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Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am01.03.20231. Auflage
Ein liebenswürdiger Delikatessenhändler wird zum Mörder wider Willen - der neue Roman von Stephan Ludwig, dem Autor der Kult-Bestseller-Reihe »Zorn«, inklusive Gastauftritt von Zorn & Schröder Norbert Heinlein, Delikatessenhändler in dritter Generation, legt größten Wert auf Qualität und Tradition. Seine Kundschaft geht ihm über alles, er bedient sie mit ausgesuchter Höflichkeit.  So auch seinen neuen Stammkunden Adam Morlok, einen charismatischen Geschäftsmann. Bis Morlok eines Tages durch ein Versehen Heinleins tot zusammenbricht. In seiner Panik lagert Heinlein Morloks Leiche kurzerhand im alten Kühlhaus im Keller zwischen.  Doch statt einen Weg aus der Sache zu finden, gerät Heinlein immer tiefer hinein. Und es wird nicht bei einer Leiche im Keller bleiben - Morlok bekommt bald Gesellschaft im Kühlhaus ...

Stephan Ludwig arbeitete als Theatertechniker, Musiker und Rundfunkproduzent. Er hat drei Töchter, einen Sohn und keine Katze. Zum Schreiben kam er durch eine zufällige Verkettung ungeplanter Umstände. Er lebt und raucht in Halle.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin liebenswürdiger Delikatessenhändler wird zum Mörder wider Willen - der neue Roman von Stephan Ludwig, dem Autor der Kult-Bestseller-Reihe »Zorn«, inklusive Gastauftritt von Zorn & Schröder Norbert Heinlein, Delikatessenhändler in dritter Generation, legt größten Wert auf Qualität und Tradition. Seine Kundschaft geht ihm über alles, er bedient sie mit ausgesuchter Höflichkeit.  So auch seinen neuen Stammkunden Adam Morlok, einen charismatischen Geschäftsmann. Bis Morlok eines Tages durch ein Versehen Heinleins tot zusammenbricht. In seiner Panik lagert Heinlein Morloks Leiche kurzerhand im alten Kühlhaus im Keller zwischen.  Doch statt einen Weg aus der Sache zu finden, gerät Heinlein immer tiefer hinein. Und es wird nicht bei einer Leiche im Keller bleiben - Morlok bekommt bald Gesellschaft im Kühlhaus ...

Stephan Ludwig arbeitete als Theatertechniker, Musiker und Rundfunkproduzent. Er hat drei Töchter, einen Sohn und keine Katze. Zum Schreiben kam er durch eine zufällige Verkettung ungeplanter Umstände. Er lebt und raucht in Halle.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104913704
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.03.2023
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7491 Kbytes
Artikel-Nr.9988083
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Fünf

»Das hier ist eine Krustenpastete.« Heinlein reichte Marvin den Porzellanteller. »Sie besteht aus drei Komponenten.«

»Drei«, wiederholte Marvin.

»Außen ist der Teigmantel, der hält alles zusammen. Das hier ...«, er wies mit der Gabel auf die Pastetenscheibe, »ist die Farce. Die besteht aus vielen zerkleinerten Zutaten und umrahmt das Herzstück in der Mitte, siehst du? Das ist Kalbsleber. Meistens benutzt man Fleisch oder Fisch, aber nicht unbedingt. Man muss kreativ sein, es gibt nahezu unendlich viele Möglichkeiten, die Zutaten zu kombinieren.«

»Unendlich«, murmelte Marvin. Seine Stirn umwölkte sich. In seiner von Zahlen geprägten Gedankenwelt hatte er Schwierigkeiten, diesen Begriff einzuordnen.

»Probier mal«, sagte Heinlein und reichte ihm die Gabel.

Marvin zerteilte die Pastetenscheibe vorsichtig und schob ein Stück in den Mund.

»Du musst langsam kauen, damit sich die Aromen entfalten.«

Es war früher Nachmittag, bisher waren die Geschäfte ruhig verlaufen. Die alte Frau Dahlmeyer hatte ihr zweites Frühstück verzehrt, Laufkundschaft hatte es kaum gegeben. Ein weiterer Stammkunde, ein kleiner, glatzköpfiger Kriminalkommissar, war nach längerer Zeit wieder einmal vorbeigekommen und hatte ein Glas Akazienblütengelee und einen Schweizer Nusskäse erstanden. Heinlein genoss die Gespräche mit dem freundlichen Polizisten, der nicht nur nur ein Gourmet, sondern ein äußerst kultivierter Feingeist war. Als er vor Jahren zwischenzeitlich den Dienst quittiert hatte, um in der Nähe des Bahnhofs einen Imbiss zu eröffnen, hatte Heinlein ihn beraten und von Zeit zu Zeit beliefert.

»Der Zimt erschließt sich erst im Nachgang, Marvin. Es ist nur eine Nuance, aber er bildet einen interessanten Kontrast zu den Trüffeln und bringt das Zusammenspiel zwischen der Minze und dem roten Pfeffer viel besser zur Geltung.«

Marvin schloss die Augen hinter den Brillengläsern, neigte den Kopf und schob die Pastete im Mund hin und her. Heinlein sah ihn fürsorglich, fast väterlich an.

»Lass dir Zeit. Gutes Essen will genossen werden.«

Ein dumpfes Krachen erklang, die Haustür neben dem Laden wurde aufgerissen. Der Hund hechelte auf den Bürgersteig, gefolgt von Niklas Rottmann, der die Leine mit beiden Händen halten musste. Anstelle der Badelatschen und Jogginghosen trug er schwere Schnürstiefel und die schwarze Uniform einer Sicherheitsfirma, bei der er als Wachmann angestellt war.

Marvin schluckte und öffnete die Augen.

»Und?«, fragte Heinlein, »was meinst du?«

Er hatte keine eigenen Kinder. Aber er hatte Marvin. Der Mann mit dem Muttermal war ein guter Beobachter, denn es stimmte, dass Heinlein den Jungen wie einen eigenen Sohn betrachtete. Ja, er war besonders, doch zum Geschäftsmann war er nicht geschaffen.

»Gut«, nickte Marvin.

»Gut?«, schmunzelte Heinlein. »Mehr nicht?«

Nun, zum Gourmet war Marvin wohl ebenfalls nicht geboren. Doch er war jung und würde seinen Platz im Leben noch finden.

»Gut«, wiederholte Marvin ernst und leckte einen Rest gehackte Kalbsleber aus dem Mundwinkel.

»Schön, dass es dir schmeckt. Das ist die Hauptsache, alles andere ...«

Der Teller landete klirrend auf dem Tresen. Marvin starrte zum Schaufenster, hinter dem sich Niklas Rottmann auf dem Bürgersteig gerade eine Zigarette anzündete, während sein Hund sich wieder an der jungen Kastanie zu schaffen machte. Heinlein atmete tief ein und folgte Marvin, der bereits mit wehenden Kittelschößen zur Ladentür eilte. Draußen hielt er den wütenden Jungen am Arm zurück, sammelte sich kurz und wandte sich an Rottmann: »Muss das denn sein?«

Rottmanns Uniform ähnelte der Montur eines amerikanischen Streifenpolizisten. So fühlte er sich offensichtlich auch, er ließ sich Zeit für eine Antwort und musterte Heinlein von Kopf bis Fuß durch eine verspiegelte Pilotenbrille, die den martialischen Eindruck wohl verstärken sollte.

»Was?«, fragte er schließlich.

»Der Hund!«

»Bertram?« Rottmanns Blick folgte Heinleins Zeigefinger. »Was soll mit dem sein?«

»Muss er denn unbedingt an den Baum urinie-«

»Gepisst hat er schon. Jetzt kackt er.«

Der Berufsverkehr setzte ein, vor der Ampel am Jugendstilhaus hatte sich bereits eine Schlange gebildet. Ein hellblauer Mercedes schälte sich aus dem Stau und hielt auf dem Parkplatz vor dem Laden.

»Diese Kastanie hat Marvin gepflanzt«, sagte Heinlein.

»Ach.« Rottmann kam näher stolziert, verschränkte die Hände auf dem Rücken und baute sich breitbeinig vor Marvin auf. »Hat er das?«

Er schien eine Menge Zeit vor dem Fernseher zu verbringen, hauptsächlich wohl mit dem Betrachten amerikanischer Cop-Serien. Marvin öffnete den Mund, brachte jedoch nur ein Krächzen heraus.

»Was?« Rottmann hielt eine Hand hinter das Ohr. »Ich verstehe dich nicht.«

»Der Baum«, half Heinlein, »ist noch jung und deshalb empfindlich. Es wäre ...«

Er wich zurück. Erde spritzte gegen seine gebügelten Hosenbeine. Der Hund wühlte mit den Vorderpfoten neben dem Stamm im Boden, um das - durchaus beachtliche - Produkt seines Verdauungstraktes zu vergraben.

»Dort drüben«, Heinlein wies über die Autoschlange zum Park, »ist eine Hundewiese. Ich würde ...«

»Bertram will hier kacken.« Rottmann stieß den Rauch durch die Nase aus.

»Vielleicht kann man das Tier überzeugen, sich hinüber in den Park zu bemühen?«

»Kann man versuchen. Auf dich«, Rottmann tippte Marvin an die Brust, »hört Bertram bestimmt.«

»D - Du ...« Marvin stieß keuchend die Luft aus. »Du b - bist ein ...«

»Ja?«, grinste Rottmann. »Was?«

»A - A ...«

»Astronaut?«

»A - A ...«

»Sag schon!«, drängte Rottmann. »Ein Apotheker?«

Hektische Flecken blühten auf Marvins Gesicht, die schmale Brust hob und senkte sich unter dem Kittel. Heinlein tätschelte beruhigend seinen Arm, doch Marvin machte sich los und trat einen Schritt auf Rottmann zu.

»Du bist ein ... A - A ...«

»Ja ja.« Rottmann nahm gelangweilt die Brille ab und musterte die verspiegelten Gläser. »So weit waren wir schon.«

»Ein ...«

Ein Hupen ertönte. Rechts von ihnen näherte sich ein bulliger Geldtransporter in der Autoschlange. Der Fahrer trug ebenfalls Uniform und winkte Rottmann aus dem Seitenfenster zu.

»Ich muss zur Schicht«, sagte dieser zu Marvin. »Du kannst ja so lange üben.«

Er zog den aufjaulenden Hund heftig heran und verschwand im Haus.

»ARSCHLOCH!«, brüllte Marvin aus vollem Hals.

»Na bitte!« Rottmanns Lachen hallte im Flur. »Geht doch.«

Die schwere Tür knallte so heftig ins Schloss, dass der Putz aus der Stuckverzierung des Portals rieselte und das Schaufenster bebte. Heinlein führte den schluchzenden Marvin zur Holzbank und bemerkte den Mann mit dem Muttermal, der an der Motorhaube seines Mercedes lehnte und offensichtlich alles mitbekommen hatte. Heinlein bat um ein wenig Geduld, und als er kurz darauf die Pastete servierte, kam Niklas Rottmann aus dem Haus, stolzierte über die Straße und stieg in den wartenden Geldtransporter.

Der mittlerweile eingespielten Routine folgend, hätte sich der Mann mit dem Muttermal bedanken und nach dem Besteck greifen müssen, doch er änderte den Ablauf, schob den Kaffeehausstuhl zurück, strich das Haar über dem Muttermal aus der Stirn, ließ die Daumen vor dem Bauch kreisen und sah Heinlein eine Weile prüfend an. Dann stellte er in seinem sonoren Tonfall eine Frage, die - obwohl einfach und naheliegend - Norbert Heinlein von selbst nie in den Sinn gekommen wäre.

»Warum«, fragte er, »lassen Sie sich das gefallen?«

*

Als Heinlein abends in die Wohnung kam, stand sein Vater in Hut und Mantel am Fenster und wartete auf ein Taxi, das ihn zur Nahrungsmittelmesse in Leipzig bringen sollte, wo er einen wichtigen Termin mit dem Vertreter des spanischen Handelsministeriums hatte.

Es dauerte eine Weile, den alten Mann zu beruhigen, doch er weigerte sich, etwas zu essen. Heinlein bedrängte ihn nicht, sondern legte ihn schlafen, ging selbst zu Bett und dachte über die Frage seines Stammgastes nach:

Warum lassen Sie sich das gefallen?

Norbert Heinlein verabscheute Gewalt. Schon als Kind war er den üblichen Rangeleien auf dem Schulhof aus dem Wege gegangen, seit damals waren ihm körperliche Auseinandersetzungen ein Gräuel. Selbst wenn er gewollt hätte, wäre er dazu kaum in der Lage gewesen, denn mit einer Körpergröße von einem Meter vierundachtzig war Heinlein zwar relativ groß, doch...
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Autor

Eigentlich sollte Stephan Ludwig Musiker werden. Als Kind lernte er Violine, als Jugendlicher Kontrabass. Er spielte in Orchestern, später in einer Punkband, arbeitete als Theatertechniker und Rundfunkproduzent. 2012 erschien der erste von bisher zwölf Thrillern um die Kommissare Zorn und Schröder.Ludwig isst nicht sehr viel - er raucht lieber - doch er kocht leidenschaftlich gern. Da ihm nur selten ein Gericht perfekt gelingt, beschloss er, über jemanden zu schreiben, der das kann. So wie der liebenswürdige Delikatessenhändler Norbert Heinlein im vorliegenden Roman.