen in Büchern veröffentlicht haben, die im Britischen Museum zu finden sind. Wenn die Wahrheit nicht in den Regalen des Britischen Museums zu finden ist, wo, fragte ich mich, ein Notizbuch und einen Bleistift einsteckend, ist sie dann?

Derart ausgerüstet, derart zuversichtlich und wissbegierig, machte ich mich auf die Suche nach der Wahrheit. Der Tag, obwohl nicht gerade nass, war trübe, und die Straßen in der Umgebung des Museums waren voll offener Kohlenschächte, in die Säcke sich prasselnd entleerten; vierrädrige Droschken hielten an und luden auf dem Bürgersteig verschnürte Kisten ab, vermutlich mit der gesamten Garderobe einer schweizerischen oder italienischen Familie, die auf der Suche nach Glück oder einer Zuflucht oder einem anderen begehrenswerten Gut war, das in den Pensionen von Bloomsbury im Winter zu finden ist. Die üblichen heiseren Männer machten auf den Straßen mit Pflanzen auf Karren die Runde. Einige brüllten; andere sangen. London war wie eine Werkshalle. London war wie eine Maschine. Wir alle wurden hin- und hergeschnellt, um auf diesem schlichten Untergrund ein Muster zu bilden. Das Britische Museum war eine weitere Abteilung der Fabrik. Die Schwingtür schwang auf; und man stand unter der ungeheuren Kuppel, als wäre man ein Gedanke in dem riesigen kahlen Schädel, der so glanzvoll von einem Band berühmter Namen umfangen wird.[1] Man ging an die Theke; man nahm sich einen Zettel; man schlug einen Band des Katalogs auf und ... die fünf Punkte hier stehen für fünf geschlagene Minuten Erstaunen, Verblüffung und Fassungslosigkeit. Haben Sie eine Vorstellung, wie viele Bücher über Frauen im Laufe eines einzigen Jahres geschrieben werden? Haben Sie eine Vorstellung, wie viele von Männern geschrieben sind? Ist Ihnen bewusst, dass Sie vielleicht das am häufigsten abgehandelte Tier des Universums sind? Mit einem Notizbuch und einem Bleistift war ich hergekommen, um einen Vormittag lang zu lesen, in der Annahme, am Ende des Vormittags sollte ich die Wahrheit in mein Notizbuch übertragen haben. Aber ich müsste schon eine Herde von Elefanten sein, dachte ich, oder ein Wald voll Spinnen, mich verzweifelt an die Tiere haltend, die als die langlebigsten und die vieläugigsten gelten, um es mit all dem aufzunehmen. Ich bräuchte Klauen aus Stahl und Schnabel aus Bronze, um auch nur die Schale zu durchdringen. Wie soll ich je die Körnchen Wahrheit finden, die in all diesen Papiermassen vergraben sind?, fragte ich mich, und verzweifelt begann ich, den Blick auf der langen Liste der Titel hinauf- und hinunterwandern zu lassen. Sogar die Titel der Bücher gaben meinen Gedanken Nahrung. Das Geschlecht und seine Natur mochte wohl Ärzte und Biologen anziehen; aber überraschend und schwer zu erklären war die Tatsache, dass das Geschlecht - also die Frau - auch angenehme Essayisten anzieht, eloquente Romanciers, junge Männer, die einen Magistergrad erworben haben; Männer, die keinen akademischen Grad erworben haben; Männer, die keine ersichtliche Befähigung aufzuweisen haben außer der, dass sie keine Frauen sind. Einige dieser Bücher waren allem Anschein nach frivol und mokant; andererseits aber waren viele ernst und prophetisch, moralisierend und ermahnend. Allein die Lektüre der Titel rief in den Sinn, wie unzählige Schulmeister, unzählige Geistliche ihre Podien und Kanzeln erklommen und mit einer Redseligkeit dozierten, die weit über die einem solchen Thema für gewöhnlich zugemessene Stunde hinausging. Es war ein höchst seltsames Phänomen; und offenbar - hier schlug ich unter dem Buchstaben M nach - ein auf das männliche Geschlecht begrenztes. Frauen schreiben keine Bücher über Männer - eine Tatsache, die ich nur mit Erleichterung begrüßen konnte, denn wenn ich erst alles lesen müsste, was Männer über Frauen geschrieben haben, und dann alles, was Frauen über Männer geschrieben haben, würde die Aloe, die alle hundert Jahre nur einmal blüht, zweimal blühen, ehe ich etwas zu Papier brächte. Also wählte ich vollkommen willkürlich ungefähr ein Dutzend Bände aus, gab meine Zettel ab, damit sie in den Drahtkorb gelegt wurden, und wartete an meinem Platz inmitten der anderen Sucher nach dem schieren Öl der Wahrheit.

Was mochte wohl der Grund für diese sonderbare Diskrepanz sein, fragte ich mich und zeichnete Wagenräder auf die vom britischen Steuerzahler für andere Zwecke zur Verfügung gestellten Zettel. Warum sind Frauen, diesem Katalog nach zu urteilen, für Männer so viel interessanter, als Männer es für Frauen sind? Eine sehr sonderbare Tatsache, so schien es, und in Gedanken malte ich mir das Leben von Männern aus, die ihre Zeit damit zubrachten, Bücher über Frauen zu schreiben; ob sie alt waren oder jung, verheiratet oder unverheiratet, rotnasig oder bucklig - jedenfalls war es so etwas wie schmeichelhaft, sich als Gegenstand solcher Aufmerksamkeit zu fühlen, vorausgesetzt, sie stammte nicht ausschließlich von den Verkrüppelten und den Gebrechlichen - so sinnierte ich, bis eine Bücherlawine, die auf das Pult vor mir niederging, all solchen unernsten Gedanken ein Ende setzte. Jetzt begannen die Schwierigkeiten. Der Student, der in Oxbridge für die Forschung ausgebildet worden ist, verfügt zweifellos über eine Methode, seine Frage an allen Irrwegen vorbeizutreiben, bis sie in ihre Antwort läuft wie ein Schaf in seinen Pferch. Der Student neben mir zum Beispiel, der emsig aus einem wissenschaftlichen Handbuch abschrieb, förderte meinem Eindruck nach etwa alle zehn Minuten reine Klümpchen des edlen Erzes zu Tage. Zumindest zeigten seine zufriedenen Grunzlaute das an. Aber wenn man leider keine Universitätsausbildung genossen hat, will die Frage sich nicht in ihren Pferch treiben lassen, sondern stiebt wie eine aufgescheuchte Herde hierhin und dorthin, holterdiepolter, verfolgt von einer ganzen Hundemeute. Professoren, Schulmeister, Soziologen, Geistliche, Romanciers, Essayisten, Journalisten, Männer ohne jede Befähigung außer der, dass sie keine Frauen waren, jagten meine eine, schlichte Frage - Warum sind Frauen arm? -, bis aus ihr fünfzig Fragen wurden; bis die fünfzig Fragen sich panisch mitten in den Fluss stürzten und fortgetragen wurden. Jede Seite meines Notizbuchs war vollgekritzelt. Um Ihnen zu zeigen, in welcher Verfassung ich war, werde ich Ihnen ein paar meiner Notizen vorlesen, wobei Sie wissen müssen, dass meine Überschrift ganz schlicht lautete: FRAUEN UND ARMUT, in Großbuchstaben; aber was dann folgte, war so etwas wie:



Lebensumstände im Mittelalter der,

Sitten und Gebräuche auf den Fidschi-Inseln der,

Angebetet als Göttinnen von,

Schwächer im moralischen Sinn als,

Idealismus der,

Größere Gewissenhaftigkeit der,

Südseeinselbewohner, Pubertätsalter der,

Erotische Reize der,

Als Opfer dargebracht für,

Kleiner Gehirnumfang der,

Tieferes Unterbewusstsein der,

Geringere Körperbehaarung der,

Geistige, sittliche und körperliche Unterlegenheit der,

Kinderliebe der,

Längere Lebensdauer der,

Schwächere Muskeln der,

Stärke des Gefühlslebens der,

Eitelkeit der,

Höhere Bildung der,

Shakespeares Ansichten über die,

Lord Birkenheads[2] Ansichten über die,

Dean Inges[3] Ansichten über die,

La Bruyères[4] Ansichten über die,

Dr. Johnsons[5] Ansichten über die,

Mr Oscar Brownings[6] Ansichten über die ...



Hier holte ich tief Luft und fügte, allerdings auf dem Rand, hinzu: Warum sagt Samuel Butler:[7] »Weise Männer sagen nie, was sie über Frauen denken«? Weise Männer reden offenbar über nichts anderes. Aber, fuhr ich fort, mich auf meinem Stuhl zurücklehnend und zur gewaltigen Kuppel aufschauend, in der ich nur ein einzelner, jedoch inzwischen recht gequälter...
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Autor

Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 als Tochter des Biographen und Literaten Sir Leslie Stephen in London geboren. Zusammen mit ihrem Mann, dem Kritiker Leonard Woolf, gründete sie 1917 den Verlag The Hogarth Press. Ihre Romane stellen sie als Schriftstellerin neben James Joyce und Marcel Proust. Zugleich war sie eine der lebendigsten Essayistinnen ihrer Zeit und hinterließ ein umfangreiches Tagebuch- und Briefwerk. Virginia Woolf nahm sich am 28. März 1941 in dem Fluß Ouse bei Lewes (Sussex) das Leben.Heidi Zerning, geboren 1940 in Berlin, studierte Anglistik, Amerikanistik, Geschichte und Philosophie und ist seit 1990 hauptberuflich als Übersetzerin tätig. Neben Alice Munros Erzählungen hat sie Werke von Virginia Woolf, Truman Capote und Steve Tesich übersetzt. Heidi Zerning verstarb im Oktober 2022 in Berlin.